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Theater Regensburg
Eindrücke
eines voll zahlenden Zuschauers zur szenischen Umsetzung von
Giuseppe Verdi
'Aida'
Besuchte Vorstellungen: 08.12.2012 / 29.1. und 31.1.2013
'Im
Einheitsbühnenbild -
Stasizentrale Berlin - Vorzimmer Mielke' |
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“Das kostet uns richtig viel Geld.
Mit welchem Recht sagen wir, die Infrastruktur-Einrichtung
Theater ist wichtiger als die Infrastruktur-Einrichtung
Stadion?”,
fragte er rhetorisch in den Saal,
der mit großem Applaus
antwortete."
Regensburger Wochenblatt am 16.11.2010
über eine Aussage von Bürgermeister Wolbergs während einer
Podiumsdiskussion zum Neubau eines Fußballstadions in
Regensburg.
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Announcement Theater Regensburg
Zitat
Staatspomp trifft auf intimes Kammerspiel einer unmöglichen Liebe. Der ägyptische Vizekönig und Opernliebhaber Ismail Pasha plante für die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Suezkanals 1869 eine große Oper von einem der führenden europäischen Komponisten. Als Verdi den Opernstoff kennenlernte, war der Kanal zwar schon eröffnet, doch Pasha wünschte noch immer eine ägyptisch-europäische Oper, die in Kairo uraufgeführt werden sollte. Mit zwei Jahren Verspätung fand 1871 unter immensem szenischen und personellen Aufwand die Uraufführung in Kairo statt.
Der bekannte Triumphmarsch mit seinen damals eigens dafür angefertigten Aida-Trompeten markiert einen der äußerlichen Höhepunkte dieser Oper der Superlative und täuscht zugleich über den dramaturgischen Kern der tragischen Liebeskonstellation hinweg. Die Sklavin Aida, Tochter des Äthiopierkönigs Amonasro, verbindet eine heimliche Liebe mit dem ägyptischen Feldherrn Radamès. Nach seinem erfolgreichen Kriegszug kehrt dieser mit äthiopischen Gefangenen, darunter auch Aidas Vater, nach Theben zurück. Als Sieger wird ihm die ägyptische Königstochter Amneris versprochen, die ihn ebenfalls liebt. Radamès und Aida bleibt nur die Flucht vor den gesellschaftlichen Zwängen. Radamès wird jedoch beim heimlichen Treffen mit Aida überrascht und des Hochverrats angeklagt, nachdem er durch eine List die Kriegspläne verraten hat. Um Aidas Leben zu retten nimmt er die Schuld auf sich. Er wird für diesen Hochverrat zum Tode verurteilt. Aida bleibt bei ihm, um wenigstens im Tode mit dem Geliebten vereint zu sein. Das grausame Spiel um Macht und Recht ist am Ende ausgeschlossen aus Aidas und Radamès’ Welt. Zurück bleiben zwei Liebende, die Verdi ihre gemeinsame Zukunft in einer besseren Welt besingen lässt.
Besetzung
Der König |
Jongmin Yoon |
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Amneris, seine Tochter |
Vera Egorova |
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Aida, äthiopische Sklavin |
Irina Oknina |
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Radamès, Feldherr |
Arturo Martin / George Oniani |
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Ramphis, Oberpriester |
Mario Klein |
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Amonasro, König von
Äthiopien |
Seymur Karimov /
Adam Kruzel |
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Eine Tempelsängerin |
Vera Semieniuk Teodora Varga |
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Bote |
Brent L. Damkier |
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Opernchor und Extrachor |
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Philharmonisches Orchester |
Premiere:
08.12.2012 19:30 - ca. 22:10 Uhr
Weitere Vorstellungen:
12.12.2012 19:30 - ca. 22:10 Uhr
16.12.2012 15:00 - ca. 17:40 Uhr
23.12.2012 19:30 - ca. 22:10 Uhr
25.12.2012 19:30 - ca. 22:10 Uhr
29.12.2012 19:30 - ca. 22:10 Uhr
10.01.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
19.01.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
29.01.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
31.01.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
03.02.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
01.03.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
20.03.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
30.03.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
19.04.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
20.05.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
17.06.2013 19:30 - ca. 22:10 Uhr
Zitatende
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Erster Akt
Saal im Königspalast zu Memphis
dagegen im Theater Regensburg:
die schon beschriebene Szene:
Zitat
Es ist davon auszugehen, dass es sich hier um ein Büro oder einen Empfangsraum von Erich Mielkes Stasizentrale handelt - jedenfalls lassen die Wandverkleidungen aus braunen Pressspanplatten auf einen solchen Raum in der ehemals sowjetisch besetzten Zone Deutschlands schließen.
Oder ist es ein Funktionärsbüro in
Wandlitz? Oder in Pankow? Oder in Zittau
oder in Zwickau unter der Leitung
Ulbricht oder Honecker?
Wo ist diese Bühnengestaltung in Theben zu finden, was ja
vom Theater Regensburg behauptet wird,
dort soll ja die Story spielen.
Oder ist das ein Büro der
Staatssicherheit von Herrn Mursi oder
früher von Herrn Mubarak in Theben?
Zitatende
http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zur_Regensburger_'Klassikerzerstoerung'.htm
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Wandverkleidungen aus so einer Art 'Resopal-Platten' - in der Mitte ein zweiteiliges Sitzelement - links
ein Abstelltischchen - hinten links zwei Telefonzellen.
In der linken der beiden ein Uniformjackett auf einer Schneiderpuppe, in der rechten ein
Postament mit einem Geschenkkarton, darin eine Pistole.
Rechts ein Stehpult mit Mikrofon.
Modell Einheitsbühnenbild 'Aida'
1. Akt - Saal im Königspalast zu Memphis
2. Akt - Saal in der Wohnung von Amneris
3. Akt - Am Ufer des Nils
4. Akt - Saal im Königspalast -
nach Verwandlung Vulkantempel und unterirdisches Gewölbe
Foto: Theater Regensburg
Herr Radamès - (da die Herrschaften auf der Bühne allesamt in heutigem Outfit rumlaufen, kann
man nicht einfach den Familien- oder Vornamen nennen, wobei niemand weiß, ob Radamès in dieser Inszenierung der Vor- oder der Familienname ist) - sitzt auf dem linken der beiden Plätze des Sitzelementes und singt
seine Romanze Nr. 2
O wäre ich erkoren ...,
Holde Aida ...
zum
Möcht' in die Heimat wieder
dich
bringen ...
steht Herr Radamès auf, geht nach vorne rechts und kommt zum Schluss
Ah, deinen Thron zur Sonne erhöh'n!
