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Christine Enghaus |
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Friedrich Hebbel |
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Die legendäre
Hilde Krahl als 'Klara' |
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Neben Richard Wagner und Giuseppe
Verdi wurden im Jahr 1813 auch drei Dramatiker des
deutschsprachigen Raums
geboren:
Grabbe, Hebbel und Büchner – sie vertraten nach der
Romantik in der deutschen Literatur, den poetischen
Realismus, den Bühnenrealismus und das politische Drama.
Christian Dietrich Grabbe (1801-1837) war noch
beeinflusst vom 'Sturm und Drang', der Realistik und der
Romantik; Otto Ludwig (1813-1865) strebte einen 'poetischen
Realismus' an und erst Friedrich Hebbel (1813-1863)
zwischen Klassik und Realismus, wurde der große
Analytiker der Wirklichkeit, der unerbittliche Problem-Dramatiker
des 19. Jahrhunderts.
Georg Büchner (1813-1837) war der politisch,
gesellschaftskritischen Dramatik zugewandt.
Am 10. März 1842 begann Hebbel mit der Arbeit an seinem Schauspiel
'Maria Magdalena', das er
am 4. Dezember des gleichen
Jahres in Paris abschloss. Unmittelaber danach verfasste
er zu
diesem Werk ein Vorwort, das mit der ’Maria
Magdalena’ im Herbst 1844 erschien.
Entstanden ist das bürgerliche Trauerspiel eigentlich in
Großbritannien - dies geht zurück bis in das Elisabethanische
Theater als 'domestic tragey', hier werden Stoffe aus dem adligen
und bürgerlichen Alltagslebens tragisch behandelt: postiver Hinweis
auf die Tugenden, die dem Kanon des frühkapitalistischen
protestantischen Bürgertums entsprechen:
Fleiß, Ehrlichkeit, Anständigkeit, Gottesfurcht, Nächstenliebe - so
wie Hebbel die Figur des 'Meister Anton' in 'Maria Magdalena' anlegt.
Hebbel meinte jedoch, im Lauf der Entwicklung sei das bürgerliche Trauerspiel in
Misskredit geraten, weil es nicht aus seinem inneren,
seiner schroffen Geschlossenheit alle Dialektik
unfähiger Individuen in einem beschränkten Kreis in
schrecklicher Gebundenheit des Lebens in der
Einseitigkeit sich Gegenüberstehender aufgebaut sei,
sondern beladen sei mit allerlei Äußerlichkeiten z.B.
aus dem Mangel an Geld bei Überfluss an Hunger, vor
allem aber aus dem Zusammenstoßen des dritten Standes
mit dem zweiten und mit dem ersten in Liebesaffairen wie 'Emilia Galotti' oder 'Kabale und Liebe' und somit "zusammen
geflickt" sei. Außerdem gehe aus diesem nur Trauriges,
aber nichts Tragisches hervor
Seine 'Maria Magdalena' aber sei aus eigenen
spezifischen Momenten der bürgerlichen Welt heraus mit
den einfachsten Mitteln geschaffen und eben
nicht aus dem Zusammenstoß der bürgerlichen Welt mit
höheren Ständen.
Beeinflusst ist das Werk vor allem aus den im 19.
Jahrhundert verbreiteten Regeln und
Auffassungen einer
patriarchalischen Welt und deren Unfähigkeit, sich in
verwickelten Lagen zu helfen mit dem Untertitel:
"Durch Dulden tun: Idee des Weibes".
Grundsätzlich war Hebbel der Auffassung, die Poesie sei
nicht wie bisher angenommen:
Spiegel des Jahrhunderts und Bewegung der Menschheit im
Allgemeinen,
sondern sie solle:
Spiegel des Tags, ja der Stunde werden.
Das Drama böte hier am allerwenigsten, da es nur
Amusement sei und die Zuschauer am nächsten Tag ohne
Rührung und Betroffenheit durch die Vorstellung des
Vorabends am nächsten tag wieder ihren normalen Arbeiten
nachgingen, kein Nachlang das Denken und fühlen derer,
die dabei waren beherrsche.
Sehr deutlich geht Hebbel mit den Virtuosen der
damaligen Zeit ins Gericht - zu denen auch Emil Devrient,
von Bruder Eduard deswegen heftig kritisiert , dagegen
von von Lüttichau als Intendanten der Dresdener Hofoper
als Kassenfüller gepriesen - zählte, die nur durch ihren
Vortrag der Werke
die größtmögliche Wirkung erzielten.
