Am 29. März 1792 starb an einer Blutvergiftung
der schwedische König Gustav III., geboren am 24. Januar 1746,
die er sich durch die Verwundung beim Attentat auf ihn in der
Nacht auf den am 17. März 1793 zugezogen hatte.
Der Attentäter, Johann Jakob Anckarström, wurde durch die
gezielten Recherchen des Stockholmer Polizeichefs Liljensparre
sehr schnell ermittelt, er gab den Überfall zu und wurde am 27.
April 1792 – nur 30-jährig – enthauptet.
Hintergrund dieses Attentates waren die Spannungen, die sich aus
Gustav III. Haltung dem schwedischen Adel gegenüber
entwickelten, denn er hatte kurz nach dem Tod seines Vaters - am
12 2.1771 - durch einen Putsch kurz nach seiner Thronbesteigung
den Adel in Schranken verwiesen, dessen Rechte beschnitten und
damit brüskiert, der vorher selber den Status des Königs
herabgemindert hatte.
Gustav III., ein Schöngeist, Sohn der
Luise Ulrike von Schweden – einer Schwester Friedrichs II. von
Preußen - und König Adolf I. von Schweden wurde von General
Scheffer und Graf Tessin erzogen, wobei sich die Anlagen eines
schnellen Verstandes gepaart mit einer großen Eloquenz positiv
entwickelten.
Diese Fähigkeiten ermöglichten ihm – eine ausgesprochene
Höflichkeit und Freundlichkeit kamen hinzu – das Volk und die
Soldaten für sich zu gewinnen. Im Falle des Militärs wird
sicherlich seine Mutter Königin Luise Ulrike ihren Einfluss
geltend gemacht haben, die als Tochter von Friedrich Wilhelm I.
sich bereits in der Jugend sehr für die Bewaffnung Preußens
interessierte und so zu einer Lieblingstochter des
Soldatenkönigs wurde. Die Erziehung der Kinder Friedrich
Wilhelms von Preußen war spartanisch, hart – die
Jugendfreundschaft des jungen Friedrich mit seinem Freund Hans
Herrmann von Katte endete 1730 mit dessen Enthauptung wegen des
gemeinsamen Fluchtversuchs aus der Festung Küstrin und somit aus
der Aufsicht des Vaters.
Königin Luise Ulrike führte auf Schloss Drottningholm seit ihrer
– vom Bruder Friedrich II. gewünschten - Heirat am 29. August
1744 kunstsinnige Zirkel, die ihre Auswirkungen auf die
Erziehung des Sohnes Gustav haben mussten – so wurde das Theater
seine große Leidenschaft.
Er heiratete 1770 die Dänische Prinzessin Sophia Magdalena – mit
der die Ehe erst 1777 vollzogen wurde – Spekulationen blieben
nicht aus und die Berichte vom Hofe zeigten die anderen
Interessen des jungen Königs. So war die sehr enge Freundschaft
und angebliche homoerotische Liebschaft mit Gustav Mauritz von
Armfelt, der nach dem Tod Gustavs nach Petersburg floh und erst
unter dessen Nachfolger an den Hof zurückkehrte, bekannt und
hinzu kam der ungehinderte Zutritt junger Pagen zum König.
Der schwedische Adel verweigerte sich dem König, die Opposition
im Lande wuchs, auch bedingt durch die Ausgabenfreudigkeit des
Königs. Gesetze, Gelder dem König zur Verfügung zu stellen,
scheiterten im Reichsrat.
Ein von ihm ausgerufener Krieg gegen Russland wurde vom Adel
nicht unterstützt, der führte im Geheimen
Waffestillstandsgespräche mit der Zarin.
Es kam zum Komplott der Grafen Ringberg und Horn sowie
Anckarström, die sich an der den revolutionären Veränderungen in
Frankreich orientierten, während Gustav III. die Freundschaft
mit Ludwig VI. und Marie Antoniette pflegte und nicht daran
dachte, sich seine königlichen Privilegien durch den
schwedischen Adel beschneiden zu lassen.
Die Opposition loste, wer den König beseitigen sollte, die Wahl
fiel auf Anckarström. Dieser war nie der Freund Gustavs, sondern
immer sein Gegner, vor allem seit er der Hinrichtung eines
Verschwörers aus einem Attentatsversuch im Winter 1791/92
zusehen musste, beschloss er König Gustav III., den er als
blutrünstig wohl auch wegen dessen Krieges gegen Russland ansah,
umzubringen.