Dann setzt er sich wieder auf den linken Platz des Sitzelementes und in den berechtigten Beifall schleicht von rechts
hinten eine weiß gewandete Gestalt.
Der Eingeweihte ahnt, dass es sich gemäß der Story um Frau/Frl. Amneris handelt.
Sie trägt ein Päckchen zunächst versteckt hinter ihrem Rücken, geht nach vorne, schiebt es
verschämt unter das Sitzelement und beginnt, hinter dem rechten Sessel für die
Nr. 3 stehenbleibend, zu singen
Welch unnennbares Feuer ...
worüber Herr Radamès sie erschreckt anschaut und erklärt
Ein rosiger Traum hat heut mein Herz berauscht ...
Da Frau/Frl. Amneris nicht klar ist, ob ihr Haar sitzt, streicht sich
sicherheitshalber noch einmal darüber und hebt rechts die Innenwelle, ehe sie die Frage - an Herrn Radamès
richtend - von sich gibt:
Und hat kein andrer Traum ...
Herr Radamès ist irritiert, vielleicht hat Frau/Frl. Amneris gemerkt, dass er
eine andere - als sie in seiner Nr. 2 - besungen hat.
Um nicht beim Gehen über ein offenes Schuhband'l zu stolpern, kniet er sich vorn
am Orchestergraben hin, um den festen Sitz der Schuhe zu überprüfen.
Daraufhin erhebt er sich, schaut nach links, denn es wurde ihm gesagt und so ist es
probiert, dass von dort jemand auftreten wird.
Tatsächlich erscheint ein junges hellheutiges, mit Pferdeschwanzfrisur hergerichtetes 'Frauenzimmerchen' als so eine Art 'Servicegirl' - in der Luftfahrt bezeichnet man diese Art von hilfsbereiten Geistern 'Hupfdohle' - in Rock und Pullover, das eilt
nach rechts, stellt ein Glas auf das Rednerpult, eilt nach links zu dem
Abstelltischchen, nimmt das weg, was die Requisite dort hingelegt hatte
und trägt das nach rechts zum Rednerpult.
Frau/Frl. Amneris tritt an das Pult und wendet sich dem dort hantierenden Servicegirl zu.
Schwer zu erkennen, ob es sich hierbei um Frau/Frl. Aida handelt, die sich
während sie von Frau/Frl. Amneris innerhalb der Nr. 4 mit
Komm, o Geliebte, nahe dich,
Nicht Sklavin, nicht Verbannte,
Hier, wo in süsser Schwärmerei
Ich oft dich Schwester nannte.
angesungen wird, sich weiter an dem Rednerpult zu schaffen macht.
Irritiert ob der Annäherungsversuche der Kollegin äußert sie sich mit
Weh mir, das wilde Kriegsgeschrei
Vernehm' ich nur voll Schauer ...
Für das
Sprichst du auch wahr, kein andrer Grund,
Dass so betrübt du scheinst?
bewegt sich Frau/Frl. Amneris wieder zum Sitzelement, denn für ihr
Bebe, o Sklavin, bebe! ,
hart ihrer dort Herr Radamès.
Der springt auf, macht sich auf den Weg zum Rednerpult zu Frau/Frl. Aida, der
fällt etwas herunter auf den schönen Teppich, was Herrn Radamès erschreckt.
Frau/Frl. Amneris zunächst an der hinteren Wand, dann nach vorn in die Mitte zum rechten Teil
des Gesamt-Sitzelementes gehend, Herr Radamès links an den Telefonhäuschen,
Frau/Frl.
Aida rechts kniend, über den Teppich wischend.
Die drei Herrschaften bleiben in diesen Positionen und singen, mehr oder weniger
dem Dirigenten folgend, das Terzett zu Ende.
Frau/Frl. Aida poliert noch etwas das Rednerpult und
geht nach links zum Abstelltischchen. Frau/Frl. Amneris ist rechts ans Portal getreten.
Für die Nr. 5 ist es notwendig, dass der Herrenchor, der ägyptische Religionsführer Herr Ramphis und ein Bote
und Herr König auftreten. Alle tun dieses, kommen von rechts und links und
gesellen sich majestätisch schreitend zu den bereits rings um den Teppich positionierten Chor-Herrschaften, der König nimmt neben dem Rednerpult Aufstellung,
hält sich an ihm fest und meint
Ein ernster Grund versammelt euch
Um euren König heut, Ägypter ...
Herr Ramphis reicht dem Boten einen Spickzettel, denn der hat nun, in die Mitte
der Bühne zögernd sich bewegend, zu verkünden,
Bedrohet ist Ägyptens heil'ger Boden
Vom Volk der Äthiopier.
Man ist allerseits empört und bekundet dies durch ein
Oh, welch ein Wagnis!
Der Bote gibt bekannt, dass der Anführer der Äthiopier ein Herr Amonasro sei.
Frau/Frl. Aida bemerkt, ihrer Rolle gerechtwerdend, dass es sich hier um ihren Vater
handelt.
Herr Ramphis eilt g'schaftlhuberisch zu den einzelnen Chorherren und stachelt
die durch Fuchteln mit dem rechten Arm zum Krieg an.
Er hat gut reden, darf er ja zu Hause bleiben.
Der Bote zerreißt nach Absingen seiner Botschaft den Spickzettel, wirft die
Schnipsel auf den Teppich, geht nach hinten rechts, wo er von Herrn Ramphis
begrapscht wird.
Nanu?!
Herr König gibt den Namen des Feldherrn an und Herr Radamès stürzt nach vorne,
springt vor lauter Begeisterung auf die Abstellfläche in der Mitte des
Sitzelementes und freut sich, dass er gewählt wurde.
Darauf verkündet Herr König vom Rednerpult aus und dem von ihm auf sich selbst gerichteten
Mikrofon
Zu des Niles heil'gem Ufer
Alle singen ihm nach,
Herr Ramphis will auch was von totalem Krieg ins Mikrofon sagen.
Frau/Frl. Amneris ist vom rechten Portal in die Mitte zum Sitzelement gegangen
und kramt das Päckchen dort hervor, was sie bei ihrem Auftritt da abgelegt
hatte. Dieses drückt sie Herrn Radamès in die Hand.
Mit dem allgemeinen Wunsch, dokumentiert durch das Erheben des rechten Armes, die Hand zur Faust
geballt
Als
Sieger kehre heim!
endet mit allen Herrschaften frei ins Publikum singend,
dann alle nach rechts abgehend, die Nr. 5.