Die Parallelität zur Opera seria auch noch des
ausgehenden 18. Jahrhunderts mit dem Canon an
bühnenwirksamen Bewegungen und Gesten, mit denen die
Abläufe des Werkes befrachtet wurden, um der
Virtuosität der SängerInnenn den Rahmen zu bieten, ist
überdeutlich.
So habe nach Meinung eines Schauspielers der 'Poet' dem
'Künstler' nur ein Scenarium zu liefern, "welches dann
durch diesen extemporierend auszuführen sei.“
Diese Einstellung ähnelt sehr der heuten Auffassung von
'Spielleitern', wonach jedwedes Werk als 'Steinbruch'
für deren Inszenierungskunststückchen – auch mit dem
Begriff Regietheater kaschiert – verwendet werden soll.
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Hebbel
bemühte sich lange Zeit um eine Aufführung seiner am 4.
Dezember 1843 fertiggestellten 'Maria Magdalena' - das
Hoftheater in Berlin lehnte ab, Klara werde als
Schwangere gezeigt. Wie
sehr sich dieses 'Manko' einer
sich 'in anderen Umständen' befindlichen Frau bereits
innerhalb von
30 Jahren änderte, zeigt die Uraufführung
der Walküre 1876 in Bayreuth als Brünnhildes Text: "Den
hehrsten Helden der Welt, trägst du o Weib im
schirmenden Schoß" keinen Anstoß mehr erregte.
1846 nahm Königsberg das Stück an, ließ aber Hebbel's
Maria eine Farce unmittelbar folgen, um
das Publikum
nicht mit einem Problemstück in die Nacht zu entlassen.
Im Oktober 1846 folgte Leipzig - ohne humorigen
Appendix, das Publikum verließ das Theater in heller
Verzweiflung als der Vorhang gefallen war. - und erst
1848 nahm 'die Burg' das bürgerliche Trauerspiel auf den
Spielplan.
Christine Enghof wurde 26. Mai 1846 Hebbels Gattin. Sie
war eine der gefeiertsten
Schauspielerinnen des
Jahrhunderts.
Als 7-Jährige tanzte sie im Kinderballett des
Hoftheaters ihrer Heimatstadt Braunschweig, bereits
als
20-Jährige spielte sie die 'Jungfrau von Orleans' in
Bremen und ging mit 23 Jahren über
Hamburg mit einem
lebenslangen Vertrag und einer Gage von 5000 Gulden
jährlich an 'die Burg' nach Wien.
1848 spielte Christine Enghof-Hebbel am Burgtheater 'die
Klara'.
Von da ab wurde 'Maria Magdalena' zu Hebbels
meistgespieltem Werk.
1938 - Käthe Gold: 'Klara', Bernhard Minetti:
'Leonhard', Regie Jürgen Fehling.
1949 - Joana Maria Gorwin 'Klara' unter Fehling,
1966 - in der Regie von Fritz Kortner, der
'Tischlermeister Anton' durch Carl Raddatz
und
2007 - Manfred Zapatka als Meister Anton am Hamburger Schauspielhaus
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Theater Regensburg 19.01.2007
'Maria Magdalena'
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Die
Schwarzen |
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Inszenierung |
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Petra Wüllenweber |
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Bühne |
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Frank Lichtenberg |
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Kostüme |
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Susanne Ellinghaus |
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Licht |
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Martin Stevens |
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Dramaturgie |
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Friederike Bernau |
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Die Personen
und ihre Darsteller, der am 19.01. 2007 besuchten
Vorstellung
gemäß Besetzungszettel als Beilage zum Programmheft
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Meister Anton, ein Tischler |
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Florian Münzer |
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Seine Frau |
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Martina Mann |
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Klara, seine Tochter |
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Anna Dörnte |
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Karl, sein Sohn |
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Stefan Bräuler |
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Leonhard |
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Valentin Stroh |
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Ein Sekretär |
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Steffen Casimir Roczek |
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Wolfram, ein Kaufmann |
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Michael Heuberger |
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Adam, Gerichtsdiener |
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Hubert Schedlbauer |
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Auszüge aus der Internetseite www.theaterregensburg.de
Valentin Stroh ist seit Beginn der Spielzeit
2003/2004 am Regensburger Theater engagiert.
