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Nr.
40
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„Subventionen sofort beenden“
Es ist schon erstaunlich, wie die Intendantin
eines subventionierten Theaters sich und ihr Publikum einordnet.
Theater ist eine moralische Instanz! Niemand hat das Theatervolk
dazu gemacht. Sie selbst halten sich immer für die Guten, die
Besseren und moralisieren in allen Medien.
Dabei sind diese Künstler nicht besser als ein Handwerker,
Akademiker oder Arbeitsloser. Aber überall, wo die Politik
agiert, tauchen diese Produzenten auf und haben es geschafft,
dass in Hannover mittlerweile jährlich 70 Millionen Euro in
Theater und Opernhaus gesteckt werden. Dafür wird dann das
„spezifische, gehobene, überwiegend weiße Publikum“ mit völlig
verhunzten Inszenierungen vorgeführt.
Ich bin dafür, diese Subventionen sofort zu beenden. Theater
sollten nach wirtschaftlichen Grundsätzen geführt werden. Sie
haben nicht die Aufgabe, politisch zu agieren.
Wenn die Subventionen wegfallen, wird das ’gehobene’ Publikum
den realen Preis für die Theaterkarte bezahlen müssen. Ich bin
sicher, einige Theater werden – um nicht pleitezugehen – ihre
absurden Inszenierungen sofort absetzen. Eine einseitige
Publikumsbeschimpfung als Rache findet dort sicher nicht statt.
[…]“
Helmut W. aus B.
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Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung – 18. November 2021 – Seite 21
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Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung – 31.Dezember 2021 – Seite 25
Ermittlungen wegen
Betrugsverdacht an Staatstheater – Kultur
https://www.sueddeutsche.de › Kultur › Darmstadt
Ermittlungen am Staatstheater Darmstadt - FAZ.NET
https://www.faz.net › ... › Rhein-Main › Kultur
Ermittlungen wegen
Betrugsverdacht an Staatstheater – Stern
https://www.stern.de › Gesellschaft › Regionales
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15.11.2021, 23:43 Uhr
Nürnberger
Oper feuert Regisseur wegen "unangemessener" Äußerung
Regie-Altmeister Peter Konwitschny (76) sollte Verdis
"Troubadour" inszenieren, doch bei den Proben fielen offenbar
diskriminierende Worte, die für eine sofortige Trennung sorgten.
"Die einzig mögliche Konsequenz", behauptet die Theaterleitung.
Von
Peter Jungblut
Es muss ordentlich "gekracht"
haben bei den Proben zu Verdis "Troubadour" in Nürnberg. Der als
impulsiv bekannte Peter Konwitschny, einer der prominentesten
deutschen Opernregisseure, soll sich gegenüber Mitwirkenden
mächtig im Ton vergriffen haben. Jedenfalls musste er das Haus
auf Druck der Intendanz verlassen und die Endproben in die Hände
seiner Assistentin Marie-Christine Lüling legen.
Er selbst äußerte sich dazu exklusiv gegenüber dem BR und
verriet bei der Gelegenheit auch, um welche Äußerung es aus
seiner Sicht genau geht.
In einer schriftlichen
Stellungnahme des Staatstheaters gegenüber dem BR heißt es:
"Hintergrund hierfür ist ein Konflikt zum Verhalten des
Regisseurs im Umgang mit Künstlerinnen und Künstlern des Hauses.
In einer Probensituation hat sich Herr Konwitschny in einer Art
geäußert, die von Beteiligten als 'unangemessen und
diskriminierend' wahrgenommen wurde. Die Theaterleitung kam nach
Gesprächen mit mehreren beteiligten Personen zu derselben
Einschätzung und hat unmissverständlich klargestellt, dass es am
Staatstheater Nürnberg für Diskriminierung keinen Platz gibt."
Konwitschny habe seine Arbeit
an der Produktion daraufhin niedergelegt: "Auch die
Theaterleitung sah diesen Schritt als einzige mögliche
Konsequenz." Über dieses Statement hinaus wolle sich die
Intendanz zu dem Fall nicht weiter äußern.
Zuerst hatte Nordbayern.de über die Angelegenheit berichtet.
"Das müssen die Sänger verstanden
haben"
Vom Theater gab es keinerlei
offizielle Auskunft, welche Worte zum Eklat führten. Nach
Informationen des BR fiel die Äußerung im Rahmen einer Chorprobe
und richtete sich an eine schwarze Sängerin. Schon im Vorfeld
der Premiere,
die am vergangenen Samstag stattfand, hatte sich
abgezeichnet, dass Konwitschny an den Proben nicht mehr
persönlich beteiligt war. Er werde bei der Premiere nicht
anwesend sein, hieß es von der Theaterleitung gegenüber dem BR,
und auch nicht für Interviews zur Verfügung stehen. Der Grund
wurde damals nicht genannt.
Zu seiner Personenregie sagte Konwitschny im Januar 2020 in
einem Interview: "Das Entscheidende ist die politische
Grundlage, die gesellschaftliche Situation, in der sich Menschen
befinden, weshalb sich eben meistens ihre Liebessehnsüchte nicht
erfüllen. Das ist erstmal das Wichtigste. Das müssen die Sänger
verstanden haben. Dann wird die Sache schon ganz automatisch."
Der als recht emotional geltende Regisseur ist seit mehreren
Jahrzehnten für seine teils sehr polarisierenden Inszenierungen
bekannt, um die es auch immer wieder Aufregung gab. Den größten
Wirbel gab es nach der Operette "Die Csárdásfürstin" 1999 an der
Semperoper, als der damalige Intendant zwei besonders provokante
Szenen nach der Premiere strich, wogegen Konwitschny eine
einstweilige Verfügung erwirkte und durch zwei Instanzen klagte.
Konwitschny inszenierte
zuletzt Anfang Oktober an der Dresdener Semperoper Vincenzo
Bellinis "Norma", am 15. Januar soll er mit seiner
Interpretation von Modest Mussorgskys "Boris Godunow" an der
Wiener Volksoper debütieren. Im Mai 2022 steht eine "Walküre" an
der Dortmunder Oper an.
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Quelle:
https://www.br.de/nachrichten/kultur/nuernberger-oper-feuert-regisseur-wegen-unangemessener-aeusserung,SosCO0i |
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Theatermacher erneut im Visier
Die Staatsanwaltschaft München I hat zwei weitere
Ermittlungsverfahren gegen den früheren Theaterintendanten
Thomas Pekny eingeleitet. Auslöser seien dafür zwei Anzeigen aus
dem Juli des vergangenen Jahres, sagte eine Sprecherin der
Behörde. Sie seien während des Prozesses gegen den Chef der
Komödie im Bayerischen Hof in München eingegangen. Peknys Anwalt
Florian Zenger nannte die neuen Vorwürfe gegen seinen Mandanten
“haltlos“.
Die Staatsanwaltschaft wirft Pekny vor, betrunkene Frauen auf
dem Oktoberfest angesprochen und mit in die Proberäume des
Theaters genommen zu haben. Dort soll er sich nach Darstellung
der Anklagebehörde an den schlafenden Frauen vergangen und davon
Videos und Fotos gemacht haben. Das Landgericht München I sprach
ihn Ende Juni aus Mangel an Beweisen vom Vorwurf des schweren
sexuellen Missbrauchs frei. Das Urteil ist aber noch nicht
rechtskräftig, weil die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt
hat. Noch während des Prozesses meldeten sich dann weitere
mutmaßlich Betroffene.
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Quelle Hannoversche Allgemeine Zeitung – 18.
November 2021 – Seite 28
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Theater Stuttgart:
Stuttgarter Ballett trennt sich von Musikdirektor Agrest
17. Januar
2022, 18:43 Uhr
Direkt aus
dem dpa-Newskanal
Stuttgart (dpa) - Nach nicht
einmal eineinhalb Jahren hat sich das Stuttgarter Ballett von
Musikdirektor Mikhail Agrest getrennt. Das teilte
Ballettintendant Tamas Dietrich am Montagabend in Stuttgart
schriftlich mit. Gekriselt hatte es schon länger. Dietrich
erklärte nun, der gebürtige Russe Agrest sei zwar "ohne Frage
ein hervorragender Dirigent". Er selbst sehe sich aber
gezwungen, sich vor seine Tänzerinnen und Tänzer zu stellen,
weil Agrest nicht deren Interessen im Auge habe. "Wenn die
musikalische Vision des Dirigenten weder die Intention des/der
ChoreographIn berücksichtigt noch die bestmöglichen
Voraussetzungen für die tänzerische Umsetzung der Musik schafft,
dann ist der Zeitpunkt gekommen, sich zu trennen." Statt
zwischen Ballett und Orchester zu vermitteln, habe der
Musikdirektor polarisiert. "Ich bin zutiefst enttäuscht",
erklärte Detrich.
©
dpa-infocom, dpa:220117-99-744544/2
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Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/theater-stuttgart-stuttgarter-ballett-trennt-sich-von-musikdirektor-agrest-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220117-99-744544 |
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Machtmissbrauch im Kulturbetrieb -
Oberenders Abgang
Thomas
Oberender, dem scheidenden Intendanten der Berliner Festspiele,
wird Mobbing vorgeworfen
Rüdiger Schaper
Thomas
Oberender, Festspiele-Chef seit 2012 -
Foto: Christoph Neumann
Das Klima ändert sich.
Vielleicht ist das auch einmal eine gute Nachricht. Lange
Verborgenes dringt an die Oberfläche des Kulturbetriebs. Es war
das Jahr des Personaltheaters in der Hauptstadt.
Klaus Dörr, Intendant der Volksbühne, trat im März nach
MeToo-Vorwürfen von Mitarbeiterinnen sehr schnell zurück.
Allerdings wäre sein Vertrag in diesem Sommer ohnehin
ausgelaufen.
Im April einigten sich die
Tänzerin Chloé Lopes Gomes und das Staatsballett Berlin vor
dem Bezirks-Bühnenschiedsgericht auf einen Vergleich: der
Vertrag der Tänzerin wurde um ein Jahr verlängert und sie
erhielt eine Abfindung. Lopes Gomes hatte Rassismusvorwürfe
gegen eine Trainingsleiterin erhoben und gegen die
Nichtverlängerung ihres Vertrags geklagt. Zur gleichen Zeit
kamen Mobbing-Vorwürfe gegen Shermin Langhoff, die Intendantin
des postmigrantischen Maxim Gorki Theaters, an die
Öffentlichkeit. Sie blieb im Amt. Die Dinge wurden intern
geregelt.
Und bald darauf überraschte die
Nachricht, dass Thomas Oberender, Intendant der Berliner
Festspiele, seinen erst im Herbst 2020 verlängerten Vertrag zum
Jahresende 2021 auflöst. Die damalige Kulturstaatsministerin
Monika Grütters agierte umgehend, um das Nachfolge-Problem aus
der Welt zu schaffen. Bereits im September, noch vor der
Bundestagswahl, ernannte sie nach Beratungen mit einer Fachjury
Matthias Pees zum neuen Festspiele-Chef.
Viele Berliner Häuser sind
betroffen
Damit waren und sind vier
bedeutende Berliner Kulturinstitutionen betroffen. Das gab es
noch nie. Früher gerieten Theaterleiter über ihre Finanzgebaren
ins Abseits, wenn überhaupt. Ein Wort wie Mobbing existierte
noch nicht, wohl aber das Fehlverhalten, das es beschreibt.
Krakeelende, betrunkene Regisseure waren noch in den
Achtzigerjahren und darüber hinaus nichts besonders Auffälliges.
Es kam auf die Qualität ihrer Kunst an. Und auf die
politisch-moralische Einstellung. Diese musste nach außen
stimmen, coram publico. Wie es hinter den Kulissen zuging,
spielte keine Rolle.
So unterschiedlich die
aktuellen Fälle gelagert sind, so deutlich wird auch:
Sexistische Übergriffigkeit, rassistisches Verhalten,
Drohgebärden, Gebrüll und anderes offenbar klassisches
Führungsverhalten werden inzwischen sanktioniert. Nicht immer,
aber immer häufiger.
Ein Kulturwechsel findet statt. Dass es dabei auch zu
zweifelhaften, unklaren oder ungerechten Bewertungen kommen
kann, lässt sich bei einem Umschwung dieser Größenordnung kaum
vermeiden. Denn es geht nicht nur um eine veränderte Kultur der
Arbeit, zumal in künstlerischen Berufen. Es geht auch um einen
Generationenwechsel, um Karrieren.
Über die Umstände des
plötzlichen Abgangs von Thomas Oberender haben beide Seiten, der
Bund und der Kulturmanager, Stillschweigen vereinbart. Viele
fragten sich, intern und extern, was dahintersteckte. Es blieb
erst einmal ruhig, und auf Gerüchte, die es in diesem Klima
natürlich gab, sollte man sich angesichts der Ernsthaftigkeit
des Themas und der Konsequenzen nicht verlassen.
Was steckt hinter dem
Stillschweigen?
Es hieß, der scheidende
Festspielchef wolle sich neuen Aufgaben widmen. Eine Abfindung
bekommt er nicht. Das klang einigermaßen glaubwürdig, denn
bereits seit einigen Jahren sieht sich Oberender mehr als
Kurator denn als Verwalter – beim gescheiterten „Dau“-Projekt,
bei der Reihe „Immersion“, die nun ausläuft, und bei der
Bespielung jüngst des ICC, „The Sun Machine Is Coming Down“. Er
wollte künstlerisch wirken, die Berliner Festspiele mit ihren
vielen Festivals wurden ihm zu eng. Er hatte eine Mission.
Ende November wurde Thomas
Oberender in das Präsidium des Goethe-Instituts berufen, ein
honoriger Posten. Und nun doch: Nach Recherchen des RBB und des
ARD-Politikmagazins „Kontraste“ musste der Festspiele-Chef wegen
massiven Fehlverhaltens gehen. Mitarbeiterinnen sprechen von
Mobbing, psychischem Druck, litten unter Burnout, Krankheit sei
nicht akzeptiert worden. Die Personalfluktuation bei den
Festspielen war in der Oberender-Zeit, also ab 2012,
außergewöhnlich hoch.
Männer dominieren die
Branche
In diesen Jahren kamen und
gingen zwölf Mitarbeitende, die mit Oberender zu tun hatten. Als
„machiavellistisch“ bezeichnet Matthias Osterwold, langjähriger
Chef der bei den Festspielen angesiedelten „März Musik“-Reihe,
den Führungsstil von Oberender. Zuletzt sollen sich der
Betriebsrat und die Geschäftsführung der KBB, der
Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin, eingeschaltet haben.
Daraufhin sah die Kulturstaatsministerin Handlungsbedarf.
Das Schweigen setzt sich fort.
Weder Grütters noch Oberender äußerten sich zu den jüngsten
Berichten. Das Geheimnistuerische schadet der Politik, die
möglichweise erst gehandelt hat, als es nicht mehr anders ging.
Und es schadet den Kultureinrichtungen. Das sind schmerzhafte
Prozesse. Vor allem die großen Bühnen geraten unter
Generalverdacht. Dort herrsche immer noch ein tyrannisches
System – zu viel Machtfülle in den männlich dominierten
Intendanzen. Das heißt nicht, dass nicht auch Frauen, die sich
in diesem System durchkämpfen, herrische Verhaltensweisen
entwickeln.
Zu viel Macht für
Intendanten
Im Jahr 2019 wurde die
erste
Studie über Machtstrukturen an deutschen Theatern
veröffentlicht. Der Autor Thomas Schmidt
stellte fest, dass über die Hälfte der 2000
Befragten missbräuchliches und übergriffiges Verhalten kannten,
überwiegend durch Intendanten. Wenn das so zutrifft, handelt es
sich um einen Flächenbrand.
Bei der Vertragsverlängerung im
Oktober 2020 sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters: „Thomas
Oberender sind Kulturereignisse zu verdanken, die aufrütteln und
gewohnte Perspektiven sprengen. Manch wichtige gesellschaftliche
Diskussion hat er auf diese Weise angestoßen.“ Von Oberenders
Problemen wusste sie damals wohl nichts.
Doch könnte sie auf andere
Weise recht behalten. Intendanten, die ihre Machtmöglichkeiten
missbrauchen, stoßen in der Tat wichtige gesellschaftliche
Diskussionen an. Ja, es rüttelt auf, sprengt die gewohnten
Perspektiven. Richtige Worte am falschen Platz.
Ist der Intendanzposten in der
traditionellen Form obsolet? Oder lässt sich ein code of conduct
finden? Braucht es eine Quote oder auch eine Begrenzung der
Amtszeiten, wie die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag schreibt?
Und was macht das alles mit der Kunst?
Die Verantwortung der Chefs
Es ist keineswegs so, dass der
Kulturbetrieb eine Sonderrolle einnimmt. Die
Julian-Reichelt-Schlagzeilen über die „Bild-Zeitung“ haben es
gezeigt. Über MeToo und Missbrauch in den großen
Industrieunternehmen ist nicht viel bekannt. Das heißt nicht,
dass dort alles in Ordnung wäre.
Es stimmt aber auch: In
kreativen und künstlerischen Berufen, aber auch im Sport, müssen
Menschen sich öffnen. Physische und psychische Grenzen werden
an- und ausgetestet. Das führt leicht zu Missbrauch, zur
Verwechslung von Privatbereich und Professionellem. Hinzu kommen
in der Kultur prekäre Beschäftigungsverhältnisse, oft auch nur
auf Zeit.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/machtmissbrauch-im-kulturbetrieb-oberenders-abgang/27900824.html
Noch mehr zum Thema
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Let’s talk about „Nein“
Endlich sprechen
auch wir im Theater über Machtstrukturen. Das macht keinen Spaß,
ist aber notwendig. Und es ist notwendig, sehr genau hin zu
gucken um zu erkennen, unter welchen Deckmänteln sich die Macht
ins Haus schleicht, denn – Spoiler! – es sind nicht nur „die da
oben“, die sich ihre Positionen und Privilegien anschauen
müssen.
Die Machtpyramide steht nicht nur in den Leitungsetagen, sondern
auch auf den Probebühnen.
Die theatereigenen Strukturen schaffen von Beginn an ein
Gefälle: In der Schauspielausbildung wird häufig vermittelt,
dass Schauspielende immer „Ja!“ sagen sollen, während die Regie
entscheidet, wo es lang geht.
Allein hierdurch wird deutlich: Wir Regisseur*innen sind per
Definition in einer machtvollen Position. Auch wenn wir super
nett sind kann es deswegen eine Hürde sein, uns gegenüber
Bedenken zu äußern – auch wenn jemand einen Grund dazu hätte.
Ein Bereich, bei dem das problematisch werden kann, ist die
Erarbeitung von Szenen mit intimem Inhalt – also bei der Frage,
wessen Hände auf wessen Körperteilen landen, sowie bei Küssen,
Nacktszenen, Masturbation oder der szenischen Simulation von Sex
in allen Varianten, von zärtlich bis gewaltvoll.
Denn obwohl das Theater ein großes „so tun als ob“ ist, sind es
doch die realen Körper der Schauspielenden, die sich da begegnen
– und dadurch die ganz privaten Intimsphären, die involviert
sind.
Was sich intim anfühlt, kann jede*r nur für sich selbst
beantworten, je nach Situation und Gegenüber. Doch durch die
Machtstrukturen der Probebühne kann es schwer sein, dies im
Arbeitsprozess zu benennen, ein „Nein“ auszusprechen oder
Grenzen zu setzen.
Damit alle unbeschadet proben können, brauchen wir gute
Arbeitsstandards. Bei Kampfszenen oder Special Effects ist uns
schon lange klar: Damit auf der Bühne Action und Magie
entstehen, braucht es Verabredungen, Cues und Molton.
Selbes gilt
für szenische Intimität, bloß steht die Machtpyramide häufig im
Weg und das emotionale Verletzungsrisiko ist hoch.
Wir Regisseur*innen können durch unsere Position auf der
Probebühne ganz konkret mit dafür Sorge tragen, dass aus
Hausvereinbarungen und Verhaltenskodexen eine Probenpraxis
entsteht, in der Platz für intimitätssensibles Arbeiten ist.
Dabei ist das „Nein“ einer*s Schauspieler*in nicht blockierend,
schwierig oder anmaßend, sondern ein hilfreicher Wegweiser auf
der gemeinsamen Suche nach dem „Ja!“
Die Filmbranche ist dem Theater schon einen guten Schritt
voraus: Seit 2019 wird auch in Deutschland über
Intimitätskoordination gesprochen, mit deren Hilfe Filmszenen
mit intimem Inhalt einvernehmlich und im Sinne der
künstlerischen Vision erarbeitet werden. Die privaten Grenzen
aller Beteiligten geben hierbei den Rahmen vor, innerhalb dessen
eine genaue Choreographie aus Bewegungen und Berührungen
festgelegt wird. Abkleber, Bedeckungen und Sichtwinkel
unterstützen die Szene, so dass schließlich gut abgesicherte,
einvernehmlich miteinander arbeitende Schauspielende sich ganz
auf ihr Zusammenspiel konzentrieren können – ohne Sorge vor
unangenehmen Überraschungen.
...bis das Theater aber soweit ist, dass
Intimitätskoordinator*innen zu unseren Teams gehören, wird
sicherlich noch viel Zeit und Geld vergehen.
Trotzdem können wir auch jetzt schon mit dafür die Verantwortung
tragen, dass aus den aktuellen Diskursen eine konkrete, bessere
Praxis wird.
Erste Schritte – To-Do-Liste für Regisseur*innen: „So, dann mal
ran! Wir machen jetzt die Fick-Szene.“
- Gewöhne dir eine desexualisierte und erwachsene Sprache an, um
Körperteile und Bewegungen wertfrei und biologisch korrekt zu
benennen.
- Sei zudem super gut vorbereitet, um den Kontext der szenischen
Intimität transparent zu machen: Wie werden dadurch Figuren und
Handlung beeinflusst?
- Warum ist es für deine Setzung wichtig, sie sichtbar zu
machen?
- Gib den Schauspielenden durch rechtzeitige Planung die
Möglichkeit, gut vorbereitet zu arbeiten. Vielleicht steckt
jemand eine Zahnbürste ein, geht vor der Probe zum Sport oder
danach duschen. Jemand anderes nutzt vielleicht zusätzlich zum
Tampon noch eine Binde oder packt sicherheitshalber eine
Stilleinlage in den BH – was auch immer für die Spieler*innen
funktioniert, um gut proben zu können, sollten sie machen
können.
„Nackt sein ist ja okay für dich, nicht wahr?“
- Entwickel Interesse daran, wie es den Schauspielenden mit der
Szene geht. Stelle keine Suggestivfragen, sondern sei offen für
Rückmeldungen. Hab‘ im Kopf, dass das bedeuten kann, etwas zu
verändern.
„Bietet mir für den Kuss einfach mal was an.“
- Sorry: Nein. Das ist dein Job. Das Entwickeln der Choreografie
von szenischer Intimität braucht genaue Absprachen und
Berührungserlaubnisse, bevor es zum Körperkontakt kommt. Hieraus
entwickelt ihr zusammen eine einvernehmliche Idee für die
szenische Handlung, die Schritt für Schritt erprobt werden kann.
- Besprich mit allen Abteilungen rechtzeitig, welche Hilfsmittel
dafür benötigt werden (z.B. Bademäntel, Probenunterwäsche,
zusätzliche Wärmequellen, Abkleber in passenden Hauttönen,
Sichtschutz bei Proben, Anproben und Umzügen).
„Lass‘ uns mal nach der Probe beim Bier in der Kantine darüber
reden.“
- Trenne ganz deutlich zwischen deiner Funktion als Regie und
deinem Feierabend-Ich.
- Vielleicht möchte das Ensemble mit Letzterem gar nicht über
intime Inhalte sprechen?
- Respektiere außerdem die festgelegten Arbeitszeiten und den
Schutzraum der Probebühne.
„Du kannst das (nicht) spielen, du bist (nicht) homosexuell.“
- Unterstelle niemandem, dass auf Grund des Privatlebens und
-liebens etwas nicht oder besonders gut gespielt werden kann.
Das Privatleben geht dich schlicht nichts an.
- Keep in mind: So lange jemand einen Bären oder „Die Elbe“
spielen kann, können auch alle anderen alles andere spielen.
„Yeah, das sah heiß aus! Da hätte ich gern mitgemacht.“
- Bedenke, dass du mit dafür Verantwortung trägst, ob sich ein
bestimmter Standard auf Proben etabliert. Frage dich selbst:
Wie hätte das, was ich gesagt oder gemacht habe, gewirkt, wenn
es meine unangenehmste Regiekolleg*in getan hätte?
- Und bitte: Einfach sitzen bleiben und beschreiben, niemals in
die Szene springen und vorspielen. Auch und vor allem nicht mit
der Assistenz.
Ja, all das bei einer Probe zu bedenken kann eine Umgewöhnung
und vielleicht sogar Einschränkungen bedeuten.
Aber let‘s face it - wir inszenieren nie uneingeschränkt frei.
Auch wenn‘s manchmal nervt beachten wir Begrenzungen bei Dispo,
Raumvorgaben, Probenzeiten, Besetzung und wenn wir nice sind
auch in Sachen Krankheit, Familienfreundlichkeit und Workload.
Wir sind total trainiert darin, im Rahmen der Möglichkeiten zu
inszenieren und auf Umstände zu reagieren.
Fazit: Wir können, wenn wir wollen, also auch so
arbeiten, dass die Schauspieler*innen die Grenzen ihrer
persönlichen Intimität wahren können.
Und nein, die haben nichts mit Befindlichkeiten zu tun.
Und ja: Das ist ein Thema für alle Geschlechter.
Wir können die Machtpyramiden zwar nicht von heute auf morgen
sprengen.
Aber wir können heute anfangen, sie abzutragen.
Von Magz
Barrawasser
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https://www.buehnengenossenschaft.de/wp-content/uploads/2021/12/TTT_12-21_web1.pdf
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Und weiter zum Thema
3. Juni 2016, 18:58 Uhr
Kommentar:
Kündigen gehört zum Geschäft
Christine
Dössel – Zeichnung SZ –
ist Theaterkritikerin im Feuilleton.
Das Ensemble
des Bayerischen Staatsballetts wird radikal ausgetauscht. Ein
Skandal? Nein, der Wechsel ist Teil des Systems.
Von Christine
Dössel
In der
Münchner Tanzgemeinde gibt es einen Aufschrei, von einer
"Massenentlassung" ist die Rede, manche nennen es einen Skandal:
Mit dem Abschied von Ballettchef Ivan Liška zum Saisonende
verlassen 29 von 63 Tänzern das Ensemble des Bayerischen
Staatsballetts. Das ist viel, fast die Hälfte – einige gehen
freiwillig, viele müssen gehen. Liškas Nachfolger, der Russe
Igor Zelensky, wird, wenn er in München anfängt, neue Tänzer
mitbringen, zum Beispiel aus seinem Moskauer
Stanislawski-Ballett, dessen Leitung er beibehält.
Hart? Ja. Und
für viele sicher bitter, auch für die Zuschauer, aber ein
Skandal ist es nicht. Eher (trotz der hier hohen Zahl): normal.
Intendantenwechsel gehören in den Bühnenkünsten dazu wie Wahlen
in der Politik und haben oft ebenso einschneidende
"Kabinettsumbildungen" zur Folge. Erst recht nach langen
künstlerischen Intendanzen – Liška war in München 18 Jahre im
Amt. Wenn ein Neuer oder eine Neue antritt, dann bringt er oder
sie selbstverständlich auch neue Leute mit. Jeder Intendant,
zumal wenn er selber auch noch Regisseur oder Choreograf ist,
umgibt sich mit einem Team seines Vertrauens, braucht
künstlerische Partner und Wegbegleiter, auf die er bauen kann,
die sein Konzept, seinen Stil, seine Handschrift mitgeprägt
haben und am neuen Ort weiter mitprägen sollen. Auch
"Verjüngung" ist immer ein Thema – und eine Aufgabe.
Es gibt
durchaus auch sanfte Übergänge, etwa als Johan Simons 2009 an
den Münchner Kammerspielen auf Frank Baumbauer folgte und das
Haus mit dem Gros des alten Ensembles auf demselben
künstlerischen Weg weiterführte. Oft braucht es aber harte
Schnitte, um ästhetisch einen Kurswechsel einzuläuten. Als
Martin Kušej 2011 von Dieter Dorn das Münchner Residenztheater
übernahm, hätte er wohl kaum mit dem alteingesessenen, fest
aufeinander und aufs Publikum eingeschworenen Dorn-Ensemble ein
eigenes Profil entwickeln können.
So grausam
das für Menschen mit Beamtenstatus klingen mag: Der Wechsel im
künstlerischen Personal ist im Theatergeschäft Teil des Systems,
part of the business, jeder Künstler weiß, worauf er sich
da einlässt. Schauspieler, Sänger und Tänzer erhalten immer nur
befristete Arbeitsverträge, meistens für eine Spielzeit,
manchmal sind es Drei- oder Vierjahresverträge.
Wird nicht explizit eine Nichtverlängerung ausgesprochen,
verlängert sich das Arbeitsverhältnis automatisch. Ist jemand
länger als 15 respektive 19 Jahre am Haus, kann der befristete
Vertrag nicht mehr komplett beendet werden, da kommt man dann in
die Unkündbarkeit hinein, die ein jedes Haus zu
vermeiden trachtet.
Beim technischen Personal sieht es anders aus, Bühnentechniker
sind Teil des öffentlichen Dienstes und haben Tarifverträge,
auch Orchestermusiker sind mit unbefristeten Verträgen
ausgestattet, sie bleiben, wenn die Orchesterleitung wechselt.
Es sind die Schauspieler, Sänger und ganz besonders die Tänzer,
die oftmals nur für die Dauer einer Intendanz und für einen ganz
bestimmten ästhetischen Kurs an einem Haus sind.
Von solch
"prekären" Arbeitsverhältnissen indes können die Kollegen in
Frankreich, England oder Italien nur träumen. Denn in den
anderen Ländern Europas bekommen die Bühnenkünstler überhaupt
keine Arbeitsverträge über einen längeren Zeitraum, sie müssen
sich jeweils von Produktion zu Produktion hangeln. Dagegen ist
die Situation der Schauspieler und Tänzer im deutschsprachigen
Ensemble- und Repertoiresystem geradezu komfortabel. Auch wenn
es kein gemachtes Nest für alle Zeiten ist. Aber das wäre
ohnehin der Tod der Kunst.
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/kommentar-kuendigen-gehoert-zum-geschaeft-1.3019030 |
Kommentar zum Thema
Kündigung
wegen Intendantenwechsel
Der
überraschende Weggang des Regensburger Theater-Intendanten Jens
Neundorff von Enzberg macht die Neubesetzung der Planstelle
erforderlich. Da sich in der Regensburger Verwaltung niemand findet, der
über ausreichend Kenntnisse des Marktes verfügt, schaltete die Stadt
eine Agentur ein, die eben diesen Markt untersuchen, Ausschreibungen
formulieren sollte, um die richtige Person für das Regensburger
Stadtheater zu finden.
Dieses Verfahren, das üblicherweise durchgeführt wird, um “die Spreu
vom Weizen“ zu trennen – Hannover verzichtete auf dieses Verfahren einer
fairen und transparenten Auswahl und ließ sich jemanden empfehlen,
entschied dann im Hinterzimmer des zuständigen Ministeriums, wer die
neue Theaterleitung übernehmen sollte. Die Folgen sind jetzt klar zu
erkennen.
Regensburg entschied sich nach dem Ausschreibungsverfahren für einen
Mann, der zurzeit in einer Stadt in der ehemaligen sowjetisch besetzten
Zone eine ähnliche Position bekleidet.
Leider ging dieser mit der Spitzhacke vor, verlängerte die Verträge für
das Ensemble zum größten Teil nicht. Selbst der GMD erhielt keine
Übernahme.
Dass das Vorgehen rechtens ist, zeigt der sogenannte Bühnennormalvertrag
(NV Bühne), der zwischen der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger
und dem Deutschen Bühnenverein, dem Vertreter der Theater abgeschlossen
wurde.
§ 2 Abs. 3 Buchst. b NV Bühne schreibt vor, dass im Arbeitsvertrag
angegeben werden müssen „die Zeit, für die der Arbeitsvertrag
abgeschlossen wird, sowie die Kalendertage, an denen das
Arbeitsverhältnis beginnt und endet“. Damit ist eindeutig, dass das
Arbeitsverhältnis zu dem angegebenen Beendigungsdatum in Anwendung von
§ 15 Abs. 1 TzBfG endet. Eine ausdrückliche ‘Kündigung‘ ist daher nicht
erforderlich.
Die Notwendigkeit der ‘Nichtverlängerungsmitteilung‘ ergibt sich erst
aus der Verlängerungsklausel in den einschlägigen Vorschriften, für die
Solomitglieder aus § 61 Abs. 2 NV Bühne. Danach verlängert sich
der Arbeitsvertrag um eine Spielzeit, wenn keine
Nichtverlängerung ausgesprochen wird; für diesen Fall entsteht ein neuer
wiederum auf eine Spielzeit befristeter Arbeitsvertrag.
Wird eine Nichtverlängerungsmitteilung zugestellt, weiß der Arbeitnehmer
recht- und frühzeitig, dass das Ende seines Vertrags eintritt. Denn die
Nichtverlängerung zum Ende der Spielzeit im Sommer muss bereits bis zum
31. Oktober des Vorjahres ausgesprochen werden, bei einer Vertragszeit
von mehr als acht Jahren (sprich Spielzeiten) sogar bis zum 31. Juli des
Vorjahres. So hat der Arbeitnehmer die Möglichkeit, sich rechtzeitig um
einen neuen Arbeitsplatz zu bemühen. Für die entsprechenden Bemühungen,
etwa der Teilnahme eines Schauspielers an dem Vorsprechen in einem
anderen Theater, ist der Arbeitnehmer nach § 39 Abs. 3 NV Bühne unter
Fortzahlung seiner Vergütung an einzelnen Arbeitstagen freizustellen.