Frau/Frl. Aida hat nun die Nr. 6 zu bestreiten.
Sie bleibt dafür in der Mitte der Bühne stehen, sie lässt den rechten erhobenen Arm sinken und stellt fest
Auch meinem Mund
Entfloh das Wort, so ruchlos!
Während sie ihrer Qual wegen dieses Fehlverhaltens Ausdruck verleiht,
geht sie am Orchestergraben auf und ab.
Das Ganze endet für sie dann kniend mit dem
Bringt mir den Tod durch ihre Pein!
worauf sie die Bühne gesenkten Hauptes nach links verlässt, nicht ohne die Papierschnipsel
aufzuheben und mitzunehmen, die der Bote da hatte einfach fallen lassen.
Für die Nr. 7 wird das Licht eingezogen, es bleibt ein Lichtklecks in der Mitte,
die Uniform und die Pistole in den Telefonzellen sind in einen geheimnisvollen Schimmer 'getaucht'.
Herr Ramphis öffnet links die Tür zur Seitenbühne, Herr Radamès erscheint und kniet vor dem
Sitzelement nieder. Nun wird von Herrn Ramphis aus der linken Telefonzelle das
dort hängende Uniform-Jackett geholt und Herrn Radamès übergezogen. Der stülpt
sich die Feldherrnmütze auf und lässt sich aus dem Futteral aus der rechten
Telefonzelle die dort liegende - unter Absingen von
Gott, Gott, der du Beschützer bist
Pistole zum Ende des ersten Aktes mit dem
Allmächt'ger Phtà!
überreichen.
Angeblich sollte laut Regisseur Michael Helle schon im ersten Akt, der nun zu Ende ist, gezeigt werden, was der Krieg aus Menschen macht.
Weiter wurde schon in der Einführungsveranstaltung am 2.12.12 ausgeführt, der
Krieg verändere die Menschen, wenn nicht Krieg wäre, würden sie sich anders
verhalten.
Aha, was für eine Binsenweisheit - um zu dieser Erkenntnis zu kommen, benötigt man
aber nicht die optische Verfälschung der Oper 'Aida' im Theater Regensburg durch
Michael Helle.
Eindeutiges war in Bezug auf die Helle'sche Verhaltensregel der Menschen im
Kriegsfall jedenfalls nicht zu erkennen.
Also: Thema
verfehlt.
Du, Amonasro? du, der Fürst?
Zweiter Akt
Saal in der Wohnung von Amneris
dagegen im Theater Regensburg:
Einheitsszenerie: Antichambre von Stasi-Chef Mielke oder in Ägypten Mursi oder Mubarak für die Nr. 8
Frau/Frl. Amneris links am Abstelltischchen in rotem Kleid, stöckelt in die Mitte zum Sitzelement, während von links der Damenchor hereinströmt, irgendwelche mitgebrachten Teile zur späteren Atzung von Ensemblemitgliedern auf dem Tischchen abstellend.
'Ein Freudenfest lasst und begeh'n':
Alle Damen - einschließlich Frau/Frl. Amneris - werfen Luftschlangen.
Das Publikum bricht nicht in Beifallsstürme ob dieses genialen Regieeinfalls aus, schaut konsterniert dem Treiben zu und denkt sich:
'mei, a rechter Schmarrn!'
Frau/Frl. Amneris nimmt sich der Sache auf ihre Weise an, setzt sich auf den rechten Teil des Sitzelement und lockt
O komm Geliebter, komm,
o komm, berausche mich,
Froh bebt das Herz mir schon!
O komm Geliebter, komm!
Der nun eigentlich folgende Teil 'Tanz der Mohrenknaben' lässt das Theater Regensburg weg und geht gleich in die Nr. 9 über.
Frau/Frl. Aida kommt von rechts mit einer Trage Flaschen, sie stellt diese links auf das Abstelltischchen und wartet darauf, dass Frau/Frl. Amneris ihrer Rede Zauberfluss mit
Ich bin ja deine Freundin,
Alles geb' ich dir gerne, nur lächle wieder
beendet und ihr die Gelegenheit zu
Kann froh ich wieder werden
gibt.
Frau/Frl. Aida putzt links stehend die Gläser auf dem Abstelltischchen noch einmal durch, während Frau/Frl. Amneris eine Zigarette zu Ende raucht und die Kippe ausdrückt.
Dann nähert sie sich der Putzenden, setzt sich auf den Rand des Abstelltischchens und heuchelt mit
Vertraue dich mir an,
Vertraue meiner Liebe
Sehr bald hält sie es dort nicht mehr aus, sie läuft nach rechts und gibt auf und ab pendelnd triumphierend bekannt
Mein Wort war Täuschung, Radamès lebet
Frau/Frl. Aida schmeißt vor Ärger über Frau/Frl. Amneris das Putztuch zu Boden.
Der momentane Streit der beiden Damen um einen Tenor geht in dieser Szene zu Ende, Frau/Frl. Aida argumentiert
Du bist glücklich - doch weh mir Armen
während Frau/Frl. Amneris zunächst auf dem rechten Teil des Sitzelementes Platz nahm, dann aufspringt und Frau/Frl. Aida das
Bebe, Sklavin, dein Herze bezwinge
entgegenschleudert, nach links sich wendet und Frau/Frl. Aida zu Boden
drückt.
Es nähert sich das Ende des Duetts - Frau/Frl. Aida links am Boden inmitten der herumliegenden Luftschlangen, rutscht dann knieend Frau/Frl. Amneris nach rechts hinterher, die schubst die Kniende um.
Drauf setzt sich
Frau/Frl. Aida auf den rechten Platz des Sitzelements, Frau/Frl. Amneris auf dessen linken Teil - sie streicht sich wieder einmal die Haarwelle von der Backe - steht auf, wischt das Kleid zurecht, nochmal durch die Haare gehen und - sich wieder setzend - nimmt sie das neben ihr liegende Handtäschchen, macht das Handtäschchen auf, macht das Handtäschchen zu.
Da sitzen nun die beiden um einen Tenor Ringenden wie zwei im Wartezimmer eines Zahnarztes.
'Die Nächste bitte!'
Hinter ihnen fährt die Abtrennung der Durchreiche zur hinteren Bühne nach oben und sichtbar wird eine Menge von Damen und Herren wie auf Stangen in einem Hühnerstall aufgereiht.
Motiv hierfür seitens des Regisseurs Michael Helle - nur möglichst den Chor nicht bewegen müssen.