Wichtige Rollen in Regensburg waren u.a. in
- Hamlet
- Schweig, Bub! (Bub)
- Popcorn (Wayne)
- Peer Gynt (Peer Gynt)
- Loriots bürgerliches Welttheater
- Bungee jumping (Roland)
- Amadeus (Mozart)
- Robinson & Crusoe (1. Mann)
- Don Camillo und Peppone (Mariolino)
In dieser Spielzeit wird Valentin Stroh u.a. zu sehen
sein in
- Alpenglühen (Der Junge)
- Robinson & Crusoe (1. Mann)
- Maria Magdalena (Leonhard)
Steffen Casimir Roczek beginnt mit der Spielzeit
2006/2007 sein Engagement in Regensburg.
Er wird u.a. zu sehen sein in
- Die Goldberg-Variationen (Masch)
- Maria Magdalena (Sekretär)
- Kleiner Mann, was nun? (Pinneberg)
Florian Münzer kommt mit Beginn der Spielzeit
2006/2007 neu in das Regensburger Ensemble.
Er wird in dieser Spielzeit u.a. zu sehen sein in
- Alpenglühen (Der Blinde)
- Maria Magdalena (Meister Anton)
Seit dieser Spielzeit ist Martina Mann in
Regensburg engagiert.
Sie wird u.a. zu sehen sein in
- Die Physiker (Oberschwester Marta Boll)
- Die Goldberg-Variationen (Mrs. Mopp)
- Maria Magdalena (Frau von Meister Anton)
- Kleiner Mann, was nun?
In dieser Spielzeit ist Anna Dörnte u.a. zu sehen
in
- Die Physiker (Krankenschwester Monika Stettler)
- Die Kuh Rosmarie
- Die Goldberg-Variationen (Ernestina van Veen)
- Der Weibsteufel (Das Weib)
Wichtige Rollen in Regensburg waren u.a. in
- Peer Gynt (Solvejg)
- Mutter Courage (Kattrin)
- Das Dschungelbuch (Mogli)
- Der Weibsteufel (Das Weib)
- Die bitteren Tränen der Petra von Kant (Karin)
- Die Kuh Rosmarie
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Umschrift der TVA-Sendung vom
18.1.2007
Sprecher
Maria Magdalena
'Petra Wüllenberger inszeniert
Hebbels Trauerspiel im Velodrom'
Er litt an Hunger und Armut. Als Student ging er sogar zu Fuß von
München nach Hamburg. Liest man die Tagebücher von Friedrich Hebbel,
so gewinnt man Einblick in ein düsteres und harte Leben.
Im Jahre 1842 erhielt der dänische Staatsbürger vom König ein
Reisestipendium. In dieser Zeit entsteht das Trauerspiel 'Maria
Magdalena'.
Mit diesem Stück legte Hebbel den Grundstein zu einem ganz neuen,
bis jetzt noch nicht dagewesenen Drama.
Sprecher
Ein weißes Kleid, es erinnert an Unschuld und Leichtigkeit, doch der
Schein trügt. In Hebbels Drama dreht sich alles um Schuld, Krankheit
und Katastrophe.
Es geht um die Tragik von Menschen, die versuchen die Grenzen ihrer
Denksystem zu überwinden.
(Im Untertitel: Regisseurin Petra Wüllenberger)
O-Ton
Ja es geht halt dadrum, dass Menschen in ihren Mustern gefangen sind
und (em), dass sie versuchen, mit ihrem Muster zu entsprechen oder
dem, was andere von ihnen erwarten und (em) das spiegelt sich da
ganz gut drin.
Sprecher
Im Mittelpunkt steht die junge Frau Klara.
Sie erwartet von Leonhard ein Kind, er verlässt sie, als er erfährt,
dass Klara keine große Mitgift mehr zu erwarten hat.
Klara hat eine
namenlose Angst vor dem Gerede der Leute, aber vor allem vor der
Verdammung des Vaters, denn in dieser Zeit wäre es eine große
Schande, ein uneheliches Kind zu bekommen.
Der Titel 'Maria Magdalena erinnert an die Büßerin aus der Bibel.
Ist das ein
versteckter Hinweis auf Klara oder ein Ablenkungsmanöver.