Handelt es sich um einen fairen Arbeitgeber – und der ist die Stadt oder
die Gemeinde oder das Land – dann übernimmt die neue Geschäftsführung
des Theaters das Ensemble, spricht also keine Nichtverlängerung aus,
schaut sich die Belegschaft ein Jahr lang an und entscheidet dann, wer
übernommen wird.
So besteht die Möglichkeit für beide Seiten, sich kennenzulernen und
jede der beiden Seiten kann dann ohne Zeitdruck entscheiden, mach ich
mit dem oder der weiter oder verlasse ich das Haus bzw. muss mir eine
andere Anstellung suchen, wenn mir eine Nichtverlängerungserklärung
zugeht.
Da die neue Leitung des Theaters Regensburg so nicht verfuhr – also
alle, bis auf die mehr als 15 Jahre beschäftigten, die ein
Weiterbeschäftigungsanrecht haben – nicht übernahm, entsteht Unruhe in
der Stadt, die ja nun von Betroffenen und Bürgern mit Recht kritisiert
wird, als Vertragspartner des Ensembles, dieses in der angesprochen Form
zu schützen und den Vertreter der Stadt, den Geschäftsführer des
Theaters aufzufordern, zunächst mit dem bestehenden Ensemble für ein
Jahr weiterzuarbeiten.
Die Basis für die Arbeit als Theaterleitung ist damit von vornherein
beschädigt.
Es besteht in Regensburg keine einvernehmliche Ausgangslage für eine
gedeihliche Zusammenarbeit.
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Neues Team am Theater Regensburg
Ein „leider völlig normales
Vorgehen“
Von Redaktion in ‘Nachrichten‘
Der künftige Intendant am Theater
Regensburg hat sein Leitungsteam vorgestellt. Außerdem äußert
sich Sebastian Ritschel zur Kritik an den zahlreichen
Nichtverlängerungen.
Foto: Pawel Sosnowski
Vergangenen November hat der Verwaltungsrat des Theaters
Regensburg Sebastian Ritschel als neuen Intendanten bestellt.
Nun hat er sein neues Team vorgestellt.
Von Michael Bothner und Stefan
Aigner
„Der Übergang von insgesamt drei
Intendanzen und einer Pandemie hat viele Abläufe des
Kennenlernens und Miteinanders in den vergangenen Monaten nicht
einfach gemacht.“ Es ist nur ein Satz, mit dem Sebastian
Ritschel in einem Schreiben an die Beschäftigten des Theaters
Regensburg auf die Debatte um die rund 40 Entlassungen
(„Nichtverlängerungen“) eingeht, in deren Verlauf der künftige
Intendant harsch kritisiert wurde. Das Vorgehen möge „juristisch
in Ordnung sein, menschlich und politisch aber unter keinen
Umständen“, hieß es im Oktober von der Brücke-Fraktion, die
Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer aufforderte,
„diesem Treiben des Intendanten umgehend einen Riegel
vorzuschieben und sich gegenüber dem Personal des Theaters klar
solidarisch zu positionieren“.
Auch ein Großteil des
künstlerischen Personals meldete sich wenig später in einem
offenen Brief zu Wort. Von „Bestürzung“ und „Ohnmacht“ war darin
die Rede. Das grundsätzliche Recht, eines neuen Intendanten, die
Verträge mit Schauspielerinnen und Schauspielern nicht zu
verlängern, entspreche „zwar leider der gängigen Praxis im
Theaterbetrieb in den letzten Jahrzehnten, aber was war, muss
nicht richtig sein.“ Zudem könne man „mit Arbeitnehmenden reden
und sie nicht nur als Verfügungsmasse betrachten”.
„Kunst lebt nunmal vom Austausch
und der Veränderung“.
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Antje Thoms wird neue
Schauspieldirektorin und Nachfolgerin von Klaus
Kusenberg.
Foto: fsk photography |
Ritschel spricht gegenüber unserer
Redaktion von einem „leider völlig normalen Vorgehen“, das an
jedem Haus in der Form stattfinde. „Ich wurde im Oktober 2020
nach Regensburg berufen mit einer bestimmten
Programmausrichtung“, sagt er. Die bringe immer auch eine „neue
personelle Aufstellung mit sich“.
Kunst lebe nunmal „vom Austausch und der Veränderung“. Immer das
Gleiche zu machen, werde irgendwann langweilig. Auf seiner Seite
hat er dabei die Theaterfreunde Regensburg. Deren Vorsitzende
Uschi Michalke bedauerte die Nichtverlängerungen zwar sehr,
sagte aber gegenüber unserer Redaktion auch: „Das ist die
Theaterwelt. Der härteste Job der Welt.“ Und so müsse man die
scheidenden Künstler schweren Herzens ziehen lassen und die
neuen mit offenem Herzen empfangen.
Auf intensive Kommunikation will
Ritschel zumindest nun setzen. „In den kommenden Wochen und
Monaten werden wir weiterhin mit Ihnen in Verbindung treten
(telefonisch, per Mail, per Video-Konferenz und – wenn es die
Pandemie erlaubt – am besten sogar live vor Ort), um uns
persönlich vorzustellen und nach und nach über die Pläne der
kommenden Saison zu sprechen“, verspricht er in dem Schreiben an
die Beschäftigten.
„Eine detaillierte Präsentation der künstlerischen Ausrichtung
und des Spielplans wird wie gewohnt im Frühjahr 2022 geschehen.“
Lebenspartner im Leitungsteam – nichts Ungewöhnliches
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Wagner Moreira löst Georg
Reischel als Chef-Choreograf ab. Foto: Sebastian Hoppe |
Neben dem gebürtigen Düsseldorfer
werden vor allem drei Köpfe in Ritschels Leitungsteam das
Theater Regensburg künftig prägen. Neue Schauspieldirektorin
wird Antje Thoms. Die 45-Jährige war zuletzt sieben Jahre lang
Hausregisseurin am Deutschen Theater Göttingen.
Leiter der Tanzcompany sowie neuer Chefchoreograf wird Wagner
Moreira. Der gebürtige Brasilianer war, ebenso wie Ritschel,
bislang an den Landesbühnen Sachsen tätig
Neuer Chefdramaturg und Musiktheaterdramaturg wird Ronny Scholz.
Der 40-Jährige arbeitet seit der Spielzeit 2016/17 als leitender
Musiktheaterdramaturg am Theater Münster und fungiert dort
aktuell zusätzlich als Operndirektor.
Diese Personalie Scholz hatte
zuletzt für allerlei Geraune gesorgt. Ritschel und Scholz
arbeiten nicht nur seit 20 Jahren zusammen, sondern sind auch
verpartnert. Ritschel auf dieser Ebene anzugreifen bezeichnet
ein Insider gegenüber unserer Redaktion aber als „unter der
Gürtellinie“. Auch in Tübingen hat zum Beispiel 2018 ein
Ehepaar, Peer und Dieter Ripberger, das Zimmertheater gemeinsam
übernommen. „Das ist nichts Ungewöhnliches, auch wenn es
angesichts der zunehmenden Debatte über die Machtverteilung an
Theatern nicht mehr ganz zeitgemäß sein mag, seinen Partner in
leitender Funktion unterzubringen.“
Mehr Inklusion
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Ronny Scholz folgt auf die bisherige Chefdramaturgin
Christina Schmidt.
Foto: Oliver Berg |
Ritschel spricht gegenüber unserer
Redaktion von einem „Theaterverständnis, das dem bisher gängigen
in Regensburg in vielen Punkten entspricht“, welches ihn und
sein neues Leitungsteam verbinde. Allerdings wolle man auch
eigene Akzente setzen. Der Ausbau und die Intensivierung
partizipativer und inklusiver Formate seien dabei ein Thema.
Sprachliche Barrieren dürften beim Zugang zum Theater ebenso
wenig eine Schranke darstellen wie gesundheitliche
Beeinträchtigungen.
Ritschel bringt hier etwa
Gebärdendolmetscher neben der Bühne ins Spiel. Mit solchen
Vorschlägen würde der neue Intendant das Theater Regensburg
zumindest auf einen halbwegs modernen Stand bringen – an
Theatern wie Nürnberg oder Augsburg sind Gebärdendolmetscher
bereits seit längerem Standard, ebenso eine Induktionsschleife
für Hörgeräte.
Doch auch auf der Bühne will das
neue Team mit einem inklusiveren Ansatz punkten. „Wir wollen in
den Inszenierungen mehr Beeinträchtigte einbinden.“ Der künftige
Chefchoreograf Moreira hat hier bereits Erfahrung und aktuell
ein Stück mit Personen mit Down-Syndrom erarbeitet.
Neue Besuchergruppen
Generell will Ritschel neue
Besuchergruppen für das Theater erschließen. „Womöglich mal
einen Abend auf Arabisch“, wirft er in den Raum. Das Theater auf
die Straßen zu bringen oder in die Tiefgarage. Ein Ansatz, den
die neue Schauspieldirektorin Antje Thoms im vergangenen Jahr
während des Lockdowns erprobt hat. Den Bismarckplatz verstärkt
nutzen, um aus dem Theater „mehr als nur einen Musentempel“ zu
machen.
Thoms wie das gesamte neue Team
sei in der künstlerischen Arbeit „sehr innovativ, was das Thema
Teilhabe angeht“, so Ritschel. Genau deshalb habe er sich diese
Köpfe an seine Seite geholt. Dabei wolle er keineswegs alles
über den Haufen werfen, betont der 41-Jährige. Andererseits
wolle er aber schauen, was fehle und gegebenenfalls ausgebaut
werden könne. Insbesondere das Junge Theater hat Ritschel dabei
im Auge: kleine Musiktheater, Konzerte, einen Tanzabend oder
Puppentheater.
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Kommentar
Inklusion, Teilhabe, raus in die
Bezirke, Kindertheater. Bei allem Enthusiasmus, der aus
Ritschels Worten spricht, wirkt dieses Konzept bislang nicht
sonderlich innovativ, eher zurückhaltend, altbacken und wenig
mutig. Das gab es an anderen Häuser schon vor über zehn Jahren.
Tatsächlich beurteilen können wird man dies aber erst, wenn es
an die konkrete Umsetzung geht. Abzuwarten bleibt auch,
inwiefern er angesichts der Entfristungen, die in der Sache zwar
ein üblicher Vorgang, in der Dimension aber doch außergewöhnlich
waren, wieder Vertrauen zum Ensemble aufbauen kann. Doch dieses
Problem gibt es angesichts der Tarif- und
Beschäftigungssituation von Schauspielerinnen und Schauspielern
an nahezu allen Häusern – das ist weder eine Lex Regensburg noch
eine Lex Ritschel.
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Kommentare (8)
musis faventibus
24. November 2021 um 14:59 | #
Bemerkenswert ist auch, dass
zwar die Vorstellung der Leitung des jungen Theaters zu einem
späteren Zeitpunkt angekündigt wird, andererseits aber die
musikalische Leitung des Theaters, der/die GMD des
Philharmonischen Orchesters, mit keinem Wort erwähnt wird.
Wird der zum Ende dieser
Spielzeit auslaufende Vertrag mit Chin Chao Lin verlängert?
Oder wird es eine(n)
Nachfolger(in) geben?
Wie und wann soll eine Auswahl
erfolgen? Oder gibt es bereits eine(n) Wunschkandidaten (-
kandidatin)?
Anscheinend werden das
Orchester (die zahlenmäßig größte Künstlergruppe am Theater),
der Chor und die Solistinnen und Solisten des Musiktheaters im
Unklaren gelassen – sowohl was die Person angeht, als auch eine
mögliche dramaturgische und programmatische Neuausrichtung,
insbesondere der Konzerte, betreffend.
Schließlich ist der Posten
der/des GMD natürlich essentiell bei der Neuformung des
Musiktheaterensembles – bei der Auswahl der zahlreichen neu zu
engagierenden Sängerinnen und Sänger sollte die Expertise
der/des musikalischen Leiterin/Leiters des Hauses eine
gewichtige Rolle spielen.
Man fragt sich, was das neue
Leitungsteam mit dieser Art der ‘Nicht-Kommunikation’
kommunizieren möchte …
●
Herman Angst
24. November 2021 um 15:33 | #
“Der härteste Job der Welt.”?
Again what learned.
●
Madame
24. November 2021 um 18:33 | #
Regensburg ist eine
mittelgroße Stadt in Bayern. Aber das Theater hat schon viele
gute Kräfte zu größeren Bühnen vermittelt. Bei der Stelle des
Intendanten muss natürlich der Mensch passen. Das Publikum ist
zum Teil noch sehr konservativ bis altmodisch. Neue Ideen sind
schwer durchsetzbar. Obwohl ein frischer Wind nicht schadet.
Dass der neue wieder seine eigenen Leute mitbringt, gehört
wahrscheinlich zum Geschäft. Was passiert mit den langjährigen
Mitarbeiterinnen? Wer abkömmlich ist, hat Glück woanders zu
schauen.
Der Chor und das Orchester vom
Theater sind eigentlich gut.
●
Dugout
24. November 2021 um 19:26 | #
” Und so müsse man die
scheidenden Künstler schweren Herzens ziehen lassen ……..”
Vielleicht mehr der
scheinheiligste Job der Welt?
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Hugo Hofmann
24. November 2021 um 20:20 | #
Theater auf Arabisch? Da wird
die “Bude” aber voll sein! Haben schon einige Häuser probiert.
Theater ist in der muslimischen Welt kein Thema, auch Migranten
interessiert die westliche Theaterkultur nur sehr bedingt.
Theater auf der Straße?
Theater in der Tiefgarage? Klingt nach einem Ablenkungsmanöver,
weil zu befürchten steht, dass die Zuschauerräume am
Bismarckplatz und am Haidplatz nur unzureichend gefüllt sein
werden.
Teilhabe: Da wäre ein erster
Ansatz, bei den teils horrenden Eintrittspreisen (in Regensburg
weit über denen des Staatstheaters Nürnberg!) anzusetzen!
Inklusive Theater-Produktionen sind teils schon völlig
gescheitert, weil sie – gut gemeint ist das Gegenteil von gut
gemacht – nichts anderes waren als das Ausstellen von
Behinderten wie weiland die unsäglichen Freakshows der
Jahrmärkte.
●
Andrea Mink
24. November 2021 um 20:27 | #
Ich muss Musis Faventibus
einfach zustimmen, das, was jetzt geplant wird, ist in anderen
Theatern schon lange selbstverständlich. Also, no rebel auf dem
Posten.
Schade, dass Frau Michalke als
Theaterfreundin kein Mitgefühl für die hat, die gehen müssen.
Aus den Augen, aus dem Sinn, knallhart diese Ansage von einer
Nicht-Fachfrau.
Natürlich ist das Vorgehen
probat – leider, wie Ritschel selbst zugibt. Nur auf den Verein
der Theaterfreunde zu bauen, finde ich etwas kurz gegriffen. Die
Stadt ist doch relativ groß, da gibt es doch mehr Leute für
einen modernen kreativen Support!
Mich täte es freuen, wenn er
die Arbeitsbedingungen gründlich unter die Lupe nehmen würde und
das Thema Mobbing auf der Liste des Intendanten als Problem
stehen würde. Viel Tabuisiertes schwelt in dem kommunalen
Betrieb Theater Regensburg seit Jahren.
Das System Regensburg hat nun
mal mehr Dimensionen als viele wissen und das in vielen Gazetten
bekannte, ist nur die Spitze des Eisbergs in dieser
wunderschönen Weltstadt.
Der Partner des Intendanten
erhält auch einen Job. Big deal. Nun, ich hoffe, dass dies nicht
zur größtmöglichen Dankbarkeit und Liebedienerei gegenüber der
Stadtverwaltung verpflichtet.
Frischer Wind fühlt sich
gerade etwas anders an. Aber vielleicht bin ich zu
beckmesserisch – das hoffe ich jedenfalls sehr.
●
Artregbg
24. November 2021 um 20:52 | #
Hat es eigentlich schon jemand
ausgesprochen?
Sebastian Ritschel ist ganz
einfach die falsche Wahl
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Lisa Neumann
24. November 2021 um 21:24 | #
Hat sich Herr R. bisher mit
dem Theater und dessen Angeboten befasst???
Nicht nur gab es bereits einen
Abend auf Arabisch (dem natürlich weitere Folgen dürfen, nur hat
er hier das Rad nicht neu erfunden), noch dazu hat das JT in der
Vergangenheit bereits Musiktheater, Tanztheater und auch einen
Gebärdendolmetscher (bereits vor Corona) angeboten.
Mit Verlaub, es
wirkt so, als hätte sich der designierte Intendant bisher nicht
im Geringsten mit dem Theater Regensburg auseinandergesetzt,
sondern einfach die Walze ausgepackt, um nun alles platt zu
fahren…
Zitatende
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Quelle:
https://www.regensburg-digital.de/ein-leider-voellig-normales-vorgehen/24112021/
|
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Zitat
© MITTELBAYERISCHE
Regensburg
Stadt | Regensburg | 10.11.2021 Seite 21
Theater-Streit: So geht es weiter
Kultur Knapp
40 Künstler gehen, der Aufschrei ist laut.
Vom Bühnenverein heißt es: „Theater ist mehr als soziale
Absicherung.“ […]
Von Marianne
Sperb
Regensburg –
Am Theater Regensburg rumort es. Weil sich Sebastian Ritschel,
ab 2022 neuer künstlerischer Leiter, von knapp 40 Künstlern
trennt, hagelt es Kritik. Das Publikum wird ab September 2022
etliche Lieblinge vermissen. Zahlreiche renommierte und beliebte
Künstler werden fehlen. Mitglieder des Ensembles, aber auch
Politiker werfen dem künftigen Intendanten schlechten Stil vor.
Sebastian Ritschel selbst will sich in einigen Tagen äußern:
Mitte November präsentiert er nach Informationen der
Mittelbayerischen sein Leitungsteam.
Inzwischen
sickern immer mehr Namen von Künstlern durch, die nicht
übernommen werden oder auch: nicht bleiben wollen. Kolportiert
wird ein Wechsel an der Spitze von Jungem Theater, Tanz,
Schauspiel und Musiktheater. Elena-Maria Hackbarth, die das
Junge Theater seit 2015 erfolgreich führt, und Tanz-Chef Georg
Reischl, der 2019 auf Yuki Mori folgte und aktuell für „Sand“
Beifall bekommt, sollen angeblich gehen.
Team wird
im Frühjahr vorgestellt
Christina
Schmidt, die sich nach dem Abschied von Jens Neundorff von
Enzberg in ihre Aufgabe als Operndirektorin stürzte und mit „Le
nozze di Figaro“ und „Werther“ zwei hochgelobte Produktionen
verantwortet, räumt ihren Stuhl, bleibt aber am Haus, bestätigt
sie. „Ich bin in einer Situation, die bei Dramaturg:innen so gut
wie nie eintritt. Ich bin seit über einem Jahr in die
Unkündbarkeit eingetreten.“ Und Klaus Kusenberg,
Interimsintendant und Schauspiel-Chef, wird das Theater nach
eigenen Angaben verlassen.
Das komplette
Team wird erst im Frühjahr 2022 vorgestellt, informiert
Theater-Sprecherin Silke Spitzenpfeil. „Aus Datenschutzgründen
können wir leider keine Mitteilung darüber machen, welcher
Vertrag ausläuft und welcher verlängert wird.“
Joachim
Wolbergs fuhr im Oktober in einem Pressepapier der
Brücke-Fraktion schweres Geschütz auf, andere Politiker zogen
nach, das Ensemble meldete sich in einem Brandbrief zu Wort.
Ritschel agiere in einer Art, die jeden Respekt vor den
Künstlern vermissen lasse, schrieb Wolbergs. Er setze die
Beziehung zwischen Publikum und Theater „grundlos aufs Spiel“
und: OB Gertrud Maltz-Schwarzfischer müsse „Ritschels Treiben
umgehend einen Riegel vorschieben“.
Hintergrund:
Der NV Bühne gestattet Intendanten bei ihrem Antritt, Künstlern
den Stuhl vor die Tür zu stellen und ein Team nach eigenen
Vorstellungen zu formen. Was sagt der Deutsche Bühnenverein, der
als Bundesverband für die Träger der deutschen Theater und
Orchester die Interessen seiner Mitglieder in politischer und
arbeitsrechtlicher Hinsicht vertritt? Die Mittelbayerische
fragte Marc Grandmontagne, den geschäftsführenden Direktor des
Dachverbands.
„Bei
Intendanten-Wechseln ist klar, dass es auch zu
Nichtverlängerungen von Verträgen kommt. Das ist generell
üblich. Diese Möglichkeit gehört zum Grundprinzip der
Kunstfreiheit“, sagt Grandmontagne. Allerdings werde seit
einiger Zeit auf Nichtverlängerungen mit erhöhter Sensibilität
reagiert.
„In der Regel
gibt es gute Gründe für das Verfahren“, so der Geschäftsführer.
„Man möchte personellen Austausch und damit auch eine neue
künstlerische Handschrift ermöglichen.“ Ein neuer Intendant
tritt mit seinem Team an, sein Vorgänger zieht mit seinem Team
weiter: Dieses Prinzip bedeute auch, dass es keine Stelle auf
Lebenszeit geben soll. Bewegung und personeller Wechsel sollen
möglich sein.
In sozialen
Fragen werde aber zunehmend sensibler reagiert, beobachtet
Grandmontagne. Die Ausgestaltung im NV Bühne stehe deshalb ganz
oben bei Verhandlungen mit Gewerkschaften. „Wir verstehen: Es
gibt den Wunsch nach Sicherheit, es gibt auch die Diskussion um
Machtverhältnisse an Theatern“, sagt der Direktor. „Wir sind da
sehr konstruktiv und sehr wachsam. Die Frage ist allerdings:
Wenn Sie das Prinzip der Befristung ablehnen, was wäre die
Alternative? Bisher liegt kein Vorschlag auf dem Tisch, auch
nicht vonseiten der Gewerkschaft.“
Dr. Matthias
Schloderer, Finanzchef des Theaters, meinte zur Kritik von
Wolbergs, sie ziele weniger gegen Sebastian Ritschel als gegen
das Vertragssystem NV Bühne. Klaus Kusenberg, noch bis Sommer
2022 Intendant, sieht das anders. „Auch von betroffenen
Künstlern und Künstlerinnen hier gibt es wohl niemanden, der die
Befristungen des NV Bühne ernsthaft in Frage stellt.
Aber: Man muss sich in gegenwärtigen Zeiten die Frage nach der
Verhältnismäßigkeit stellen“, sagt Kusenberg. Es gehe um das
Ausmaß der Nichtverlängerungen. „Es macht ja einen Unterschied,
ob Sie mit 25 oder 26 ihr Köfferchen packen und in eine andere
Stadt ziehen, oder ob Sie lange an einem Haus sind und Familie
haben.“ Die Frage stelle sich erst recht nach zwei Jahren
Pandemie, als Künstler kaum die Möglichkeit hatten, sich
vorzustellen. In Regensburg, meint Kusenberg, „wurden
Nichtverlängerungen in einer Zahl ausgesprochen, die darauf
keine Rücksicht nimmt“.
„Mehr als
soziale Absicherung“
Künstler
streiten heute stärker für ihre Rechte. „Diese Fragen muss man
eben neu ausverhandeln“, meint Marc Grandmontagne. Er mahnt
aber: „Soziale Aspekte sind wichtig und richtig, aber Theater
ist mehr als soziale Absicherung. Der NV Bühne ist auch ein
Ermöglichungsinstrument.“ Ein System unbefristeter Verträge
hätte nicht nur Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt für Künstler
und Folgen für die Berufschancen beim Berufseinstieg. So ein
System würde eventuell auch zu einer Flucht in reine
Gastverträge führen und stünde kulturpolitisch und ästhetisch
für ein ganz anderes Theater. „Die Sache ist eben komplex; wenn
man an der einen Stelle etwas verändert, knirscht es an anderer
Stelle.“
Die Pandemie
hat die Kulturbranche besonders getroffen. Generell seien
Künstler aber durch ihren NV-Bühne-Vertrag im Vergleich zur
freien Szene deutlich besser geschützt, sagt Grandmontagne. Er
hält aber auch fest: „Die Pandemie hat uns gezeigt, wie fragil
die Künste sind. Das sollten wir alle im Kopf haben, wenn wir
nun wieder Theater und Oper machen.“
„Künstler streiten heute stärker für ihre Rechte.“
Marc Grandmontagne –
Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins
Er geht:
Klaus Kusenberg, Intendant und Schauspiel-Direktor des Theaters
Regensburg.
Sebastian
Ritschel übernimmt 2022 als Intendant. Zahlreiche Verträge von
Künstlern hat er nicht verlängert. Kritiker werfen ihm
schlechten Stil vor. |
Quelle: MZ -
https://kundenkonto.mittelbayerische.de/
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Zitat
Kahlschlag in Regensburg
Es ist das alte, immer wieder gleiche Lied. Ein
Intendantenwechsel steht an. Schauplatz ist aktuell das Theater
Regensburg, dort wird ab der Spielzeit 2022/2023 Sebastian
Ritschel alle Zügel in die Hand bekommen. Intendantenwechsel,
das bedeutet wieder die altbekannte Angst „Wen wird es treffen?“
Und wieder die kleine Hoffnung „Vielleicht wird es DIESMAL
anders sein“. Die Hoffnung sollte auch diesmal enttäuscht
werden, getroffen hat es inzwischen gut zwei Drittel der
Darsteller*innen (zuzüglich aller Spartenleitungen und der
kompletten Dramaturgie außer einer unkündbaren Kollegin). Groß
ist der Schock und leider fast genauso groß die Resignation:
Das System ist stärker als wir.
Die Versuchung, seine Macht direkt zu Beginn seiner Intendanz
mit einer Entlastungswelle zu demonstrieren, ist offenbar zu
verführerisch.
Es ist nicht der Erste, der so radikal vorgeht und er wird –
vermutlich – nicht der Letzte sein.
Dass bei einem Intendantenwechsel keine künstlerischen Gründe
für die Nichtverlängerung angegeben werden müssen, muss wieder
einmal in Frage gestellt werden. Denn der neue Intendant macht
durch seine Auswahl quasi nur die sehr allgemeine Ansage: „Mit
meinem künstlerischen Vorhaben an diesem Theater bist du nicht
kompatibel“.
Das Besondere an der aktuellen Situation in Regensburg ist, dass
niemand bisher auch nur im Geringsten über dieses Vorhaben
informiert war. Gespräche gab es abseits der „blauen Briefe“ und
dem darauffolgenden Anhörungsgespräch keine. Über die Besetzung
der neuen Spartenleitungen gibt es zwar ohrenbetäubenden
Buschfunk, mehr oder weniger geheime Vorstellungsbesuche, jedoch
bis heute keinerlei Stellungnahme, weder intern noch offiziell.
Alle Mitarbeitenden des Hauses warten seit einem ganzen Jahr auf
eine Ansage zur künstlerischen Zukunft des Hauses.
Durch Kontakt im Vorfeld wären beispielsweise Informationen über
die weiteren Pläne der Künstler*innen möglich gewesen, die eine
oder andere freie Position hätte sich so sicherlich von selbst
ergeben. Aber diese Form der Antikommunikation ist irritierend,
respektlos und absolut verwerflich. Von Künstler*innen werden
wir zu austauschbaren Objekten degradiert, einer direkten
Auseinandersetzung mit uns bedarf es scheinbar nicht.
Bedeutungslos scheinen die Anstrengungen der letzten eineinhalb
Jahre, in denen wir uns für die Berechtigung und den Erhalt der
Kultur eingesetzt haben; und dass wir nach wie vor in einer
Pandemiesituation sind, weit von einem Normalzustand entfernt,
fällt inzwischen einfach unter den Tisch. Viel wichtiger ist die
künstlerische Vision des designierten Intendanten, von der zwar
niemand genau weiß, wie sie aussehen soll, die aber nicht
umsetzbar scheint, ohne dass knapp 40 Künstler*innen das Haus
verlassen müssen. Aber alles geschieht natürlich, wie gesagt,
für die Sache der Kunst …. ‘Ironie aus‘.
Ja, wir sind Künstler*innen. Ja, wir brennen für unseren Beruf
wie für nichts anderes. Und wir wissen auch, dass personelle
Fluktuation zum Theater dazugehört. aber wir sind auch Menschen
mit sozialen Umfeldern, die jetzt – wieder einmal – umgewälzt
werden, Menschen mit Familien, Kindern Zukunftsängsten und
finanzieller Ungewissheit. Der Mythos der weiterziehenden
Künstler*innen, die ihr Köfferchen packen und ihr Glück in der
nächsten Stadt versuchen, ist stark veraltet, er romantisiert
einen existenzbedrohenden, im Kern recht simplen Vorgang: wir
verlieren unsere Jobs. Unsere (künstlerische Heimat) wird uns
entrissen.
Das Prinzip des Ein-Mann-Genies ist überholt. Dass ein
Intendantenwechsel eine großflächige Entlassungsmaßnahme
beansprucht, ist nicht mehr zeitgemäß.
Wir sind wütend, traurig und machtlos gegenüber einem System,
das in seiner Brutalität vor nichts Halt macht.
Niemand zwingt einen designierten Intendanten dazu, so zu
handeln. Das System drückt ihm zwar Pfeil und Bogen in die Hand,
den Entschluss zu schießen, trifft er aber ganz alleine.
Dass die Nichtverlängerungen in den seltensten Fällen etwas mit
mangelnder künstlerischer Qualifikation zu tun haben, ist allen
bewusst und spielt dennoch einfach keine Rolle mehr.
Doch anders als bisher, sind wir nicht mehr ohnmächtig
angesichts der Geschehnisse. Wir haben unsere Stärke im
Kollektiv gefunden und uns ist bewusst, dass diese Vorfälle
erneut die Diskussion über den Nichtverlängerungsgrund
‘Intendanzwechsel‘ anheizen sollen und müssen.
Auch die Diskussion darüber, ob man eine Kündigungswelle durch
vernünftige Quoten begrenzen kann. Ja, und auch darüber, ob es
nicht endlich möglich ist, Leitungsposten im Dialog mit den
Mitarbeitenden zu besetzen. Die immer gleichen Diskussionen: Wie
oft müssen sie dennoch geführt werden?
Zitatende |
Quelle: Fachblatt Deutscher
Bühnenangehöriger – Ausgabe 11/21 – Seite 41–43
Kommentar zu
’Der
fliegende Holländer’ in Detmold, in Ulm und in Meiningen
Er hatte es nicht leicht, der ’Holländer’ als er
am 2. Januar 1843 dem
Publikum in dem 1817 als Königlich Sächsisches Hoftheater
eröffneten Bühne in Dresden präsentiert wurde.
Wagners 'Rienzi' war gerade im Herbst
1842 zu einem sensationellen Erfolg für den aus Frankreich nach
Dresden zurückgekehrten Richard Wagner geworden. Die sächsische
Hofoper wollte auch den 'Holländer' für sich haben und ihn nicht
Berlin überlassen –
er kam nach Dresden –
und fiel durch.
Nur vier Aufführungen gab es, dann verschwand das Werk zunächst
einmal von der Bühne in Dresden.
Das Publikum war überfordert –
hatte es sich beim 'Rienzi' der ganzen Opulenz einer quasi
Meyerbeer-Oper mit realem Hintergrund der Story hingeben können,
war nun alles reduziert auf ein paar Figuren, die nicht einmal
'greifbar' waren.
Heine hatte die Vorlage geliefert, die sturmumtoste Schiffsreise
der Wagners aus Riga nach London tat das ihrige.
Es war eine der Schauergeschichten, die man sich damals so in
der Gartenlaube erzählte –
Richard Wagner machte daraus –
im Stile der Zeit - eine romantische Oper.
War er beim 'Rienzi' noch dem Schema verhaftet, lyrischer Sopran
plus Hosenrolle, so begann beim 'Holländer' das Weib der Zukunft
zu wirken, die Frau, die zur Erlösung des Mannes auf die Welt
gekommen war, die durch oder für die Leiden des Mannes starb und
diese Aufgabe auch zu erfüllen hatte.
Der Senta, die hier den 'Holländer' zu erlösen hatte, folgten
die 'Tannhäuser- Elisabeth, die Sieglinde, die Brünnhilde, die
Isolde und die Kundry.
Die erste Senta sang die vom Meister so verehrte Wilhelmine
Schröder-Devrient, die auch als Adriano im 'Rienzi' auf der
Bühne stand, dem die Venus im 'Tannhäuser' folgte –
zur Ortrud kam es nicht mehr, da der 'Lohengrin' in Dresden
wegen der Beteiligung Richard Wagners an den revolutionären
Aufständen von 1849 nicht mehr an der sächsischen Hofoper zur
Uraufführung kam.
Produktionen vom 'Holländer' geraten in der heutigen Zeit mehr
und mehr zu Persiflagen und reduzieren das Frühwerk zum
Sandkastenspiel für Unreife zu Lasten der Steuerzahler - meist
auch noch gefördert durch Zuspruch der RW-Vereine.
●
Das ganze Unternehmen ’Der fliegende Holländer’ wurde auch 1843
schon in Dresden stiefmütterlich behandelt.
|
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Zitat
Wie sehr die Einbildungskraft der
Dresdener Zuschauer im übrigen überfordert war und sich
das Auge düpiert fühlen musste, weil jeder äußere Reiz
fehlte, zeigt der Ausstattungsbericht:
„Im ersten Akt verwendete man die Horizont-Gardine aus
dem Weber’schen ’Oberon’, die Masten ebenfalls, die
beide Schiffe aus dem Ballett ’Der Seeräuber’, und
nackte Felsen ließen sich nicht auftreiben.