Für die Nr. 10 erheben sich die Herrschaften hinter der nun offenen Durchreiche-Luke und meinen
Heil dir, Ägypten, Isis Heil
Davon erschreckt springt Frau/Frl. Aida auf, geht ein paar Schritte nach vorne zum Orchestergraben und schaut, sich vorher herumdrehend - somit den Rücken zum Publikum kehrend - den Chor an, geht dann nach links möglichst nahe an Frau/Frl. Amneris vorbei, dass die ihren rechten Arm erwischen kann, um sie festzuhalten, wohl, sie möge doch bitte warten bis der Chor zu Ende gesungen hat und nicht einfach weglaufen.
Frau/Frl. Aida zieht ihren Arm zurück und nimmt wieder Platz auf den rechten Teil des Sitzelements.
Als Herr König und Herr Ramphis von rechts auftreten, erheben sich auch die beiden Damen, Frau/Frl. Aida geht nach links zum Abstelltischchen, Frau/Frl. Amneris umarmt Herrn König, derweil schlendert Herr Ramphis auf der Bühne umher, verheddert sich mit den Füßen in rumliegenden Luftschlangen.
Man begibt sich gemeinsam zum Abstelltischchen und lässt sich von Frau/Frl. Aida Häppchen und Schlückchen reichen, während Chor und Orchester hinter der 'Durchreiche' mit dem Triumphmarsch beschäftigt sind.
Die Aidatrompeten erklingen aus den oberen Proszeniumslogen und die Herren König und Ramphis schauen trinkend und kauend interessiert dort oben hin.
Welch witziger Regieeinfall von Regisseur Michael Helle.
Dann sind die Herren König und Ramphis des Schauens müde und nehmen auf dem Sitzelement in der Mitte der Bühne Platz.
Frau/Frl. Amneris, bisher am Abstelltischchen, eilt hinüber zu Herrn Ramphis, der ihr ein wohl besonders delikates Häppchen ins Mäulchen schiebt.
Frau/Frl. Aida strömt von links herbei, räumt Essensreste von der Abstellfläche des Sitzelementes ab, Frau/Frl. Amneris schlendert kauend herum, schaut den Chor hinter der Durchreiche an und blinzelt gelegentlich in die Gasse nach rechts, als gäbe es dort was Tolles zu sehen, Frau/Frl. Aida muss zur Sitzgelegenheit, schenkt den Herrn König und Ramphis die Gläser voll, denn sie sah, dass dieselben leerer wurden.
Inzwischen ist der Chor am Ende seiner Strophe angelangt, es erscheint Herr Radamès von rechts aus der Gasse, in die vor kurzer Zeit (siehe oben) Frau/Frl. Amneris unentwegt hineinlugte.
Er tritt beherzt auf, fetzt sein Uniformjackett den sitzenden Herren König und Ramphis vor die Füße. Letzterer steht auf, hebt das Kleidungsstück auf, wischt Bühnenstaub ab, trägt es in das linke Telefonhäuschen, hängt es der Modepuppe um und knöpft es ordentlich wieder zu.
Inzwischen schütteln sich Herr König und Herr Radamès vorne rechts die Hände. Frau/Frl. Amneris eilt herbei und heftet Herrn Radamès etwas - wohl einen Orden - ans Revers.
Der bittet
Erlaub zuvor, dass die Gefangnen
Dir werden vorgeführt.
Herr Ramphis nach rechts in die Gasse sich begebend 'greift hinein ins volle Menschenleben' und tut so, als schleudere er Leiber auf die Bühne, in Wirklichkeit sind es willige Mitarbeiter des Theaters, die sich herausfallen lassen, weil sie erpicht darauf sind, äthiopische Gefangene in Regensburg zu mimen.
Herr Ramphis zieht den 'Gefangenen' die Kopfverhüllung runter und schmeißt diese achtlos so einfach auf die Bühne - Frau/Frl. Aida geht von ihren Abstelltischchen links an das linke Portal, hebt dort den dramatischen Arm und stützt sich an der Bühneneinfassung ab.
Herr König und Frau/Frl. Amneris halten gemütlich Platz auf dem Sitzelement und schauen ungerührt auf die Statisten, die da am Boden liegen - im Hintergrund an den Telefonhäuschen schweift Herr Radamès unruhig auf und ab.
Da
Himmel, er ist's, mein Vater!
singt Frau/Frl. Aida in bequemer Lage herum, stürzt nach rechts zu den am Boden liegenden Statisten, unter denen sich dort auch entweder Herr Kruzel oder Herr Karimov - je nach Abendbesetzung - als Herr Amonasro befinden. Dieser herrscht nun Frau/Frl. Aida, seine Tochter, mit
Still, kein Wort!
an.
Daraufhin geht sie beleidigt an das rechte Portal, Frau/Frl. Amneris gießt sich am Abstelltischchen links einen Erfrischungstrunk ein, muss sie sich doch von der Aufregung erholen, Herr Ramphis setzt sicherheitshalber seine Brille auf, als Herr Amonsro bestätigt, er sei Herr Amonasro.
Dieser erklärt nun als halbnackerter Bariton in Unterhosen die Situation aus seiner Sicht und bittet für seine Leute
Doch du, Herr, dem die Macht ist gegeben
Herr König vorne im Auf und Ab des Weges - mimt Erregung - doch Herr Radamès äußert sich beschwichtigend
für die gefangenen Äthiopier
Bitt' ich, o König, Leben und Freiheit aus.
Frau/Frl. Aida schwenkt vom rechten Portal hinter die Lehne der rechten Seite des Sitzelements - und 'ruhig und besonnen' mit Blick auf den Dirigenten lässt sich diese Situation zu Ende besingen.
Man einigt sich, dass die Gefangen wieder gehen dürfen, nur Herr Amonasro und seine Tochter Frau/Frl. Aida sollen als Pfand in Ägypten zurückbleiben.
Herr Ramphis gießt sich links am Abstelltischchen einen ein, Frau/Frl. Aida umarmt rechts ihren halbnackerten Vater, der vom Alter her ihr Sohn sein könnte oder Bruder - je nach Abendbesetzung - der die übrigen Statisten-Gefangenen nach rechts in die Gasse abschiebt.
Herr König setzt sich wieder auf die linke Seite des Sitzelementes, Frau/Frl. Amneris meint so in die Runde, wobei Frau/Frl. Aida angesprochen wird
Wage, o Sklavin,
Wage nun, den Teuren mir zu rauben!
darauf nimmt sie einen kräftigen Schluck und gesellt sich zu Herrn Radamès und Herrn Ramphis, die links das auf dem Abstelltischchen präsentierte kalte Buffet plündern.