O-Ton Wüllenweber
Dem Hebbel selber ging's garnicht um was Religiöses (em) es, es war
wirklich nur ein Marketingtrick im Endeeffekt, weil es zum damaligen
Zeitpunkt unmöglich war, dass eine Hauptrolle (em), die unehelich
schwanger ist (em) im Mittelpunkt steht und deswegen hat man sich
dieses Tricks bewendet - dass es dann doch möglich ist, aber es wäre
falsch, zu sagen, er hat es religiös ausgerichtet.
Sprecher
Meiser Anton hat die Werte der damaligen Zeit perfekt verinnerlicht.
er personifiziert die starrsinnige Gerechtigkeit, die das
Kleinbürgertum an den Tag legt.
Seine Familie fällt seinem Starrsinn zum Opfer.
Das sozial kritische Thema übt seit jeher eine große Faszination auf
Regisseure aus.
O-Ton Wüllenweber
Ja, die hat damit zu tun, dass - obwohl es ein Klassiker ist - dass
es sehr aktuell ist, es gibt Themen, die da drin sind, die uns heute
genauso beschäftigen und es ist gleichzeitg mit 'ner Sprache, die da
drin ist, die sehr spannend ist und sehr, sehr guter Figurenführung
hat man nun auch als Regisseurin Lust, sich in dieser Arbeit da
reinzubegeben.
Sprecher
Maria Magdalena feiert am 19. Januar um 19.30 Uhr Premiere im
Velodrom.
Achten Sie mal darauf, ob Ihnen am Ende des Stückes nicht
dieselben Worte auf den Lippen liegen wie dem Hauptdarsteller "ich
verstehe die Welt nicht mehr!"
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Grandiose Fehlbesetzungen |
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Gerade die letzten
Worte des Tischlermeisters Anton dokumentieren das Seelenlose dieser
Produktion.
"Ich verstehe die Welt nicht mehr" – wie er das sagt, ohne das
Unverständnis in der Stimme, ohne Entsetzen über die tote Tochter
oder den das Elternhaus, den Vater fliehenden Sohn – da versteht der
Zuschauer
die Welt nicht mehr.
Der fragt sich, was hat Petra Wüllenweber - (TVA behauptet,
die Dame heiße Wüllenberger. Bei einem TV-Bericht aus dem
renommierten Esser/Oschmann-Konzern
sollte wenigstens der Name stimmen) - als
Regisseurin da veranstaltet.
In ihrer Arroganz als Regisseurin streicht sie den Text zusammen auf einen Bruchteil des
Gesamtwerkes, verfälscht sie die Figuren - warum und mit welchem
Recht - füllt die Produktion auf mit 'stummer Jule', ergänzt mit Musik- und
Lichtspielereien und klammert sich an ein 'an den Haaren'
herbeigezogenes Bühnenbild.
Durch das Zusammenfassen auf die wüllenweber'sche einaktige Fassung
ist beispielsweise vor der Beerdigung auch nach der Beerdigung der
Mutter - obwohl die Entwicklung des Stücks etwas anderes vorgibt.
Das Unverständnis im Publikum wird
durch die Kostüme von Susanne Ellinghaus noch verstärkt, die
auch in ihrer Einheitlichkeit für alle Szenen herhalten müssen, ob nun
in denen am Sonntag oder
was dann in der Woche am Donnerstag spielt. Das erinnert stark an
die uniforme Kostümierung der 'Zachanassian' und der 'Elisabeth
1' in den Produktionen des Herrn Oberspielleiters.
Unruhe im zu ¾ gefüllten Velodrom - unter
ihnen Johannes Schaidinger nebst Gattin und der Herr Theaterdirektor
mit Frau Gemahlin im Geleit -
unmotiviertes Gelächter, Rumgerutsche pubertierender Gören –
kein Zeichen von Spannung oder Verständnis für das Geschehen auf der
Bühne.
Es ist unstatthaft, ein Stück mit dem Elend der Frau im 19.
Jahrhundert mittels Oberflächlichkeiten herauszulösen, um gemäß dem
Motto: da 'hab’ ich etwas Eigenes' auf die Bühne zu bringen.
Bild, Kostüme und Sprache der Darsteller vermitteln nur den Eindruck
eines auswendig heruntergesagten Textes.
Das Gejohle am Ende des Abends dokumentierte
Einreichkarten und "wir spielen für uns Kollegen".