Im zweiten Akt nahm man Gretchens Zimmer aus Goethes
’Faust’ zu Hilfe; wie es bereits für das Trauerspiel
’Columbus’ eingerichtet worden war.
Im dritten Akt stammte das Haus aus Schillers ’Wilhelm
Tell’, die Schiffe wieder aus dem Seeräuber-Ballett.
Es war in dieser Hinsicht so ziemlich alles missglückt.
Zitatende
Quelle: Martin Gregor-Dellin – Richard Wagner –
Piper/Schott 1991 – Seite 184
|
Dass bei vielen Produktionen ähnlich wie damals in Dresden
gehandelt wurde, zeigen die nachfolgenden Bemerkungen zu immer
derselben Inszenierung.
Kay Metzger, nunmehr Intendant in Ulm, zog über Land mit seiner
Inszenierung des ’Holländer’, die er 2017 in Detmold
herausbrachte.
Dann war die Produktion in Ulm, jetzt in Meiningen zu sehen.
Immer derselbe Schmarrn.
Senta verliebt sich in ein Filmplakat, das im Foyer eines Kinos
aufgehängt ist.
Das Konterfei auf dem Aushang fasziniert sie.
Seeleute – verkleidet als Kellner – wuseln den ganzen Abend
umeinander, putzen unablässig Gläser, der Steuermann ist der
Wirt, der dem ewig besoffenen Daland immer wieder nachschenkt.
Die Damen des Chores haben für den 2. Akt ihr Handarbeitszeug
mitgebracht, und da stricken und häkeln sie nun um die Wette und
nach Richard Wagners Musik.
Bei der Wiedersehensfeier im 3. Akt nehmen die drei
Protagonisten Senta, Daland und Holländer in der Mitte der Bühne
auf einem flugs bereitgestellten Tisch mit Stühlen Platz und
spielen mit lautem Getöse des Würfels ’Mensch ärgere dich
nicht’.
Und das in Detmold, so auch in Ulm und natürlich auch jetzt in
Meiningen.
Der neue Meininger Intendant, Herr von Enzberg, antwortete auf
die Frage, warum er die Produktion in dieser Form nicht
verhindert habe: Ihm seien die Hände gebunden, denn für diese
Detmolder/Ulmer-Produktion sei der Vertrag bindend , den sein
Vorgänger, Ansgar Haag, noch vor ihm abgeschlossen habe.
Jetzt sitzt das Staatstheater Meiningen da, mit diesem Detmolder
/ Ulmer ’Holländer’.
Natürlich ist es lobenswert, wenn Theater kooperieren und
gemeinsam Produktionen herstellen und diese dann untereinander
austauschen. Es genügt aber, Quatsch nur einmal zu zeigen und
nicht auch noch damit über Land zu ziehen.
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Was andere schrieben
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Zitat
Theater Detmold
Der fliegende Holländer
Romantische Oper in drei Aufzügen
Text und Musik von Richard Wagner
in deutscher Sprache (keine Übertitel)
Aufführungsdauer: ca. 2h 20'
(keine Pause)
Premiere im Theater Detmold am
8. September 2017
Richtig harte Seemänner
gibt's nur im Kino
Von
Stefan Schmöe
/ Fotos von Landestheater/Schomburg
Im Kino 1
läuft "Fluch der Meere". Besonders erfolgreich scheint der
Streifen nicht zu sein, jedenfalls ist außer der jungen Frau,
die offenbar täglich hierhin kommt, anschließend im Foyer einen
Kaffee trinkt und ein Papierschiffchen bastelt, selten jemand
da. Einmal sieht man einen jungen Mann aus dem Kinosaal kommen,
er heißt offenbar Erik. Dann kommt ein versoffener Typ mit
Kapitänsmütze, ein gewisser Daland. Der Mann an der Bar erinnert
an Humphrey Bogart (er wird später die Partie des Steuermanns
singen). Es ist eines dieser Kinos, die den Charme der
1950er-Jahre bewahrt haben; die Kostüme (Ausstattung: Petra
Mollérus) deuten ebenfalls vage diese Epoche an, ohne sich genau
festzulegen. Man geht offenbar hierhin, um mit der Einsamkeit
fertig zu werden. Das Kino als Traumort. Wie wäre es nur, wenn
einer der verwegenen Leinwandhelden lebendig würde?
Jeden
Tag im selben Film: Senta
Foto von Landestheater/Schomburg
Woody Allen
hat das in The Purple Rose of Cairo 1985 durchgespielt,
und Kay Metzger hat das bei seiner beziehungsreichen
Inszenierung sicher im Hinterkopf. Er erzählt quasi filmisch,
blendet immer wieder ab (dann geht das Licht auf der Bühne aus
und blaues Licht scheint in den Zuschauerraum) und "schneidet"
auf diese Weise eine Folge von Szenen, die einen ganz anderen
Rhythmus haben als Wagners Oper – zwar brechen sie nicht die
gesungenen Passagen auf, definieren aber eine ganz eigene
Zeitskala, weil zwischen zwei Szenen schon mal längere Zeiträume
vergehen. Lebendig wird hier natürlich der Holländer (dafür
zeigt das Filmplakat eine Leerstelle), der dann nicht am Strand,
sondern an der Bar strandet. Noch so ein Einsamer auf der Suche
nach ein bisschen Glück.
Dem Filmplakat entstiegen: Der
Holländer
-
Foto von Landestheater/Schomburg
Vieles aus
dem Libretto hat Metzger gestrichen. Kein Schiff,
Seefahrerambiente, keine Spinnstube – Matrosen wie die Mädchen
des Dorfes sind Kopien des Barmanns. Das Kinofoyer bleibt drei
Akte lang der Rahmen. Ein sehr poetisches Bild hat Metzger für
das Duett von Senta und Holländer gefunden, wenn er die beiden
verloren im Raum miteinander tanzen lässt, ganz langsam.
Einen krassen Gegenpol setzt er in der Chorszene im dritten Akt,
immerhin die vielleicht großartigste, dramatischste Chorszene
der Operngeschichte: Da sieht man Daland, Senta und der
Holländer (dem Senta zuvor ein ausgesprochen häuslich wirkendes
Strickjäckchen übergestreift hat) am Tisch sitzen und eine Runde
"Mensch ärgere Dich nicht" spielen, unbeeindruckt von der Musik,
die die geisterhaften Barmänner da singen ("Steuermannn, lass
die Wacht").
Metzger erzählt die Geschichte nicht neu, er erzählt sie im
Grunde gar nicht. Der fliegende Holländer läuft als
Tonspur und Kopfkino, und davor setzt die Regie eine andere
Schicht, die kammerspielartig von Träumen und Illusionen,
Realität und Einbildung berichtet und gleichzeitig mit ziemlich
viel Ironie die romantische Oper von der Metaebene aus
betrachtet.
Nicht zum ersten Mal wirft der Regisseur und Intendant einen
Blick durch die deutsche Nachkriegsbrille auf Wagner – das hat
er auch schon im
Siegfried und zuletzt
in den
Meistersingern von Nürnberg
getan, wo Evas Liebesglück sich zwischen allerlei modernen
Haushaltsgeräten manifestierte.
Hier hat Senta die Vision vom Familienglück unter der Stehlampe
– und in einer kurzen Schrecksekunde wird sichtbar, dass der
Mann, der sich hinter der Zeitung versteckt, womöglich doch Erik
ist und nicht der Holländer. Oder eben ein zum Erik
domestizierter Holländer.
Daland und sein
Steuermann
-
Foto von Landestheater/Schomburg
Metzger hält
manche böse Pointe bereit. Senta träumt vor dem Plakat von
"Fluch der Meere", der Holländer dagegen ganz ähnlich vor dem
Plakat eines Films mit dem Titel "Ruf der Heimat" mit einem sehr
deutschen Mädel.
Da ahnt man: Das kann nicht gut gehen, wenn sie zur Piratenbraut
und er zum häuslichen Familienvater mutiert und man sich in
vertauschten, gleichwohl unverändert weit voneinander entfernten
Rollen begegnet. Am Ende muss man ein paar Minuten zittern, ob
die Regie letztendlich nicht doch melodramatisch scheitert –
aber sie geht überraschend gut auf. Metzger hat sich ein
hübsches Ende ausgedacht, das durchaus berührt. Und auch, wenn
er scheinbar nicht viel vom Holländer inszeniert, ist man
doch ziemlich nahe dran an der Oper.
Mögen die Matrosen singen, so
dramatisch sie wollen -
Senta spielt mit Daland und dem Holländer "Mensch ärgere Dich
nicht".
Foto von Landestheater/Schomburg
Musikalisch
macht das kleine Haus das Beste aus den begrenzten Mitteln. Der
kleine Orchestergraben lässt nur eine deutlich reduzierte
Orchesterbesetzung zu, und GMD Lutz Rademacher nimmt die
Lautstärke mit Ausnahme der Chorszenen deutlich zurück und wahrt
so die Klangbalance. Opern- und Extrachor (Einstudierung: Marbod
Kaiser) singen wuchtig und präzise; dass Orchester und die an
sich sehr sicheren Chöre einmal völlig auseinander laufen, ist
halt Theaterwirklichkeit, so etwas passiert; schade allerdings,
dass beim meist sehr ordentlich spielenden Orchester manche
Piano-Einsätze "klappern".
Den Sängern kommt die reduzierte Lautstärke sehr entgegen, vor
allem der Senta von Susanne Serfling, die weder eine allzu
voluminöse Stimme noch die dramatische Attitüde hat, hier aber
die Partie klangschön, durchaus mit der nötigen Attacke und
genauer Phrasierung aussingen kann, ohne forcieren zu müssen.
Derek Ballard, der zuletzt schon in den Detmolder
Meistersingern den Sachs gesungen hatte, ist ein durch und
durch solider Holländer mit Kraft und maßvoller Schwärze. Etwas
uneinheitlich gerät der Daland von Christoph Stephinger, dessen
Stimme, in manchen Phrasen souverän geführt, mitunter plötzlich
an Klang verliert. Ewandro Stenzowski ist ein durchaus schön
singender Erik; der weiche Ansatz der lyrisch geprägten Stimme
gibt der Figur, die ja ohnehin oft die Last des obligaten
Langweilers schleppen muss, allerdings auch musikalisch eben
diese Ausrichtung – das stimmliche Potential ist da, darf aber
noch geschärft werden (zudem neigt der Sänger dazu, die Tempi zu
verschleppen). Stephen Chambers singt einen glasklaren,
präsenten Steuermann, Lotte Kortenhaus eine prachtvolle, sehr
präsente Mary.
FAZIT
Kay Metzgers spannende, oft ironisch gebrochene
und bei allen Irritationen schlüssige Interpretation ist ein
früher Höhepunkt der gerade anlaufenden Spielzeit. Musikalisch
sehr ordentlich.
Zitatende
Quelle:
http://www.omm.de/veranstaltungen/musiktheater20172018/DT-der-fliegende-hollaender.html
|
Und
weiter:
Was andere schrieben
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Zitat
Wagner-Oper in Ulm: Ein Holländer aus Hollywood
Eine Schnulze wird im
Theater Ulm zum Horrorstreifen: Intendant Kay Metzger verlegt
Wagners Seefahrer-Oper in ein Kinofoyer. Der Gruselfaktor geht
dadurch zwar nicht über Bord, ein bisschen Dramatik allerdings
schon.
Von
Marcus Golling
Ein Held, direkt aus dem Plakat für „Fluch der Meere“: Der
fliegende Holländer (Dae-Hee Shin) mit Senta (Susanne Serfling).
Foto: Kerstin Schomburg
Über den schädlichen Einfluss von Film und
Fernsehen auf die Jugend ist schon viel geschrieben worden.
So lässt sich etwa nachlesen, dass bei jungen Inuits in Kanada
Liebesbeziehungen schockierend oft im Selbstmord enden – weil
die Realität im einsamen Norden nicht mit der Romantik auf der
Leinwand mithalten kann. Ob es an der oft nicht minder einsamen
norwegischen Küste ähnliche Probleme gibt, ist nicht bekannt,
Kay Metzgers Inszenierung von Richard Wagners „Der fliegende
Holländer“ am
Theater Ulm gibt jedoch Anlass zur Besorgnis: Die eben dort
angesiedelte romantische Oper ist bei ihm vor allem die
Geschichte eines Teenagers, der sich in die Liebe zu einer
Kinofigur hineinsteigert. Ein durchaus origineller Zugriff, der
dem Zuschauer allerdings viel Fantasie abverlangt.
Das fängt schon mit der Bühne
an, die ganz ohne mächtige Schiffsrümpfe, Wasser und zerfetzte
Takelage auskommt. Intendant Metzger und seine Ausstatterin
Petra Mollérus, die diese Produktion schon 2017 für das
Landestheater im westfälischen Detmold erarbeitet haben,
verlegen die gesamte Handlung ins Trockene, in das Foyer eines
Kinos aus der großen Zeit Hollywoods. Alles braun und beige,
rechts eine gut bestückte Bar, links eine bequem gepolsterte
Bank. Auf dieser sitzt schon bei der Ouvertüre Senta (Susanne
Serfling), trinkt Kaffee, faltet Papierschiffchen und wartet
immer wieder auf die nächste Vorstellung von „Fluch der Meere“.
Auf dem Filmplakat, ihr Held: der fliegende Holländer, der arme
Seefahrer, der durch einen Fluch dazu gezwungen ist, auf alle
Zeiten über die Weltmeere zu schippern – wenn ihn nicht eine
treue Frau erlöst. Und genau diese Erlöserin will Senta sein.
Theoretisch also gut, dass ihr gieriger und versoffener
Seemannsvater Daland (Erik Rousi) beim Rum-Trinken in der
Kinobar ihre Hand eben diesem, dem Plakat entsprungenen
Holländer (Dae-Hee Shin) versprochen hat. Er weiß da noch nichts
vom grausamen Fluch und von der untoten Besatzung. Senta
befindet sich quasi im falschen Film: Die Liebesschnulze
entpuppt sich als Horrorthriller.
Das gesamte Ensemble agiert
auf hohem Niveau
Musikalisch geht dieser Abend
im fast ausverkauften Großen Haus auf, wobei das von
Generalmusikdirektor Timo Handschuh dirigierte Philharmonische
Orchester weniger aufbrausend agiert, als man es erwarten würde,
sondern – ein bisschen Hollywood-like – eher eine edle
Instrumentalspur für die Solisten produziert.
Diese machen etwas daraus: Gastsopran Susanne Serfling, schon in
Detmold in derselben Partie zu hören, singt die Senta makellos
mit klug dosierter Dramatik und gefällt auch schauspielerisch
als schwärmerischer Teenie mit etwas irrem Blick. Und Dae-Hee
Shin interpretiert seinen Holländer mit so viel Schmerz und
Todessehnsucht, dass es einem warm und kalt gleichzeitig wird.
Auch der Rest des Ensembles agiert auf hohem Niveau – ebenso
Opern- und Extrachor. Die Männer hat man vielleicht noch nie so
kraftvoll gehört.
Die zwischen Traum und Bühnenrealität wechselnde Inszenierung
aber bremst diese Energie (auch durch die unnötige Pause) ein
wenig aus, trotz amüsanter Gruseleinfälle wie den des grinsenden
Barkeeper-Doppelgänger-Chores, der aus einer
Stephen-King-Verfilmung stammen könnte. So erfreulich es ist,
wenn das Wagnersche Pathos auf Zimmergröße geschrumpft wird: Der
beste Platz im Kino ist eben nicht das Foyer. Als Zuschauer
beschleicht einen das Gefühl, dass die packenderen Geschichten
hinten im Kinosaal erzählt werden. Doch die Wand will einfach
nicht verschwinden.
Am Schluss: großer Applaus und
einige Bravo-Rufe für Orchester und Solisten, verhaltener
Beifall und vereinzelte Buhs für die Regie.
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Was andere
schrieben
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Zitat
Opern-Kritik: Meininger Staatstheater – Der fliegende Holländer
Senta im Kino-Fieber
(Meiningen, 16.10.2021) Es braucht
gar kein Meeresrauschen, um Wagners psychische Bruchstellen zu
verdeutlichen: GMD Philippe Bach und Regisseur Kay Metzger
setzen die große Wagner-Tradition am einzigen Staatstheater
Thüringens eindrucksvoll fort.
Von
Roland H. Dippel,
18. Oktober 2021
Schöne Geste: Im explosiven
Beifall des endlich wieder voll besetzbaren Zuschauerraums
sprach Ansgar Haag, der im Sommer 2021 seine langjährig
erfolgreiche Intendanz beendete, die Premierenworte. Denn sein
Nachfolger Jens Neundorff von Enzberg war bei der gleichzeitig
stattgefundenen Koproduktionspremiere von
Johann Christian Bachs Premiere „La clemenza di Scipione“ in
Eisenach. Ein riesiger Erfolg für das einzige
Staatstheater Thüringens mit seiner seit dem legendären
„Ring“ von
Kirill Petrenko und Christine Mielitz international
beobachteten Wagner-Linie.
Endlich wieder ein gefüllter Graben und Chormassen auf der
Bühne! Die souveräne musikalische Leitung der
Meininger Hofkapelle unter GMD
Philippe Bach, der das Haus 2022 nach 11 Spielzeiten
verlassen wird, war diesmal fürwahr besonders.
Während Opernhäuser sich immer häufiger für die blechgepanzerte
Urfassung von
Richard Wagners 1843 in Dresden uraufgeführter romantischer
Oper entscheiden, spielte man in Meiningen die Ouvertüre mit dem
sogenannten Erlösungsschluss und nahm vieles aus dem von Wagner
für die Münchner Aufführung 1860 gelichteten Orchestersatz.
Echte Liebe?
Kay Metzgers Inszenierung
hätte bereits vor 17 Monaten Premiere feiern sollen. Von Haag
wurde sie aus dem
Theater Ulm nach
Meiningen geholt. Metzger ging es um das ganz große Kino,
welches in Sentas schwärmerischem Kopf zu noch größeren Sturmes-
und Liebeswellen anschwillt. Wagners letzte milde Takte
bestätigen das, selbst wenn es in Meiningen keinen Liebestod mit
Umarmung über den Wolken gibt:
Da geht die inzwischen stark gealterte Frau noch immer vom
eindrucksvollen Kino-Café mit einem intensiven Blick auf das
Leuchtplakat mit dem verführerischen Meer-Abenteurer in den
Lichtspielsaal.
Davor trinkt sie immer eine
einfache Tasse Kaffee und faltet Origami-Tauben. Angetan hat es
ihr der Held aus „Fluch der Meere“ – auch als Mann.
Hier werden von der
Schiffsbesatzung keine Unterdecks geleert, sondern multiples
Gastro-Personal poliert Gläser. Beim Bundes-Chortreffen wäre
Manuel Bethes Chorensemble preisverdächtig. Mary und Steuermann
sind unter ihnen: Rafael Helbig-Kostka und Tamta Tarielashvili
geben diese beiden Nebenpartien charakterstark und sängerisch
hochklassig. Aber die im Kino ein bisschen Lebensintensität
suchende Senta behandeln sie ziemlich gleichgültig. So wie Senta
aussieht – Bluse, Rock, Jäckchen, kaum Schmuck – ist bei ihr zu
Hause nicht viel los. Und deshalb visioniert Senta sich in
stumpfe Partnerschaftsprobleme hinein, die andere lieber nicht
haben möchten. Die Pause ist – äußerst ungewöhnlich – in der
Mitte des zweiten Akts genau da, wenn es Wagner nach Sentas
Auseinandersetzung mit dem sie liebenden Erik aus dem Orchester
besonders sehnsuchtssüchtig singen lässt.
Auch Abenteurer sind
langweilig
Anders als Woody Allen in „The
Purple Rose of Cairo“ belässt Petra Mollérus im zweiten Teil
alles in Farbe, allenfalls die Charaktere werden immer blasser.
Der Meininger Maske ist an Shin Taniguchi in der Titelpartie ein
Meisterstück gelungen. Äußerst attraktiv und verführerisch ist
sein Blick. Und sein Kostüm mit Ledermantel und Coltgürtel
bedient alle Fluch-der Karibik-Wachträume. Aber zugleich bleibt
das Gesicht welk und matt. Ein schwebender Walzer im sogenannten
Liebesduett des erlösungssüchtigen Wanderers über die Weltmeere
mit der ihm ihre Treue schenkenden Senta mündet in eine
Mensch-ärgere-dich-nicht-Partie mit dem Papa Daland.
Deutlich wird: Diese
Mega-Gefühle – des Holländers Erlösungswunsch und Sentas
Todesbereitschaft – sind von außerirdischer Überspanntheit.
Senta, die Kinogängerin, lebt ihre Emotionen aus in dem, was von
der Leinwand auf sie herabprasselt. Und nach dem angedeuteten
Schuss, den sie in einer bewegten Umarmung auf ihre und des
Holländers Schläfen richtet, folgt keine Erlösung im
Liebesnirwana Wagners, sondern nur ein weiterer Kino-Besuch mit
stiller Hoffnung auf frische Gefühlsexplosionen. Da bleibt es
gleichgültig, ob der blasse Erik ein Gedankenspiegel von Sentas
tristen Zuständen daheim ist oder er in Cordhose und
Beamtenweste zum Figurenarsenal von Sentas Lieblingsfilm „Fluch
der Meere“ gehört. Metzger nimmt in seiner bestens
unterhaltenden Inszenierung das See- und Seelendrama ernst,
gerade weil er Wagners schon pathologische Manie auf ihre
strukturellen Bestandteile herunterschraubt. Wahre Liebe gibt’s
in Meiningen nicht einmal im Kino.
Musikalisches Glück mit
selten gewordener Genauigkeit des Singens
Deshalb macht auch die
musikalische Lichtung Sinn, indem sie den Partitur-Treibstoff
ressourcenschonend behandelt. Unter den Kantilenen modelliert
Philippe Bach filigrane Rhythmen, die Bläserorkane brillieren
mit Opulenz. Diese Klarheit beherzigt auch die gesamte
Besetzung. Das musikalische Glück des Abends kommt aus einer in
dieser Form seltenen Genauigkeit des Singens, nicht als
Kraftdemonstration. Shin Taniguchi und Lena Kutzner agieren
reflektiert, bestens aufeinander bezogen und halten bis zum
Schluss daran fest, Wagners detaillierte Interpretationsangaben
nicht sinnlosen Lautstärken zu opfern.
Sentas
Ballade ist auch kein oppositionelles Drama gegen den als ihre
20 strickenden Doubles auftretenden Damenchor, sondern ein
Hinterfragen von anrührender Sensibilität. Taniguchi ist ein
wortorientierter, alle Töne intensiv gestaltender Holländer und
der Grübler mit Kleinbürger-Visionen hinter dem pittoresken
Outfit. Dazu passt, dass auch Tomasz Wija als wendiger Kapitän
Daland mit Säufernase aus der Polterpartie ein Kabinettstück
macht. Eng und verklemmt gibt Michael Siemon Sentas Verhinderer
Erik und wirkt so blass, dass sich das auf die Stimme zu
übertragen scheint. Am Ende weiß man demzufolge nicht, was
schlimmer ist: Wagners krude Erlösungsphantasie oder
lebenslanges Erlebnismanko. Insgesamt gelingt dem Staatstheater
Meiningen ein beeindruckender „Holländer“ ohne Meeresrauschen,
der Wagners psychische Bruchstellen bemerkenswert verdeutlicht.
Quelle:
https://www.concerti.de/oper/meininger-staatstheater-der-fliegende-hollaender-16-10-2021/
Zitatende |
Und
außerdem:
Was andere schrieben
|
|
Zitat
"Der fliegende
Holländer" in Meiningen:
"Mensch
ärgere dich nicht" am Abgrund
Kay
Metzger verlegt die Wagner-Oper in ein Kino-Foyer und deutet sie
als Balanceakt zwischen Mief und Magie. Musikalisch überzeugen
die Sänger, vor allem Shin Taniguchi
in der Titelrolle.
Von Mathias Wiedemann
Wenn man bei Richard Wagner die Sänger weglässt, bleibt
Filmmusik übrig. Behaupten zumindest Wagner-Skeptiker. Natürlich
ist es umgekehrt: Generationen von Filmkomponisten haben sich
bei Wagner bedient – bei seiner Kunst, Menschen musikalisch zu
charakterisieren, Emotionen hörbar zu machen, Spannung, Licht,
Farbe.
Der Regisseur Kay Metzger,
Intendant am Theater Ulm, ist kein Wagner-Skeptiker. Im
Gegenteil: Er hat alle zehn Bayreuth-würdigen Bühnenwerke von
"Holländer" bis "Parsifal" inszeniert.
Insofern darf man das Konzept
seiner Neuinszenierung des "Fliegenden Holländers" für das
Staatstheater Meiningen getrost als listigen Kreisschluss
interpretieren: Metzger siedelt die Oper in einer leicht
miefigen Kino-Foyer-Bar an (Bühne und Kostüme: Petra Mollérus),
der Holländer, Star des Films "Fluch der Meere", tritt vom
Plakat herab und trifft auf Senta, seinen glühendsten Fan. Das
funktioniert erstaunlich gut, vor allem liefert es eine
plausible Motivation für Sentas bedingungslose Hingabe an diesen
ihr unbekannten Mann – was längst nicht jeder "Holländer"-Inszenierung
gelingt.
Gefaltete
Papierschiffchen sind die einzigen Schiffe in dieser
Inszenierung
Gleichzeitig eröffnet das Kino-Setting
Metzger unendliche Möglichkeiten der Effekte, Verfremdungen,
Brechungen, sobald die Leinwand-Welt in die Bühnen-Welt
schwappt. Da wird Senta mit unzähligen Kopien ihrer selbst
konfrontiert (die Spinnmädchen), da vervielfältigt sich der
Barmann zur Gläser polierenden Spötterkolonne (der
Matrosenchor).
Wie immer verwebt
Kay Metzger virtuos Detail und Struktur. Wenn der
Holländer singt, "dann werde ich in Nichts vergehen", lässt er
Asche aus dem Kino-Aschenbecher zu Boden rieseln. Wenn Senta,
die sich den Film immer und immer wieder anschaut, in der Bar
sitzt, faltet sie Papierschiffchen – die einzigen Schiffe in
diesem "Holländer".
Wie sähe
Sentas Leben ohne Holländer aus?
Und wie so oft stellt
Metzger die Frage nach der Alternative zu Rausch, Hingabe,
Selbstaufopferung. Wie sähe Sentas Leben ohne Holländer aus?
Spießige Abende mit
Erik im Knöpfpullunder unter
quastenbeschirmter Stehlampe? Als Holländer, Daland und Senta
plötzlich friedlich "Mensch ärgere dich nicht" spielen und man
sich fragt, wie der Regisseur das hier zu Ende bringen will,
wird es der Barmänner-Gang und dem düpierten
Erik zu viel – die Lage eskaliert.
Senta wird dem Holländer dennoch treu sein bis in den Tod – in
dieser Inszenierung aber eben auf ganz andere Art.
Musikalisch besteht dieser
"Holländer" aus Licht und Schatten. Während auf der Bühne alle
mindestens überzeugen, ist davor, also im Graben, Luft nach
oben. Technische Unschärfen werden sich bestimmt in späteren
Vorstellungen geben. Schwerer wiegt, dass Generalmusikdirektor
Philippe Bach nicht so recht an die Magie der Partitur zu
glauben scheint. Er lässt klassizistisch musizieren, äußerer und
innerer Aufruhr sind lediglich dargestellt, nicht ausgelebt.
Denkt man an die Urgewalten, die Oksana Lyniv diesen Sommer in
Bayreuth entfesselte, bleibt dieser "Holländer" hinter seinen
Möglichkeiten zurück.
Shin
Taniguchi ist ein wunderbar
herrischer Holländer, sein Bariton mächtig und glasklar. Lena
Kutzners Senta bildet den warmen, verbindlichen Gegenpol,
hochdifferenziert setzt sie ihren ausgesprochen flexiblen Sopran
ein. Tomasz Wijas Daland ist angemessen korrupt,
Rafael Helbig-Kostkas Steuermann
unterhaltsam wuselig. Und Michael Siemon gibt mit unheldischem,
dennoch durchsetzungfähigem Tenor einen egozentrischen
Erik am Rande des
Nervenzusammenbruchs.
Zitatende
Quelle: Mainpost - 18.10.2021 -
aktualisiert: 18.10.2021 16:29 Uhr
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Kommentar
Das ist die
Kehrseite der Medaille, wenn Theater zusammenarbeiten und Produktionen
austauschen. Es besteht hier die Gefahr, ein eingefahrenes
Produktionsschema von einem Haus zum anderen weiterzureichen, auch wenn
denn klar ist, dass die Verfälschung des Werkes unkontrolliert ihre
Runde macht.
Aufsicht durch die Theaterleitung ist hier jedenfalls nicht gegeben.
Nds. Staatsoper Hannover GmbH
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Zitat
Oper
Otello
Nur vor mir selbst
kann ich nicht fliehen!
Nur vor mir selbst
kann ich nicht fliehen!
Nur vor mir selbst
kann ich nicht fliehen!
Nur vor mir selbst
kann ich nicht fliehen!
Nur vor mir selbst
kann ich nicht fliehen!
Nur vor mir selbst
kann ich nicht fliehen!
Nur vor mir selbst
kann ich nicht fliehen!
Nur vor mir selbst
kann ich nicht fliehen!
Giuseppe Verdi (1813–1901)
Dramma lirico nach William Shakespeare
Programmheft
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Inhalt
Ein
Mann, beruflich in angesehener gesellschaftlicher Position,
privat beneideter Gatte einer schönen Frau, in der
Abwärtsspirale. Im Irrglauben der Verteidigung zerstört er
Schritt für Schritt sein persönliches Leben, seine berufliche
Stellung und seine große Liebe. Am Ende wird Otello zum
eifersüchtigen Mörder an seiner unschuldigen Ehefrau. Warum?
Der Krieg hinterlässt nicht nur tote Feinde, er traumatisiert
auch den Sieger. Otellos Kriegserlebnisse lassen ihn nicht los.
Das Vertrauen in andere Menschen, Voraussetzung für ein ziviles
Zusammenleben, kehrt nicht zurück. Die Liebe seiner Frau
Desdemona kann nicht verhindern, dass Otellos
Soldatenperspektive auch in der Ehe zum persönlichen
Selbstverteidigungswahn wird. Was ihm im Beruf Orden und
Würdigung einbringt, macht ihn im zivilen Leben zum Mörder
seiner Frau.
Otellos Tragik ist, Täter und Opfer gleichermaßen zu sein. Die
Gesellschaft, deren Wohlstand er als Soldat sicherte, sieht
teils gleichgültig, teils verurteilend seinem zerstörerischen
Verhalten im Privaten zu – sie lässt den Menschen Otello
zugrunde gehen. Giuseppe Verdis Oper formuliert den Vorwurf der
Doppelmoral schonungslos.
Heftig tobt die Seeschlacht im Orchester, und glorios wird der
Sieger in Heldenpose vom Chor begrüßt. Doch musikalisch
beeindruckend sind vor allem die verzweifelten Szenen des um
Trost und Liebe bittenden Privatmenschen. Die Musik der
Liebesszene des Paares und Desdemonas letztes Gebet sind von
atemberaubender Zartheit. Ein Musikdrama von ungeheuerlicher
Ausdruckskraft, vom eröffnenden musikalischen Blitzschlag bis
zum finalen Todeskuss.
William Shakespeare zog die Brisanz seines Othello, the Moor
of Venice besonders aus der schwarzen Hautfarbe der
Titelfigur. Doch sowohl das Drama wie auch Verdis Oper zielen
auf Konflikte zwischen Individuum und Gesellschaft, die sich
nicht auf die Metaphorik äußerer Erscheinungsbilder beschränken
lassen. So wird die Inszenierung von Regisseur Immo Karaman
Klischees der Aufführungsgeschichte ausklammern, um menschliche
Tragik klarer und universeller zu zeigen.
Der deutsch-brasilianische Tenor Martin Muehle gibt sein Debüt
in einer der stimmlich und darstellerisch gleichermaßen
reichsten wie schwersten Rollen. Nach der Corona- Nach der
Corona-Verschiebung freut sich Generalmusikdirektor Stephan
Zilias mit den Chören und dem Staatsorchester auf endlich auch
besetzungsmäßig wieder richtig große Oper in Hannover.
Musikalische Leitung
Stephan Zilias
Inszenierung
Immo Karaman
Bühne
Etienne Pluss
Kostüme
Gesine Völlm
Movement Director
Fabian Posca
Licht
Susanne Reinhardt
Video
Philipp Contag-Lada
Chor
Lorenzo Da Rio
Dramaturgie
Regine Palmai
Xchange
Nele Tippelmann
Otello
Martin Muehle
Jago
Pavel Yankovsky /
Daniel Miroslaw
Cassio
Marco Lee /
Sunnyboy Dladla
Roderigo
Peter O'Reilly /
Pawel Brozek
Lodovico
Markus Suihkonen /
Pavel Chervinsky
Montano
Yannick Spanier /
Richard Walshe
Desdemona
Barno Ismatullaeva /
Kiandra Howarth
Emilia
Ruzana Grigorian /
Nina van Essen
Herold
Gagik Vardanyan /
Darwin Prakash
Chor der Staatsoper
Hannover,
Statisterie der
Staatsoper Hannover,
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Zitatende
Quelle:
https://staatstheater-hannover.de/de_DE/programm-staatsoper/otello.1300489
|
Bemerkungen zur
szenischen Umsetzung von
Otello
Nds. Staatsoper Hannover –
besuchte
Vorstellungen
21.11.2021
und 16.01.2022
Siebzig Jahre vor der
Uraufführung von Verdis Otello am 5. Feb. 1887 erschien ein
anderer Moro di Venezia auf einer Bühne der Welt.