Der Anschlag gelang und der schwedische König starb an den
Folgen der Schussverletzung, die ihm vom Attentäter während des
Maskenballs in der Nacht vom 16. auf den 17. März 1792 zugefügt
wurde.
Eugène Scribe (1791 - 1861) nahm als Textdichter
diese historischen Vorgaben auf und schrieb ’Gustave III. ou le
Bal masqué’. Er übertrug die Freundschaft im Äußeren des von
Armfeldt auf Anckarstöm mit Gustav III. und erfand die
Liebesgeschichte von Gustav und Amelia, der Frau von Anckarström.
Scribe machte sich die französische Geschichtsbegeisterung zu
nutze, die aus den Romanen von Sir Walter Scott resultierte und
durch die Ausstattung der Werke auf den Pariser Bühnen das
Publikum in Euphorie versetzte.
Als Librettist zahlreicher Opern erfand er die Texte für ’Fra
Diavolo’, ‘Die Stumme von Portici’, ‘Die weiße Dame’, ‘Robert
der Teufel’ und eben zum ‘Maskenball’ wie auch ‘Die Jüdin’, ‘Die
Hugenotten’.
In den beiden letztgenannten zeigt er auf der einen Seite die
Progromsituation auf der anderen das Morden der
Bartholomäusnacht.
Der Mensch wird als Alleinverantwortlicher gezeigt in
leidenschaftlichen Situationen, ausgelöst durch unterschiedliche
Auffassungen bei den Religionen, Rassenkonflikten oder
gesellschaftlich - herrschaftlichen Auswüchsen.
In seinem Bureau beschäftigte er eine Reihe von Schriftstellern,
wobei jede Gruppe innerhalb des Gesamt-Teams bestimmte Aufgaben
für die 'Story' übernahm. 150 Theaterstücke sind allein für das
Gymnasetheater entstanden und in einer Sammlung 'Repertoire du
Théâtre de Madame' zusammengefasst.
Von seinen Sprechstücken ist lediglich 'Das Glas Wasser' ein
heute noch gegebenes Werk - verfilmt mit Gustav Gründgens, Hilde
Krahl, Liselotte Pulver als Königin Anna und Horst Janson.
Selbst wenn Scribe auf Schauspielbühnen nicht mehr so präsent
ist, so hat die 'Erfindung' der Tantiemenzahlung ihre
nachhaltige Wirkung nicht verloren.
Scribes Bühnenerfolge
ließen auch schon 1837 Richard Wagner Kontakte zu ihm aufnehmen,
indem er versuchte, über den französischen Autor seine Werke der
französischen Oper zuzuführen „“[...] und suchte mich mit Scribe
in Paris wegen eines von mir entworfenen, einem Roman von H.
König entnommenen Sujets ‘Die hohe Braut’ in Verbindung zu
setzen. [...]“
Damit nicht genug, ließ er später den szenischen Entwurf ins
französische übersetzen und sandte ihn während seine
Aufenthaltes in Königsberg mit der Partitur des ‘Liebesverbots’
an Scribe, um den “[...] den berühmten Operntextdichter [...]“
davon zu überzeugen, dass er der Richtige und Wert zur
Vermittlung sei. Er überlasse ihm die Rechte am Entwurf, wenn
er, Scribe; ihm den Auftrag zur Komposition verschaffe.
Seinen Schwager Eduard Avenarius, der die Filiale des
Brockhaus’schen Verlages in Paris übernommen hatte, bat er von
Riga aus mit Scribe Kontakt aufzunehmen. Der große Meister
erinnerte sich mühsam an ‘Die hohe Braut’ und dass darin eine
‘joueunse de harpe’ vorgekommen sei. Richard Wagner klammerte
sich fortan bis zu seinem persönlichen Kennenlernen, dass Scribe
sich mit ihm beschäftige und selbst Minna wurde positiv
gestimmt, als ein Brief des Schwagers Avenarius eintraf mit
einem beigelegten Schreiben Scribes, eben wegen der hohen Braut.
Sie meinten beide, nun nach Paris ins Glück aufbrechen zu
müssen, um sich an Scribe zu hängen.