Martina Mann – eher die Schwester der 'Klara', denn die Mutter
- hat nichts von einer im Ehejoch gequälten Kreatur, im
Hochzeitskleid schreitet sie über den Text hinaus an jenem
Sonntag auf den auf sie zukommenden Tod zu. Nichts ist zu spüren von
einer Tischlermeistersgattin, die Rücksicht nehmen muss auf den
Ehemann, der mit seinen Vorstellungen von rechtem Leben, angeblich
das Haus tyrannisiert und die dann als Tote, ohne das Oberteil
des Kleides füllend, brautmäßig
gewandet, als 'weiße Dame' durch die Szenen geistert.
Eine Fehlbesetzung – gemessen am Alter der Tochter und des Sohnes
wie auch des Ehemannes und Vaters, von dem die Kinder stammen
sollen, die Rolle wäre hier mit Frau Dubiel als Mutter besser
besetzt. Diese hätte dann auch die Möglichkeit gehabt, mal andere Farben
zu zeigen als die der 'Tödin', der 'Courage' oder des 'Fräulein von Zahnt'
– oder auch der 'Frau Marte', durch die Szenen zu
stöckeln. Nein, es musste Frau Mann sein, die mit ihrer Darstellung
der Mutter völlig daneben lag.
Nun, der Herr Theaterdirektor versteht ja so viel vom Theater.
'Meister Anton' von Florian Münzer – aus dem Reservoir des
Theaters Ingolstadt – ein gemütlicher, freundlicher Väterspieler,
ohne dass er die auf Prinzipien beruhende Herrschsucht aufzeigen
könnte. In seinem 'Sonntags-Nachmittags-vor-der-Tür-steh'-Anzug'
macht er den Eindruck eines zu Geld gekommenen Fenster- und
Türen-Großherstellers à la Schörghuber – nicht aber den eines
kleinen Schreinermeisters vom Land, der Angst vor dem Gerede der
Leute hat.
Nie und nimmer nimmt man ihm gerade das ab, wenn er auch mal
poltert.
Und dann – sichtbar vor allem Volk zur Schau gestellt, die
Nistkästen für Meisen und Stare oder sonstiges Gevögel – davon lebt
die Familie angeblich und dann er, der Meister in dem
’kauf-was-Gutes-kauf-bei-Hirmer-Anzug’ – "never, never"!
Voller Saft und Kraft – wie immer, ob als 'Bote' in der 'Orestie' oder
als 'Ruprecht', damit wohl aber auch schon am Ende seiner
Entwicklung – Stefan Bräuler, der Bruder 'Karl'.
Dieser Typ klaut keinen Schmuck, kracht sich lieber in Kneipen, haut den
Stechbeitel in die Hobelbank, nuckelt an der Schnapspulle, die
völlig unmotiviert plötzlich griffbereit in einem der Bodenkästen
steht, steigt auf Tische und Bänke und jubelt seine Entscheidung,
zur See zu gehen hinaus in den Zuschauerraum– wohl spürend, dass er
sich selber Mut anbrüllen muss, die Entscheidung den Vater wissen zu
lassen. Man wartet darauf, dass er die geschnürte Weste als Symbol
der bürgerlichen Enge ablegt und er tut es.
Daneben ist auch die Darstellung des 'Leonhard' von
Valentin
Stroh – ihm kann man nur zurufen: ’Schweig Bub’, denn auf dem
Stand der Entwicklung ist er stehengeblieben.
Hebbel gibt den Schuft, den Schurken vor, der einen Mitbewerber um
den Kassierer-Job betrunken macht, der Klara fallen lässt, da nicht
genug Mitgift rüberkommt, sich mit der
Buckligen des
Bürgermeisters einlässt – dass ausgerechnet der 'Klara' schwängert, ist
nicht nachzuvollziehen. Ein Jüngling so wie er, "versteht am Besten ein tiefbetrübtes Mutterherz zu trösten."
Nie im Leben ist Valentin Stroh im Stande, das zu vermitteln, was
Hebbel der Rolle mitgibt, da kann er noch so martialisch den Text
sprechen und seine Stimme dunkel verfärbt erheben – er ist kein
'Leonhard'.
Aber was ist auch Klara eingefallen, was ist denn an diesem
'Leonhard' dran – da kommt der 'Sekretär Friedrich' von der
Akademie zurück und sie schmeißt sich in einer Anwandlung von was
auch immer dem Typ 'Leonhard' in die Arme, der vom Autor
her ein Schubiak sein soll.