Gioacchino Rossini hatte schon 1815 einen Auftrag für eine neue Oper
erhalten, – der Vertrag kam erst 1816 zustande, – die für den 10.
Oktober 1816 vorgesehene Uraufführung konnte nicht stattfinden, da
Rossini nicht fertig geworden war.
Das Libretto wich stark von Shakespeares Original ab, da es üblich war,
sich an aktuellen Bearbeitungen zu orientieren, um dem neuen Werk auf
dem Markt einen günstigeren Start zu sichern.
In dieser Fassung von Francesco Maria Berio nach Jean-François Ducis und
Giovanni Carlo Cosenza ist Desdemona nur die heimliche Braut des Otello,
während Rodrig[Unbekannt1] o,
der Sohn des Dogen, um sie wirbt. Jago neidet dem Otello den
Kriegserfolg bei Zypern und verbindet sich mit Rodrigo, die Ehe
Otello-Desdemona zu verhindern. Elmiro, Vater Desdemonas, bittet seine
Tochter, sich für ein Fest als Braut zu schmücken. Hier nun fordert er
Desdemona auf, Rodrigo, dem Sohn des Dogen, das Jawort zu geben. Otello
erscheint und verkündet, Desdemona habe sich ihm versprochen. An
Desdemonas Treue zweifelt er – Jago schürt dieses Gefühl und aus diesem
heraus ersticht er die Braut in deren Schlafzimmer. Rodrigo und Elmiro
kommen, Desdemona freizugeben, da sie von Jagos Intrige erfuhren, zu
spät.
Nach dem großen Erfolg
seiner Aida wollte Verdi sich eigentlich vom Komponieren
zurückziehen. Der Geschäftsmann und Verleger Giulio Riccordi veranlasste
den Librettisten Arrigo Boito, bei Verdi vorstellig zu werden und ihm
den Shakespeare-Stoff näherzubringen.
Verdi hatte sich immer für den großen englischen Dramatiker interessiert
und so war sein Macbetto schon der Einstieg in diesen Bereich,
einen Lear wollte er, den Falstaff realisierte er.
Nach langem Zögern gelang es Boito, das Interesse Verdis zu wecken und
Anfang 1887 fand die Uraufführung in der Scala statt.
Sie dokumentierte die Abwendung von der Nummern-Oper, die gerade Verdi
lange Zeit seines Schaffens beibehielt – Rigoletto, Traviata,
Troubadour, Ballo als Beispiele – eine Annäherung an
Wagner wurde ihm mit dem Otello sogleich vorgeworfen.
Arrigo Boito – Textdichter
des Otello, Sohn einer polnischen Gräfin und eines italienischen
Miniaturmalers – war der führende Kopf der „Scapagliatura“, einer
Vereinigung, die entsprechend dem ein Jahrhundert vorher geschehenen „Sturm-und-Drang“
die Kunst Italiens europäisieren wollte.
Nach der Übernahme britischer Schauerdramen führte die italienische Oper
zu einer Entfesselung von Leidenschaften.
Boito, musikalisch begabt – immerhin komponierte er einen Mefistofele
und einen Nerone –, sah mit der 1859 von ihm gegründeten „Società
del Quartetto“ die Notwendigkeit, mit der in Italien vorherrschenden
Stellung der Oper zu brechen.
Neben den Opern von Giuseppe Verdi wurden zu der Zeit in Italien auch
die Werke Richard Wagners aufgeführt: Lohengrin 1871 in Bologna,
Tannhäuser 1872, Rienzi 1874, Holländer 1877, der
Ring 1883 in Venedig, Tristan 1888 in Bologna,
Meistersinger 1889 an der Scala.
Boito, der Rienzi, Holländer und Tristan ins
Italienische übersetzte, war nach seiner Studienreise 1862, beeindruckt
von Richard Wagners Wirken, auf die italienische Halbinsel zurückgekehrt
und wurde dort der Promotor für Wagner.
Boito wollte Italien aus seiner Opernseligkeit befreien und stellte, als
er seine eigenen Grenzen nach dem Misserfolg des Mefistofele 1868
erkannte, sein Talent ganz in den Dienst seines Mitbewerbers Verdi.
Der gefürchtete
Kritiker Hanslick fuhr nicht zur Premiere des Otello, um sich
nicht vom Kolorit Italiens beeinflussen zu lassen, studierte den
Klavierauszug, besuchte später eine Repertoirevorstellung und schrieb,
Verdi sei doch ein Musiker, von dem man verlange, dass Musik und Text
übereinstimmten, aber die Musik etwas Eigenes haben müsse. Das
abgelieferte musikalische Bild reichte Hanslick nicht.
Das Werk trat trotzdem einen Siegeslauf um die Welt an.
Zeitlich unmittelbar nach der Scala spielten Venedig, Buenos Aires,
Chicago und San Francisco, Nizza, Baltimore den Otello.
Für Paris wurde eine französische Übersetzung von Boito und Camille du
Locle verfasst, Verdi nahm Änderungen vor und passte, dem
Publikumsgeschmack entsprechend, ein Ballett in das 3. Finale ein.
1861 war Wagner mit seinem Tannhäuser eben wegen des Balletts im
1. Akt statt im 2. Akt, wie von Abonnenten des Jockey Clubs gefordert,
gescheitert.
1888 kam der Otello zum ersten Mal in New York heraus, ab 1909
sang Leo Slezak die Titelpartie, die Inszenierung von Jules Speck wurde
bis 1937 gespielt, bis eine von Herbert Graf sie ablöste.
Die Rolle des Otello erfordert einen Heldentenor, den in all den Jahren
nach der Uraufführung nur wenige wie
Leo Slezak 1920 als Otello – Foto cantabile-subito.de
……
oder
Lauritz Melchior, Max Lorenz, Hans Beirer, Hans Hopf, Mario del Monaco,
Placido Domingo, José Cura zur Verfügung hatten, ohne dass deren Stimme
wegen Überforderung Schaden nahm.
Screenshot: Nds. Staatsoper Hannover GmbH
Alles schon dagewesen:
Kauft jemand das Programmheft nicht, fragt er sich gleich beim Aufgehen
des Vorhangs:
„Was soll das?“
Shakespeare und Boito verweisen auf ihre Quelle. Danach spielt das Stück
im 15. Jahrhundert auf Zypern.
Otello, der Anführer der venezianischen Flotte hat eine Seeschlacht
gegen die Türken gewonnen und befindet sich kurz vor dem Ziel, dem Hafen
von Nikosia.
Ging der Kampf gegen die Feinde siegreich zu Ende, so hat das
venezianische Schiff den Hafen wegen tobenden Wetters noch nicht
erreicht:
Doch da nähert sich das Schiff dem Hafen und das an der Pier stehende
Volk jubelt:
Seht das Segel! Die Galeere!
Bei Shakespeare und Boito überwindet es die Felsklippen am Strand und
läuft in den sicheren Hafen ein.
Nichts von dem in Hannover:
Hier: Vogelgezwitscher, ein Zimmer, links ein von hinten erleuchtetes
Fenster mit einer Jalousette. Rechts neben dem Fenster ein Kühlschrank.
Links der Bühnenmitte ein Tisch, ein Stuhl, rechts auf dem Boden eine
Isoliermatte mit einem Plumeau und einem Kopfkissen.
Ein Mann mittleren Alters, im Bademantel, schaut zum Fenster hinaus,
dann steigt er mit einem Gewehr über den Stuhl auf den Tisch.
Die Bühnenrückwand fährt hoch. Männer stehen da. Weitere Bühnenrückwände
werden bis zur Hinterbühne hochgefahren, der Chor kann sich von hinten
kommend frei nach vorne bewegen, gelangt bis an das erste Bühnenfeld.
Auf dem Tisch der Mann mit einem Gewehr, er steigt herunter und hört
sich das Singen des Chores an:
Die schreckliche Finsternis
birst in Flammen und erlischt
in noch tieferer Nacht!!
Er beugt sich erschöpft über den Tisch, stützt sich mit den Armen ab und
schmettert heldisch:
Freut euch! Der Stolz der Muselmanen
liegt begraben im Meer!
Der Ruhm ist unser und des Himmels!
Nach unseren Waffen besiegte sie noch der Sturm!
Und da fragt der unbedarfte Zuschauer:
Das da, die arme Sau, der soll der Otello sein, der Mann da in
Hausschuhen im Bademantel.
Der legt sich über den Tisch – der Chor singt in unmittelbarer Nähe des
Tenors sein …
Vittoria! Vittoria!
Sterminio! Sterminio!
Dispersi, distrutti, sepolti nell’orrido
tumulto piombar!
Vittoria! Vittoria!
Vittoria! Vittoria!
… vernehmlich laut –
und der mit dem Oberkörper über dem Tisch Liegende wirkt wie am Ende
seiner Kräfte.
In Hannover an seiner Niedersächsischen Staatsoper sieht so ein
glorreicher Held aus, der eben in einer Seeschlacht einen großen Sieg
gegen die Muselmanen gewann.
Der Chor, froh seine Passagen gut und ohne zu
klappern über die Rampe gebracht zu haben, geht nach hinten eiligst ab,
denn es wird schon eine rückwärtige Trennwand heruntergefahren. Es
bleiben zwei Fensterelemente offen.
Auch in diesem Bühnenteil jeweils ein Tisch, ein Stuhl, ein Kühlschrank,
wie auch im ersten Bühnensegment vorne.
Otello im Bademantel ist nach rechts
gegangen, auf dem Tisch im zweiten Bühnesegment sitzt einer (das soll
der Rodrigo sein) und am Fenster neben dem Kühlschrank steht einer (der
Jago). Der fängt gleich an zu intrigieren, stichelt
Nur ein Narr
ertränkt sich aus Liebe zu einer Frau!
Und er gibt ja unumwunden zu, dass er den
Mohren hasst.
Wenn der schwache Liebesschwur eines Weibes
kein allzu starker Knoten ist für meinen Witz
oder für die Hölle –
dann schwör ich, dieses Weib wird dein!
Hör, wiewohl ich vorgeb, ihn zu lieben,
hass ich den Mohren.
(Cassio tritt auf und geht zu einer Gruppe von Soldaten.)
Und ein Grund meines Hasses ist der dort, sieh!
(Zeigt auf Cassio.)
Der aufgeputzte
Hauptmann
hat meinen Rang geraubt, den Rang,
den ich in hundert guten Schlachten
mir verdient hab;
das war Otellos Wille,
und ich bleibe bei seiner Mohrenhoheit
nur Fähnrich!
Verwirrung für das Publikum, denn es ist kein
Mohr zu sehen.
●
Es heißt nach den neuesten
Vorgaben, dass nur ein Mohr einen Mohren spielen darf, dass kein Hetero
einen Schwulen spielen darf, dass der Eleazar in der
Jüdin
nur von einem Juden dargestellt werden darf.
In Stuttgart wurde das
Märchenmusical Alladin
wieder aufgenommen.
Auf der Bühne stand eine Person mit
dunkel geschminktem Gesicht. Umgehend warf die "Black Community
Foundation” der Theaterleitung "Blackfacing”
vor – also das Schwarzfärben
des Gesichts eines weißen Schauspielers –
zu betreiben.
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Zitat
Das Leiden der anderen
Manche haben angesichts solcher Vorgänge Fragen:
● Folgt das Spiel jetzt anderen Regeln?
● Dürfen im Theater nur noch Schwarze Schwarze spielen?
● Und wie soll es dann weitergehen?
● Soll auch jeder Homosexuelle auf der Bühne durch einen
Homosexuellen darge-
stellt
[Unbekannt5] werden?
● Wird Identität der Darsteller bald wichtiger als die
Virtuosität ihres Spiels?
● Reicht es nicht mehr, auf der Bühne so zu tun, als ob man
jemand sei?
● Müssen die Darsteller jetzt auch wirklich so sein?
● Sollen das Dargestellte und der oder die Darstellende jetzt
deckungsgleich werden?
● Wäre das womöglich das Ende der darstellenden Kunst?
Zitatende
Quelle: Ronald Meyer-Arlt – Hannoversche
Allgemeine Zeitung – 18. November 2021 – Seite 23
|
Also, was nun?
Wenn das so weitergeht, darf kein Mezzosopran – eben eine Frau –
in
einer
Hosenrolle auftreten,
kein Octavian, kein Cherubin, kein Page Oscar und kein Komponisten in
der Ariadne.
Und Jonas Kaufmann darf keinen
Cavaradossi singen, denn er ist kein Italiener und malen kann er auch
nicht.
In Hannover lässt man einen Weißen den Mohren spielen – entgegen den
Vorgaben.
Aber man hat wohl keinen Tenor gefunden, der den Otello singen kann und
auch noch schwarz ist.
Da hatte Regensburg Glück: 1994 sang ein dunkelhäutiger Tenor, nämlich
Moises Parker, die Titelrolle.
Foto:
Main-Post
Jago insistiert weiter bei Rodrigo,
der ist darob ganz verzweifelt, wirft sich über den Tisch.
Warum er so exaltiert tut? Niemand kann es sagen.
Der weiße Otello ist rechts auf der Bühne zu sehen und eben von rechts
nähert sich dem Tisch in der Mitte ein Jüngling, der setzt sich – ohne
dazu aufgefordert zu werden – an den Tisch und kramt in Akten.
Rechts auf der Bühne stehen Papierkörbe, deren Inhalt jetzt für das
Feuer der Freude!
des Chores angezündet werden.
Für den Auftritt des Chores von hinten durch die Mitte – Otello rutscht
über den Boden, wo es doch ein Freudenlied ist (Geheimnis eines
Dramaturgengehirns) – wurden die hinteren Deckwände hochgezogen, so dass
jetzt fünf Bühnensegmente zu sehen sind, alle mit derselben
Adjustierung: Fenster, daneben Kühlschrank, in der Mitte Tisch und
Stuhl.
Der weiße Otello setzt sich in der
Mitte der Bühne auf die Isoliermatte, knuddelt sich das Kissen zurecht
und hört dem Chor zu:
Fuoco di gioia, (rip.) rapido brilla!
Splende, s’oscura, palpita, oscilla,
l’ultimo guizzo lampeggia e muor.
– der im Hintergrund zur Musik ein
Tänzchen wagt und langsam nach hinten durch die Mitte abgeht.
Vorne am ersten Tisch bleiben Jago, Rodrigo und Cassio – die
gelegentlich miteinander rangeln, bis Jago aus dem Kühlschrank
Trinkgefäße nimmt und sie auf den Tisch knallt zum:
Ein kleines Tröpfchen kann ein jeder vertragen
drum, trinke mit mir, trinke mit mir!
Der Deckvorhang zum dritten Segment
hebt sich langsam, dahinter wird der Chor sichtbar, der dort schon auf
seinen Einsatz wartete.
Statt sich volllaufen zu lassen,
spielt man mit Revolvern, und mit denen Russisch
Roulette.
Aufgestachelt vom Chor mit seinem
Trinke, trinke, trinke mit mir!
steigt Cassio auf den Stuhl und drückt den Revolver in die Luft ab.
Es hätte ihn getroffen, hätte er die Pistole an die Schläfe gesetzt.
Montano, der die ganze Zeit rechts stand und in den Chor schaute, meint
nun zu Cassio:
die Wache erwartet Euch an der Mole
Cassio torkelt, fällt
hin, ein wildes Geraufe spielt sich in der Mitte der Bühne vor dem Chor,
der sich sicherheitshalber mal auf den Boden warf, ab.
Dann
OTELLO
Nieder mit den Schwertern!
(Die Kämpfenden halten ein.)
Holla! Was geht hier vor?
Bin ich bei den Sarazenen?
Jago soll Auskunft geben, was hier los war.
Der redet sich mit einem
Non so...
raus.
Otello degradiert
Cassio, du bist nicht länger Hauptmann!
schickt alle raus, die
Ruhe in der Stadt wiederherzustellen.
Um diesen Abgang zu vermeiden, wird
der Dekovorhang zum zweiten Bühnensegment runtergelassen und Otello
bleibt allein auf der Szene. Grell scheint Licht durch das Fenster links
in der Wand neben dem Kühlschrank.
Otello legt sich auf seine
Isoliermatte.
Die Gaze, die den
Zuschauerraum von der Bühne trennte – die Sänger mussten also gegen
diese ‘Wand‘
ansingen – wird hochgezogen.
Von rechts stöckelt eine Frau
herein, in großkariertem Mantel, sie stöckelt in die Bühnenmitte, hebt
einen umgefallenen Stuhl auf, legt die Einkaufstüte auf den Tisch, geht
zum Fenster, schaut hinaus in das grelle Tageslicht, während
Otello singt
Nun in der nächtgen Stille, verliert sich jeder Ton
(Hier zeigt sich wieder, wie
die
Hannoverschen
Staatsopernleitung
das Hannoversche Publikum einschätzt:
Die sind ja doof, denen können wir ja das nächtliche Liebesduett im
prallen Sonnenschein präsentieren!)
Desdemona legt den Mantel ab, hängt
diesen über den wieder aufgerichteten Stuhl und geht nach rechts zu
Otello hinüber. Die beiden umarmen sich. Man geht zum Tisch in der Mitte
der Bühne.
Erschöpft lässt sich Otello auf den
bereitstehenden Stuhl sinken,
während sie antwortet:
Mein stolzer Krieger! Wie viele Qualen,
wie viele traurige Seufzer und wie viele Hoffnungen
haben uns zu diesen zarten Umarmungen geführt!
O wie süß ist dieses traute Zwiegespräch!
Für das
Als du mir von deinem Leben im Exil erzähltest
und das Folgende geht sie zum Fenster, rutscht neben dem Kühlschrank
auf den Boden und wartet darauf, dass sie hinter ihn treten kann,
während er sein
Ich beschrieb das Getöse der Waffen, den Kampf
und den kühnen Vorstoß in die tödliche Scharte;
den Angriff; die Hände, wie grässliches Gewächs gekrallt
in das Mauerwerk zwischen sausenden Pfeilen!
Er erschrickt, als er sie hinter sich gewahr wird, und droht ihr mit
erhobenem linken Arm. Sie duckt sich weg und schlängelt sich mit ihrem
Dann führtest du
mich in schimmernde Wüsten,
zum brennenden Sand, zu deiner Heimaterde,
beschriebst mir die qualvolle Marter
und die Ketten und die Pein der Sklaverei
an der Wand nach
links entlang zum Fenster, hält sich am Kühlschrank fest.
Dort fixiert Otello sie, zieht sie zu sich auf den Hocker, auf den er
sich gesetzt hat.
Dann für das
Und du liebtest
mich um meines Unglücks willen,
und ich liebte dich für dein Mitleid!
geht er vorn um den
Tisch herum, setzt sich erschöpft auf den Stuhl rechts.
Während des
Tale è il gaudio dell’anima che temo,
temo che più non mi sarà concesso
quest’attimo divino
nell’ignoto avvenir del mio destino
hebt Desdemona den
runtergefallenen Einkaufsbeutel auf, nimmt die leeren Bierdosen vom
Kühlschrank, steckt sie in den Beutel und rennt geradezu nach rechts in
Richtung zum Ausgang, im Vorbeigehen faltet sie die Decke auf der
Isomatte zusammen und geht wieder nach rechts zur Tür.
Otello legt sich auf die Isomatte,
hebt den Arm in ihre Richtung, sie nähert sich der Isomatte, bleibt
neben ihr stehen, während seines
un bacio
ancora un bacio!
dreht er sich zur Seite, sie geht nach links zum Stuhl, nimmt ihren
Mantel, zieht ihn an und bei der Zeitansage
Sieh, schon wollen die Plejaden
den Saum des Meeres küssen
und Desdemonas
Ja, spät zur Nacht ist’s
– wobei hier alles in
strahlendem Sonnenlicht, durch das linke Fenster eindringend – gesungen
wird, stöckelt sie ungerührt hinter
Otello zur Tür nach rechts, kehrt noch einmal in die Mitte zum Tisch
zurück, nimmt von dort den Haustürschlüssel – vielleicht auch
Autoschlüssel, das kann man aus dem ersten Rang nicht ausmachen – mit,
den sie da vergessen hatte und nach Otellos
Komm, Venus soll uns führen
und ihrem
Otello
verlässt Desdemona während des Nachspiels mit knallenden
Stöckelabsätzen die Bühne nach rechts, während sich Otello, auf der
Isomatte aufrecht sitzend, verzweifelt die Haare rauft.
Ende 1. Akt und für ihn
spärlicher Beifall, eine Gruppe im Rang versucht Stimmung zu machen.
Als die aber merken, dass das Publikum nicht mitzieht, lassen sie das
applausheischende Geschrei sein.
Zweiter Akt
Die Bühne bleibt offen.
Otello erhebt sich, geht nach rechts zur Tür, öffnet sie, der
Trennvorhang fährt hoch, gibt das zweite Bühnensegment frei, Otello
öffnet in diesem auch die Tür rechts, bleibt hinten an der Trennwand
stehen und setzt sich dann an das hintere Tischchen im zweiten
Bühnensegment.
Cassio stürzt von rechts auf die Bühne, offensichtlich erregt, wohl
verzweifelt wegen der Degradierung.
Jago meint, er, Cassio, werde bald zurückkehren zu seiner Bianca
altiero capitano, coll’elsa d’oro
e col balteo fregiato
Cassio zweifelt
JAGO
Hör, was ich dir sage!
Du musst wissen, dass Desdemona
die Herrin unseres Herren ist,
er lebt nur für sie.
Bitte sie um Beistand, sie ist großherzig
und wird für dich sprechen,
und die Verzeihung ist dir sicher.
CASSIO
Aber wie kann ich mit ihr sprechen?
Die beiden Herren setzen sich gegenüber an das Tischchen und Jago
erläutert, dass Desdemona ja immer mittags mit seiner Frau Emilia
spazierengeht und da könne er sie doch ganz einfach ansprechen und sie
bitten, sich bei Otello für ihn einzusetzen.
Und mit einem
Geh’
schickt er Cassio fort.
Dann Jago mit seinem
Geh’ nur, ich erkenne dein Ziel schon
Zunächst bleibt er am Tisch sitzen, dann springt er auf, rennt nach
links zum Fenster, reißt ungestüm die Jalousette hoch, stützt sich aufs
Fensterbrett, schaut zum Fenster hinaus und
deckt seine Hintergedanken mit
Ich glaube an einen Gott
auf, während derer er
die Szene mit deutlichen Gesten und Gängen füllt.
An der Bühnenrückwand weiter sitzend: Otello in zeitweise über den Tisch
gebeugter Haltung, dann reglos auf den neben ihm stehenden Kühlschrank
starrend.
Beim
Und dann? Und dann?
auf dem Stuhl am
Tisch sitzend, lacht Jago beim
La Morte è il
Nulla,
laut schallend,
steht auf und breitet zum
è vecchia fola il Ciel
die Arme
beifallsheischend ausgebreitend,
(der übrigens nicht kommt) lacht er
– weiter
nach
links zum Fenster gehend – über
sich und die Welt.
Während der Schlussphase des ‘Credo‘
ist Otello vom Stuhl im zweiten Bühnensegment aufgestanden und hat sich
zu Boden fallen lassen.
Das zweite Trennsegment wird hochgefahren, zeigt die dritte
‘Camera
obscura‘,
in die Desdemona von rechts auftretend auf die Bühne kam, wieder im
Karomantel (hat die Frau des venezianischen Statthalters auf Zypern
nichts anderes als diesen Mantel anzuziehen und geht es so schlecht –
immerhin stehen 70 Millionen dem Staatstheater Hannover jährlich zur
Verfügung –, dass die erste Sopranistin immer den gleichen Fummel tragen
muss?), wieder mit einer Einkaufstüte, die sie nun in den auch im
dritten Bühnensegment links bereitstehenden Kühlschrank entleert.
Dann, hinten im dritten Bühnensegment, Auftritt Cassio von rechts – wenn
er einen Moment schneller gewesen wäre, hätte er auf demselben Weg vor
Desdemona auf der Bühne sein können, aber so kommt er gerade zu Jagos
vorne links gesungenem
Eccola!... Cassio... a te!
Quest’è il momento.
Aufgeregt torkelt Cassio hinten vor Desdemona herum, setzt sich auf den
bereitstehenden Stuhl, steht wieder auf, diskutiert –
als stumme Jule
– mit Desdemona,
geht aber dann nach rechts ab, während vorne links Jago seine Intrige
mit …
[…]
Nun muss
Otello hierherkommen!
Hilf, Satan, hilf meinem Plan!
[…]
Mir genügt ein einziger Strahl dieses Lächelns,
um Otello ins Verderben zu ziehen!
… spinnt und sich hierzu aufs Fensterbrett vorne links hockt.
Das trennende Vorhangteil fährt zwischen zweitem und drittem
Bühnensegment herunter, Otello hat sich vom Boden – wo er ja seit dem
Ende des ‘Credos‘ herumlag – erhoben und Jago, vorne links auf den Tisch
gelehnt, beantwortet Otellos Frage:
Der da eben von meiner Frau weggeht, ist das
Cassio?
[…]
Ich glaube, es war
Cassio.
JAGO
Hütet Euch, gnädiger Herr, vor Eifersucht!
Sie ist ein Ungeheuer, trüb, fahl,
blind, das mit seinem Gift
sich selbst vergiftet, heftiger Schmerz
zerfleischt ihm den Busen!
[…]
Die ehrlichen, edlen Herzen erkennen
oft nicht den Betrug, seid wachsam!
Prüft Desdemonas Rede,
ein Wort kann das Vertrauen bestärken
oder den Verdacht bestätigen!
Währenddessen wird
der Trennvorhang zwischen zweitem Bühnensegment und Hinterbühne
hochgefahren und gibt dem Chor die Möglichkeit, frei aus ins Publikum zu
singen:
Dove guardi splendono
raggi, avvampan cuori,
dove passi scendono
nuvole di fiori.
Die Bühne wird stark
von allen Seiten erhellt, man schlendert auf der Bühne herum, schießt
Knallfrösche ab, aus denen Luftschlangen herunterrieseln, die Otello –
in seinem Bademantel zwischen den Chorherrschaften herumgehend –
erschrecken.
Es werden Plakate hochgehoben, auf denen etwas auf Englisch geschrieben
steht, wohl um diplomatische Beziehungen der USA oder Englands zu
irgendwem zu verbessern.
Die Beleuchtung auf
der Bühne wechselt, wird abgedunkelt. Das Licht durch die linken Fenster
wird hierzu eingefahren, damit Schlagschatten auf den Bühnenwänden
entstehen können.
Otello torkelt durch die
aufgestellten Chorherrschaften, fällt zu Boden, die Bühne wird wieder
erhellt, damit der Chor – rückwärts nach hinten gehend – die Bühne
wieder verlassen kann, ohne zu stolpern.
Eine hellgewandete Dame – es ist Desdemona – ist vorne beim
herumliegenden Otello stehen geblieben für ein
Splende il cielo, danza
l’aura, olezza il fior...
[…]
... Gioia, amor, speranza
canton nel mio cuor.
Die Trennwand zwischen dem zweiten
und dritten Bühnensegment wird heruntergefahren.
Übrig bleiben die hellgewandete Desdemona, der am Boden hockende Otello,
Jago und links eine Dame, die hier die Emilia, die Frau von Jago und
Bedienstete bei Desdemona, singen soll. Bevor sie dies tut, räumt sie
erstmal verschiedene rumstehende Sachen in den Kühlschrank, stöbert
ein Tuch aus dem offenen Fenster, ohne zu schauen, ob nicht gerade unter
dem Fenster jemand vorbeigeht, der die Krümel nun auf den Kopf bekommt.
Dann nimmt sie einen Besen, kehrt Bühnenstaub zusammen, wobei die Gefahr
von Staubwolken nicht gebannt wird, die sich auf die Stimmbänder setzen
und die Stimmritzen verstopfen können. (Komödienstadel in der Nds.
Staatsoper Hannover).
Jago zieht sich das Jackett aus, Desdemona hockt sich in dem hellen
Kleid auf den staubigen Bühnenboden, neigt sich zu Otello und meint:
Für einen Mann, der unter deinem Zorn leidet,
möchte ich bei dir bitten.
Als Otello hört, dass Cassio
gemeint ist, für den Desdemona bittet, muss er an sich halten, und statt
Antwort zu geben auf ihre Frage
Warum dieser herbe Ton in deiner Stimme?
Welcher Kummer bedrückt dich?
meint er lapidar
Mir brennen die
Schläfen.
Dies löst nun eine gefährliche
Kettenreaktion aus, denn nun beginnt die Sache mit dem Schnupftuch.
Ihres, aus der Tasche über dem Stuhl im ersten Bühnensegment hängend,
will Desdemona um Otellos Kopf binden, um zur Linderung der
Kopfschmerzen beizutragen. Er nimmt es, schmeißt es auf den Boden, wo
Emilia gerade saubergekehrt hat. Die steht ganz erschrocken hinten an
der Trennwand, geht nach links hinüber und hebt das Schnupftuch auf. Von
links hat sich Jago ihr genähert und verlangt von Emilia
Gib mir das Tuch,
das du aufgehoben hast!
Nach langem Hin und Her und mit
‘Schnupftuchherumgewedele‘,
nimmt er es ihr während einer Knutschszene hinten links am Tisch ab.
Währenddessen hat Otello mit einer Rausschmeißergeste Desdemona
bedeutet, dass sie durch die von ihm rechts aufgehaltene Türe
verschwinden soll. Sie nimmt ihren Mantel (wieder den schon bekannten
karierten) vom Stuhl in der Mitte (dem Beobachter nicht erinnerlich, wie
und wann er im Laufe des Abends er dorthin gekommen ist). Dies
festzustellen, müsste eine dritte
Vorstellung besucht werden.
Das fehlte noch!
Desdemona schmiegt sich an Otello, Emilia nimmt rechts ihren Mantel
(wieder dem Beobachter nicht erinnerlich, wie und wann er im Laufe des
Abends dorthin gekommen ist), Jago wedelt triumphierend mit dem
Schnupftuch, und das Licht wird wieder hochgefahren.
Die beiden Damen verlassen die
Bühne nach rechts, die eine im ersten, die zweite im zweiten
Bühnensegment.
Jetzt JAGO links vor dem Tisch am Stuhl sitzend
Mit diesen Fäden web ich
den Beweis der sündigen Liebe.
In Cassios Wohnung will ich es lassen.
Der Trennvorhang zwischen erstem
und zweitem Segment wird heruntergefahren, Otello bleibt allein im
ersten Bühnensegment in vollem Sonnenglast durch das Fenster links, für
sein
Ora e per sempre addio, sante memorie,
addio sublimi incanti del pensier!
Addio schiere fulgenti, addio vittorie,
dardi volanti e volanti corsier!
Addio, addio vessillo trionfale e pio!
e diane squillanti in sul mattin!
Clamori e canti di battaglia, addio!
Della gloria d’Otello è questo il fin!
Irgendwas schüttet er auf den Tisch, die Dose bleibt liegen, das Licht
wird heruntergefahren, der Trennvorhang zum zweiten Bühnensegment wird
hochgehoben und da liegt Jago am Boden, zwischen einigen Mannen, die
nach hinten schauen.
Die Situation ist nicht mehr zu kontrollieren, denn das Schnupftuch tut
seine Wirkung
JAGO
Saht Ihr manchmal in den Händen Desdemonas
ein Tuch, bestickt mit Blumen
und zarter als ein Schleier?
OTELLO
Das ist das Taschentuch, das ich ihr gab,
das erste Liebespfand.
JAGO
Dieses Taschentuch, gestern – dessen bin ich sicher –
sah ich es in den Händen Cassios.
Die herumstehenden Mannen verteilen sich auf der Bühne – setzen sich da
hin, stehen dort rum.
Otello hat sich hierfür den Bademantel ausgezogen und mit Jagos Hilfe
einen Uniformrock übergezogen. In dem steigt er auf den Tisch, salutiert
sich wohl selbst, denn nun singt er sein
Ah! sangue! sangue! sangue!
Jago hat erreicht, was er wollte, Otello zu verunsichern, ihn in Panik
zu versetzen, ihn vom klaren Denken abzubringen, ihn in emotionales
Chaos zu stürzen.
Jetzt steigt Jago über den Hocker hinauf zu Otello auf den Tisch und der
zweite Akt endet mit dem gemeinsamen
Sì, pel ciel
marmoreo giuro!
Per le attorte
folgori, ecc.
Dio vendicator!
Dritter Akt
Der Vorhang hebt sich. Eine von der Requisite als unaufgeräumte
Spielstätte hergerichtete Bühne. Überall liegt etwas am Boden, obwohl
doch Emilia zum Schluss des zweiten Aktes den Boden so sorgfältig
abgekehrt hatte.
Hier jetzt umgefallene Stühle, selbst der Kühlschrank im vierten
Bühnensegment liegt umgefallen am Boden.
Im Bühnenhintergrund raucht irgendwas, jedenfalls steigen
Qualmwolken auf.
Otello von rechts.
JAGO
Die Hafenwache
meldet
das Schiff aus Venedig,
das die Gesandten nach Zypern bringt.
OTELLO
Es ist gut.
Sprich weiter.
JAGO
Ich bring Cassio hierher, und mit schlauen
Fragen verleiht ich ihn zum Schwatzen
Ihr verbergt Euch
dort,
ergründet sein Verhalten,
seine Worte, Mienen und Gesten.
Seid geduldig,
sonst entgeht Euch der Beweis.
Da kommt Desdemona. Ihr müsst Euch verstellen,
ich gehe.