Dort allerdings musst er erleben, dass Kostproben aus ‘Das
Liebesverbot’ Scribe nur ein vornehmes Lächeln hervorriefen er
aber bereits sei „[...] sofort einen Text für mich zu
arrangieren, sobald die Administration der Oper mir die
Komposition desselben aufgetragen würde [...]“. Der
kommissarische Leiter der Pariser Oper, Eduard Monnaie,
allerdings machte Wagner keine Hoffnungen, einen solchen Auftrag
erteilen zu können und so musste Richard Wagner einsehen, Scribe
hatte sich nur aus Artigkeit ihm zugewandt.
Schon bald nach der Fertigstellung der Urfassung
Scribes vertonte Daniel Francois Esprit Auber die Vorlage des
Maskenballs, die so am 27. Februar 1833 den Weg auf die Bühne
des Théatre de l'Acâdémie Royale de Musique in Paris fand.
Im Stile der Grand Opéra stellte sich diese fünfaktige Fassung
vor, wobei der letzte Aufzug - die Ballszene - mit großer
Opulent präsentiert wurde.
Mit Bestechungsgeldern verschaffte sich die Pariser haute volée
Zugang zur Vorstellung und mischte sich unter die Gäste des
Balles am Hofe des schwedischen Königs. Nach einigen
Vorstellungen wurde wegen der zeitlich ausgedehnten und
festlichen Produktion nur noch der letzte Akt gespielt, damit
die Herrschaften den Ball unmittelbar und ausgiebig miterleben
konnten. Musikalisch blieb den Parisern der 'Galoppe Gustave' im
Ohr - man pfiff ihn auf den Boulevards.
Aber auch in Hamburg wollte man am 29. Oktober 1834 den Parisern
nicht nachstehen und so schlängelte sich das Publikum für den
fünften Akt durch die Kulissen auf die Bühne und man feierte den
Maskenball wie die übrigen Darsteller.
Das Werk fand wegen der Anstößigkeit eines Mordes
an einem gekrönten Haupt besonders im Ausland nicht immer
genügend Beifall, so dass z.B. für die Erstaufführung in Wien am
26. September 1835 eine bearbeitete Fassung 'Die Ballnacht'
gewählt wurde.
Aus dem König wurde ein Herzog Olaf, aus Anckarström ein Graf
Reutersholm, aus Amélie die Amalie und aus der Arvedson eine
Kartenschlägerin, namens Adverson, der Page hieß nun Gustav -
die übrigen Figuren bekamen ebenfalls andere Namen, Ort war eine
nordische Seestadt und am Ende sollte das Ehepaar nach Finnland
als Botschafter nebst Gattin gehen.
Das Finale war völlig anders angelegt: die Arvedson kommt auf
den Ball, tritt dazwischen, als gegen den König der Mörder das
Messer erhebt. Dieser sieht den Plan, den König zu ermorden, als
gescheitert an und stößt sich selbst das Messer in die Brust.
Bedingt durch die familiäre Nähe zu Gustav III. - Herzogin
Alexandrine war die Urenkelin Gustavs III. - wählte man in
Coburg am 25. Januar 1852 eine abgemilderte Fassung.
Der König hieß Edmund, der Vertraute des Königs wurde Axelson
genannt, dessen Gattin führte den Vorname Melanie, der Page hieß
Ivar - nur die Arvedson stimmte wieder - ein Ort der Handlung
war gar nicht angegeben.
Auch die Bezeichnung der Rollen für eine südeuropäische Fassung
für Palermo ist interessant.
Hier wird aus dem schwedischen König ein Don Pedro, Herzog von
Taragona, Vizekönig von Neapel und Sizilien - der Vertraute des
Königs nennt sich Graf Alesi, dessen Frau heißt Bianca, die
Arvedson nun Avarda, der Page nannte sich Carlo.
In der ersten deutschen Übersetzung hieß Ankarsröms Gattin
Malvine und der Liebhaber des Königs war als Kriegsminister mit
im Spiel und hieß wie die reale Person: Armfeldt.
1859 stellte
Giuseppe Verdi seine Original-Version des ’Ballo in Mascera’ in
Rom vor, die in Neapel von der Zensur verboten wurde und erst in
der so genannten Bostoner Fassung 1859 in Rom gespielt werden
durfte.
