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Das Theater Regensburg gibt bekannt:
Zitat
Tristan und Isolde
Handlung in drei Aufzügen von
Richard Wagner (1813–1883) | Text vom Komponisten
Theater am Bismarckplatz
Musikalische Leitung
Tetsuro Ban
Inszenierung Lotte de Beer
Bühne und Kostüme Clement & Sanôu
Lichtdesign Clement & Sanôu
Choreinstudierung
Alistair Lilley
Licht Martin Stevens
IIsolde ist König Marke zur
Frau versprochen. Doch sie ist dem Brautwerber Tristan in
schicksalhafter Liebe verbunden. Die Konflikte dieser
Dreiecksgeschichte verlegte Richard Wagner tief in das Innere
der Figuren und setzte mit diesem Werk seiner unglücklichen
Liebe zu Mathilde, der Ehefrau seines Gönners Otto Wesendonck,
ein künstlerisches Denkmal.
»Tristan und Isolde« galt wegen der hohen musikalischen
Anforderungen seinerzeit als unaufführbar. Nach 77 Proben wurde
die Uraufführung 1863 in Wien abgesagt und erfolgte erst zwei
Jahre später am 10. Juni 1865 am Münchner Hof- und
Nationaltheater.
In der dicht gewebten Partitur sind Liebessehnsucht und
Todesverlangen musikalisch untrennbar miteinander verknüpft.
Einführungsveranstaltungen
Matinée | Sonntag,
14.09.2014 | 11:45 Uhr | Theater am Bismarkplatz | Eintritt frei
Einführungen | vor jeder Vorstellung | jeweils um 16:30 | Foyer
Neuhaussaal | Eintritt frei
Besetzung
Tristan Mikhail Gubsky
König Marke
Mario Klein /
Jongmin Yoon
Isolde Dara Hobbs / Jane Irwin
Kurwenal
Adam Krużel
Melot
Matthias Wölbitsch
Brangäne
Vera Egorova
Ein Hirt
Matthias Ziegler
Ein Steuermann
Mert Öztaner
Stimme eines jungen Seemanns
Cameron Becker
Opernchor
Philharmonisches Orchester Regensburg
Zitatende
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In Regensburg orientiert man sich dort, wo man schon mal war - man
engagiert Gäste, die man auch aus dem ehemaligen Zonenrandgebiet kennt.
Braunschweig ist also wieder mal dabei.
Die Herrschaften, die jetzt den 'Tristan' in Regensburg in Szene setzen,
versuchten kürzlich dort kürzlich 'Cosi' an den Mann und die Frau zu
bringen - unter dem Motto:
'Fasching in Braunschweiger Schrebergartenkolonie'
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Regisseurin Kim
und der
federführende Dramaturg
als damaliger Operndirektor des Braunschweiger
Staatstheaters äußerten sich im Programmheft zum dortigen
Tristan - zusammengefasst - wie folgt:
Tristan sei 'von den Themen und der Musik' ein 'sehr
komplexes', [...] 'ein singuläres Musiktheaterwerk. Die
'Auseinandersetzung mit ihm' sei 'eine Annäherung an den
Kosmos'.
Wagner habe 'aus persönlichen Erfahrungen und der
Auseinandersetzung mit Schopenhauer' im Tristan die Utopie
von der ewigen Liebe beschrieben, die auf der Welt nicht in
Realität umgesetzt werden könne.
Im Gegensatz zu Gottfried von Straßburg, bei dem Tristan und
Isolde nicht absichtlich den Liebestrank kosten, gebe es bei
Wagner den Todestrank, der hinzugefügt, das Paar in eine
Stimmung versetzte, die sie loslöse von 'äußeren Zwängen und
Selbsttäuschungen', da sie sich ja an der Schwelle des Todes
wähnen.
Wagner sei es 'in seinen Opern zumeist um die
Gleichberechtigung von Text, Musik und szenischer Umsetzung'
gegangen.
Daher müssen 'die szenischen Ausdrucksmittel' der Sprache
und Musik im Tristan entsprechen.
Das politische Potential im Tristan sei von so 'ungeheuerer
und so subversiver Natur, dass man es keineswegs auf
irgendeinen äußerlichen politischen Kontext reduzieren'
dürfe. 'Austauschbare und schnelllebige Aktualitäten der
Tagespolitik, die heute brandaktuell, aber morgen schon
veraltet sind,' hätten 'hier keine Aussagekraft.'
Die politische Dimension von Wagners Tristan liege in seinem
Liebeskonzept, 'das die Liebe als Triebkraft auffasst, die
alles außer Kraft setzt, was sich ihr entgegenstellt.'
Am Ende würden die Liebenden 'von der bestehenden
Weltordnung, die König Marke und damit die ehe vertreten,
eingeholt.'
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Das Publikum konnte das im Programmheft Dargelegte im Endeffekt
nicht nachvollziehen, da gerade Text und Szene auseinander
liefen.
Siehe daher:
Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_
im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm
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Dass Richard Wagner selber über seine Kompositionsfähigkeiten
beim 'Tristan' erstaunt war und dies Mathilde Wesendonck im
April 1859 brieflich:
'Kind! Dieser 'Tristan' wird was Furchtbares!