Von rechts Desdemona. Otello nimmt
ihr den großkarierten Mantel ab, hängt ihn ordentlich neben der Tür an
die Wand, geleitet sie zum Tisch im zweiten Bühnensegment,
sie setzt sich, hängt ihre Umhängetasche über die Lehne.
Otello setzt sich ihr gegenüber für das Gespräch bis hin zu seinem
Schon wieder befällt mich meine Schwäche.
Bind mir die Stirn
Er will nicht das Tuch, was sie ihm
reicht, er will das, was er ihr schenkte, denn in dem lebe ein Zauber
Hüte dich! Es zu
verlieren
oder zu verschenken bringt Unheil!
Voller Aufregung, das dumme Taschentuch nicht zu finden, kramt sie
noch mal in ihrer Umhängetasche. Otello entreißt ihr die, schüttet den
Inhalt auf den Boden:
kein Taschentuch.
Um ihn von der Taschentuchaffäre abzulenken, fängt sie nun
ausgerechnet wieder mit Cassio an, der ja das rote Tuch für Otello ist,
sie bittet für den degradierten Hauptmann – und hierfür hinter ihr
hereingeschlichen: Jago.
Sie redet von Cassio,
Otello schmettert ihr ein
Il fazzoletto!
entgegen.
Die Sache eskaliert:
OTELLO
Che? non sei forse
una vil cortigiana?
Desdemona weicht nach rechts zur Tür aus, muss beim Rückwärtsgehen
aufpassen, nicht über das ‘Graffel‘ am Boden zu stolpern, das auf Geheiß
der Regie und der Dramaturgie dort ausgebreitet wurde.
Sie öffnet rechts die Tür, will Otello entkommen, er schnappt sie sich
und schmeißt sie auf den Boden.
Jago schaut im Hintergrund interessiert zu, zieht sich aber, langsam
rückwärts schreitend, in den Schatten der Hinterbühne zurück.
Otello hebt Desdemona vom Boden
auf, er nimmt sie in den Arm, man wagt ein paar gemeinsame Tanzschritte.
Da, sein nächster Wutausbruch, sie greift nach ihrem Mantel neben der
Tür, will hinaus, da sieht sie, dass Otello zu Boden gesunken ist, sie
eilt hinüber zu ihm.
Für
DESDEMONAS
Ah! Ich bin nicht, was dieses
abscheuliche Wort besagt!
Otello wirft sie auf
den Stuhl und meint
Reicht mir noch einmal Eure
elfenbeinerne Hand:
Ich will Euch Abbitte tun.
Ich hielt Euch für – verzeiht,
wenn mein Gedanke arg ist –
für jene gemeine Dirne,
die Otellos Gattin ist.
Er will auf sie einschlagen, sie weicht zurück
an die Tür und kann entfliehen.
Otello, voller Verzweiflung, zurück
zum Tisch, reißt das Tischtuch mit allem, was auf dem Tisch steht,
herunter und bricht hinter dem Tisch zusammen. Er kriecht auf die
Vorderbühne für sein
Erloschen ist die Sonne,
das Lächeln, das Licht,
das mich belebte, das mich selig machte
Von rechts Jago, umfasst
den sich wieder erhoben habenden Otello, hebt den Tisch aus dem zweiten
Bühnensegment ins erste, richtet die Sitzgelegenheit und läuft wieder
nach rechts.
Von rechts Auftritt Cassio.
JAGO
Vieni; l’aula è
deserta.
T’inoltra, o Capitano.
CASSIO
Questo nome d’onor
suona ancor vano per me.
JAGO
Nur Mut! Deine Sache ist in guten Händen;
der Sieg ist dir sicher.
CASSIO
Ich glaubte, hier Desdemona zu finden.
JAGO
Erwarte sie.
Cassio geht nach links zum Tisch,
zieht sich das Jackett aus und setzt sich auf den Tisch, Jago hatte vom
Kühlschrank Dosen geholt.
Rechts im Hintergrund:
Otello, er kommt näher, um das Gespräch von Cassio mit Jago zu
belauschen.
Hier gilt es zu bemerken, dass zwei Tenöre von der Regie zusammengeführt
werden, die nach dem Motto agieren:
„Huch,
ich kann dich gar nicht sehen.“
Die Szene ist in dem
hellen Licht aus vier Fenstern links an der Seite so spektakulär, dass
man rufen möchte:
„Otello,
pass auf, das Krokodil!“
Unbeschreiblich, geradezu
dämlich, was dem Publikum von der Hannoverschen Theaterleitung geboten
wird!
Die Peinlichkeit endet bei
OTELLO
Verrat!
Verrat! Verrat!
Den Beweis,
den furchtbaren Beweis
zeigst du der Sonne!
Fanfaren!
Die Ankunft des Schiffes aus Venedig.
Cassio zieht sich sein Jackett an und geht nach rechts durch die Tür ab.
Auftritt von dort Mannen, die die Bühne für den Empfang der
venezianischen Delegation herrichten.
Otello hat sich auch eine Uniformjacke übergezogen und erwartet die
Delegierten.
JAGO
[…]
Da kommen die Gesandten.
Empfangt sie,
doch um Argwohn zu vermeiden,
sollte sich Desdemona den Herren zeigen.
OTELLO
Ja, führ sie her!
Der Chor
strömt von hinten durch die Mitte herein und beginnt sein
Viva! Evviva!
Viva il Leone di San Marco!
Die Bühne erstrahlt im hellsten
Rampenlicht, man salutiert sich gegenseitig
und wartet auf
LODOVICO
(tenendo una pergamena avvoltata in mano)
con suo
Il Doge ed il Senato salutano
l’eroe trionfatore di Cipro.
Io reco nelle vostre mani
il messaggio dogale.
|
|
LODOVICO
(mit einer versiegelten Pergamentrolle in der Hand) mit
seinem
Der Doge und der Rat der Zehn
grüßen den siegreichen Helden von Zypern.
Ich gebe in Eure Hand
die Botschaft des Dogen.
|
Otello setzt sich an den Tisch, um
die Botschaft zu lesen, da betritt Desdemona – wieder in den
großkarierten Mantel gehüllt – durch die Tür rechts die Szene und singt:
Emilia, eine dunkle Wolke
verfinstert Otellos Sinn
und mein Schicksal.
Sie bleibt in der Tür
stehen und fängt wieder von Cassio an, der vom Botschafter vermisst
wird.
JAGO
Otello zürnt ihm.
DESDEMONA
Ich glaube, er wird Gnade finden
Sie stöckelt auf ihren
hohen Absätzen in die Nähe des Tisches, wo Otello noch die Botschaft
studiert, worin steht, dass er, Otello, nach Venedig ins Hauptquartier
zurückgerufen wird. Nun steht er auf und verkündet
OTELLO
... und wählt als meinen Nachfolger in Zypern
einen Mann, der unter meinem Banner kämpfte:
Cassio.
Damit ist wieder einer ausgebootet:
JAGO (überrascht, für sich)
Hölle und Tod!
Desdemona hatte sich dem Tisch genähert, geht auf Otello am Fenster (die
Jalousetten übrigens alle schiefhängend in ihren Führungsleisten) zu,
der greift sie am Arm, zerrt sie in die Mitte und
Zu Boden! Und heule!
Große Überraschung an
der Nds. Staatsoper Hannover GmbH, denn nicht Desdemona stürzt zu Boden,
sondern Desdemona stößt Otello hinab.
Ihr Text
Am Boden! Ja! Im niederen Staub!
Geschlagen! So lieg ich hier!
Ich weine – geschüttelt vom Schauder
meiner sterbenden Seele!
stimmt nun überhaupt nicht mehr mit der Action auf der Szene
überein, denn sie steht da auf ihren hochhackigen Schuhen, in dem
karierten Mantel, und Otello liegt am Boden.
Die sie umgebenden Ensemblemitglieder sehen nun, wie sie sich auf die
Knie niederlässt für ihr
Quel sol sereno e vivido
che allieta il ciel e il mare,
non può sciugar le amare stille
del mio dolor,
le amare stille del mio dolor!
Bei
LODOVICOs
Egil la man funerea...
erhebt sie sich, nimmt ihre Umhängetasche vom Boden und geht rechts zur
Tür.
Jago, der links am hell erleuchteten Fenster stand, beugt sich nun zum
noch immer am Boden liegenden Otello hinab, redet auf ihn ein.
Der zieht sich am Tisch empor, geht torkelnd auf Desdemona nach rechts
zu, sie hebt abwehrend die Hand, er geht weiter auf sie zu, da verlässt
sie die Bühne und Wärter kommen herein, schieben Otello zum Tisch, legen
ihn quer darüber, fesseln ihn und gehen mit ihm nach rechts auf die Tür
zu. Da erscheint noch einmal Desdemona, versucht den einen Wärter zu
beeinflussen, der gerade eine Durchsage per Funk macht. Otello beendet
mit seinem
Anima mia, ti maledico!
die Szene.
Er wird nach rechts abgeführt. Desdemona schaut zu und geht hinter der
Gruppe ab.
Der Trennvorhang zum zweiten Segment fährt herunter.
MÄNNERSTIMMEN
(Bühnenmusik)
Hoch! Hoch Otello!
Heil dem Löwen von Venedig!
Jago allein, links am hell erleuchteten Fenster, setzt sich,
trinkt wohl Flüssiges aus einer Dose, zerdrückt sie und meint:
Da seht den Löwen!
Vierter Akt
Nach einer Pause von ca. 3 Minuten,
während derer das Orchester die Instrumente nachstimmt, was die
Vorstellung zerreißt, zeigt sich die Bühne mit zwei Segmenten. Leichtes
Tageslicht scheint durch die beiden Fenster, die Jalousetten wurden in
der Umbaupause wieder repariert.
Zu sehen ist links, statt des dort sonst immer stehenden Kühlschrankes
ein Sessel, in der Mitte ein großes Bett.
Im vorderen Bühnensegment links neben dem Fenster der obligate
Kühlschrank, ein Tisch, ein Stuhl, ein Hocker.
Rechts neben dem Bett auf einem ausgelegten Bettvorleger zwei Kinder.
Sie hantieren mit Spielsachen herum.
Emilia ordnet irgend etwas am Tisch, geht zum Kühlschrank, holt eine
Flasche heraus, gießt etwas in ein Trinkgefäß, schaut zu Desdemona, die
links neben dem Bett steht und sich dort mit etwas beschäftigt, Emilia
bringt die Flasche wieder in den Kühlschrank.
Desdemona läuft für
Emilia, ich bitte dich,
leg auf mein Bett
mein weißes Brautkleid
auf Emilia zu, umarmt sie, geht zum
Fenster,
schiebt die Jalousette zur Seite, um hinauszuschauen.
Für das
Mia madre aveva una povera ancella,
innamorata e bella;
era il suo nome Barbara;
läuft sie nach rechts zu den
Kindern auf dem Bettvorleger.
Emilia steht links am Fenster des zweiten Bühnensegments und schaut
hinaus.
Desdemona geht mit den Kindern zum
Tisch, sie setzen sich um ihn, sie steht wieder auf, geht um den Tisch
herum, hockt sich rechts zu den Kindern für das
O Weide! Weide! Weide!
Sie saß, den Kopf auf die Brust geneigt.
Weide! Weide! Weide!
Singt, singt!
Die Trauerweide soll mein Kranz sein!
Die Kinder laufen
nach rechts, verschwinden in der rechten Tür,
das Mädel kommt wieder heraus, läuft zu Desdemona, die ihre Phrase
Il salce funebre sarà la mia ghirlanda.
Scendean l’aucelli a vol dai rami cupi
verso quel dolce canto.
E gli occhi suoi piangean tanto, tanto,
da impietosir le rupi.
singt.
Die Kinder im Bett,
dann die Kinder auf dem Bettvorleger, dann wieder im Bett.
Zum
Ah! Emilia, Emilia, addio!
geleitet Desdemona Emilia zur Tür rechts, die zieht ihren Mantel an
und geht durch die Tür rechts ab.
Dort an der Tür singt Desdemona ihr
Ave Maria!
Sie schließt die Tür ab, schaltet die Hauptbeleuchtung aus, nur
durch die Fenster links scheint Licht herein.
Sie legt sich zu den Kindern aufs Bett.
Zum Klopfen an der Tür und ihrem
Wer ist da?
läuft der Junge zur Tür, öffnet sie.
Otello tritt auf und schaltet die Hauptbeleuchtung wieder ein.
Er hebt die Kleine auf den Arm, setzt sie wieder ab, streicht ihr
über den Kopf und fragt Desdemona
Habt ihr heute schon zur Nacht gebetet?
Für die kommende Auseinandersetzung schiebt sie die Kinder nach
rechts durch die Tür im zweiten Bühnensegment ab, während Otello neben
der Tür im ersten Segment ein Gewehr holt und zum Tisch geht.
Von dort treibt er Desdemona während der verbalen Auseinandersetzung um
Cassio über die Bühne, sie flieht ins Bett.
Otello erstickt sie mit dem Gewehr.
Auftritt Emilia durch
die erste Tür rechts mit der Botschaft, dass Cassio Rodrigo getötet hat
und lebt.
Dann stürzt sie von der Bühne ab, ruft:
Otello hat Desdemona getötet!
Die Trennwand zum
dritten Bühnensegment und zur Hinterbühne fährt hoch, dort stehen
Mannschaften.
Mit dem
La spada a me!
entwaffnet man Otello.
Es folgt sein
Jeder Knabe kann mein Schwert mir entreißen
Das Trennelement zum zweiten
Bühnensegment fährt herunter. Otello vor diesem lässt den Morgenmantel
Desdemonas auf den Boden fallen, kniet sich zu ihm hin, dann legt er
sich beim
un bacio... un bacio ancora...
ah!... un’altro bacio...
Da kommt von rechts durch die erste Tür Desdemona, mit Einkaufstüte,
sie stöckelt – laut mit den hohen Absätzen auf den Bühnenboden knallend
– nach links, schaut auf den am Boden liegenden Otello, geht zum Tisch,
legt die Einkaufstüte ab und schaut reglos in Richtung Otello am Boden.
Licht aus, auch die Rahmenbeleuchtung der Bühne.
Der Vorhang fällt schnell.
Ende der Vorstellung.
Fazit
Die Grundidee zum
Stück wird auf eine Sammlung Prosa des italienischen Autors Giovanni
Battista Giraldi Cinzio zurückgeführt, die er während seiner Lebenszeit
von 1504 bis 1573
in Ferrara verfasste und auf die Shakespeare zurückgriff.
Eines dieser Prosastücke befasst sich mit einem Hauptmann Cristoforo
Moro, der in eine Eifersuchtsaffäre in Bezug auf seine Ehefrau
‘Disdemona‘ – hier mit -i- geschrieben - hineingezogen wird, wobei
Shakespeare der Zentralfigur eine dunkle Hautfarbe verleiht und damit
die Rassenfrage anspricht und diese zum zentralen Thema des Außenseiters
macht.
Wie sind die Rollen angelegt?
Wer ist Desdemona, wer ist Otello?
Und wer ist die treibende Kraft?
|
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Zitat
Ist Jago das Böse?
Wer oder was ist Jago?
Interessant ist das starke Gefühl, welches man schon mit Wissen
gleichsetzen kann, dass Jago, selbst wenn er befördert worden
wäre, wieder unzufrieden geworden wäre. Er hätte sich ein neues
Ziel seiner Wünsche gesucht und bei Nichterfüllung dieses
Wunsches genauso gekränkt und bösartig reagiert, wie es von
Verdi (und Shakespeare) dargestellt wird. Selbst wenn alle
Wünsche Jagos sich erfüllen würden und er am Ende der Herrscher
der Welt wäre, würde er in einem finalen endzeitlichen Feuerwerk
die ganze Welt aus Bosheit und Wut zerstören.
Jago erscheint damit nicht als Mensch. Viele Autoren (z.B.
Bachmann), ja sogar Boito selbst haben zwar sein Mensch-Sein
immer wieder betont, seine Darstellung in der Oper Verdis ist
aber eher die eines Prinzips. Ähnlich wie Desdemona nicht als
Mensch dargestellt wird, sondern als Prinzip des Guten, der
Barmherzigkeit, der Liebe und Duldsamkeit. Jago ist das Prinzip
des Bösen, des Zerstörerischen, des Immer-mehr-Wollens. Damit
deutet die Figur des Jago in die Richtung Mephistos. Seine Taten
wirken unmenschlich, denn kein normaler Mensch vermag so viel
Böses in solchen Intrigen zu spinnen, nur weil er nicht
befördert wurde. Er handelt „nicht schurkisch, sondern
bestialisch, wenn das nicht ein zu gelinder Ausdruck wäre.“
Jago
w i l l böse
sein und weiß, dass er böse ist. Er steht damit im Kontrast zu
vielen anderen tragischen Helden Shakespeares und anderer
Bühnenautoren. Weder Shakespeares Macbeth noch Hamlet wollen
böse sein. Die Situation, in denen sich beide befinden, führt
aber zu Tragik und damit zum Bösen durch die Umstände und durch
falsches, nicht angemessenes Handeln bzw. Nicht-Handeln der
Helden. Als weiteres Beispiel kann der griechische Sagenheld
Ödipus dienen, auch er will nicht böse handeln, kann aber im
Rahmen seiner Möglichkeiten nicht anders und wird damit
schuldlos schuldig. Selbst bei dem Antihelden Richard III.
unterlässt es Shakespeare nicht, die Gründe für dessen
Bösartigkeit in einem Monolog zu benennen. Jago aber ist anders.
Ist er damit das Böse?
Zitatende - Quelle:
https://www.grin.com/document/457723 |
Betrachtet man das
an der Staatsoper Hannover verfälschend Gesehene
stellen sich unter
anderem folgende Fragen:
• Warum hat man
nicht die aktuelle Situation in Bezug auf ‘Black Lives Matter‘
zugrunde gelegt, wenn man überhaupt Verheutigen wollte?
•
Warum wird Otello als „torkelnder Tatel“ von Anfang an gezeigt, was
nicht
Boitos Rollenvorstellung und somit nicht dem gesungenen Text
entsprechen
kann?
•
Warum wird Desdemona als „rasante Tante“ vorgeführt, die dann nicht
rollendeckend überzeugen kann? Bei Boito soll gerade sie zum
herrisch
auftretenden Otello das sanfte Gegenteil ein, das von ihrer Umwelt
in den
Schmutz gezogen wird.
•
Was sollen die beiden Kinder? Warum nur zwei?
Warum hat man nicht zu ihnen noch Hunde, Katzen, Meerschweinchen,
Karnickel auf die Bühne gebeten, wenn man damit den Erfolg einer
Produktion sicherstellen kann, wie es im Theater Regensburg im
Programmheft von Taboris „Mein Kampf“ bei der Nennung des auf
der Bühne mitspielenden Geflügels hieß:
"Wir danken Frau Islinger für die Hühner!"
•
Warum betritt Desdemona – nachdem Otello versuchte, sich mit einem
Revolver zu töten (er knickste nur, außerdem bewegte sich der
Sänger nach
diesem wohl technisch verunglückten
Schuss noch, richtet das Kopfkissen
und legte
sich nieder) – während der letzten
Takte von rechts aus der Tür
kommend, noch einmal die Bühne, stelzt zum Tisch in der Mitte der
Bühne,
legt ihren Einkaufsbeutel auf ihm ab und schaut betreten zu
dem
am
Boden
liegenden
Otello?
●
Schlusskommentar:
- Die
Produktion des ‘Otello‘ durch die Nds. Staatsoper Hannover GmbH
gibt
das Stück mutwillig in geradezu vollständiger
Verzerrung und
Verfälschung wieder.
- Nichts von dem der Produktion des
‘Otello‘ unterlegten ‘Dramaturgen-
geschwurbel‘
kann
vom Publikum mit dem Werk in
Einklang gebracht
werden.
- Der Zuschauer sieht etwas völlig anderes, als was von den Autoren
vorgegeben wurde, weil weder die von der Geschäftsführung der Nds.
Staatsoper Hannover GmbH vorgegebenen Aktionen auf der Bühne
wie auch die Anlage der Rollen weder zur Musik noch zum Text pas-
sen.
Daher:
Bildungsauftrag nicht erfüllt,
Geld zu Lasten des Steuerzahlers vorsätzlich verschwendet.
●
Leserbrief hierzu
|
|
Zitat
Liebe
Marie-Louise -
danke für den Vorab-Otello. Das klingt ja gruselig, was Du da
schreibst. Da
hätte ich keine Lust reinzugehen. Unser Otello in München hat
mich
allerdings auch nicht begeistert. Ich musste sogar lächeln, als
unser Otello
zum Schluss ein Messer in der Hand hielt und singt in
Italienisch natürlich,
aber Deutsch heißt es "Jeder Knabe kann das Schwert mir
entreißen".
Das stört aber niemand.
Zu Deinem Otello -
die Kritik im OPERNGLAS Januar:
Zitat
Die Inszenierung ist schlicht ein Ereignis. Das Publikum
spendete zum Schluss
viel Applaus für eine begeisternde Inszenierung. Es gab nur ein
paar wenige
Buhs für die Regie...... u.s.w.
Zitatende
Kritik in OPER - das Magazin im Dezember:
Zitat
Im Wahn auf dem Matratzenlager, eine schlüssige, packende
Inszenierung mit einem überragenden singspielenden
Sängerensemble. Otello wird da als
Kriegsheimkehrer mit posttraumatischer Belastungsstörung
gesehen.
Zitatende
So ein Quatsch, warum schreiben die nicht ihre
eigene Oper und lassen Verdi in Ruhe?
Ich wünsche Dir ein besseres 2022 und sende liebe Grüße
R aus München
Zitatende
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Was andere schrieben
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Zitat -
19.09.2020 von Peter Jungblut
"Otello" am Theater
Regensburg
Wehe, wenn der Pförtner lacht
Verdis
große Oper in einer musikalisch stark reduzierten Version:
Regisseurin Verena Stoiber zeigt das Eifersuchtsdrama als so
schauriges wie aktuelles Puppenspiel, bei dem das ganze Theater
mitmacht und die Botschaft sendet: "Ohne uns ist Stille".
Bildquelle:
Jochen Quast/Theater Regensburg
Die Mauren hat der
venezianische Feldherr Otello in diversen Seeschlachten ja mit
Bravour besiegt, und als ob das nicht schon genug der Ehre wäre,
hat er jetzt auch Corona einigermaßen in Schach gehalten.
Jedenfalls ließ er sich am Theater Regensburg von der Pandemie
nicht unterkriegen, und das ist keine Selbstverständlichkeit,
denn Verdis "Otello" ist nun mal eine ganz große Oper, mit Chor,
vielköpfigem Orchester und effektvollen Massen-Szenen.
Geht natürlich alles gar nicht, bei den aktuellen Abstandsregeln
und Hygiene-Bestimmungen.
"Eine extreme Herausforderung"
Deniz Yetim als Desdemona | Bildquelle: Jochen
Quast/Theater Regensburg
Also hatte der Regensburger Intendant Jens Neundorff von Enzberg
ein Problem mehr. "Wir hatten 'Otello' eigentlich als letzte
Premiere in der vergangenen Spielzeit geplant, und dann haben
wir überlegt, was machen wir?", sagt er dem BR. "Das Regieteam
hatte einfach Lust, noch einmal komplett neu zu denken.
Ich bin sehr glücklich, dass wir diesen Weg gemeinsam gegangen
sind. Es gibt ja diese kleine Fassung mit 21 Musikern, die wir
heute Abend spielen. Das ist eine extreme Herausforderung. Aber
ich bin der Meinung, dass das musikalisch funktioniert. Und ich
muss sagen, inszenatorisch ist es kein Kompromiss, es ist
wirklich Konzept. Insofern habe ich ein ganz gutes Gefühl mit
diesem 'Otello'."
Und dieses Gefühl trog nicht:
Regisseurin Verena Stoiber und ihrer Ausstatterin Sophie
Schneider gelang eine absolut zeitgemäße, aber keineswegs
aufdringlich auf Abstand bedachte Deutung des 'Otello'.
Es war somit eine Inszenierung in sich, aber nicht über den
derzeitigen Ausnahmezustand. Stoiber orientierte sich an Verdis
ursprünglicher und sehr plausibler Idee, eine Oper über Otellos
so gerissenen wie intrigensicheren Gegenspieler Jago zu
schreiben.
Der Pförtner erfüllt sich
einen schaurigen Traum
Adam Krużel als Jago | Bildquelle: Jochen
Quast/Theater Regensburg
Der Mann ist bekennender Nihilist,
glaubt also an gar nichts, nicht mal an sich selbst, und hält
Gott allenfalls für einen schlechten Witz. Anders als der
krankhaft eifersüchtige und machohafte Otello ist Jago also ein
durch und durch moderner Charakter
– und trägt
demzufolge in Regensburg auch nicht, wie die anderen
Hauptfiguren, ein mehr oder weniger prächtiges
Renaissance-Kostüm, sondern graue Hose und unauffälliges
Kurzarmhemd – eine
Rentner-Kluft.
Ganz am Ende stellt sich heraus: Der freundliche, ältere Herr
arbeitet als pflichtbewusster Pförtner am Bühneneingang und
erfüllt sich einfach mal einen schaurigen Traum.
So stellt er mit Gliederpuppen
Otellos Tragödie nach, lässt ein Schiff im Wäschebottich durch
den Sturm segeln, tanzt mit einer Busen-Attrappe durch die
Requisite, beäugt das Geschehen auf Monitoren, hat seine Freude
daran, die Welt nach seinem radikal gefühlskalten
Glaubensbekenntnis wenigstens im Miniformat zu manipulieren, zu
dominieren, zu intrigieren. Und weil er sich Gott als bitteren
Komödianten vorstellt, lacht er gern fatalistisch.
"Ohne uns ist Stille"
Deniz Yilmaz als Otello, Deniz Yetim als
Desdemona | Bildquelle: Jochen Quast/Theater Regensburg
Anlässe dafür gibt es reichlich.
Desdemona wird in diesem Fall nicht von ihrem Mann auf dem Bett
erwürgt, sie stürzt auf einer Treppe zu Tode, und Otello kann
sich danach nicht mal selbst richten, weil sein Revolver
Ladehemmung hat. Ein rabenschwarzer und ungemein fesselnder
Abend, in dem per Videoeinspielungen das ganze Regensburger
Theater und viele seiner Mitarbeiter Auftritte haben. "Ohne uns
ist Stille" hieß es auf den Plakaten, die der Chor in die Höhe
hielt, wer wollte das bestreiten?
Stimmlich imponierte vor allem
Adam Krużel als sehr robuster und ausdrucksstarker Jago, während
Deniz Yilmaz als Otello zwar eine kernige Mittellage hatte, aber
in der Höhe doch schnell an seine Grenzen kam. Die berühmte und
gefürchtete Auftrittsarie erledigte er sehr beiläufig - zu
harmlos für einen Feldherrn. Deniz Yetim als Desdemona spielte
berührend intensiv, tat sich jedoch mit den vielen
Pianissimo-Stellen schwer: Wenn es sehr leise wurde, klang sie
recht rau.
"Experimente verschleißen
sich"
Dirigent Chin Chao-Lin gelang
ein fiebrig-nervöses Klangbild, wie es dieses Eifersuchtsdrama
erfordert. Faszinierend, wie er die Streicher elektrisierte und
bedrohlich vibrieren ließ. Innigkeit wollte da allerdings nur
selten aufkommen. Insgesamt ein sehr kühler "Otello", oder, um
den Intendanten zu zitieren, alles war Konzept. Womöglich war
das eine Spur zu augenfällig, denn dieses Konzept geriet
wirklich keine Sekunde in Vergessenheit. Jens Neundorff von
Enzberg: "Es war dieses Mal ein Experiment und Experimente
verschleißen sich, wenn man sie permanent wiederholt."
Sendung:
Allegro am 21. September 2020 ab 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK.
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Was andere schrieben
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Zitat
Otello als kriegsversehrter Gewalttäter in Hannover
Premiere am 30. Oktober 2021
Staatsoper Hannover
Verdis
Otello als
traumatische Kriegserfahrung aus Sicht der Titelfigur – ein
gelungenes Konzept, wenn auch mit Übertreibungen.
Verdis Otello ist die
Geschichte eines unaufhaltsamen Verfalls: Der Kriegsheld kehrt
zu Beginn der Oper noch als Sieger aus Seeschlacht und Sturm
gefeiert nach Venedig zurück. In Jagos Fängen entzündet sich ein
selbstzerstörerisches Misstrauen gegenüber seiner Geliebten
Desdemona. Er erniedrigt sie öffentlich und erdrosselt sie
schließlich im Taumel blinder Eifersucht, bevor er sich selbst
tötet.
Der Regisseur
Immo Karaman
und sein Team verkürzen und erweitern diese Handlung
gleichzeitig. Otello wird von Beginn als ein unter heftigen
posttraumatischen Bewusstseinsstörungen leidender
Kriegsrückkehrer gezeigt. Wir erleben in weiten Teilen keine
Live-Geschichte mehr, sondern die Rückerinnerung an
Geschehnisse, die Otello unter dem Einfluss seines eigenen
Kontrollverlustes durchleiden muss. Er ist unheilbar
traumatisiert, seine Frau Desdemona pflegt ihn und fällt seinem
Eifersuchtswahn zum Opfer.
Die Außenseiterrolle Otellos
wird in Hannover auch nicht durch seine Hautfarbe bestimmt. Sie
spielt keine Rolle, er ist ein weißer Kriegsherr unter weißen
Soldaten, sein Außenseitertum ist hier durch seine psychische
Versehrtheit begründet.
Neben dieser fokussierten
Perspektive ist die Opernhandlung jedoch auch weiter gesponnen
worden. Um die tiefere Durchdringung der gesellschaftlichen
Verhältnisse durch den unkontrollierbaren Krankenzustand zu
verdeutlichen, zeigt Karaman im Vierten Akt Desdemona „zu
Hause“, nicht alleine mit ihrer Kammerfrau Emilia im
Schlafzimmer, sondern umgeben von zwei Kindern, die sie mit
Otello hat. Wir erleben eine weitere zeitliche Verschiebung der
Situation auf einen Punkt nach Hochzeit und Geburt zweier
Kinder, die weder bei Shakespeare noch bei Boito – dem
Librettisten Verdis – existiert.
Handlungen, Rückerinnerungen,
Albträume finden in einem gespenstischen Ambiente statt. Das
Bühnenbild von Etienne Plus zeigt den
Einheitsraum eines zunächst schmalen Zimmers mit minimalen
Ausstattungsmerkmalen wie Kühlschrank, Stuhl und am Boden
liegender Matratze im Nirgendwo. Etwa wie in einer kleinen,
ärmlichen Wohnung, einem Hotel oder einer psychiatrischen
Anstalt. Einige wenige Ausstattungsmerkmale deuten regional auf
die USA hin, könnten letztendlich ebenso in Russland oder
anderswo lokalisiert sein.
Dieser Raum erweitert sich
durch Wegnahme von Zwischenwänden immer weiter nach hinten. Er
wandelt sich nicht, sondern vervielfältigt seine Trostlosigkeit
in vollkommen gleichen Räumen, angeordnet im angedeuteten
Halbkreis, wie die imaginierten, unkontrollierten Windungen von
Bewusstsein und Unterbewusstsein im Kopf des Opfers.
In diesen Teilebenen spielen
Elemente der Handlung mit Solisten oder des Chores. Dabei ist
für den Betrachter nicht auszumachen, welche Ebenen für die
Otello umgebenden Personen überhaupt und wann sichtbar sind,
oder ob es sich nur um Bewusstseinsfragmente im Kopf der
Titelfigur selber handelt. Die Ebenen verschwimmen
unkontrolliert. Der Betrachter fühlt sich auf unsicherem Boden.
Die unwirkliche Szene wird
abgerundet durch die Lichtregie von Susanne Reinhardt, die
Videokunst von Philipp Contag-Lada, sowie die Movement
Choreografie von Fabian Posca, der den Chor in den öffentlichen
Auftritten wie Lemuren unter visuell zerstörenden
Video-Überblendungen agieren lässt. Die Kostüme von Gesine Völlm
konzentrieren sich auf funktionale Signale in der Zeichnung der
Personen und ihrer Rolle in der Gesellschaft wie Soldat,
Befehlshaber, junge Frau, Mutter etc.
Das Konzept geht auf. Die Bühne
als Psychogramm eines Opfers und Plattform für die weiteren
gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Verheerung wird
unmittelbar deutlich und erschüttert den Betrachter. Lediglich
die im vierten Akt hinzuerfundenen – und immerhin verschonten
– Kinder sowie die
mit viel Blut eines amerikanischen B-Movies inszenierte
Erschießung der nach ihrer Erdrosselung bereits im Sterben
liegenden Desdemona sind überflüssig, auch wenn solcherlei
Übersprungsreaktionen der Opfer-Täter in der Realität denkbar
und nachgewiesen sind. Anders als in den vorangegangenen Teilen
der Oper steht dieser Phantasiezusatz auch quer zum Charakter
der Musik des letzten Aktes. Die gesellschaftliche Gefährdung
ist auch ohne diese Elemente schon mehr als sichtbar geworden
und unter die Haut gegangen.
Das Konzept überzeugt
ansonsten vor allem auch wegen der großartigen Sängerdarsteller.
Martin Muehle
gibt sein Rollendebut als Otello. Die Strahlkraft seines Tenors
ermattet nie. Die verletzliche Sensibilität und Ausstrahlung des
Sängers prädestinieren ihn für das spezifische Rollenmodell der
Regie. Pavel Yankovsky als Jago verfügt über
eine geschmeidige und kraftvolle Erscheinung in Stimme und
Darstellung. Er vermag die unheimlichen Zwischenwelten des
Intriganten bestens zu verkörpern. Existiert er oder ist er eine
Phantasmagorie Otellos? Barno
Ismatullaeva als
Desdemona vermag die Ausdrucksvielfalt der Partie von der
Preghiera und dem Duett mit Otello bis zu den Aufschwüngen in
den großen Ensembles glänzend zu verkörpern. Alle drei
Protagonisten scheinen unbegrenzte Stimmreserven zu besitzen.