Derweilen beginnt der Chor mit seinem
Heil dir, Ägypten,
Die Solisten gruppieren sich in der Mitte der Bühne - beim dorthin sich bemühen, verfängt sich Frau/Frl. Amneris mit dem rechten Schuh in den hinderlich herumliegenden Luftschlangen - Herr Amonasro rechts am Portal, Frau/Frl. Aida neben ihm - das Sitzelement ist wie folgt belegt:
Linker Teil, Herr König, rechter Teil Frau/Frl. Amneris, auf der rechten Armlehne Herr Radamès und dahinter Herr Ramphis.
Die Szene nähert sich ihrem Ende, Herr Amonasro und Frau/Frl. Aida vorne rechts am Portal, Herr Radamès steht von der rechten Armlehne des Sitzelementes auf, Frau/Frl. Amneris erhebt sich und beide schreiten wenige Schritte nach vorne in Richtung Orchestergraben.
Eindeutiges war in Bezug auf die Helle'sche Verhaltensregel der Menschen im Kriegsfall nicht zu erkennen.
Also: Weiterhin - in diesem Bühnenbild mit dieser Personenführung bleibt das Thema verfehlt.
'Lass uns fliehn aus diesen Mauern'
Dritter Akt
Am Ufer des Nils
dagegen im Theater Regensburg:
Einheitsszenerie: Antichambre von Stasi-Chef Mielke oder in Ägypten von Mursi oder Mubarak hier nun für die Nr. 11
Einziger Unterschied:
links vorne zwischen Teppich und Orchestergraben stehen ein Paar weiße Schuhe und rechts liegen die von den Damen im zweiten Akt geworfenen Luftschlangen, nun zu einem Haufen zusammengekehrt.
Im rechten Telefonhäuschen - wo vorher die Waffe für Herrn Radamès ausgestellt war - eine weiß gewandete Gestalt - reglos, wohl auf einen Anruf wartend (früher gab es Telefonanschlüsse auf der Gass', die konnte man anrufen) - der Chor unsichtbar hinter der Szene, man müsste die Herrschaften ja sonst von der Regie irgendwie sinnvoll bewegen. Herr Ramphis von rechts, geht ganz nahe an das rechte Telefonhäuschen ran, winkt der Gestalt in weiß, klopft an die Scheibe - damit meint er:
'Wohl fasse dich kurz'
und schon entsteigt die Dame in Weiß der früher mal in Bayern weit verbreiteten Anlage von öffentlichen Telefonanschlüssen. Wie das in Theben aussieht - weiß das Theater Regensburg, denn man zeigt es dem Publikum in Form der beiden öffentlichen Fernsprecheinrichtungen.
Im linken Telefonhäuschen, wieder angestrahlt das Uniformjackett, das Herr Radamès im zweiten Akt so achtlos auf den Boden warf.
Die Dame in Weiß - es stellt sich heraus, dass es sich nicht um eine Modepuppe, sondern um Frau/Frl. Amneris handelt - geht nach vorne, zieht die Schuhe - ohne sich bücken oder einen Schuhlöffel beanspruchen zu müssen - an. Auf dem Weg nach rechts streicht sie sicherheitshalber mal wieder über ihr Haar, während Herr Ramphis, zwischen den beiden Teilen des Sitzelementes stehend, die Stimme zum
Komm in der Isis Tempel
erhebt.
Frau/Frl. Amneris von rechts, stellt sich neben Herrn Ramphis, hakt sich bei ihm ein und gibt zu Protokoll, das sie
Ja, flehen will ich, dass Radamès mir schenke
Sein ganzes Herz
worauf Herr Ramphis ihre Hände nimmt, sie umfasst und nach rechts von der Bühne führt.
Links öffnet ich die Tür und auf die Bühne für den so genannte 'Nilakt', tritt eine blau eingekleidete Gestalt, den Kopf in ein blaues Tuch gehüllt, das Gesicht weitgehend durch eine übergroße Sonnenbrille bedeckt.
Sie geht zum mittig angeordneten Sitzelement, sieht sich um, schaut in alle Richtungen und spricht zu sich und dem Publikum
Bald kommt Radamès! Was wird er wollen?
Es ist Frau/Frl. Aida -
sie singt Gebet und Romanze - günstig postiert - unmittelbar vor dem Orchestergraben. Dann geht sie nach rechts und zieht eine vom Schnürboden herunter hängende weiße Gardine bis in die Hälfte der Bühne, so dass das Sitzelement fast und der Müllhaufen von Luftschlangen rechts dahinter gänzlich verschwinden. Stimmungbeschwörend wird das Licht weitgehend eingezogen.
Frau/Frl. Aida
wickelt sich aus dem Tuch und nutzt dieses, ihre Bewegungen dramatisch unterstreichend, zieht es gänzlich vom Körper und schaut bewegt nach links, denn dort entdeckt sie
Wehe! mein Vater!
Tatsächlich kommt von dort, hinter dem linken Telefonhäuschen hervor, ein Mann, normal gekleidet, so dass man nicht darauf kommt, dass es sich um Herrn Amonasro handelt, den man ja aus dem zweiten Akt als Halbnackerten kennt.
Die ägyptische Regierung - vertreten durch das Theater Regensburg - hat ihm also ein Outfit verpasst, auf dass er sich nicht mehr von den Übrigen auf der Bühne unterscheide. Herr Amonasro zieht Frau/ Frl. Aida in die rechte Seite ans Portal, man schaut sich gemeinsam um, ob nicht jemand komme, sie zu stören.
Dies unterbleibt, so dass man sich gemeinsam der Nr. 13 widmen kann.
Zu dir führt mich ein ernster Grund, Aida.
Gelegentlich greift Herr Amonasro hinter die Gardine und schaut: -
'Ist da wer?'
Für das
Wiedersehen wirst du die duftigen Wälder,
Die kühlen Täler und unsrer Tempel Gold!
nimmt er Frau/ Frl. Aida in den Arm, lässt sie aber gleich wieder los, um so ungehindert weitersingen zu können, geht nach links und setzt sich auf die Kante des Abstelltischchens, von dem die Reste des Buffet aus dem zweiten Akt vor Beginn des dritten Aktes von der sorgsamen Requisite entfernt wurden.
Frau/Frl. Aida bewegt sich nun auch hinüber zum Abstelltischchen, legt ihr Tuch dort ab, wedelt mit der Pferdeschwanzfrisur und auf ihre Frage, wer denn die Pfade herausbekommen werde, auf denen sich die Ägypter dem Volksstamm der Äthiopier nähern werden, meint Herr Amonasro
Du selber!