Gegenüber dem Originalwerk Scribes wird bedingt durch die
neapolitanische Zensur aus dem König von Schweden der Gouverneur
von Boston, Richard Graf von Warwick, aus Anckarsröm der
Sekretär René, um den gesellschaftlichen Abstand und die
Emotionalität Renés zu steigern aus dem schwedischen Grafen, ein
Kreole, also ein Mischling aus Mohr und Weißem, erhalten bleibt
die Wahrsagerin, allerdings ähnelt sie mehr der Tituba in
Hexenjagd von Arthur Miller besonders in Bezug auf die
Teufelsbeschwörung.
Verdi und sein Librettist Antonio Somma übernahmen die
Figurenkonstellation und bezogen auch Wahrsagerin und Pagen mit
ein, reduzieren aber das Geschehen auf die Amoure zwischen dem
Gouverneur Richard und der Frau des Sekretärs René, das
Verhältnis mit Amelia, die sich daraus ergebende
Eifersuchtsepiosde Anckarströms und somit eines seiner Motive
für die Ermordung des Gegenspielers.
Dass es bei den Gegenspielern Tom und Samuel auch über
politische Notwendigkeiten bei der Beseitigung Richards geht,
kann kaum bemerkt werden. Der eine beklagt den Tod des Bruders,
der andere die Requirierung des Schlosses durch den Gouverneur.
Im Vordergrund steht René, als angeblich betrogener Ehemann.
Gerade in der Bostoner Fassung lässt sich die politische
Situation der Abhängigkeit von der britischen Krone und die
Unabhängigkeitsbestrebungen aufzeigen. Hinzu kommt die Situation
im puritanischen Osten der damals noch nicht vereinigten Staaten
von Nordamerika.
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Theater Regensburg 23.06.06
Ein Maskenball |
Die Schwarzen |
Musikalische
Leitung |
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Inszenierung |
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Bühne und
Kostüme |
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Chöre |
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Licht
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Dramaturgie |
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Die Personen und ihre Darsteller, der am 23.
Juni 2006 besuchten Vorstellung
gemäß Besetzungszettel als Beilage zum
Programmheft
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Riccardo, König |
Jung-Hwan Choi |
Renato, sein
Vertrauter |
Jin-Ho Yoo |
Amelia, Renatos
Frau |
Christina
Lamberti |
Ulrika |
Jordanka
Milkova |
Oscar |
Ilonka Vöckel
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Silvano,
Matrose |
Seymur Karimov |
Samuel |
Martin-Jan
Nijhof |
Tom |
Jóhann Smári
Saevarsson |
Richter |
Karsten Münster |
Diener Amelias |
Arpad Vulkan |
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What a
woman - Christina Lamberti - es braucht
nicht gesagt zu werden: "Alles Licht auf sie" -
Regensburg leuchtet durch einen neuen
jugendlich-dramatischen Sopran.
Endlich mal etwas handfestes - nichts gegen
Katarina Leitgeb - aber diese Dame als Elvira -
armer Don Gionvanni und auch Donna Anna muss
sich vorsehen. Frau Lamberti ist einfach da, das
ist Tosca, das ist Troubadour-Leonore -
spannend, nochmals sei es ausgeführt, werden
ihre Vitellia oder Desdemona.
Nun hat sie es leicht in diesen opulenten
Lichtenberg-Kleidern. Aber wie sie sich darin
bewegt - raunte sie jetzt: "Der Wind hat mir ein
Lied erzählt!" - jeder sähe Zarah Leander vor
sich.
Leider hat sie nun aber z.B. "Hier ist der
grauenvolle Ort" von sich zu geben, was ja nun
übers b aufs hohe C führt. Und da zeigt sich,
dass sie eben nicht den tonfreundlichen Rundkopf
der Gattin des RBG-Theaterdirektors hat, sondern
im schmalen Kopf die Töne relativ schmal führt.
Das ist in der unteren wie oberen Mittellage
rund und kein Problem, aber dann so ab dem g
wird's halt eng, zumal wenn sie Druck macht. Das
c³ hat sie zwar, aber eben nicht eingebettet in
ein sattes Timbre.
Das verhaltenere "Der Tod sei mir willkommen"
gelingt ihr zweifelsohne besser, muss sie nicht
so powern.
Völlig überraschend nach einer unterbelichteten
Carmen in Pforzheim in der Regie des RBG-
Theaterdirektors nun die Ulrica von Jordanca
Milkova. Hier ist es nicht so sehr die
Bühnenpräsenz - sie steht ziemlich verlassen von
der Regie in einem 'ring of fire' - die das
Publikum anspricht, sondern eine gleichmäßig
durch die Register geführt Stimme, mit einem
Sättigungsgrad, der verblüfft. Immerhin geht es
bis aufs as und alles kommt ohne Spur von Enge
oder gar von Schärfe - frappierend.