Einen solchen Luxus erfährt man selten – nie muss man sich über
die Durchhörbarkeit und die stimmliche Kraft Gedanken machen,
eher schon wäre gelegentlich die Zurücknahme der Stimmen
hilfreich für ein organisches und ausgewogenes Klangbild. Der
Cassio von Marco Lee und die Emilia von
Ruzana Grigorian seien beispielhaft für das gut
besetzte weitere Ensemble genannt.
Chor der Staatsoper Hannover
unter der Leitung von Lorenzo Da Rio überzeugt,
wenngleich in den großen Szenen nach der Nervosität am
Premierenabend noch größere rhythmische Souveränität zu erwarten
ist.
Das Niedersächsische
Staatsorchester Hannover unter dem Generalmusikdirektor
Stephan Zilias spielt
vorzüglich. Die durchhörbaren Holzbläser vermögen Details hörbar
zu machen, die man so noch nicht erleben konnte. Auch hier mag
eine steigende Sicherheit in den Nachfolgevorstellungen bei
aller Kontrolliertheit den Raum für eine rhythmisch noch
authentischere Italianità ermöglichen.
Das Publikum feiert die
Mitglieder des gesamten Teams, allen voran die
Sänger-Protagonisten der Hauptrollen. Dem Regieteam begegnete
auch eine kleine, aber beherzte Buh-Fraktion.
Achim Dombrowski
Copyright: Sandra Then
02. November 2021
|
Zitatende -
Quelle:
https://www.opera-online.com/de/columns/dombrowski/otello-als-kriegsversehrter-gewalttater-in-hannover |
Kalenderblätter zur
Erinnerung!
Vor achtzig
Jahren - 1942 / 2022
Frühjahr
1942
Weil Hitler sich nicht im Klaren über die Gesamtlage war, konnten immer
wieder Wünsche und Vorstellungen aufkeimen, ganze Kontinente zu
besitzen. Man sah sich Ägypten erobern und am Euphrat und Tigris Land
gewinnen. Hier wollte Hitler den Einflussbereich Englands reduzieren und
hatte schon im Mai 1941 folgende Weisung erlassen:
|
|
Zitat
1. Die arabische Freiheitsbewegung ist im
Mittleren Orient unser natür-
licher Bundesgenosse gegen England. In
diesem Zusammenhang
kommt der Erhebung des Irak besondere
Bedeutung zu. Sie stärkt
über die irakischen Grenzen hinaus die
England feindlichen Kräfte im
Mittleren Orient, stört die englischen
Verbindungen und bindet engli-
sche Truppen sowie englischen Schiffsraum auf Kosten
anderer
Kriegsschauplätze. Ich habe mich daher
entschlossen, die Entwick-
lung im Mittleren Orient durch
Unterstützung des Irak vorwärtszutrei-
ben. Ob und wie die englische Stellung
zwischen Mittelmeer und
Persischem Golf – in Zusammenhang mit einer
Offensive gegen den
Suez-Kanal – später endgültig zu Fall zu
bringen ist, steht erst nach
Barbarossa zur Entscheidung.
2.
In Zusammenfassung meiner Einzelentscheidungen befehle ich
- die Unterstützung des Irak
- die Entsendung einer
Militärmission
- Hilfeleistung durch die
Luftwaffe
- Waffenlieferungen.
3.
Die Militärmission (Deckname: Sonderstab F) untersteht dem
General
der Flieger Felmy.
Ihre Aufgaben sind
a) die irakische Wehrmacht zu
beraten und zu unterstützen,
b) nach Möglichkeit militärische
Verbindungen mit England feindlichen
Kräften auch außerhalb des Irak herzustellen,
c) für die deutsche
Wehrmacht Erfahrungen und Unterlagen in diesem
Raum zu gewinnen.“
Zitatende
Quelle: Walter Hubatsch – Weisungen für die Kriegsführung 1939 –
1945 – Karl Müller Verlag – Seite 120 |
Der Rückblick auf das
Jahr 1941 zeigt dann die Realität und die ganze Problematik dieses
Nazi-Feldzuges ’Unternehmen Barbarossa’.
Alle Waffengattungen waren überrascht von den endlosen russischen
Weiten, die es durchzumarschieren galt – man war ja nicht nur mit
motorisierten Waffen nach Osten gezogen, sondern hatte Tausende von
Pferden bei sich, die versorgt werden mussten – die Luftwaffe kam an die
maximalen Reichweiten mit voller Ladung an Munition und Bomben – die
Treibstoffreserven nahmen ab, alles musste mit Bahn und Lastwagen der
immer weiter nach Osten ausgreifenden Front in unwegsamem Gelände
hinterhergefahren werden.
Die deutsche Kriegsmaschinerie war schon 1941 allem nicht gewachsen.
Neben diesen Problemen im Osten war ja auch noch die Luftschlacht gegen
England zu führen.
Unter diesen Umständen hatten die Militärs dafür plädiert, die
Stoßrichtung 1941 nach Nordosten zu lenken, um Moskau einzukreisen und
in einer Entscheidungsschlacht das Ziel des ‘Unternehmens Barbarossa‘ zu
ermöglichen.
Hitler selber vertat
diese Möglichkeit, indem er den Angriff auf die Ukraine, das Donezbecken
und den Kaukasus lenkte, um die russische Wirtschaft von den Rohstoffen
abzuschneiden.
Die gewonnene Schlacht von Kiew gab ihm – so meinte er – Recht. Tausende
von russischen Gefangenen wurden abgeführt, Kriegsgerät sichergestellt.
Zusätzlich zu den sich abzeichnenden Problemen an der Ostfront erließ
Hitler am 02.12.1941 die Weisung Nr. 38:
|
|
Zitat
„Als
Grundlage für die Sicherung und Erweiterung der eigenen
Mittelmeerstellung und zur Bildung eines Kraftzentrums der
Achsenmächte im mittleren Mittelmeer, befehle ich nach
Einvernehmen mit dem Duce, dass Teile der im Osten
freigewordenen Verbände der deutschen Luftwaffe in Stärke etwa
eines Fliegerkorps und der erforderlichen
Luftverteidigungskräfte in den süditalienischen und
nordafrikanischen Raum zu überführen sind.
Neben der unmittelbaren Auswirkung auf die Kriegsführung im
Mittelmeer und Nordafrika soll dadurch eine wesentliche
Einflussnahme auf die gesamte weitere Entwicklung im
Mittelmeerraum angestrebt werden.“
Zitatende
Quelle: Walter Hubatsch – Weisungen für die Kriegsführung 1939 –
1945 – Karl Müller Verlag – Seite 169
|
Damit hatte er selber eine weitere Front eröffnet.
Der Krieg spielte sich somit für das ‘Deutsche Reich‘ – ganz abgesehen
von der Besetzung von Dänemark und Norwegen und Frankreich und
Jugoslawien und Griechenland – in offenen Kämpfen nicht nur mit Russland
und England, sondern auch in Libyen und Tunesien ab.
|
|
Zitat
‘Unternehmen
Sonnenblume‘
... ab 11. Februar 1941
Mussolini träumte von einem neuen römischen Reich, das zumindest
die Länder rund um das Mittelmeer beinhalten sollte.
Italien hatte Frankreich und Großbritannien am 10. Juni 1940 den
Krieg erklärt. Es ging von einem kurzen Kampf aus, im Rahmen
dessen es seine Gebietsansprüche durchsetzen wollte.
Mussolini strebte in
Nordafrika nach Westen, um Tunesien zu annektieren, dann, im
September 1940 sandte er seine Truppen von Italienisch-Libyen
nach Osten, um die Ägypten besetzt haltenden Briten zu
vertreiben und den Suezkanal für sich zu gewinnen. Damit hätte
er auch endlich eine Landbrücke zu dem von ihm besetzten
Äthiopien geschlagen, was den Nachschub in das ostafrikanische
Land erleichtert hätte.
Die 10. italienische Armee war stark, trotzdem konnten die
Briten mit Unterstützung von Truppen, die sie aus dem Empire in
Ägypten zusammenzogen, die Italiener in Nordafrika bis weit nach
Westen hin zurückdrängen.
Die 10. italienische Armee wurde dann von den Briten vernichtet.
Etwa 130.000 italienische Soldaten gingen in
Kriegsgefangenschaft und tausende Panzer, Artilleriegeschütze
und Flugzeuge wurden zerstört.
Hitler musste eingreifen, um den Verlust Nordafrikas zu
verhindern.
Schon am 11. Februar 1941 trafen die ersten deutschen Truppen in
Tripolis ein, die, zum Deutschen Afrikakorps zusammengezogen,
einen Sperrriegel bilden sollten, um im Rahmen des 'Unternehmens
Sonnenblume' das weitere Vordringen der Briten nach Westen zu
verhindern.
Nachdem Ägypten für Mussolini verloren war und Italienisch
Libyen von den Deutschen unter General Rommel, der am 12.
Februar 1941 Tripolis erreichte und mit Wirkung zum 15. Februar
zum Befehlshaber der deutschen Truppen in Nordafrika ernannt
wurde, ‘übernahm‘, meinte der Duce plötzlich, sich dem Balkan
als neuem Ziel der Eroberung zuwenden zu müssen. Albanien hatten
die Italiener schon okkupiert, von dort drangen sie nach Osten
vor.
Aber auch der Einfall der
Italiener in Griechenland misslang, wieder musste Hitler zu
Hilfe kommen, was den Beginn seines ‘Unternehmens Barbarossa‘ um
vier Wochen auf den 22. Juni 1941 verspätete.
Die Konsequenz war, dass der dann im Oktober
hereinbrechende Winter den Vormarsch der deutschen Wehrmacht
später 30 km vor Moskau stoppte.
Zitatende
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Quelle: http://https://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_11._Februar_2020_%27Sonnenblume%27.htm
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Anfänglich aber
konnte Rommel in Nordafrika Landgewinne erzielen und auch beim Feind
eine große Anerkennung ob seiner kriegerischen Leistungen gewinnen, war
dann aber auch hier das Transportproblem nicht zu lösen. Tausende von
Tonnen Kriegsgerät gingen durch den Transport des Materials verloren, da
dieses über das offene Mittelmeer verschifft werden musste, denn Franco
hatte sich 1940 Hitler verweigert, sich in den Krieg einzubinden zu
lassen. Das ‘Unternehmen Felix‘ kam nicht zustande, während dessen
deutsche Truppen von Frankreich aus durch Spanien marschieren sollten,
um Gibraltar zu erobern.
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Thema des Tages
- 23. Oktober 1940
‘Hendaye‘
Man machte sich im Deutschen
Reich wieder etwas vor, zumindest Goebbels schätzte die Sache
falsch ein, wenn er meinte, Franco werde dem Werben Hitlers
folgen und ab Winter 1940 / 1941 mit in den Krieg gegen England
ziehen.
Mitte Juli 1940 musste Hitler feststellen, dass
Churchill nicht – wie er immer noch hoffte - zu einer
Übereinkunft mit ihm bereit war. Die für Historiker noch immer
kaum zu klärende Möglichkeit des Abzugs von mehr als 300.000
Mann englischer und französischer Soldaten aus Dünkirchen, diese
Geste Hitlers hatte keinen Erfolg gehabt. England wollte –
gestützt auf die leihweisen Waffenlieferungen der USA - den
Krieg fortsetzen.
Am 23. Oktober 1940 hatte sich daher der Führer mit dem durch
sein Eingreifen – Bombardement von Madrid und Guernica am 26.
April 1937 durch die Legion Condor – in den Sattel gehobenen
spanischen Diktator Franco zu einem Gespräch im
französischen-spanischen Grenzort Hendaye getroffen, um ihm eine
Achse Madrid – Yokohama schmackhaft zu machen.
Spanien sollte der Achse Deutschland – Japan beitreten, mit
Hilfe Deutschlands zunächst Gibraltar erobern, dann den Nazis
Stützpunkte auf den Kanarischen Inseln einräumen, um vor dort
aus – im Falle eines Krieges mit den USA – vorgeschobene Basen
im Atlantik zur Verfügung zu haben und Franco möge bitte bei der
portugiesischen Regierung vorfühlen, ob man in Lissabon bereit
sei, ebenfalls deutsche Kriegsschiffe aufzunehmen.
Franco stellte allerdings für Spanien Forderungen, auf die
Hitler aus Rücksicht auf Mussolini nicht eingehen konnte,
allenfalls wollte Hitler für eine Vergrößerung von
Spanisch-Marokko sorgen.
Enttäuscht und wütend wandte sich Hitler nach einer bis in die
Nacht andauernden Unterredung von Spanien ab, während Goebbels
noch am 25. für den 24. Oktober 1940 notierte:
Er habe telefonisch aus Spanien Mitteilung erhalten, dass alles
sehr glatt gegangen sei und wörtlich:
“Spanien ist uns danach sicher“.
Zitatende
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Quelle:
http://https://www.telezeitung-online.de/
'Vor_fuenfundsiebzig_Jahren'_Thema_des_Tages_23._Oktober_1940_'Hendaye'.htm
So blieb die Meerenge von Gibraltar für die Seefahrt und damit für
feindliche Transporte und U-Bootaktionen im Mittelmeer offen.
Zusätzlich waren die Schiffsbewegungen der Alliierten durch den
Suezkanal weiter möglich.
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Der Anfang Oktober
1941 einsetzende Herbstregen hatte die Landschaft an der Ostfront
unwegsam gemacht, alles Gefährt und die zu Fuß agierenden Truppen
blieben im Schlamm stecken.
Erst Anfang November, als leichter Frost die Böden benutzbar machte,
konnten die Aktionen – im Falle von Moskau war man bis an die
Stadtgrenzen herangekommen – fortgesetzt werden.
Völlig überraschend für die Wehrmacht brach dann der Winter herein,
Fröste bis zu minus 50 Grad lähmten alle Aktivitäten, die modernen
Waffen versagten, Truppen erfroren – es gab mehr Tote durch die Kälte
als durch Waffen.
Unter dem Aspekt seiner völlig falschen Einschätzung, das ‘Unternehmen
Barbarossa‘, die Niederwerfung der Sowjetunion, werde in maximal vier
Monaten – ab 22. Juni 1941 gerechnet – beendet sein, hatte ’der Führer’
keinerlei Winterausrüstung zur Verfügung gestellt. Auf die Empfehlung
von General Paulus, man habe daran zu denken, antwortete Hitler, es
werde keinen Winterfeldzug geben.
Es erging entgegen dieser früheren Auffassung die Weisung Nr. 39 vom 8.
Dezember1941
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„Der überraschend früh eingebrochene strenge
Winter im Osten und die dadurch eingetretenen
Versorgungsschwierigkeiten zwingen zu sofortiger Einstellung
aller größeren Angriffsoperationen und zum Übergang zur
Verteidigung.
Wie diese Verteidigung zu führen ist. wird bestimmt durch das
Ziel, das mit ihr verfolgt wird, nämlich
a.) Räume zu behaupten, die operativ oder wehrwirtschaftlich für
den
Gegner von großer Bedeutung sind
b.) den im Osten eingesetzten Kräften der Wehrmacht eine
möglichst große
Erholung und Auffrischung zu ermöglichen und
c.) dadurch die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme größerer
An-
griffsoperationen im Jahr 1942 zu schaffen.“
Zitatende
Quelle: Walter Hubatsch – Weisungen für die Kriegsführung 1939 –
1945 – Karl Müller Verlag – Seite 171
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Hinzu kam die Kriegserklärung Deutschlands an die USA vom 13.
Dezember 1941. Damit war der Kampf mit einer Weltmacht eröffnet, die
irgendwo in den Krieg eingreifen werde.
Was sich nun an den anderen Fronten, die Hitler in seiner Dämlichkeit
eingerichtet hatte, abspielte, fasste der Minister für Volksaufklärung
und Propaganda, Dr. Goebbels, noch immer wohlwollend mit seinem ‘Führer‘
umgehend, so zusammen:
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„Das alte
Jahr schließt für uns militärisch in einer auf allen Fronten
schweren Defensivtätigkeit. Die weitere Entwicklung ist
vorläufig nicht klar zu übersehen. Es steht zu hoffen, dass die
neuen Verstärkungen, die nach Osten rollen, bald die Fronten zum
Stehen bringen werden. Gelingt das, dann finden wir endlich die
Zeit, uns für die kommende Frühjahrsoffensive bereitzumachen.
Jedenfalls steht fest, dass hierbei die Entscheidung fallen
muss.
Die Lage in Nordafrika ist weiterhin gespannt und bietet noch
manche Gefahrenmöglichkeiten.
Zitatende
Quelle: Goebbels Tagebücher – 31.12.1941 – Band 4 - Seite 1726 –
Piper Verlag – 1992
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Und dann verlor die deutsche Wehrmacht seit Beginn des Feldzuges
im Juni 1941 bis zum Herbst – also gerade einmal während sechs Monaten –
über eine Million Soldaten. Sie waren tot, verwundet, vermisst oder in
russischer Gefangenschaft.
In der Generalität ging man mit Hitler aber fälschlicherweise davon aus,
dass auch die Sowjets geschwächt seien, ihre letzte Kraft verbraucht
hätten, und man die Fallende nur noch umstoßen müsse. Auch
Generalstabschef Franz Halder war der Meinung, die russischen Divisionen
seien nicht mehr viel wert.
So gab man sich der Illusion hin, die bolschewistischen Horden, die die
Deutschen und die mit ihr verbündeten Soldaten anderer Länder in diesem
Winter nicht zu besiegen vermochten, würden in dem kommenden Sommer 1942
bis zur Vernichtung geschlagen sein.
Es musste also eine Entscheidung an der Ostfront zu erzielen sein, bevor
die anglo-amerikanische Allianz die volle Kraft ihrer ökonomischen und
militärischen Ressourcen auf dem westlichen Kriegschauplatz aktivieren
könnten.
Halder stimmte mit Hitler überein, dass, ließen sie die Russen zu Atem
kommen und nehme die Bedrohung durch Amerika und England zu, man die
Initiative aus der Hand gebe und sie nie wieder gewinnen werde. Daher
müsse man der Roten Armee einen entscheidenden Schlag versetzen, indem
man sie von den Ölquellen im Kaukasus abschneide. Außerdem habe die
Sowjetunion in der Winterschlacht 1941/1942 die Masse ihrer Reserven
verbraucht, es gälte jetzt, sobald die Wetter- und Geländeverhältnisse
es erlaubten, das Heft des Handelns wieder an sich zu reißen.
Gelänge es nicht, die Ölquellen von Maikop und Grosny zu erobern, müsse
man den Krieg als verloren ansehen.
Und wieder suchte man Heil bei Friedrich dem Großen, für den Schlesien
so wichtig gewesen sei, wie heute dem Deutschen Reich das Öl vom
Kaukasus.
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Zitat
Wenn es uns gelingt, in diesem Sommer die Sache
im Osten zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen, dann sind
wir über den Berg hinweg […] Liegt das Sowjetsystem einmal am
Boden, dann haben wir damit praktisch den Krieg gewonnen.
Zitatende - Quelle: Goebbels Tagebücher – Band 4
- Seite 577 vom 29.03.1942 – Piper Verlag – 1992
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Hier irrte man, überschätzte sich selber und unterschätzte den
russischen Gegner, der in seinen Rüstungswerken weit hinten im Land am
Ural und von deutschen Fliegern nicht erreichbar, Panzer, Geschütze und
Flugzeuge in großer Zahl herstellte.
Aus dem ‘Reich‘ kam nur ein Drittel der von der Wehrmacht benötigten
Panzerproduktion.
Halder legte in Unkenntnis der tatsächlichen Macht der russischen
Kriegsmaschinerie die Aufmarschpläne für das Frühjahr 1942 als ‘Fall
blau‘ oder später als ‘Unternehmen Blau‘ vor.
Es galt eine Front von Finnland bis zum Kaukasus zu halten, was aber bei
der geschwächten Wehrmacht nicht durchzuführen war.
Dies erkennend, legte man fest, dass der Nordteil der Front Leningrad zu
Fall bringen sollte, um die Landverbindung zu Finnland herzustellen, der
mittlere Teil sollte die Stellung halten und der Südteil bis zur Wolga
und zum Kaukasus vordringen.
Gelänge der Vorstoß im Süden, könne man mit den eroberten Ölfeldern um
Grosny sich selbst versorgen und sei nicht mehr so sehr auf den
Nachschub der Treibstoffe aus dem ’Reich’ angewiesen.
Bei all den Überlegungen, wie man im Osten vorankommen könne, ließen
Hitler und seine Generalität die zweite Front im Westen außer Acht, die
sich in Form einer stark entwickelnden Air Force der Briten unter der
Leitung von Luftmarschall Arthur Harris ab 22. Februar 1942 als ’Bomber
Command’ bildete.
Daher war man überrascht, als die Engländer in der Nacht vom 28. auf den
29. März 1942 Lübeck bombardierten und große Teile der alten Hansestadt
zerstörten. Vier Wochen später – in der Zeit vom 23. bis 27. April 1942
– fielen 60 Prozent des Stadtkerns von Rostock den Bomben zum Opfer.
Kamen in Lübeck 312 Menschen ums Leben, so wurden in Rostock 216
Einwohner getötet.
Am 31. Mai 1942 flogen 1.000 britische Bomber die Stadt Köln an, töteten
486 Menschen, verletzten ca. 5.000. Obdachlos wurden 60.000.
Hitler ließ alles aufbieten, was an Piloten und Maschinen zur Verfügung
stand, um Vergeltung zu üben. Er ließ alle erreichbaren Städte im Süden
Englands bombardieren, konnte aber mit den technisch weiter entwickelten
englischen Maschinen nicht mehr mithalten. Als dann später die
Amerikaner tagsüber deutsche Städte von England aus zerstörten und die
Engländer für die Nachtflüge zuständig waren, stand Deutschland tags und
nachts unter Beschuss.
So ging ein ständiger Bombenregen auf das ’Reich’ nieder’, begann die
Moral der Deutschen zu unterminieren, wobei die Reduzierung der
Lebensmittelrationen noch zur Missstimmung beitrug.
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Zitat
Die Stimmung in der Heimat wird vom
Führer in keiner Weise angezweifelt. Er weiß genau, dass das
deutsche Volk bei einer richtigen Führung die schweren
Belastungen des Krieges aushalten wird. Ich schildere ihm im
Einzelnen, wie schwer es sein wird, die Kürzungen der
Lebensmittelrationen in den nächsten Tagen dem deutschen Volke
klarzumachen, vor allem sie dann im einzelnen durchzuführen.
Der Führer hat alles getan, um sie zu vermeiden. Er will jetzt
noch jedes Mittel versuchen, um eine stärkere
Lebensmittelzufuhr, vor allem aus der Ukraine, zu
bewerkstelligen. Aber im Augenblick ist das in Anbetracht der so
außerordentlich gespannten Transportlage gänzlich unmöglich […]
Ich teile den Optimismus des Führers nicht, dass es uns
gelingen werde, in absehbarer Zeit Nennenswertes aus der Ukraine
herauszuholen. Dazu fehlen uns die Menschen, die Organisation
und vor allem die Transportmittel.
Der verfluchte lange Winter hindert uns im Augenblick auch noch
daran, die Kartoffelmieten, in denen ja noch große
Kartoffelvorräte aufgestapelt liegen, zu öffnen. Nun stehen wir
schon am Frühlingsanfang und kämpfen immer noch mit
Winterproblemen, als wäre gerade die Jahreswende vorbei. Die
Transporte sollen, so billigt der Führer, sobald die Mieten
geöffnet werden können, auf das äußerste beschleunigt werden.
Zitatende -
Quelle: Goebbels Tagebücher – Band 4 - Seite 1770 vom
19.3.1942 – Piper Verlag – 1992 |
Goebbels wusste, dass es jetzt ganz auf seine Propaganda ankomme,
das Volk aufzurichten, man müsse es bei guter Laune halten, da dies
kriegsentscheidend sei. Man könne sich nicht erlauben, die Heimatfront
unbeeinflusst zu lassen.
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Wenn wir das Volk richtig anfassen, ihm
Aufgaben stellen und es führen, so wird es sicherlich bereit
sein, mit uns durch dick und dünn zu gehen. Ein solches Volk
kann auch nicht überwunden werden.
Zitatende
Quelle: Goebbels Tagebücher – Band 4 - vom 8.1.1942 – Piper
Verlag – 1992
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In Goebbels Veröffentlichungen findet man in den ersten Monaten
des Jahres 1942 immer wieder das Wort ‘Härte‘, dies bezog sich nicht nur
auf die Kriegsführung, sondern auch auf die Nachrichtenpolitik – und
nahm damit Bezug auf den Neujahrsaufruf Hitlers und auf dessen Rede im
Sportpalast am 30. Januar 1942, mit der der ‘Führer‘ die Erziehung des
Volkes zu politischer Härte hervorhob.
Goebbels wusste auch, sich über die offiziellen Berichte des
Sicherheitsdienstes – SD – hinaus, Informationen über die Stimmung im
Volk zu verschaffen und er kam so zu dem Ergebnis, dass das Wesen seiner
Propaganda in der Einfachheit der Aussage und deren stete Wiederholung
sei, um das Volk in seiner Primitivität der Auffassungsgabe mental zu
erreichen.
Nur mit Kultur,
Theater, Film und Rundfunk sei die notwendige Entspannung für die
Menschen im ‘Reich‘ zu schaffen.
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Der Film wurde
besonders gefördert.
Insgesamt wurden zwischen 1933 und 1945 über 1.200 Spielfilme – von
NS-Propagandafilmen wie ‘Hans Westmar‘ über den antisemitischen Hetzfilm
‘Jud
Süß‘ bis hin zu seichten Unterhaltungsfilmen wie ‘Frauen sind doch
bessere Diplomaten‘ – sowie ungezählte Wochenschau- und ‘Kulturfilme‘
produziert.
Sie alle prägten auf ganz unterschiedliche Weise das
Kino im NS-Regime und sollten massiven Einfluss auf die schon in der
Weimarer Republik kinobegeisterte deutsche Bevölkerung nehmen.
Es ging nicht nur um große historische ’Streifen’, sondern darum, in
einfachen, in wenigen Szenarien, das Geplante darzustellen. Er erkannte,
dass es der Regierung an guten, preiswerten Unterhaltungsfilmen mangele.
Es zeigt sich
deutlich, auch an der Menge der Filme dieses Genres, wie sehr die
Unterhaltung – nach Erkenntnis des ‘Zuwenig‘ – gefördert wurde.
Die größte Gruppe innerhalb der Spielfilmproduktion der NS-Zeit bilden
die heiteren Filme. 569 Filme – das sind 47,2 % der Gesamtproduktion.
Die zweite große Gruppe bildeten Filme, die vor allem an ein weibliches
Publikum adressiert waren. 508 NS-Spielfilme (42,2 %) waren
Liebes- oder Ehefilme bzw. lassen
sich einem der verwandten Genres – wie Frauenfilm, psychologischer Film,
Sittenfilm, Arztfilm, Schicksalsfilm, Jungmädchenfilm usw. – zuordnen.
Neben den Propagandafilmen gab es zur Erbauung der Bevölkerung auch die
heroischen Beispielfilme wie ’Der große König’, in dem Otto Gebühr den
preußischen König Friedrich II. spielte.
Goebbels stellte
anlässlich der Uraufführung des Filmes fest, wie sehr doch – ja geradezu
frappierend – die Ähnlichkeit der Lebensläufe von Friedrich II: und
Hitler seien. Beide gäben ein leuchtendes Beispiel an Standhaftigkeit im
Unglück ab, wobei er die schwere Last betonte, die der ’Führer’ zu
tragen habe, indem er einen Titanenkampf um das Leben des deutschen
Volkes führe.
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‘Der große König‘ so der Titel des Ufa
Monumentalfilms, der 1942 in die Kinos kam „der die harten
Proben und geschichtlichen Prüfungen zum Inhalt hat, denen
Friedrich der Zweite in der kritischen Phase des Siebenjährigen
Krieges ausgesetzt war, bevor er seine Heere zum endgültigen
Sieg über seine Feinde führen konnte“ suggerierte Goebbels darin
Parallelen zu Hitler. Friedrich werde deshalb ‘der Große‘
genannt, „weil er immer wieder und gerade unter der Wucht
betäubender Schläge, die ihn manchmal hart bis an den Rand des
Absturzes warfen, die Kraft fand sich über Prüfungen und
Niederlagen triumphieren zu erheben und seinem Volke, seinen
Soldaten, den zweifelnden Generälen, schwankenden Ministern,
konspirierenden Verwandten und aufbegehrenden Staatsbeamten, ein
leuchtendes Beispiel der Standhaftigkeit im Unglück zugeben.“
Zitatende |
Quelle: Goebbels
Joseph ‘Das eherne Herz‘ - Reden und Aufsätze aus den Jahren 1941/42
München 1943. Seite 286 in Goebbels Tagebücher – Band IV - Anmerkung 47
– Seite 1780 – Piper Verlag - 1992
Man wusste im ‘Reich‘
um die Wirkung der laufenden und vertonten Bilder.
Goebbels setzte ganz bewusst auf dieses Medium. Gingen in der Saison
1934/35 rund 250 Millionen Menschen in die Kinos, waren es fünf Jahre
später bereits über eine Milliarde Kinobesucher jährlich.
Bis in die letzten Tage des NS-Systems wurden Uraufführungen
veranstaltet. Noch im Frühjahr 1945 stellte das Propagandaministerium 12
Neuproduktionen vor:
Zitat
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-
Solistin Anna Alt, 22. Januar
-
Kolberg, 30. Januar
-
Die Jahre vergehen, 6. Februar
-
Meine Herren Söhne, 20. Februar
-
Die Brüder Noltenius, 25. Februar
-
Eines Tages, 26. Februar
-
Bravo, kleiner Thomas, 28. Februar
- Die
falsche Braut, 3. März
- Ein Mann
wie Maximilian, 10. März
-
Der stumme Gast, 15. März
-
Das alte Lied, 30. März
-
Der Erbförster, 5. April
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Zitatende -
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_w%C3%A4hrend_der_Zeit_des_Nationalsozialismus_im_Deutschen_
Reich_uraufgef%C3%BChrten_deutschen_Spielfilme
Sehr bewusst wurden seitens des Propagandaministeriums die Spielleiter,
also Regisseure für die Produktionen ausgesucht, die zur Gestaltung der
Filme beauftragt wurden.
Hierzu zählen – es werden nur die wichtigsten aufgeführt, die auch nach
dem Krieg noch Beschäftigung fanden bzw. große Karriere machten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Filmregisseure
nennt u.a. für den Spielfilm:
Josef von Báky,
Boleslaw Barlog,
Eduard von Borsody,
Alfred Braun,
Harald Braun,
Ulrich Erfurth,
Veit Harlan,
Kurt Hoffmann,
Helmut Käutner,
Wolfgang Liebeneiner,
Theo Lingen,
Heinz Rühmann,
Hans Schweikart,
Wolfgang Staudte,
Paul Verhoeven,
Um die von ihm für
das Volk gewünschte aufbauende Wirkung zu erzielen und um keine
‘seitlichen Auswüchse‘ zuzulassen, wurde alles Filmschaffende in einer
Organisation vereinigt.
Schon am 10. Januar 1942 wurde die Ufa zum Kern der Ufa-Film GmbH (UFI),
in der die gesamte deutsche Filmproduktion zusammengefasst war. Weitere
eingegliederte Firmen waren die
Bavaria Film, die
Berlin-Film, die
Terra Film, die
Tobis AG, die
Prag-Film und die
Wien-Film.
Die Personalhierarchie der Ufa wurde dem nationalsozialistischen
Führerprinzip entsprechend reorganisiert. Die Koordination der
einzelnen Zweigbetriebe des Konzerns war Aufgabe des als Leiter
eingesetzten Fritz Hippler als
Reichsfilmintendanten. Ihm unterstanden die Produktionschefs, die
für die Gesamtplanung der Jahresprogramme und der Gestaltung der Stoffe
bis zur Drehreife verantwortlich waren und wiederum den
Produktionsgruppenleitern und
Regisseuren ihre Weisungen erteilten.
Breitenwirkung
erzeugte auch der Rundfunk. Dies wissend ließ Goebbels den
Volksempfänger, einen Radioapparat, von Otto
Griessing bei der Firma Seibt entwickeln. Der Rundfunk wurde auf
diese Weise mobilisiert. Wunschkonzerte beeinflussten die Stimmung,
ließen sie wenigstens für kurze Zeit verbessern.
Foto: de.wikipedia.org
Auf der 10. Großen Deutschen Funkausstellung
in Berlin stellte man das Gerät mit dem Modell VE301 im August 1933 vor.
Die Typenbezeichnung 301 sollte Erinnerungen an den 30. Januar 1933, den
Tag der Machtübernahmen durch die Nazis wecken.
Das Gehäuse des VE301 bestand aus Bakelit, einem duroplastischen
Kunststoff, einem Phenoplast auf der Basis von Phenol und Formaldehyd,
der 1905 von dem belgischen Chemiker Leo Hendrik Baekeland entwickelt
und nach ihm benannt wurde.
Der Entwurf für das Gerät stammte von Walter Maria Kersting, der
Professor für Industrie-design in Köln und später in Düsseldorf war.
Der vorgeschriebene Preis der Version für den Betrieb am Stromnetz
betrug 76 Reichsmark, was 300 Euro entsprach.