Darüber ist Frau/Frl. Aida wenig entzückt, außerdem weiß sie garnicht wie sie das rauskriegen soll, aber Vater Amonasro weiß Rat. Er ist im Bilde, dass Radamès hierher kommen wird, was ja auch Frau/Frl. Aida am Anfang des Aktes schon bekannt war.
Als Sie sich zu weigern gedenkt, die Frage an Herrn Radamès zu tun, tobt Herr Amonasro in die Mitte der Bühne, reißt an der Gardine, die fast herunterfällt, die Bühne ist in gleißendes Licht 'gegrellt'
Wohlauf denn, erhebt euch,
Ägyptische Scharen,
Wütend wedelt er weiter mit dem ungeordnet herabhängenden Fummel, Frau/Frl. Aida ordnet ihn schnell wieder, so dass wenigstens der Haufen zusammengekehrter Luftschlangen dem Anblick des Publikums entzogen bleibt.
Man tobt in wilder Erregung hinter dem Sitzelement herum.
Bei seiner Beschimpfung
Du bist mein Kind nicht,
Bist niedre Sklavin der Pharaonen!
schleudert er das auf dem Abstelltischchen liegende blaue Tuch von Frau/Frl. Aida zu Boden und stützt sich erschöpft von den schweren Phrasen und den für einen Bariton ungewohnt hohen Tönen auf das Abstelltischchen, was dazu führt, dass Frau/Frl. Aida - auf die Rückenlehne des rechten Sitzelementes gelehnt - einlenkt
Darfst mir nicht fluchen, mich nicht verkennen,
Kannst deine Tochter immer mich nennen
Einigermaßen besänftigt nähert sich Herr Amonasro von links dem Sitzelement und nimmt auf dem linken Teil desselben für das Ende des dritten Auftritts im dritten Akt erstmal gemütlich Platz.
Dann aber bei Frau/Frl. Aidas
O Heimatliebe, was muss ich opfern dir, o Vaterland.
stutzt er, erhebt sich,
schleicht sich nach hinten links hinter das linke Telefonhäuschen, mit dieser Aktion und mit einem diminuendo e allarge un poco
verklingt die Nr. 12
und geht über mit dem aufschwingenden allegro giusto in die Nr. 13.
Herr Radamès kommt rechts aus der Durchreiche und schreitet von hinten zu der auf dem rechten Sitzpolster des Sitzelementes ruhenden Sopranistin, hält ihr die Augen zu und erklärt
Ich seh' dich wieder, meine Aida.
Im Laufe der Nummer gibt es in Bezug auf die beiden Protagonisten ein gewisses Hin- und Her auf der Bühne, man nutzt gelegentlich das Sitzelement, ringt um die richtige Einschätzung der Situation und die Festlegung der nächsten Aktionen.
Frau/ Frl. Aida lockt mit ihrem
Entfliehn aus diesem Lande wir
was zunächst zu einer Diskussion über die Frage führt, er liebe sie nicht genügend, er dann einen Schluck zur Labung von 'was zum Trinken' von dem Abstelltischchen nimmt.
Um die Sache optisch zu verdeutlichen, fällt Frau/Frl. Aida effekthascherisch lang hin, dann, kaum ist sein Einverständnis erklungen, kniet sie wieder flugs hochaufgerichtet, erhebt sich, zieht den am Boden liegenden blauen Mantel über, schlingt sich das Kopftuch um den Hals für das gemeinsame vorn an der Rampe gesungene
fliehn wir zusammen
Kaum ist das Liebespaar sich einig, schon kommt von ihr die seinerzeit von Herrn Amonsro initierte Frage
Doch sage, auf welchem Wege
Umgehn wir die Scharen
Der Besatzung?
und Herr Ramadès, der sich schnell noch links am Abstelltischen ein Schluck eingießt, fällt auf die Frage der Sopranistin herein und singt
Die Schluchten
Bei Nàpata.
was Herr Amonsro, der in mittelgrauem Anzug, mit dunkelgrauem Shirt hinter dem linken Telefonhäuschen hervorkommt, jubelnd wiederholt.
Bei Nàpata die Schluchten,
Dort werden die Meinen harren!
Daraufhin, erfreut, erreicht zu haben, was er wollte, lässt
Herr Amonsro sich erstmal auf dem linken Platz des Sitzelementes nieder, schlägt lässig die Beine übereinander, legt den linken Arm über die Rückenlehne des Sitzelementes und ist sichtlich erleichtert, gehört zu haben, was er erfahren wollte.
Herr Radamès ist entsetzt über sich, auf den Trick hereingefallen zu sein, Frau/Frl. Aida stürzt nach rechts zu ihm hin und mit dem
Weh mir, ich bin entehret
lassen sich beide zu Boden sinken.
Herr Amonasro eilt hinter dem Sitzelement herum, auf die beiden am Boden liegenden zu, und er zerrt an Herrn Radamès, um ihn wieder aufzurichten, was ihm beim
Nein, nein, du bist nicht schuldig
auch gelingt.
Frau/Frl. Aida wälzt sich links von beiden auf der Bühne, kniet dann, ihr
Sei ruhig!
hat keine Wirkung.
Herr Radamès fällt neben ihr auf die Knie.
Der Aufforderung von Herrn Amonasro, gemeinsam mit ihm
Komme, komme!
das Weite zu suchen, kann er wegen des sechsten Auftritts des dritten Aktes nicht mehr Folge leisten, denn es erscheint rechts neben der ziemlich zusammengeschobenen Gardine Frau/Frl. Amneris in dem weißen langen Kleid, in dem sie ja auch am Beginn dieses Aktes im rechten Telefonhäuschen stand.
Herr Amonasro hetzt nach hinten zur offenen Durchreiche, schnappt sich einen Stuhl, um damit Frau/Frl. Amneris mit seinem
Falle!
den Garaus zu machen.
Herr Radamès wirft sich ihm links an den Telefonhäuschen in den Weg, Herr Amonasro lässt den Stuhl fallen, weil auch gar keine Möglichkeit besteht, damit Frau/Frl. Amneris zu zerschmettern, denn die rennt wie ein aufgescheuchtes Huhn von rechts nach links an das Abstelltischchen und wieder nach rechts, Herr Radamès schickt Frau/Frl. Aida mit einem
Eilet und fliehet
nach links durch die Tür von der Bühne, Frau/Frl. Amneris eiligen Schrittes - hinter der Fliehenden her - auch durch die Tür links ab.
Dem von rechts aufgetretenen ägyptischen Religionsführer Ramphis bedeutet Herr Radamès
Sei ruhig, Priester, ich bleibe dir!