Der Jubel des Publikums war ihr gewiss.
Der neue Tenor, ein Koreaner, ganz ohne Knödel,
ohne nasal zu klingen, etwas eng nach oben,
locker, selbstverständlich im Spiel als machte
er seit der Wiege nichts anderes als sich auf
einer Bühne zu bewegen, der Richard von
Jung-Hwan Choi. Ein 28-Jähriger unverkrampft
agierender Tenor. Natürlich kann er in dem Alter
nicht die Fülle in der Stimme unten wie in der
Mittellage haben, wie es sein sollte, aber
Regensburg muss nun mal nehmen was zu bekommen
ist - einen Mexikaner hatte man nach Bonn gehen
zu lassen, weil der Oberbürgermeister
Regensburgs - Kultur ist Chefsache - lieber eine
Stadthalle am Donaumarkt bauen will, als dem
Theater entsprechend Geld zu geben, dass jeden
Abend Jubel am Bismarckplatz herrscht.
Da wird dem Schlingensief Geld irgendwo hinein
geschoben - "ich würde es wieder machen", meinte
der OB nach dem vom Chaoten versprochenen 'ich
mach dich fertig Regensburg' - es ist nicht zu
fassen. Leider kann sich der RBG-Theaterdirektor
nicht durchsetzen, obwohl er doch jetzt auf den
Putz hauen könnte, ist er doch bis 2012
verlängert und Clubmitglied, das hat ja schon
mal genutzt, nur der OB ist in demselben Verein
und da ist das mit dem Erfolg schon nicht so
gewiss.
Der zweite Koreaner - Jin-Ho Yoo - durfte
nun doch Renato singen, da Adam Kruzel eine
Magenverstimmung nahm. Eigentlich war Herrn Yoo
ja der RGB-Theaterdirektor gram, denn Korea
lockte den Bariton mit Geld und Papageno, aber
hier hätte er im 'Medium' tätig sein müssen.
"Wie alles sich fügt", konnte er doch so seine
Renato-Rolleninterpretation dem Regensburger
Publikum in der Premiere darlegen - dieses war
entzückt. Wenn auch die Stimme dem Beobachter
etwas zu wenig Kern hat und damit wattig klingt,
spielte er sich als fast gehörnter Ehemann in
die Herzen.
Nun wechselt er an die Staatsoper nach Hannover
- er wird zu beobachten sein. Der Laves-Bau am
Opernplatz ist doch um mehr als das doppelte
größer.
Wie gewohnt, reizend: Ilonka Vöckel -
hier als Oscar. Es fällt auf, dass die Stimme
runder geworden ist, wo es früher gelegentlich
piepsig klang. Wie Soubretten so sind:
beschwingt in Ton und Bewegung, stimmig, selbst
wenn das Tongebilde im letzen Bild arg ins
Wanken geriet, weil das Rührwerk des
Kapellmeisters Irritationen auf der Bühne
hervorrief.
Aber was soll's: Die Dresdener Staatsoperette
wartet auf sie.
Stimmlich und darstellerisch überraschend, der
Silvano von Seymur Karimov. Bewährt
Jóhann Smári Saevarsson als Tom und - so
richtig schmierig wie er da zur Seite geht, da
steht, das gezogene Los in der Hand hält und
weiß, wer der Mörder sein wird: Martin-Jan
Nijho als Samuel.
Unverkennbar mit seinen typischen Übertreibungen
in der Körpersprache nach dem Motto "schon
wieder Klamotte" Karsten Münster als
Richter.
War noch am Premierenabend Amelias Diener im
Internet mit Arpad Vulkan ausgewiesen,
fehlte er gänzlich auf dem roten
Besetzungszettel, der Beilage zum Programmheft.
Spricht alles für sich.
Die ganze
Darstellung der Dramaturgie, alles war in den
letzten Wochen und ist auch jetzt - sehr
merkwürdig.
Im Internet gab es erst nur Gouverneur, dann
König, Matrose, Richter und Diener - am
Besetzungszettel im Programmheft gibt es nun
plötzlich zur Premiere einen König, seinen
Vertrauten, die Frau des Vertrauten, dann den
Matrosen und plötzlich zwei Verschwörer und
natürlich hier auch den Richter - wie oben
gesagt, der Diener Amelias fehlte.