65 Reichsmark kostete eine batteriebetriebene Version.
Bereits am ersten Tag der Vorstellung auf der Funkausstellung wurden
100.000 Geräte verkauft. Im Jahr 33 lag die Produktion bei 650.000
Geräten, 1943 waren es über 840.000 Stück.
Der ‘Volksempfänger‘ war das einzige Produkt aus einer Reihe von
Propagandaprojekten wie dem KdF-Wagen, dem Deutschen
Einheits-Fernseh-Empfänger E 1, dem Volkskühlschrank oder der
Volkswohnung, das in die Serienfertigung gelangte und auch in
nennenswerter Stückzahl produziert wurde.
Das Radiogerät sollte es jeder Familie ermöglichen, Rundfunk zu hören,
um so für die nationalsozialistische Propaganda erreichbar zu sein.
Neben der heimischen Hörerschaft hatte das Propagandaministerium
auch die Soldaten zu erreichen. Auch die letzten Tage von Stalingrad
blieben nicht ohne Beeinflussung aus Berlin.
Am 18. August 1941, gegen 22 Uhr hatte die Sendung “Wir grüßen unsere
Hörer“ begonnen. Der Sender Belgrad verlas Briefe, Grüße an die Front
und von Soldaten an die Heimat.
Auf diese Weise spielte der Rundfunk eine besondere Rolle bei der
Truppenbetreuung. Lenkte der Film die Bevölkerung vom Elend der
Kriegseinwirkungen in der Heimat ab, so sollte das Radio den Soldaten
ein Stück Heimat in die Öde des Feldlagers transportieren.
Da bei der Zerstörung des Senders in Belgrad durch den Überfall der
Nazis am 6. und 7. April 1941 fast alles an Aufnahmen verloren ging,
sandte Wien Pakete alter Schallplatten, die im Reich und in Österreich
nicht ins Programm passten.
Unter ihnen auch die Platte mit dem Lied eines jungen Wachtpostens aus
dem Jahr 1915 mit dem Text von Hans Leip und der Musik von Norbert
Schultze:
„Vor der Kaserne, vor dem großen Tor
stand eine Laterne und steht sie noch davor,
so woll’n wir uns da wiederseh‘n,
bei der Laterne woll’n wir steh‘n
wie einst, Lili Marleen,
wie einst, Lili Marleen.“
Es sang Lale Andersen, die im ‘Dritten Reich‘ auch Karriere machte – bis
sie 1943 wegen ihrer Briefkontakte zu jüdischen Emigranten
Auftrittsverbot bekam und verhaftet wurde. Erst nach einem
Selbstmordversuch durfte die Sängerin wieder auf die Bühne.
Durch Marlene Dietrich wurde die englische Fassung des Soldatenliedes
zum Welthit, den sie ab Juni 1944 bei der Betreuung der alliierten
Landungstruppen dicht hinter der Invasionsfront in der Normandie sang.
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Zitat
28.09.2021, 12:04 Uhr
Historisch
belastet:
Münchner Straßen könnten umbenannt werden
Bis zu 45 Straßen in München
könnten einen neuen Namen bekommen, weil die jetzigen womöglich
historisch belastet sind. Das Stadtarchiv hat eine entsprechende
Liste vorgestellt. Entschieden ist aber nichts, noch läuft die
Überprüfung.
Von: Birgit Grundner
6.300 Straßennamen gibt es in
München, und bei 45 davon hat ein Expertengremium aus Vertretern
der Stadtratsfraktionen, Mitarbeitern von Fachdienststellen der
Landeshauptstadt München wie dem Stadtarchiv einen ‘erhöhten
Diskussionsbedarf‘ festgestellt. In vielen Fällen geht es um das
Verhalten der Namensgeber in der Nazi-Zeit. Ins Auge fällt aber
etwa auch die Nennung von Robert Koch: Dieser war an
Menschen-Experimenten mit Medikamenten in der früheren Kolonie
Kamerun beteiligt.
Münchner Stadtrat muss
entscheiden
Die komplette Liste wurde
inzwischen – ebenso wie der zugrunde gelegte Kriterienkatalog -
veröffentlicht und soll nun weiter nicht-öffentlich diskutiert
und überprüft werden. Ende 2022 wollen die Experten damit fertig
sein und für eine Empfehlung für das weitere Vorgehen abgeben.
Dann muss der Stadtrat entscheiden.
In der Diskussion: Von Agnes
Miegel- bis Wißmannstraße
Konkret geht es dabei um
folgende Straßen: Agnes-Miegel-Straße (benannt 1983),
Alois-Wunder-Straße (1978), Bestelmeyerstraße (1956),
Bonselsstraße (1953), Butenandtstraße (1996), Deikestraße
(1936), Dominikstraße (1932), Elly-Ney-Weg (1994),
Emil-Nolde-Straße (1970), Ernst-Haeckel-Straße (1947),
Hansjakobstraße (1925), Hans-Koch-Weg (1965),
Hella-von-Westarp-Straße (1936), Herbert-Quandt-Straße
(1987), Hermann-Proebst-Weg (1976), Hilblestraße (1956),
Ina-Seidel-Bogen (1984), Kabastastraße (1956),
Kardinal-Faulhaber-Straße (1952), Kißkaltplatz (1930),
Kraepelinstraße (1927), Langbehnstraße (1931), Leutweinstraße
(1935), Linnenbrüggerstraße (1936), Ludwig-Thoma-Straße
(1947), Lüderitzstraße (1932), Martin-Heidegger-Straße
(1983), Max-von-Gruber-Straße (1927), Messerschmittstraße
(1983), Mottlstraße (1914), Nachtigalstraße (1925),
Nettelbeckstraße (1932), Oswald-Bieber-Weg (1985),
Otto-Merkt-Weg (1964) Pfitznerstraße (1923),
Richard-Wagner-Straße (1898), Richard-Strauss-Straße
1915/1958), Robert-Koch-Straße (1931), Rohmederstraße
(1932), Teuchertstraße (1936), Treitschkestraße (1960),
Von-Erckert-Straße/-Platz (1933/37), Von-Gravenreuth-Straße
(1933) , Werner-Egk-Bogen (1985), Wißmannstraße (1932).
Bis zu 327 Straßennamen
müssten erläutert werden
Neben dieser sogenannten ‘Short
List‘ gibt es auch noch eine Aufstellung von 327 weiteren
Straßennamen, die einen ‘Kontextualisierungsbedarf‘ aufweisen
könnten. Sie könnten also durch ‘kritisch-distanzierende‘ Texte
auf kleinen, dazu gehängten Schildern näher erläutert und
kommentiert werden.
Die Arbeit des Expertengremiums
ist eine Gratwanderung: Einerseits sollen historisch belastete
Persönlichkeiten nicht gewürdigt werden. Andererseits sind
Straßennamen auch ‘erinnerungskulturelle Jahresringe‘, wie
Andreas Heusler vom Stadtarchiv München es ausdrückt. Die
Besetzung des Straßenraums durch frühere Generationen spiegle
auch die Stadtgeschichte wider.
Sechs Straßen in München bereits
umbenannt
Über den Umgang
historisch belasteten Straßennamen wird in München schon seit
vielen Jahren diskutiert. Tatsächlich umbenannt wurden seit dem
Jahr 2000 aber nur sechs Straßen ‘aufgrund einer schwerwiegenden
Belastung des Namensgebers‘ – so
wurde etwa aus der Meiser- eine Katharina-von-Bora-Straße.
2016 wurde das Stadtarchiv vom
Stadtrat mit einer grundlegenden Überprüfung des Katalogs der
Straßennamen beauftragt. Das Ergebnis sind die nun vorliegenden
Listen.
Um neue Straßenschilder würde
sich dann gegebenenfalls die Stadt kümmern, für neue
Hausnummernschilder wären dagegen die jeweiligen Hauseigentümer
zuständig. Die Umschreibung von Personalausweisen und amtlichen
Büchern sei in der Regel kostenfrei, heißt es beim
Kommunalreferat. Anders sei das nur beim Kfz-Schein. Denn für
die Adressänderung dort falle eine Bundesgebühr an, welche die
Stadt nicht erlassen könne.
Expertengespräch im Livestream
Über das Verfahren, den
aktuellen Stand und das weitere Vorgehen informiert das
Stadtarchiv. An der Veranstaltung ‘Problematische Ehrungen.
Historisch belastete Straßennamen und der Umgang mit ihnen‘
nehmen auch Fachleute aus Berlin, Mainz und Salzburg teil. Alle
Zuhörerplätze sind bereits vergeben, weitere Interessenten
können die Diskussion aber im Livestream verfolgen.
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Quelle:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/muenchen-einige-strassen-koennten-wegen-ns-bezug-umbenannt-werden,SkEY6uF |
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Agnes-Miegel-Straße
Agnes Miegel legt 'Gelöbnis treuester
Gefolgschaft' ab, 1933
Politische
Mitgliedschaften:
1937: Beitritt NS-Frauenschaft
1940: Eintritt in die NSDAP (Mitgliedsnummer: 845438)
"Ich traue auf
Gott und den Führer, - nicht so kindlich-bequem, wie
Viele es tun, sondern so, wie man als Deutscher und
Ostgermane dem Schicksal vertraut."
(Agnes Miegel an Hans Friedrich Blunck am
15.05.1939)
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Agnes Miegel und der
Nationalsozialismus
Die Machtübernahme der
Nationalsozialisten bedeutete einen Umschwung in Leben und Werk
Agnes Miegels. In einem Brief an Hans Friedrich Blunck vom
November 1933 schrieb sie von der großen "Idee, in der wir
nun alle leben." (zitiert nach Küchmeister, 282) "Die
Dichterin, die die Wiedergeburt Deutschlands begeistert begrüßt
hat", (Kieler Zeitung 7.3.1944) war eine systemkonforme
Schriftstellerin, die auch in der nationalsozialistischen
Öffentlichkeit eine wichtige Funktion innehatte.
Schon im Oktober 1933 nahm sie
die Berufung in den Vorstand der Sektion für Dichtung der
Preußischen Akademie der Künste an. Politisch unliebsame Autoren
waren vorab ausgeschlossen worden. Dessen Hauptaufgabe war es
laut der Literaturwissenschaftlerin Inge Jens "als 'Wahrer
des deutschen Schrifttums' das ihre zum Aufbau des neuen Staates
beizutragen und sich in Huldigungsadressen, Aufrufen und
Erklärungen öffentlich zu Führer, Volk und Vaterland zu
bekennen." (Jens, S. 263) Ende Oktober 1933 unterzeichnete
sie ein in Zeitungsanzeigen verbreitetes "Gelöbnis treuester
Gefolgschaft" auf Adolf Hitler.
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Quelle +
Foto:
https://www.muenster.de/stadt/strassennamen/agnes-miegel-strasse.html
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Bonselsstraße
Jakob Ernst Waldemar
Bonsels (* 21. Februar 1880 in Ahrensburg; † 31. Juli
1952 in Ambach am Starnberger See) war in den 1920er
Jahren einer der meistgelesenen deutschen
Schriftsteller.
Sein 1912 erschienenes Buch ‘Die Biene Maja und ihre
Abenteuer‘, das in über 40 Sprachen übersetzt wurde, und
die 1915 veröffentlichte Fortsetzung ‘Himmelsvolk‘
machten ihn weltberühmt. Hauptfigur beider Romane ist
die Biene Maja.
Bonsels war bekannt als Antisemit, so dass sich bereits
insofern eine Nähe zum Nationalsozialismus ergab.
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Anders als „die Avantgarde der
Weimarer Republik“ (Liste verbotener Autoren während der Zeit
des Nationalsozialismus) erhielt er kein Schreibverbot, sondern
wurde in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen.
Nach den studentischen Bücherverbrennungen vom 10. Mai 1933
publizierten die Zeitungen einen ihnen vom Propagandaministerium
zugeschickten Artikel Bonsels’‘NSDAP und Judentum‘. Darin
begrüßte er, dass nun der „überhandnehmende Einfluss jüdischen
Wesens“ auch in der Kultur beendet werde.
Bonsels erfuhr im
Nationalsozialismus keinerlei Einschränkungen seiner
schriftstellerischen Tätigkeit. Während des Zweiten Weltkriegs
war er Herausgeber der kriegspropagandistischen ‘Münchner
Feldposthefte‘.
Später sei er in Vergessenheit geraten, dann aber durch die
Fernsehserie ‘Die Biene Maja‘ in den 1970er Jahren erneut
bekannt geworden.
Das Literaturhaus München führte in Zusammenarbeit mit der
Waldemar-Bonsels-Stiftung am 3. und 4. März 2011 die Tagung 100
Jahre ‘Biene Maja – Waldemar Bonsels’ Literatur und ihre Folgen
durch. Die Berichterstattung darüber stellte Bonsels’
Antisemitismus und sein Verhältnis zum Dritten Reich in den
Vordergrund.
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Quellen+ Foto: https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=706v |
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Elly-Ney-Weg
1933 beantragte Elly Ney,
die nach ihrer Scheidung staatenlos war, die
Wiedereinbürgerung in Deutschland.
Angesichts der Prominenz der Antragstellerin wurde vom
zuständigen Beamten die Frage, ob „die Antragstellerin
in nationaler Hinsicht als wertvoller
Bevölkerungszuwachs anzuerkennen sei“, positiv
beantwortet.
Sie sei als Künstlerin im deutschen Sinne tätig gewesen,
wenngleich ihre Heirat mit einem Amerikaner an sich
gegen eine gute deutsche Gesinnung spräche, so der
Beurteiler der Stadt Bonn über deren Ehrenbürgerin.
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Am 20. April 1937 wurde sie von Hitler
zur Professorin ernannt, am 1. Mai 1937 trat sie der
NSDAP bei (Mitgliedsnummer
6.088.559). Für ihre Mitarbeit bei den
Olympischen Spielen 1936 verlieh Hitler ihr 1937 eine
Erinnerungsmedaille. Ney war Mitglied weiterer nationalsozialistischer
Organisationen, unter anderem als Ehrenmitglied im
Bund Deutscher Mädel (BDM), und hielt Reden an die Jugend, in denen
sie Beethoven und die „nordische Musik“ im Geist des Nationalsozialismus
deutete.
Im
Zweiten Weltkrieg gastierte Elly Ney 1941 auch im
Generalgouvernement Polen in
Krakau, wo damals die ‘Philharmonie des Generalgouvernements‘
eingerichtet war. Ihre missionarische Musikauffassung bewies sie 1942 in
Görlitz, wo sie die zweite Aufführung von
Carl Orffs
Carmina Burana unter Protest verließ, das Werk als
‘Kulturschande‘ bezeichnete und ein lokales Aufführungsverbot erreichte.
Ney spielte im Verlauf des Kriegs zunehmend Konzerte in Lazaretten und
Krankenhäusern. 1943 erhielt sie das
Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse für Truppenbetreuung. 1944, in der
Endphase des Krieges, wurde sie von Hitler in die
Gottbegnadetenliste der unersetzlichen Künstler aufgenommen.
In der Anfangsphase der Zeit des
Nationalsozialismus gab sie zahlreiche kostenfreie Konzerte für
Organisationen der NSDAP und beschwerte sich beim
Reichspropagandaministerium über zu wenige staatliche Aufträge als
Honorarkünstlerin. Später wurde sie offenkundig häufiger bezahlt, denn
für 1943 meldete sie ca. 190.000 Reichsmark Einnahmen.
1937 verlegte Elly Ney ihren
Wohnsitz in das oberbayerische
Tutzing. Von 1939 bis 1945 leitete sie eine Klavierklasse am
Salzburger
Mozarteum.
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Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Elly_Ney
Foto: en.wikipedia.org
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Emil-Nolde-Straße
Emil
Nolde (* 7. August 1867 als Hans Emil Hansen in Nolde
bei Buhrkall, Provinz Schleswig-Holstein; † 13. April
1956 in Seebüll) war einer der führenden Maler des
Expressionismus. Er ist einer der großen Aquarellisten
in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Nolde ist bekannt für
seine ausdrucksstarke Farbwahl.
Er ging nach München, wurde allerdings von der Akademie
abgelehnt und begann zunächst ein Studium an der
privaten Malschule Adolf Hölzels in Dachau, bevor er im
Herbst 1899 mit der Malerin Emmi Walther über Amsterdam
nach Paris reiste und sich an der Académie Julian
anmeldete. 1900 mietete er ein Atelier in Kopenhagen.
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Nolde war früh der
Überzeugung, die ‘germanische Kunst‘ sei allen anderen weit
überlegen. Im August 1934 bezeugte er mit seiner Unterschrift
unter den Aufruf der Kulturschaffenden, dass er zu des Führers
Gefolgschaft gehörte. Er wurde 1934 Mitglied einer der
verschiedenen nationalsozialistischen Parteien in Nordschleswig,
der Nationalsozialistischen Arbeitsgemeinschaft Nordschleswig (NSAN).
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Quellen:
https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=1184
Foto: kunsthaus-artes.de |
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Herbert-Quandt-Straße
Herbert Werner Quandt (*
22. Juni 1910 in Pritzwalk; † 2. Juni 1982 in Kiel) war
ein deutscher Industrieller aus der Familie Quandt.
Zwangsarbeiter wurden
in vielen der Quandt-Fabriken während des Zweiten
Weltkrieges verwendet und die Bedingungen waren äußerst
hart. Herbert war der Direktor der Pertrix GmbH, einer
in Berlin ansässigen Tochtergesellschaft der AFA.
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Das Unternehmen verwendete
weibliche Zwangsarbeiter, darunter polnische Frauen, die aus
Auschwitz überstellt worden waren. 1940 trat er in die NSDAP
ein.
Während der Zeit des Nationalsozialismus war er
Vorstandsmitglied der Accumulatoren-Fabrik AG (AFA; seit 1962
VARTA) und an der Seite von Günther Quandt unter anderem Leiter
der Personalabteilung. Ein KZ-Außenlager, komplett mit Galgen
und einem Ausführungsbereich, wurde auf dem Gelände des
AFA-Werks Hannover errichtet.
Nach Einschätzung von
Benjamin Ferencz, der bei den Nürnberger Prozessen für die
Anklagebehörde arbeitete, wären Herbert Quandt und sein Vater
Günther ebenso wie Alfried Krupp von Bohlen und Halbach,
Friedrich Flick und die Verantwortlichen der I.G. Farben als
Hauptkriegsverbrecher angeklagt worden, wenn die heute
zugänglichen Dokumente den Anklägern damals vorgelegen hätten.
Die entscheidenden Dokumente zu ihrem Wirken im Dritten Reich
lagen den Behörden in der britischen Besatzungszone vor. Die
Briten hielten das Material zurück, weil sie erkannt hatten,
welche Bedeutung die Batterieproduktion der AFA auch nach dem
Krieg hatte, und die Eigentümer deswegen schonen wollten.
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Quellen: https://www.google.com/search?q=Herbert-Quandt-Stra%C3%9Fe+m%C3%BCnchen&source=lmns&bih=615&biw=1024&client=firefox-b&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiw_frpxtb0AhUl1eAKHXtdCuQQ_AUoAHoECAEQAA
Foto: welt.de |
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Ina-Seidel-Bogen
Ina Seidel (* 15.
September 1885 in Halle; † 3. Oktober 1974 in Ebenhausen
bei München) war eine deutsche Lyrikerin und
Romanautorin.
Ein halbes Jahr
nach Ina Seidels Geburt zogen die Eltern mit ihr nach
Braunschweig, wo sie ihre Kindheit verbrachte.
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Ihr
Vater Hermann Seidel, ein Bruder des Schriftstellers Heinrich
Seidel, leitete als Arzt das Herzogliche Krankenhaus.
Aufgrund von Kollegenintrigen beging er 1895 Suizid. Die Mutter
siedelte danach mit den Kindern nach Marburg und später nach
München über.
Seidel identifizierte sich bald wie Börries von Münchhausen mit
der Ideologie des Nationalsozialismus. Im Oktober 1933 gehörte
sie zu jenen 88 Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester
Gefolgschaft für Adolf Hitler unterschrieben.
1932 heiratete ihre Tochter Heilwig den Buchwissenschaftler
Ernst Schulte-Strathaus, der von 1934 bis zu seiner Verhaftung
durch die Gestapo 1941 in der NSDAP-Zentrale ‘Braunes Haus‘
beschäftigt war. Dort hatte er im Stab von Rudolf Heß als
Amtsleiter für Kunst- und Kulturfragen fungiert.
Am
Führerkult um Adolf Hitler beteiligte sie sich mit ihrem Gedicht
‘Lichtdom‘, das in den Zeilen gipfelt: „Hier stehn wir alle
einig um den Einen, und dieser Eine ist des Volkes Herz“.
In der
Endphase des Zweiten Weltkriegs nahm Hitler 1944 Seidel in die
Gottbegnadeten-Liste (Sonderliste) unter die sechs wichtigsten
zeitgenössischen deutschen Schriftsteller auf.
Werner Bergengruen (1892–1964) nannte Seidel wegen ihrer
häufigen Hitlerhuldigungen in seinen Aufzeichnungen in
Anspielung auf ihren Bestseller ‘Das Wunschkind‘ das
„Glückwunschkind“.
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Quellen:
https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=2369
Foto: discogs.com |
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Ludwig-Thoma-Straße
Ludwig Thoma (* 21. Januar 1867 in
Oberammergau; † 26. August 1921 in Tegernsee) war ein
deutscher Schriftsteller, der durch seine ebenso
realistischen wie satirischen Schilderungen des
bayerischen Alltags und der politischen Geschehnisse
seiner Zeit populär wurde.
Seine Büste steht in der Ruhmeshalle in München |
Für den
Miesbacher Anzeiger verfasste er in den letzten 14 Monaten
seines Lebens 175 größtenteils (bis auf fünf Fälle) anonyme und
meist antisemitische Hetzartikel, vor allem gegen die Regierung
in Berlin und die Sozialdemokratie.
Aber auch über das jüdische Bürgertum schrieb er beispielsweise:
„Teiteles Cohn und Isidor Veigelduft, die dürfen im Sommer nach
wie vor ihre verschnörkelten Haxen in die Lederbuxen stellen, am
Arm ihre Rebekka im Dirndlg’wand, nach Veilchen und Knoblauch
duftend.“
Er bezeichnete die Reichshauptstadt Berlin als „Entenpfuhl“ und
eine „Mischung von galizischem Judennest und New Yorker
Verbrecher-Viertel“, beschrieb in völkischem Vokabular eine „tiefgewurzelte,
in der Rasse begründete, … Eigenart“ und beschimpfte die
Weimarer Republik als „charakterlose Deppokratie“.
Er nannte deren Vertreter „dieses traurige Saupack aus Tarnopol
und Jaroslau“ und hob hervor, dass „wir außer dem Itzig von der
Promenadenstraße noch etliche vom Stamme Levi abgeschossen haben
…“ (in der Promenadenstraße wurde der bayerische
Ministerpräsident Kurt Eisner erschossen).
Und den jüdischen Verleger Rudolf Mosse beschimpfte Thoma mit
den Worten „Lausejunge mit dem Krauselhaar und deinen
geschneckelten Fortbewegungsscheren“.
Die Stadt
München hat zu seinen Ehren ab 1967 jährlich eine
Ludwig-Thoma-Medaille verliehen, die Verleihung jedoch 1990 nach
Bekanntwerden seiner nationalkonservativen Haltung, der
antisemitischen Parolen und antisozialistischen Polemik
eingestellt.
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Quelle:
https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=3277
- Foto: welt.de
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Lüderitzstraße
Franz Adolf
Eduard Lüderitz (1834 – 1886)
Der Überseekaufmann und Forschungsreisende
erwarb 1883 die dann nach ihm benannte
Bucht von Angra Pequena in Südwestafrika
und begründete damit die Kolonie Deutsch-Südwestafrika.
In der Lüderitzbucht befand
sich nach 1904 ein Internierungslager für gefangene
Herero und Nama mit
unmenschlichen Haftbedingungen.
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Quelle: https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse_bild.php?bild=Luederitz_Adolf.jpg
Foto:
stadtgeschichte-muenchen.de |
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Martin-Heidegger-Straße
Martin Heidegger (* 26. September
1889 in Meßkirch; † 26. Mai 1976 in Freiburg im
Breisgau) war ein deutscher Philosoph.
Er stand in der Tradition der Phänomenologie vornehmlich
Edmund Husserls, der Lebensphilosophie insbesondere
Wilhelm Diltheys sowie der Existenzdeutung Søren
Kierkegaards, die er in einer neuen Ontologie überwinden
wollte.
Die wichtigsten Ziele Heideggers waren die Kritik der
abendländischen Philosophie und die denkerische
Grundlegung für ein neues Weltverständnis.
Das Verhältnis
des deutschen Philosophen
Martin Heidegger zum
Nationalsozialismus (auch: Fall Heidegger)
ist mit dem Beginn der 1930er Jahre nachweisbar und
wurde bereits Mitte 1933 auch außerhalb der
wissenschaftlichen Disziplinen zum Gegenstand der
internationalen Kritik. |
In der Forschung herrscht
Einigkeit darüber, dass sich Heidegger im ‘Dritten
Reich‘ mit Begeisterung für das engagierte, was er die
‘nationalsozialistische Revolution‘ nannte. 1930 begann er, den
Völkischen Beobachter zu lesen. 1932 wählte er die
NSDAP. Nach der
Machtergreifung der Nationalsozialisten wollte er an der
Umgestaltung der Gesellschaft mitwirken, besonders durch die
Einführung des
Führerprinzips an den
Universitäten. Am 21. April 1933 wurde er von seinen
Kollegen zum
Rektor der
Universität Freiburg gewählt und trat am 1. Mai 1933 der
NSDAP bei, die seinen Beitritt öffentlich feierte und der er bis
zum Ende der NS-Herrschaft angehörte.
Bei allen Bekenntnissen Heideggers zum Nationalsozialismus war
sein Verhalten ambivalent. So bemühte er sich als Rektor in
mehreren Fällen, das Schicksal jüdischer Hochschulangehöriger im
Rahmen des Möglichen zu lindern. Andererseits denunzierte er
einen jüdischen und einen nicht-jüdischen Kollegen. In
politischen Reden, viele davon vor Studenten gehalten, huldigte
er Adolf Hitler, der für ihn damals nahezu
messianische Züge bekam.
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Quelle:
https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse_bild.php?bild=Heidegger_Martin.jpg
- Foto: de.wikipedia.org |
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Messerschmittstraße
Wilhelm Willy Emil Messerschmitt (* 26. Juni 1898 in
Frankfurt am Main; † 15. September 1978 in München) war
ein deutscher Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer. Er
gilt als ein Pionier der Luftfahrt.
Willy Messerschmitt wurde
als Sohn von Baptist Ferdinand Messerschmitt und seiner
zweiten Ehefrau Anna Maria, geb. Schaller, geboren.
Er wuchs ab 1906 in Bamberg auf, wo seine Eltern eine
große Weinhandlung mit Weinstube betrieben.
Bereits mit zehn Jahren baute er Flugzeugmodelle und
später, noch als Schüler, Gleitflugzeuge, die er mit
Freunden selber ausprobierte. Als 13-jähriger Schüler
lernte er den Segelflugpionier und Regierungsbaumeister
Friedrich Harth (1880–1936) kennen, der seinen Lebensweg
entscheidend beeinflussen sollte. |
Während der
Zeit des Nationalsozialismus avancierte Messerschmitt, der
1933 der
NSDAP beigetreten war, zum
Wehrwirtschaftsführer. 1938 wurde Messerschmitt neben
Ferdinand Porsche und
Fritz Todt mit dem 1937 von
Adolf Hitler neu gestifteten
Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft
ausgezeichnet, den er sich mit
Ernst Heinkel zur Hälfte (50.000 Reichsmark) teilte. 1939
wurde sein Unternehmen als ‘Nationalsozialistischer
Musterbetrieb‘ ausgezeichnet. 1941 erhielt er den Titel ‘Pionier
der Arbeit‘, und wurde zum Vizepräsidenten der
Deutschen Akademie für Luftfahrtforschung ernannt.
Zur Steigerung der
Produktionskapazitäten wurde am 24. Juli 1936 in Regensburg die
Tochtergesellschaft Bayerische Flugzeugwerke Regensburg GmbH
gegründet. Diese Firmenbezeichnung änderte man am 13. November
1940 in
Messerschmitt GmbH Regensburg. 1937 wurde Messerschmitt zum
Professor berufen.
Während der
nationalsozialistischen Herrschaft wurde er mit der Entwicklung
und Produktion von ein- und zweimotorigen Jagdflugzeugen
beauftragt. Besonderer Wert wurde auf die stetige Anpassung und
Vereinheitlichung der Bf 109 gelegt, um diese auf dem aktuellen
Stand der Luftkriegsentwicklung zu halten. Dennoch entstanden
bei Messerschmitt zahlreiche Prototypen wie
Bf 161,
Bf 162,
Bf 163,
Me 209 V5,
Me 309,
Me 261,
Me 264 und
Me 328, die nie Serienreife erreichten. Zwar wurde die
Me321/323
in kleineren Mengen gefertigt, aber erst die
Me 410 und die
Me 262, das erste serienproduzierte Flugzeug mit
Turbinen-Luftstrahltriebwerk, gingen wieder in Großserie.
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Quellen:
https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=3513
Foto:
Bildrechte: Bundesarchiv, Bild 146-1969-169-19 |
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Mottlstraße
Felix Josef von Mottl (* 24.
August 1856 in Unter Sankt Veit bei Wien; † 2. Juli 1911
in München) war ein österreichischer Dirigent und
Komponist.
Von 1880 bis 1903 war er schließlich Hofkapellmeister
der Großherzoglich Badischen Hofkapelle Karlsruhe.
Seit 1886 dirigierte er regelmäßig in Bayreuth, (so die
Premiere von Tristan und Isolde sowie die
weiteren fünf Aufführungen dieser Oper in Bayreuth bis
1906): in elf Festspielperioden zwischen 1886 und 1906
leitete er insgesamt 69 Aufführungen, außerdem war er
Lehrer des Wagnersohns Siegfried Wagner.
Von 1898 bis
1900 leitete er die englischen Aufführungen der Opern
Wagners im Londoner Royal Opera House Covent Garden.
Im Jahr 1903 bereitete er an der Metropolitan Opera in
New York die US-amerikanische Erstaufführung des
Parsifal vor, trat von der Leitung aber im letzten
Augenblick zurück. |
In der Spielzeit 1903/04
leitete er an der Metropolitan Opera 62 Aufführungen und
Konzerte.
Ebenfalls 1903 ging er an die Hofoper nach München, zunächst als
1. Kapellmeister, und ab 1907 bis zu seinem Tod als
Generalmusikdirektor.
Zudem war er von 1904 bis 1911 Direktor der Königlichen Akademie
der Tonkunst in München. Mottl komponierte auch selbst einige
Opern sowie zahlreiche Lieder und Instrumentalwerke.
1907 nahm er einige Klavierrollen für ‘Welte-Mignon‘ auf,
darunter seine eigenen Transkriptionen für Klavier aus Wagners
Oper Tristan und Isolde.
Im Einklang mit Cosima Wagner
setzte sich Felix Mottl dafür ein, bei den Bayreuther
Festspielen jüdische Sänger und Musiker nach Möglichkeit von der
aktiven Mitwirkung auszuschließen.
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Quellen: https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=3604
Foto: de.wikipedia.org |
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Nettelbeckstraße
Joachim Christian Nettelbeck (* 20. September 1738 in
Kolberg; † 29. Januar 1824 ebenda) war ein durch seine
Rolle bei der Verteidigung Kolbergs im Jahre 1807 und
seine Autobiografie bekannter deutscher Volksheld.
In der Auseinandersetzung
um die preußischen Reformen, besonders um das nicht
eingehaltene Verfassungsversprechen, galt Nettelbeck
infolge seiner Lebensgeschichte zunächst als Kronzeuge
für das Recht der Bürger an der Gestaltung der
öffentlichen Angelegenheiten. |
Er wurde als literarische
Figur Held einer Unzahl von patriotischen Werken. In einer groß
angelegten Veröffentlichung im Vormärz und während der
Revolution von 1848 erschien er neben Friedrich Ludwig Weidig,
Benjamin Franklin und Thaddäus Kosciuszko als Mann des Volks.
Im weiteren 19. Jahrhundert wurde Nettelbecks Leben als Seemann
angesichts der angestrebten deutschen Seegeltung zum Vorbild für
die zur Seefahrt drängende Jugend. Weil er autobiografisch von
seiner dreimal gescheiterten Idee, nach dem Vorbild des Großen
Kurfürsten Kolonien zu erwerben, berichtet hatte, zählte
Nettelbeck obendrein als früher Anwalt deutscher
Kolonialbestrebungen.
Im Jahre 1868 feierte Paul Heyses Nationaldrama ‘Colberg‘ die
Einheit von Bürgern und Armee als ein Volk in Waffen, mit
Nettelbeck in einer tragenden Rolle. Nachdem es jahrzehntelang
wegen demokratischer Tendenzen auf staatlichen Bühnen nicht
aufgeführt werden durfte, wurde es um die Wende zum 20.
Jahrhundert in Preußen Schulstoff.
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Quellen: https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=3665
Foto: de.wikipedia.org |
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Pfitznerstraße
Hans Erich Pfitzner (* 5. Mai 1869 in Moskau;
† 22. Mai 1949 in Salzburg) war ein deutscher Komponist,
Dirigent und Autor theoretischer und politischer
Schriften, oft mit dezidiert antisemitischer
Zielrichtung.
Pfitzners Werk vereint romantische und spätromantische
Elemente mit ausgedehnter thematischer Arbeit,
stimmungsstarker Musikdramatik und kammermusikalischer
Intimität.