Erschöpft lässt er sich auf dem linken Platz des Sitzelementes nieder, worauf sich Herr Ramphis auf den rechten Teil neben Herrn Radamès setzt, nach dem Motto, was soll ich stehen, wenn ich sitzen kann.
Da sind nun zum Ende des dritten Aktes die beiden Kontrahenten zum 'gemütlichen Beisammensein' nebeneinander vereint.
Vierter Akt
Saal im Königspalast -
nach Verwandlung der Vulkantempel und ein unterirdisches Gewölbe -
- dagegen im Theater Regensburg:
Einheitsszenerie: Antichambre von Stasi-Chef Mielke oder in Ägypten von Mursi oder Mubarak hier nun für die Nr. 14
Links hinter dem Abstelltischchen liegt der Stuhl, den Herr Amonasro da in die Gegend warf.
Rechts am Portal liegt Frau/Frl. Amneris in ihrem schönen weißen Kleid aus dem dritten Akt und lässt sich darüber aus
Entflohn ist die Rivalin, die verhasste.
Wie oben beschrieben, war Frau/Frl. Amneris dem Stubenmädchen Aida mit der Pferdeschwanzfrisur am Schluss des vorhergehenden Aktes hinterher gewetzt, hatte sie aber auch während des Interakts vom dritten zum vierten Akt im weitläufigen Bühnenraum des Theaters Regensburg nicht erwischen können.
Über diese eigene Mangelleistung ist Frau/Frl. Amneris nun bitterlich erbost.
Für das
Alle sind Verräter,
Zum Tode! zum Tode!
erhebt sie sich vorsichtig auf die Knie, gleich darauf legt sie sich aber wieder hin und beim
Ich lieb' ihn noch, noch immer
streicht sie mit der rechten Hand über den Bühnenboden, geht wieder auf
die Knie - links hinten öffnet sich die Tür, ein Lichtschein fällt auf die Bühne und pünktlich für das
Wachen: Radamès komme!
erscheint der Gerufene ganz spontan links auf der Szene, geht zum immer bereitstehenden Abstelltischen und bleibt davor stehen.
Frau/Frl. Amneris hat sich hinter das Sitzelement positioniert und spricht Herrn Radamès an
Schon sind die Priester all vereint
langsam kommt sie rechts um das Sitzelement herum nach vorne, breitet die Arme aus, geht nach links auf Herrn Radamès zu und lehnt sich zum
Ja frei sollst du dich sehen,
Die Zukunft bleibet dir
an dessen Schulter.
Der macht aber für das
Die Priester werden meiner Tat
Rechtfertigung nicht hören
einen Schritt zur Seite, schüttelt sie damit quasi ab und wandert in ruhiger Gangart nach rechts am Orchestergraben entlang.
Der Aufforderung von Frau/Frl. Amneris, sich zu rechtfertigen, wolle er nicht nachkommen und überhaupt
Das Leben hasse ich
Frau/Frl. Amneris ist zunächst links zum Sitzelement gegangen, auf sein
Will ich allein den Tod
stürzt sie zum ihm rechts hinüber, umhalst ihn und widerspricht ihm mit
Nein, du musst leben,
Leben und mit mir verbunden
Er windet sich, kann sie aber nicht abschütteln, da gleitet sie an ihm herunter und kniend singt sie ihre Phrase mit
Das Vaterland, die Krone, Leben,
Ja alles geb' ich hin um dich
zu Ende.
Herr Radamès entzieht ihr seinen rechten Arm, an den sie sich klammert und nimmt ihr damit den Halt - sie fällt vornüber.
Aber sie erhebt sich gleich wieder, Herr Radamès schiebt sie vor sich her nach links und schüttelt sie beim
Was hab' ich leiden müssen
ab.
Nach dem
Was hat noch die Welt für mich?
eilt Herr Radmès nach links hinüber zum Abstelltischchen und gießt sich erst einmal etwas zur Labung ein, dann teilt ihm Frau/Frl. Amneris mit, dass Frau/Frl. Aida noch lebt.
Nach ihrem
Wenn ich dich rette, schwöre, dass
Du ihr nicht mehr ergeben!
schubst er sie beim
Ich kann nicht
einfach so zur Seite, das sie sich erstmal nach rechts neben das Sitzelement außerhalb seiner Reichweite zurückzieht.
Von ihrem
Rächen wird der Himmel selber
Meine Tränen, all mein Leid
bleibt er ungerührt, trinkt sich vorher noch einen da am Abstelltischchen, um ihr - die sie vorne vor dem rechten Platz des Sitzelementes kniet - sein
Ach, das Sterben ist eine Wonne
entgegenzuschleudern, um dann nach links durch offen gebliebene Tür abzugehen.
Worüber Frau/Frl. Amneris erstmal vornüber der Länge lang hinschlägt.
Sie meint zu sterben, erhebt sich aber wenigstens auf die Unterarme und gleich drauf die Hände, steht aber dann gänzlich auf und lässt sich erschöpft auf dem linken Platz des Sitzelementes nieder.
Das Licht zur Beleuchtung der Bühne wird eingezogen, die Priester und der ägyptische Religionsführer Ramphis versammeln sich hinter Bühne zur Gerichtsszene - für Regisseur Michael Helle eine willkommene Gelegenheit, keine Truppen auf offener Szene bewegen zu müssen.
Herrn Radamès schlendert von links kommend, über die Bühne, dreht sich noch einmal nach rechts zur am Boden hockenden Frau/Frl. Amneris um und geht nach rechts ab.
Weh mir, mir nahet der Tod!
meint sie, ehe der ägyptische Religionsführer Ramphis die Vernehmung von Herrn Radamès hinter der Bühne durchführt.
Der rechtfertigt sich nicht für den Verrat des Weges durch die Schluchten bei Nàpata, Frau/Frl. Amneris fleht vorn an der Rampe stehend und gelegentlich nach rechts in die Gasse schauend ihr
Gnade, Gnade, ach rettet ihn, Götter!
dazwischen, geht nach links und stützt sich auf das Abstelltischchen, schaut dann in das linke Telefonhäuschen, vor das sie sich ganz nahe stellt, in dem das Uniformjackett nicht mehr beleuchtet ist, schubst mit dem Fuß den Saum ihres Kleides beiseite, damit ihr das nicht bei der nun folgenden Drehung um 180 Grad zwischen die Beine gerät. Langsam rutscht sie an der Fernsprecheinrichtung herunter.
Als die offiziellen ägyptischen Religionsangehörigen für Herrn Radamès das Todesurteil sprechen, löst sie sich vom linken Telefonhäuschen, eilt nach rechts, greift nach der Gardine, hält sich aber an ihr nicht genug fest und stürzt so zu Boden.