Ich fürchte, die Oper wird verboten - falls durch schlechte
Aufführung nicht das Ganze parodiert wird' -
mitteilte, dürfte hinlänglich bekannt sein, Christina Schmidt
meinte, dies den Regensburgern nochmals mitteilen zu müssen.
Was hier polemisch und
übertrieben klinge mache deutlich, dass er ziemlich genau
wusste, musikalisches wie auch theatralisches Neuland
betreten und einen Schlusspunkt unter hundert Jahre
Opernschaffen gesetzt zu haben.
Mit seinem 'Tristan' habe er die Möglichkeiten der Wiedergabe
von Werken überschritten. Wien konnte nach 77 Proben die
Uraufführung nur absagen - die Sänger, das Orchester an die
Musik nicht gewöhnt, verweigerten sich.
Erst im Juni 1865 wurde das Werk zum ersten Mal in München
gegeben.
Diese verrückte Liebe, diese 'amour fou', von Tristan und Isolde könne in
dieser Welt nicht existieren, schon die Entwicklung der
Verbindung der beiden Menschen in der Vorgeschichte zeige dies
auf.
Christina Schmidt, die die Produktion betreuende Musikdramaturgin, geht dann soweit, zu
behaupten, dass die Sache mit dem Liebesrank, den Brangäne
Isolde, statt dem von ihr geforderten Todestrank reiche, eine
Nebensächlichkeit sei, der Trank könne ein Plazebo sein, so
große sei die Liebe der beiden.
Dass Tristan vorher bemerkt, die Sitte habe ihm verboten, Isolde
in seiner Liebe zu ihr näher zu treten, verschweigt Christina
Schmidt.
Dass eben dieser Trank, dann alle
Hemmungen und weiteren Rücksichtsnahmen auslöscht, dass auch das
Trinken des Sühnetranks mit einem
besonderen musikalischen Effekt Richard Wagners begleitet und
somit betont wird, scheint der aus Steuergeldern monatlich
bezahlten
Mitarbeiterin dieser Anstalt öffentlichen Rechts entgangen zu
sein.
Die Liebe der beiden zueinander sei so groß, dass es egal sei,
was sie tränken - verkündete Christina Schmidt.
Marke zeige 'unheimliche Größe'. Er sehe das Besondere in der
Beziehung der beiden und wolle Isolde für Tristan freigeben,
fände aber nur noch den toten Freund an.
Der große Abgesang der Isolde, der Liebestod, sei - nach
Christina Schmidt - die falsche Bezeichnung, sie bringe sich ja
nicht um, sie lege ja nicht Hand an sich.
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Lotte de Beer habe, als Meisterschülerin von Peter Konwitschny,
in Regensburg zum ersten Mal 'Tristan und Isolde' inszeniert und
sich hierfür ein Konzept überlegt, dass gerade, wenn man in dem
Werk so viel von Gegensätzen die Rede sei, wie Tod und Leben,
Licht und Dunkelheit, Tages- und Nachtmetaphern, sie die
Geschichte aus einer Art von Retrospektive erzählen wolle, da
doch Tristan und Isolde schon im Vorspiel quasi fast
hinübergegangen seien und sich somit im letzten Loslassen vom
Leben befänden und die ganze Geschichte wie eine Art
Nah-Toderfahrung vorbeiziehe, dass sie sich selbst beobachteten,
auf sich selber schauten. Daher seien die Rollen von Tristan und
Isolde gedoubelt, Schauspieler befänden sich in einem Kubus mit
Spiegeln, die die Handlung zum Teil wiedergäben.
So zeige sie die Geschichte in realen Bildern wie auch in
abstrakten Darstellungen, die für eine Gefühlsverfassung
stünden, Innenräume würden mit Außenräumen vertauscht.
Mit großem 'Abstraktionsvermögen' sei im ersten Akt eine
Plattform als ein Schiff zu erkennen.
Leider wird nicht darauf hingewiesen, dass auch bei den
folgenden beiden Aufzügen das Standardbühnenbild mit dem Ponton
und dem darauf befindlichen Kubus - einer Art von Terrarium, mal
sind großen Steine, mal Baustämme in diesem angeordnet, auf
denen sich die Doubles wie Lemuren bewegen, und der sich in
Permanenz mal links, mal rechts herum dreht - erhalten bleibt.
Jeweils zum Ende jedes Aufzuges werde die Intimität
durchbrochen, als die Außenwelt störend - angesichts der großen
Liebe der beiden zueinander - eindringe, ob als Freund oder
Feind sich zeigten - und deutlich mache, was diese Liebe für die
Umwelt der beiden hervorrufe, um dann wieder zu versinken.
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Fazit:
Das Vorgetragene gehört in das Programmheft, damit der
Interessierte - und nur der kauft das Heft - sich informieren
und die Einführung vergleichen kann, mit dem, was er auf der
Bühne sieht.
Ohne diese Ausführungen sieht er die sich drehende Bühne und
fragt sich, wie denn das Schiff unter diesen Umständen der
ständigen Rotation um sich selbst, jemals das Ziel 'Kornwall's
grünen Strand' erreiche könne.
Und das passiert nun einer Frau, die aus einer der größten
Seefahrernationen stammt.
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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