Dieser rivalisierende 'Sekretär Friedrich' von
Steffen Casimir
Roscek – er ist einfach wonnig – nimmt den Kampf mit Leonhard auf, warum –
der Autor gibt es vor – schießt sich wegen der Ehre – ist sie was
zum Essen ? – mit dem anderen, kommt mit einem roten Irgendwas in
der Hand zurück auf die Bühne, behauptet, den andern 'gekilled' zu
haben, hält sich das rote Schnupftuch in die Herzgegend, behauptet
weiter, auch getroffen zu sein und geht jugendlich beschwingt ab.
Kein Taumeln, keine Schwäche wegen des erlittenen Blutverlustes –
nichts.
Was soll das? Wenn die Frau Regisseurin abstrahieren will,
dann soll sie wenigstens das rote 'Tüchel' weglassen.
Und dann die 'Klara'!
Ist Anna Dörnte 'Johanna', ist sie 'Elektra', ist sie 'Lysistrata'
– heldenhaft stiefelt sie aus auf ihrem hochgeschnürten Schuhzeug –
wie sie heute so sind, die sich authentisch auf der Bühne gebenden
Jung-Schauspielerinnen.
Sie soll nicht sie sein, sondern 'Klara'.
Aber es war schon bei der Einführungsmatinee klar, dass Frau Dörnte
nicht in der Lage sein würde, das Elend dieser Figur in diesem
Hebbel’schen Meister-Anton-Haushalt des 19. Jahrhunderts darstellen
zu können. Auch wenn sie sich gegen die Kulissenwand schmeißt oder
herumspringt, um eine Fehlgeburt auszulösen - sie bleibt sachlich,
unbeseelt, rührt nicht, das Publikum wird unruhig, sie kann die Problematik
der damaligen Zeit nicht vermitteln. Erst in der Szene mit Leonhard
"heirate mich"
kommt etwas von Mitgefühl beim Zuschauer auf.
Völlig unverständlich sind ihre Kraxeleien an der Kletterwand in der
Schreinerei, die Bühnenbildner Frank Lichtenberg da
hingestellt hat. Sollen das Lichtschächte sein, durch die 'Klara'
versucht, aus dem Kellergeschoss der Schreinerei und aus den Tiefen
des Familien-Elends zu entfliehen?
'Klettermaxe' hätte seine Freude daran.
Dass sie 'finally' Gift nimmt – irgendeine Tinktur, die in der
Werkstatt rumsteht – führt zu der peinlichen Situation eines
’Todeskampfes’ coram publico. Was für ein 'R’Einfall'.
Michael Heuberger kam in einem Mantel, der wohl aus dem
'Biberpelz' stammte, den betuchten 'Kaufmann Wolfram' trippelnd vorgebend – er 'heubergerte' wie er es als
'Franz Moor' oder
als 'Salieri oder es in 'Hermann kommt' auch tat.
Hubert Schedlbauer wütete - sich unbotmäßig aufmanndelnd -
als 'Gerichtsdiener' herum – einzig er stimmig als dieser üble Bursche.
Fazit:
Um alles noch einmal oder vielleicht noch einmal an sich
vorüberziehen zu lassen, werden weitere
Vorstellungsbesuche notwendig sein – dann kann der regionale
Beobachter Details aufnehmen, die aber kaum zu einer bessern
Beurteilung führen werden.
Das Elend der heutigen Zeit zeigte sich beim Heimgehen in der
Passage zwischen 'Kneitinger' und 'Netto' – Betrunkene torkeln herum und
pöbeln in der Weltkulturerbe-Stadt die das Theater verlassenden
Gäste an.
Ging nicht der Herr Oberbürgermeister mit Gattin durch die
Kreuzgasse, so musste er die Typen bemerkt und sich vielleicht
gedacht haben: ’Ich kann den Leuten die Gasse nicht verbieten’ – ob
er wohl weiß, woher dieses Zitat stammt?
Kultur ist in dieser Stadt doch Chefsache.
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Als Premieren-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Karten aus
dem freien Verkauf gebe ich hier meine subjektive Meinung zu den
gehörten und gesehenen Theatervorstellungen zur Kenntnis.
Ich
verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik
willen, sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu
Geglücktem oder Misslungenem. Neben Sachaussagen enthält diese
private Homepage auch Überspitztes und Satire. Für diese nehme
ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch. In
die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare
herauszufordern. Dieter Hansing
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