Der ägyptische Religionsführer Ramphis tritt von rechts aus der Gasse, beugt sich zu ihr herunter, sie schüttelt ihn ab, worauf er nach links zum Abstelltischchen geht, um erst einmal etwas zu Trinken vorzubereiten. Deutlich sichtbar schüttet er wohl KO-Tropfen in ein Glas, während
Frau/Frl. Amneris am Boden liegend mit ihrem
Schändliche Rotte, auf euch alle mein Fluch!
Und des Himmels Rache fall' auf euch herab!
auftrumpft, dann das Abfüllen von möglicherweise Hoffmanns-Tropfen durch Herrn Ramphis zu verhindern sucht, der dreht sich aber zum Abstelltischchen weg und da gibt sie zunächst auf.
Herr Ramphis trägt hocherhobenen Armes das Glas zu der Abstellfläche des Sitzelementes, stellt es dorthin - während Frau/ Frl. Amneris sich an ihn klammert, inter dem Sitzelement zu Boden rutscht, weil sie keinen Erfolg hat.
Mit ihrem
Seid verflucht!
stürzt sie sich auf das Glas, das auf der Abstellfläche des Sitzelementes steht, trinkt daraus, bevor der ägyptische Religionsführer Ramphis es ihr entwinden und sie nach hinten in die dunkle Durchreiche führen kann.
Während einer nun folgenden langen Pause für das Orchester tritt Herr Radamès von rechts auf, geht zum Sitzelement, ergreift das dort stehende Glas und trinkt - wie auch vorher Frau/Frl. Amneris - daraus, stellt das Glas mit vernehmlichen 'Dotz' wieder auf die Abstellfläche, geht rechts um das Sitzelement herum und setzt sich auf den rechten Platz desselben, hebt an zu singen und beginnt so mit der Nr. 16.
Es hat der Stein sich über mir geschlossen.
Vor mir seh' ich mein Grab
Da, im linken Hintergrund, hinter den beiden Telefonhäuschen erscheint ein Wesen, Herr Radamès schaut dorthin und fragt die Erschienene
Du - in diesem Grabe!
Zur Verdeutlichung: es handelt sich nach wie vor um die Einheitsszenerie, Mielkes Büro in der Stasizentrale.
Frau/ Frl. Aida - wieder in Rock und Pullover, nicht im blauen Mantel aus dem 'Nilakt' - um die handelt es sich nämlich, bewegt sich langsam nach vorne zum Sitzelement, bleibt hinter diesem stehen und klärt Herrn Radamès mit
Ahnend im Herzen, dass man dich verdamme,
Hab' in die Gruft, die sie für dich bereitet,
heimlich mich begeben
auf, nimmt das Glas von der Abstellfläche zwischen den beiden Plätzen des Sitzelementes und trinkt nun auch noch daraus.
Der Trank scheint schnell zu wirken, Frau/Frl. Aida lässt sich sicherheitshalber auf der Abstellfläche zwischen den beiden Plätzen des Sitzelementes nieder und lehnt sich an Herrn Radamès.
Für das
Sieh, schon den Todesengel dort
schwingt sie sich behände über die Abstellfläche zwischen den beiden Plätzen des mittig auf der Bühne angeordneten Sitzelementes, zerrt Herrn Radamès hinter sich her und beide stimmen an der Rampe - ins Publikum schauend - das Duett der Nr. 16 an.
Wenn Frau/Frl. Aida sich zur Seite dreht, Herrn Radamès anschaut und wieder nach vorne zum 'Todesengel' - wohl im ersten Rang, Seite - blickt, wedelt der Pferdeschwanz ihrer Frisur fröhlich hin und her.
Dann nehmen die beiden wieder auf dem Sitzelement in der Mitte der Bühne Platz, während aus dem Raum hinter der Durchreiche Frau/Frl. Amneris mit ihrem
Werde dir Frieden!
zur Beendigung des Stückes in dieser Michael-Helle-Inszenierung beiträgt.
Fazit:
Totale Verfälschung, was Szene und Personenführung - Chor wie Solisten - betrifft.
Programmheft und Übertitel stimmen mit der Bühne nicht überein.
Sagt der Eine zum Anderen:
'Heute Nacht kannst Du noch einen Horrorfilm sehen.'
Antwortet der Andere:
'Ich war
neulich im Theater Regensburg, habe dort
'Die Räuber' und 'Aida' gesehen - das war Horror genug.'
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Wie meinte im Jahr 2007 der ehemalige Kulturreferent der Metropole der Oberpfalz, Dr. Meyer, das Theater Regensburg brauche nicht in den überregionalen Feuilletons zu glänzen.
Recht hat er - doch noch zu viel, man sollte es gänzlich totschweigen.
Arme Bevölkerung, arme Steuerzahler.
Und gemessen an dem, was Bleiziffer damals am Alten Kornmarkt zeigte, war das hier szenisch völliger Quatsch.
Betrachtungen_zu_'Aida'_-_Theater_Regensburg.htm
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Mittelbayerische
Zeitung - 26.4.2007
Der Rahmen,
der Kultur ermöglicht:
"Wir müssen in der Kulturpolitik Ermöglicher sein", sagte
Schaidinger. Das Wort Plan nehme er in Zusammenhang mit 'Kultur'
nicht in den Mund. Es gehe um Perspektiven. Und bei der
Diskussion künftiger Schwerpunkte auch darum, die Latte was die
Qualität betrifft, höher zu legen.
"Natürlich
müsse man auf Qualität achten", bestätigte Meyer. Es sei aber
nicht Aufgabe der Politik, diese zu definieren.
Genauso wenig wie es Aufgabe
des Regensburger Theaters sei,
in überregionalen Feuilletons zu glänzen,
erteilte Meyer Händlers Kritik eine Absage."
Der Autor
hatte wiederholt angeprangert, dass das Theater Regensburg, das
immerhin rund ein Drittel des städtischen Kulturetats
verschlingt, überregional so gut wie nicht wahrgenommen werde.
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Danksagung an alle, die Hinweise auf Tippfehler gaben.
Natürlich sollen solche vermieden werden, aber gemessen an dem, was seitens des
Theaters Regensburg an Fehlern zu Lasten des Steuerzahlers unter Außerachtlassung des Bildungsauftrages fabriziert wird, handelt es sich hier um 'minor items'.
Um 'Missverständnisse' auszuschließen:
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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen
enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich ausdrücklich den Kunstvorbehalt
nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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