Der Interessierte fragt sich natürlich während
der Vorstellung: was ist da los ?
Gesungen wird immerfort vom 'Conte' und auf der
Göhring'schen Übertitelungsanlage steht immer
was von 'König'. Bei Verdi und Somma gibt es
aber keinen 'König Riccardo'. Also, wie
erwartet, Verwirrung durch die Dramaturgie mit
ihrer Regensburger Mischfassung, zu der die
Schriften an der Wand durch die Übertitel
beitragen.
Wo kämen wir denn hin, wenn wir konsequent
wären.
Ganz schlecht, reduziert der Regisseur die
Geschichte auf die Amoure des
Hauptabteilungsleiters mit der Frau des
Gruppenleiters - grundsätzlich muss das schief
gehen.
In diesem Maskenball wird aber in der Urfassung
eben der schwedische Adel eingespielt, der sich
durch Gustav III. in seinen Privilegien
reduziert sieht.
Schon in der Boston-Fasssung funktioniert das
nicht mehr, wenn dass Volk auf der Straße einen
Gouverneur nämlich den der englischen Krone in
Boston bejubelt, ist schon schwer
nachzuvollziehen. Die beiden, Tom und Samuel,
könnten nach Unabhängigkeit strebende
Freiheitskämpfer sein. Nur stimmt dann der Text
nicht mehr, wenn von erschlagenem Bruder und
weggenommenen Schloss der Ahnen die Rede ist.
In Regensburg entschied sich die oberste Leitung
dann für einen 'König Riccardo' von Irgendwo,
blieb aber beim Conte im italienischen Text der
Boston-Fassung.
Das Beste des
Abends: das Lichtenberg'sche Bühnenbild und die
Kostüme. Nebenbei bemerkt, den Horres hätte man
sich sparen können, die paar Gänge hätte
Lichtenberg als Regisseur auch hinbekommen.
Mit den Bauten auf der Drehbühne werden Bilder
vorgeführt, die den Charakter der jeweiligen
Szene unterstreichen: die fallgefährlichen
Treppen bei Hofe - hübsch der Fundus unter der
Treppe mit den Fischerkleidern - der Untergrund
mit der vorziehbaren Gasring-Schublade bei
Ulrica, das imaginäre Raum-Etwas des Galgenbergs
mit der Rampe für die Titanic-Assoziation, die
Studierstube Renatos mit der lächelnden Amelia
in besseren Zeiten, das Schlussbild mit dem
bodenlägrigen Theater.
Immer nimmt sich Gregor Horres der Sänger an -
mag Lichtenberg hinten auch noch so viel Bauten
drehen und wenden - die Sänger stehen vorne am
Graben, am Dirigenten - was in dem Zusammenhang
zwar nicht hilft, aber sie sind dran am
Publikum.
Kein Portal oben, kein Portal an den Seiten
hindern bei der Tonentfaltung, nach vorne und
eben direkt und so alles nach vorne.
Leider wird es bei anderen Produktionen eben
nicht so sein und dann ist das Gejammer der
Protagonisten wieder groß.
Der Chor ist meist hinten, füllt die Drehbühne -
gut studiert von Karl Andreas Mehling. Der kann
aber auch nicht verhindern, dass ein deutliches
Notenaufrühren von einem Herrn, der nicht
genannt sein soll, Durcheinander hervorruft.
Zum Schluss bekommt der Affe szenisch Zucker:
der Kronleuchter fährt runter, das Licht im
Zuschauerraum geht an, der Chor steht im dritten
Rang und singt und unten auf der projizierten
Fürstenloge stirbt Graf / König / Riccardo -
dass Publikum gerät ob des Effektes aus dem
Häuschen.
Der Jubel - groß an diesem Abend im Theater der
Metropole der Oberpfalz - wäre genug Geld da,
hätte man erstklassige Kräfte, könnte es immer
ein Fest sein.
Die Außenwirkung für die Stadt Regensburg wäre
entsprechend groß, irgendwelche Raketen in
Berlin wie im September 2004 vom OB im Rahmen
der 2010-Bewerbung gefordert, könnten
unterbleiben. Aber da hatte man ihn ja
missverstanden - wie so oft, wenn es in eine
nicht kalkulierte Richtung geht - dann heißt es
eben seitens des OB: "Ich bin missverstanden
worden!"
Von wegen !
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