Sie stellt einen eigenartigen Ausläufer der
klassisch-romantischen Tradition dar, deren konservative
Musikästhetik und Allgemeingültigkeit Pfitzner auch in
seinen Schriften gegen zeitgenössische Richtungen
vehement verteidigte. |
Die Werke des
inspirationsgläubigen Spät-, ja Postromantikers zeigen große
kompositorische Qualitäten und stehen mit manchen grüblerischen
Sperrigkeiten einer modernen Tonsprache vielleicht sogar noch
näher als von ihrem Schöpfer, nach seinen musikästhetischen
Äußerungen zu urteilen, beabsichtigt.
Pfitzners Werk wurde von zeitgenössischen Kollegen wie Gustav
Mahler und Richard Strauss hoch geschätzt. So wurde sein zweites
Streichquartett von 1902/03 von Mahler ausdrücklich als
Meisterwerk gelobt. Thomas Mann würdigte die Oper ‘Palestrina‘
in einem kurzen, im Oktober 1917 erschienenen Essay, den er
später erweiterte und in seine ‘Betrachtungen eines
Unpolitischen‘ aufnahm. Er gründete gemeinsam mit anderen
Künstlern 1918 den Hans-Pfitzner-Verein für deutsche Tonkunst.
Pfitzner galt im Jahrzehnt nach der Uraufführung seiner Oper
‘Palestrina‘ im Jahr 1917 als der führende Vertreter eines
betont deutschen und entschieden antimodernistischen
Musikbegriffs. So konstatierte sogar der zwei Jahre zuvor von
Pfitzner in seiner Schrift ‘Die neue Ästhetik der musikalischen
Impotenz‘: Ein Verwesungssymptom? scharf angegriffene Paul
Bekker 1922 einen deutlichen Anstieg der künstlerischen Geltung
Pfitzners bei einem gleichzeitigen Abstieg der bisherigen
Galionsfigur der deutschen Musik, Richard Strauss.
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Quellen:
https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=4028
Foto: de.wikipedia.org |
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Richard-Wagner-Straße
Wilhelm Richard Wagner (* 22. Mai 1813 in Leipzig;
† 13. Februar 1883 in Venedig) war ein deutscher
Komponist, Dramatiker, Dichter, Schriftsteller,
Theaterregisseur und Dirigent. Mit seinen Musikdramen
gilt er als einer der bedeutendsten Erneuerer der
europäischen Musik im 19. Jahrhundert.
Er veränderte die Ausdrucksfähigkeit romantischer Musik
und die theoretischen und praktischen Grundlagen der
Oper, indem er dramatische Handlungen als
Gesamtkunstwerk gestaltete und dazu die Libretti, Musik
und Regieanweisungen schrieb.
Er gründete die ausschließlich der Aufführung eigener
Werke gewidmeten Festspiele in dem von ihm geplanten
Bayreuther Festspielhaus. Seine Neuerungen in der
Harmonik beeinflussten die Entwicklung der Musik bis in
die Moderne. Mit seiner Schrift ‘Das Judenthum in der
Musik‘ gehört er geistesgeschichtlich zu den obsessiven
Verfechtern des Antisemitismus.
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Wagners Werke sind ein
Höhepunkt der romantischen Musik und beeinflussten viele
Zeitgenossen und spätere Komponisten erheblich. Vor allem der
Tristan brachte die Musiksprache des 19. Jahrhunderts weit
voran und gilt vielen als Ausgangspunkt der Modernen Musik.
Das betrifft vor allem
die Harmonik. Mit dem Tristan, dessen erster Akt 1857
komponiert wurde, führte Wagner sie weit über den Stand hinaus,
auf dem Brahms noch 1892 in seinen späten Klavierstücken op. 117
bis 119 blieb. Sie ist das Gebiet, auf dem Wagners Fantasie sich
entfaltet, einen charakteristischen Personalstil entwickelt und
durch die jeweilige dramatische Situation des Geschehens in
Grenzen gehalten wird, sich also nicht im Unendlichen verliert.
Wagners Einfluss auf die Musikgeschichte zeigt sich zum Beispiel
darin, dass mehr als 100 Jahre nach der Komposition des Werkes
die komplexen harmonischen Verläufe des Tristan-Akkords
analysiert und unterschiedlich interpretiert wurden und von der
Krise der modernen Harmonielehre die Rede war.
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Quelle: https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=4402
Foto: de.wikipedia.org |
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Richard-Strauss-Straße
Richard Georg Strauss (*
11. Juni
1864 in
München; †
8. September
1949 in Garmisch-Partenkirchen) war ein bekannter
Komponist des späten
19. Jahrhunderts und am Anfang des
20. Jahrhunderts, der vor allem für seine
orchestralen Tondichtungen und Opern bekannt wurde.
Strauss war außerdem Dirigent und Theaterleiter. Seine
politische Betätigung bis 1945 war dem
Nationalsozialismus zuzuordnen.
Er gilt als der letzte deutsche Romantiker der Musik:
Richard Strauss fasziniert mit seinen brillant
instrumentierten Werken wie kaum ein anderer Komponist
des frühen 20. Jahrhunderts.
Der Münchner Richard Strauss war ein selbstbewusster
Mensch. Schon der junge Kapellmeister, der sich über die
Hoftheater in Meiningen, München und Weimar bis zu den
Spitzenposten in Berlin und Wien hocharbeitete, wusste
um seine wahre Mission als Komponist: nämlich die
Vollendung der großen deutschen Musikgeschichte seit
Johann Sebastian Bach. Der erste Schritt auf diesem Weg
waren Tondichtungen wie "Also sprach Zarathustra", der
zweite die Opern – mit ihnen wurde Strauss der
meistaufgeführte deutsche Komponist des 20.
Jahrhunderts. Um seinen musikhistorischen Ruhm (und
seine Einnahmen) zu sichern, nahm er freilich kaum
politische Rücksichten.
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Zur
Weimarer Republik hatte er ein gespaltenes Verhältnis, das
Hitler-Regime begrüßte er überschwänglich und deckte als
Präsident der Reichsmusikkammer das Berufsverbot für jüdische
Musiker. So war Strauss Genie und Opportunist zugleich, der erst
seit wenigen Jahrzehnten differenzierter gewürdigt wird.
Zitatende
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/denkmal-richard-strauss-glanz-und-elend-eines-egomanen-100.html |
Schon 1928
war Richard Strauss der Meinung, eine Diktatur sei notwendig in
Deutschland. Als diese dann Realität wurde, stellte er sich und
unterzeichnete 1933 das Schmähpapier gegen Thomas Mann, der sich über
den Dichter-Komponisten mit 'Leiden und Größe Richard Wagners' geäußert
hatte und unmittelbar nach dem Vortrag in Amsterdam emigrierte.
Im November 1933 wurde im Beisein von Hitler und Goebbels die
Reichskulturkammer eröffnet.
Strauss selber ernannte man zum Präsidenten der Reichsmusikkammer, die
dann Berufsverbote gegen Kollegen-Musiker erließ.
Er dankte Hitler und Goebbels für die Einrichtung der RMK und er sah es
so, dass er nur “den Präsidenten mime“, um “Gutes zu tun und größeres
Unglück zu verhüten.“
Diese Äußerungen gegenüber Stefan Zweig kamen der Gestapo zur Kenntnis
und er wurde 1935 des Amtes – als
'Rücktritt' vertuscht - enthoben.
Goebbels fand: “Komponieren kann der Junge!“
1938
dirigierte er seine 'Arabella' in Düsseldorf, die Handschrift der Oper
hatte er Emmy Sonnemann und dem Gatten Hermann Göring anlässlich deren
Vermählung vermacht.
1943
widmete er dem Generalgouverneur von Polen, Hans Frank, der unter dem
Begriff 'Polenschlächter' bekannt war, ein Gedicht mit folgenden Worten:
Zitat
'Wer tritt herein so fesch und schlank,
Es ist der Freund Minister Frank,
wie Lohengrin von Gott gesandt,
hat Unheil er von uns gewandt.
Drum ruf ich Lob und tausend Dank
dem lieben Freund Minister Frank.'
Zitatende
(Zitiert
nach Prieberg in Ernst Klee - ‘Kulturlexikon zum Dritten Reich‘ –
Fischer Verlag – 2009 – S. 538)
Zu Klaus Mann
meinte Richard Strauß 1945, außer wegen ein paar dummen Zwischenfällen,
habe er nicht zu klagen gehabt.
Quellen:
https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=4400v
/ wikipedia
Foto: de.wikipedia.org
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Zitat
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Werner-Egk-Bogen
Werner Egk (* 17. Mai
1901 in Auchsesheim, heute zu Donauwörth; † 10. Juli
1983 in Inning am Ammersee; eigentlich Werner Joseph
Mayer) war ein deutscher Komponist.
Das ursprüngliche Pseudonym Egk ist ein Akronym von „Ein
guter Komponist“ bzw. „Ein großer Künstler“ – andere
Anekdoten behaupten, es sei ein Anagramm der Initialen
seiner Frau, der Geigerin Elisabeth Karl. Egk verwendete
es seit der Heirat 1923. 1937 wurde es sein amtlicher
Familienname.
Egk
ist ein Vertreter des deutschen Neoklassizismus und des
modernen Musiktheaters und wird gelegentlich als
‘Komponist
des Wiederaufbaus‘
apostrophiert.
War er nun ‘Nutznießer‘ oder nur ‘Mitläufer‘?
Dass Werner Egk gute Kontakte zum NS-Regime hatte und in
dieser Zeit als Komponist erfolgreich war, weiß man
natürlich. Aber allein das könne ihm nicht ang
ekreidet werden, sagt z.B. der Donauwörther
Stadtarchivar.
Weil er nicht ins Exil wollte, wie zum Beispiel Bert
Brecht, musste er halt schauen, wie er durchkommt. Und
da war er nicht der Ungeschickteste, so Stadtarchivar
Ottmar Seufert.
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Als ‘Nutznießer‘ des Dritten Reiches sieht Seufert den
Komponisten. Er hat sich für ein Symposium zum 100. Todestag von
Egk mit den Akten der Reichskulturkammer auseinandergesetzt.
Seine Werke wurden zwar im ‘Dritten Reich‘ aufgeführt und auch
neue Werke sind in dieser Zeit entstanden - aber genau das
gleiche gelte auch für den Komponisten Carl Orff. Es gibt viele
vergleichbare Fälle, so die Ansicht des Historikers. Auch dass
Egks Autobiografie Lücken aufweist, sei üblich. Und dass er sich
darum bemüht hat, dass sein Sohn nicht an die Front musste,
findet der Stadtarchivar verständlich. Ihm sind bei der
Recherche in den Entnazifizierungsakten viel drastischere Fälle
aufgefallen. Der Komponist wird in diesen Akten lediglich als
‘Mitläufer‘ eingestuft.
Zitatende
Quellen:
https://stadtgeschichte-muenchen.de/strassen/d_strasse.php?id=5642
https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/werner-egk-donauwoerth-ulm-nationalsozialismus-vergangenheit-debatte100.html
- Foto: de.wikipedia.org
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Korrespondenz
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Zitat
Kulturjournal.de
Abs. Kulturjournal –
Postfach 110 236 – 93047 Regensburg
Frau
Christiane Hein
c/o Nds. Staatsoper Hannover GmbH
17.12.2021
Opernplatz 1
30159 Hannover
Betrifft: Prem.- Abo Nr. 289 339
Sehr geehrte Frau Hein,
zum heutigen Mail-/Telkontakt möchte ich darauf
hinweisen, dass wir
äußerst verärgert über die Geschäftsführung der Nds.
Staatstheater
Hannover GmbH u.a. wegen – vornehm ausgedrückt –
‘verunglückter‘
Produktionen wie z. B. ‘Krug‘, ‘Karlos‘, ‘Jüdin‘,
‘Tosca‘‚ ‘Cosi‘ und jetzt
‘Otello‘ sind.
Hinzu kommt:
Was für ein zeitlicher Aufwand allein für einen aus der
Stadt oder der
Region anreisenden – geschweige denn für einen
auswärtigen –
Besucher für Fahrt, Parkplatzsuche und wieder Heimfahrt
für einen
auf 1 Stunde 5 Minuten gekürzten ‘Woyzeck‘, einen auf 1
Stunde
15 Minuten gekürzten ‘Krug‘, einen auf 1 Stunde 15
Minuten gekürzten
‘Hänsel‘.
Ein falscher Titel bei ‘Der eingebildet(e) Kranke‘
ergänzt das Bild.
Der lebhafte Schriftverkehr, den Sie gerade in diesen
Tagen mit xxx
und Dr. yyy führen, dokumentiert unsere Meinung.
Im Nachgang zu unserem Schreiben vom 2.12.21 und im
Vorgriff auf
die Veröffentlichung des Textes in der Ausgabe Nr. 40
der ‘Mitteilung
an meine Freunde‘, erhalten Sie als Anlage unsere
Bemerkungen zur
szenischen Umsetzung der Oper ‘Otello‘ durch die Nds.
Staatsoper
Hannover GmbH.
Außerdem beigefügt eine durch uns entstandene
Ausarbeitung zur Lage
der ‘Bayreuther Festspiele‘ von unserem BI-Mitglied
Heribert Bludau, das
u.a. an verschiedenste Institutionen wie Bühnenverein,
Rechnungshöfe
und Kulturstaatsministerin Roth verschickt wurde.
Dass am Staatstheater Hannover aktuell Schwierigkeiten
bestehen,
hängt auch damit zusammen, dass es kein adäquates
Ensemble mehr
gibt und dadurch von Stückevielfalt bei der Gestaltung
des Spielplanes
unter Nutzung aller Kalendertage eines Monats –
unabhängig von der
Corona-Lage - keine Rede sein kann.
Innerhalb von 14 aufeinander folgenden Kalendertagen
waren 11 ver-
schiedene Werke – und dann nicht das ‘überall
und zu jeder Zeit‘ ge-
spielte ‘Märchen im Grand Hotel‘ oder jetzt ‘Sweeney
Todd‘ oder
‘Poetry Slam‘ – im Großen Haus der Staatsoper Hannover
die Regel.
Es fehlt völlig – unter Außerachtlassung des
Bildungsauftrages, zu La-
sten des Steuerzahlers – die klassische Operette und die
deutsche
Spieloper.
Das den Häusern Staatsoper wie Staatsschauspiel Hannover
entwöhnte
Publikum werden Sie mit diesen Spielplänen ohne
stehendem Ensemble,
zu dem die Bevölkerung langfristig eine Beziehung
aufnehmen und pfle-
gen kann, nach der Pandemie nicht zurückgewinnen.
Für das Jahr 2022 senden wir Ihnen die besten Wünsche.
Mit freundlichem Gruß
Dieter Hansing
Anlagen im Text erwähnt
Zitatende |
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Kommentar
Am 4. Januar 2022 berichtete Ronald Meier-Arlt auf Seite
23 in
unter dem Titel
‘Theater, das entfällt‘ über die
Streichungen von Vorstellungen am Staatstheater Hannover. Das neue Jahr
begänne nicht gut,
…
Zitat
… denn erstaunlich oft bleiben die Zuschauer weg. Immer wieder finden
sich der Eintrag „entfällt“ auf dem Spielplan.
„Öl der Erde“ im Schauspielhaus am 2. Januar „entfällt“,
„Woyzeck“ am 5. Januar „entfällt“,
„Mythos Wirklichkeit“ am 6. Januar „entfällt“,
„Der eingebildete Kranke“ am 7. Januar „entfällt“.
Und auch in der Oper fallen Vorstellungen aus,
„Carmen“ am 7. Januar „entfällt“,
„Sweeney Todd am 8. Januar entfällt.
Zitatende
Hierzu ein Leser
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Zitat
aufgrund der heutigen Zeitungsmeldung, auf die ich mich in
meiner voraus gegangenen Mail bezogen habe, habe ich mir eben
einmal die Spielpläne der anderen beiden Staatstheater in
Niedersachsen angesehen. Das Ergebnis dieser Betrachtung wundert
mich nicht.
In Braunschweig werden im Januar das Große und das sog. Kleine
Haus (Schauspiel) durchgängig bespielt, es gibt keine Ausfälle
wegen ausbleibender Zuschauer. Es gibt am 9.01. sogar ein
Konzertgastspiel in Wolfsburg (neben anderen Gastspielen sowie
Schulveranstaltungen). Für einige Vorstellungen gibt es nur noch
"Restkarten", andere Vorstellungen sind bereits sogar
ausverkauft. Der Dezemberspielplan, den man noch einsehen kann,
zeigt dasselbe Bild, wenn nicht sogar eindrucksvoller: An den
meisten Spieltagen zweimal täglich Weihnachtsmärchen oder
Märchen plus Abendvorstellung oder ein Konzert. Auch das Kleine
Haus wurde durchgängig bespielt.
In Oldenburg ein ähnliches Bild wie in BS: Keine
Vorstellungsausfälle im Januar wegen ausbleibender Zuschauer. Es
gibt sogar ausverkaufte Vorstellungen (z.B. am 9.01. im Großen
Haus) sowie eine Wiederaufnahme.
Auch die anderen Spielstätten werden dicht bespielt, nebenbei
gibt es auch noch Schulveranstaltungen.
FAZIT: An Corona allein kann es wohl nicht liegen, dass dem
Staatstheater Hannover die Zuschauer wegbleiben. Ich kenne
jedoch eine ganze Menge Menschen in meinem Umfeld, die bislang
mehr oder weniger engagierte Theatergänger waren, sich jedoch
seit einiger Zeit immer mehr angewidert von Hannover abwenden
und sich dank der gestiegenen Mobilität immer mehr anderen
Theatern zuwenden. Ich glaube, der oben dargestellte Sachverhalt
müsste der Öffentlichkeit auch einmal vermittelt werden. Die
Geschäftsführung der Staatstheater Hannover führt doch alle an
der Nase herum.
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Sehr verehrte Frau Professor
Gilles,
vor wenigen Tagen erhielt ich Ihre
"Mitteilungen ...", ich danke Ihnen sehr.
Es ist bedrückend, immer wieder
empörende Geschichten lesen zu müssen. Das "Weinen" der
Staatstheater Hannover bei 70 Mio. aus der Steuerkasse ist nicht
erträglich.
Das eigentliche Problem ist ein
anderes, wird aber nie erwähnt. Die Leute gehen nicht mehr in
das Opernhaus Hannover, mich eingeschlossen, weil sie für den
widerwärtigen, entstellten Mist
–
Entschuldigung –
auf der Bühne kein Geld mehr ausgeben.
Musik ist Nebensache geworden, bei
der Ouvertüre schon irgendein Blödsinn auf der Bühne. Im
Vordergrund nur noch ablenkend und irritierend die kranken,
teilweise sogar kriminellen oder ekelhaften Gedankenumsetzungen
der Nicht-Regisseure, mit häufig belästigender Lichttechnik.
Beendigung der Beschäftigungen der
unerträglichen Regisseure, Beendigung der monströsen
Bühnenaufbauten.
Was verdient denn ein sogen.
Regisseur, wenn er wieder eine große Oper vernichtet hat?
Ende Sept. ds.
Js. erlebten wir dagegen ein OPERNFEST im Festspielhaus
Neuschwanstein, von dem ich immer noch zehre, mit entsprechendem
Publikum.
TRISTAN und ISOLDE, Regie HERBERT
ADLER, Bühnenbild und Kostüme Dietmar und Johanna SOLT.
Die betörende TRISTAN-Musik konnte
man bei dieser gelungenen feinfühligen Regie des Herrn ADLER
wunderbar genießen.
Vielleicht waren Sie auch dort,
sicher kennen Sie die Rezension. Ich füge sie trotzdem bei.
Wäre es ein Gegenprogramm zu allen
negativen Ereignissen, über dieses OPERNFEST in -den
"Mitteilungen ..." einmal zu berichten?
Die Vorschau "Große Opern von
Richard Wagner im Festspielhaus Neuschwanstein, 28.9.2022 -
3.10.20222 soll mit dem endgültigen Programm am 22.11.2021
herauskommen.
Herzliche Grüße TB, Hannover
PS.: Wie man z. B. TANNHÄUSER großartig aufführen kann, ohne
monströse Bühnenaufbauten, Lichttechnik und ohne ablenkenden
Video-Unsinn, beweisen die Aufführungen im SÄNGERSAAL auf der
WARTBURG.
Ausverkauft? Immer!!!
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Hallo liebe Opernfreunde, ich glaube, Sie beide gehen davon aus,
dass es mich überhaupt nicht mehr gibt. Das entspricht aber
nicht den Tatsachen. Hatte ja auch noch nicht meinen "Senf" zum
Otello abgegeben. Musikalisch hatte es mir gut gefallen, mit der
Neudeutung des Librettos bin ich natürlich überhaupt nicht
einverstanden. Vor allen erinnerte ich mich an ältere
Inszenierungen dieser wunderschönen Oper und wusste überhaupt
nicht, dass Otello 2 Akte im Bademantel herumlaufen musste. Und
dass Otello und Desdemona 2 Kinder haben, war mir auch neu. So
weit sind wir schon gekommen. Weder der Gesang noch der
Dirigent, nur der Regisseur sind wichtig.
Und dann gab es ja noch die nächste Krönung in Berlin in der
DOB. Der Schiesser-Feinripp-Ring. Inzwischen nun alle 4 Teile
gesehen und abgehakt.
Vor allen Dingen mussten sich die Darsteller oft bis auf die
Unterwäsche ausziehen, nicht immer eine Erbauung, vor allen
Dingen nicht bei dem überaus korpulenten Siegfried, der sich
auch seines Kostüms entledigte und in Schiesser-Feinripp
dastand.
Das Fett hatte überhaupt keinen Platz, quoll überall heraus, ich
konnte gar nicht hinschauen.
Wie gut, dass man die Coronamaske auch über die Augen ziehen
konnte. Die Meinung der Zuhörer war zwiespältig, es gab auch
einige, die das alles ganz toll fanden, aber die meisten waren
meiner Meinung.
Schlimm fand ich auch die Idee im letzten Bild des Siegfrieds.
Er erweckt Brünnhilde, weiß nicht so recht, was man in dieser
Situation so anstellen muss, kann und soll. Wie gut, dass er
Hilfe bekam. Viele Paare, alle natürlich wieder in Schiesser
Feinripp und BHs tanzten und agierten im Kreis um das Paar und
zeigten, was zu tun sei. Männliche Paare, weibliche Paare und
gemischte Paare, die gab es doch auch noch. Für mich ist dieser
Ring jedenfalls abgehakt.
Hier in Hannover gibt es ja auch diese unleidliche Diskussion
über das subventionierte Theater heute oder gestern: Überall wo
die Politik agiert, tauchen diese Produzenten auf und haben es
geschafft, dass in Hannover mittlerweile jährlich 70 Millionen
Euro in Theater und Opernhaus gesteckt werden.
Dafür wird dann das Publikum mit völlig verhunzten
Inszenierungen vorgeführt. Der Leser meint, diese Subventionen
sofort zu beenden. Dann muss das Publikum den realen Preis für
die Theaterkarte bezahlen. Er ist sicher, dass dann die absurden
Inszenierungen sofort abgesetzt werden. (Habe den Artikel
aufgehoben). So, das musste ich mir mal von der Seele reden.
RR
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Liebe Mitglieder,
endlich
beginnt landauf, landab wieder die Kulturszene! Wollen wir mal
hoffen, dass der Zugang zu den Theatern offenbleibt und nicht
mit zu vielen Hindernissen versehen wird. Aufgrund der aktuellen
Coronazahlen im Erzgebirge gab z.B. heute das
Eduard-von-Winterstein-Theater bekannt, dass man nur noch
Geimpften und Getesteten den Zutritt gewähren werde.
Am 17.
September war der 300. Geburtstag des fast vergessenen Johann
Adolph Schlegel, dem Vater der Romantiker-Schlegel. Vergessen
ist auch sein „Buch ohne Titel", das er 1748 gemeinsam mit
seinem Bruder Elias herausgegeben hatte. Doch wenn Sie heute im
Internet diesen Buchtitel eingeben, dann finden Sie entweder ein
gleichnamiges Werk von Lina Loos (1947 geschrieben) oder von
Raymond Smullyan (1984 veröffentlicht).
Wenn man
in die Staatsoper Hannover ging, weil man sich auf „Cosi fan
tutte" von Mozart (Uraufführung 1790) freute, dann bekam man
allerdings Murks von Martin C. Berger geboten. Der Regisseur
griff massiv in die Partitur ein und veränderte den Text, damit
sein Regiekonzept aufging. Außer ihm war nämlich niemandem
bisher aufgefallen, dass Dorabella und Ferrando Eltern eines
Kindes sind. Dieses schaut während des ganzen Abends auch dem
Treiben seiner Eltern und der anderen Erwachsenen ratlos zu. Die
Reihenfolge der Musiknummern wurde auf den Kopf gestellt oder,
wie eine Zeitung schrieb, kein Stein bleibt auf dem anderen. „Una
bella serenata" wird zu einem Sextett aufgeblasen. Natürlich hat
es zu allen Zeiten moderate Eingriffe in Partituren,
insbesondere Striche, gegeben aber nicht eine solche komplette
Verhunzung. Wenn eine Intendanz so wenig Respekt vor dem Werk
eines Komponisten zeigt, ohne dies beim Verkauf der Tickets
deutlich zu machen, dann kann man nicht guten Gewissens einen
Besuch der Staatsoper Hannover empfehlen!
Einen
besseren Weg ging man in diesem Jahr in Bayreuth, wo zur
Mittagszeit die Uraufführung von „Das Rheingold – immer noch
Loge" von Gordon Kampe gezeigt wurde. Mit der Platzierung des
Publikums vis-a-vis zur Sonne nahm man Verbindung zur Antike auf
und schürte quasi große Hoffnungen. Das einstündige Werk für
sieben Musiker und drei Sänger knüpft an die GÖTTERDÄMMERUNG an
und fragt sich, wie es danach wohl weitergegangen sein könnte.
Vermutlich sitzt man dann zu Gericht über den Brandstifter Loge.
Kampe verwendet musikalische und textliche Anleihen bei Wagner,
entwickelt daraus aber einen eigenen Stil. Man mag das mögen
oder nicht, aber jedenfalls ist dies der richtige Weg: Nicht das
Alte verhunzen, sondern etwas Neues schaffen!
Es wurde auch Zeit, dass der bekannte Spruch von Richard Wagner
auch in Bayreuth richtig verstanden und umgesetzt wurde, auch
wenn es zum Ende nur freundlichen Applaus für die Musiker und
den Komponisten, der selbst am Pult stand, gab.
Da feierte
auch die russische Star-Sopranistin Anna Netrebko ihren 50.
Geburtstag. Joachim Kaiser, der große Musikkenner, antwortete
auf die Frage, ob sie nur gut aussehe oder auch gut singen
könne, sibyllinisch: „Die Dauer des Ruhms in der Kunst ist auch
ein Argument: Wer sich über die Jahre halten kann, an dem muss
etwas dran sein" (vgl. YouTube, Kaiser's Klassik Kunde, Folge
2). Wir gratulieren herzlich!
●
Mozart, Verdi
und viele andere Komponisten und Musiker hatten Probleme mit
Sittenpolizei und Zensur. Aber man durfte musizieren! Heute
wird, jedenfalls in Dresden, Theater für subversiv und
gefährlich gehalten, sodass wieder mal die Kultur auf Lockdown
gesetzt wurde. Wohl gemerkt nur die Kultur, der Profisport
natürlich nicht ... Und offenbar liegt der sächsischen Regierung
auch eine bisher nicht veröffentlichte Studie vor, wonach das
Mittagessen in einem Restaurant weniger gefährlich ist als das
Abendessen, sodass deshalb alle Restaurants in Sachsen bereits
um 20:00 Uhr schließen müssen. Vor mehr als 2000 Jahren fragte
Horaz die Politiker: „Warum aus falscher Scham lieber irren als
lernen?" Eine Antwort können die Gewählten offenbar noch immer
nicht geben...
In München
wird es wohl bald keine Richard-Wagner-Straße mehr geben.
Jedenfalls wenn es nach dem Willen einer Kommission geht, die
sich aus Gründen der political correctness mit belasteten
Straßennamen beschäftigen soll. Bisher befindet sie sich direkt
hinter dem Lenbachhaus. Aus dem Kreise dieser Kommission kam nun
eine Aufforderung an die Bayerische Staatsoper, die Werke von
Richard Wagner und Richard Strauss wegen der Verstrickung dieser
Komponisten in der Nazizeit nicht mehr auf den Spielplan zu
setzen. Im Eifer wurde offenbar übersehen, dass Wagner bereits
1883 in Venedig gestorben war, also zu einer Zeit, als die
meisten Nazis noch nicht einmal geboren waren.
Noch einmal München: Am 18.11. verstarb die griechische
Mezzosopranistin Daphne Evangelatos. Im Nachruf schrieb der
Bayerische Rundfunk, dass sie als eine der besten Sängerinnen in
München galt. Bis 1995 blieb sie der Bayerischen Staatsoper treu
und wurde 1993 zur Professorin an der dortigen Musikhochschule
ernannt. Sie erlag in ihrer Wahlheimat München einem
Krebsleiden.
Herzliche Grüße – RV aus C.
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Hochverehrte, liebe Frau Gilles,
mit der Nummer 39 erreicht mich wieder einmal eine Ausgabe mit
– über 100 Seiten breit gefächerten, interessanten
Informationen,
- wobei meiner Lieblingsoper ’Lohengrin’ mit der anylyse der
Textdichtung mit den einzelnen Versmaßen zum zweiten Mal ein
wissenschaftlicher Tiefgang verliehen wird.
Ihnen ein großes Dankeschön für Ihre tolle Ausarbeitung. Jede®,
der diese kostenfreie Zusendung Ihrer Mitteilung erhält, ist ein
privigelierter Kunstsinniger.
Liest man dann auch noch den Epilog mit Ihren so treffenden
Gedanken im Hinblick auf ‚’Die Lust an der Selbstzerstörung’,
dann zollt man Ihnen großen Respekt. Mit schlichten, klaren
Worten und Hinweisen, die für unsere Altvorderen eine
Selbstverständlichkeit darstellten, werden wir zu einem
intensiven Nachdenken angehalten.
Und dabei erinnere ich mich an Paul Linckes Operette ‚’Frau
Luna’. In welcher Prinz Sternschnuppe am Schluss singt:
„Ist die Welt auch noch so schön,
einmal muss
sie untergehn!“
Mit besten Grüße
Dr. UW aus
Insernhagen
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
An:
kommunikation@staastheater-hannover.de
Sehr geehrte Damen und Herren, da ich nicht genau weiß, wer für
meine mail zuständig ist, bitte ich Sie herzlich diese an die
zuständige Stelle weiterzuleiten.
Nach den vielen misslungenen Versuchen der Verantwortlichen im
Niedersächsischen Staatstheater, eine klassische Oper nicht nach
dem Libretto zu inszenieren, sondern meistens eine "neue Oper"
zu schreiben, ist mein Wunsch, das Opernhaus in Hannover zu
besuchen merklich zurückgegangen.
Ich glaube, das geht vielen anderen auch so. Umso mehr freute
ich mich auf die Wiederaufnahme der Oper Hänsel und Gretel, eine
seit über 50 Jahren mit sehr großem Erfolg gezeigten
Inszenierung und von mir seitdem auch jedes Jahr regelmäßig
besucht, eine Tradition in der Vorweihnachtszeit.
Umso mehr enttäuscht war ich, dass die Oper Hänsel und
Gretel-Länge rund 2 Stunden - auf 1 Stunde 10 Minuten gekürzt
worden ist. Ganze 50 Minuten Humperdink wurden mir vorenthalten.
Dies hätte dem Publikum beim Kauf der Karten aber gesagt werden
müssen.
Ich bin sicher, dass Sie mir jetzt mit Corona bedingten
Besonderheiten antworten werden. Aber irgendwie fehlten wichtige
Passagen, was mich sehr störte. Von 14 Engeln singen Hänsel und
Gretel, ich konnte nur 7 zählen, die auch schon beim Abendsegen
vom Himmel kamen.
Warum????????????????????
Überall gibt es Coronatests, dass müsste doch im Opernhaus auch
möglich sein. Die wunderschöne Musik wurde zusammengestrichen,
genau wie in der Hexenhausszene der Kinderchor. Sie sollten
einfach davon ausgehen, dass es auch Opernbesucher gibt, die die
Musik genau kennen und sehr verärgert waren.
Ich bin ein regelmäßiger Opernbesucher, auch in Berlin und
Hamburg, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Was macht die
DOB in Berlin da besser, der Ring war voll besetzt, alle hatten
vorher Impfpapiere vorgezeigt. Und sicher waren auch alle
Mitwirkenden getestet. Warum geht das nicht hier in Hannover?
Auch die Überlegung, die anwesenden Kinder könnten sich
vielleicht nicht so lange konzentrieren, akzeptiere ich nicht.
Auch ich war vor Jahren mit meinen damals sehr jungen
Enkelkindern in der Vorstellung, die Länge wurde sehr gut
durchgehalten und auch bei der am 3.12. besuchten Vorstellung
waren alle Kinder sehr konzentriert und ruhig.
Ich würde mich sehr freuen, auf meine insgesamt doch sehr
kritische Mail auch eine Antwort zu erhalten.
Mit freundlichen Grüßen - Kd.Nr. 15551
Zitatende |
Leserbrief
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‘Così‘ an der Nds. Staatsoper Hannover
Guten Morgen meine liebe Frau
Gilles,
wie immer liegen Sie mit Ihrer Kritik absolut richtig. Mit
Freunden haben wir am Sonntag, dem 31. Oktober 2021, die Oper "Cosi
fan(no) tutte" besucht und sind von einem Wechselbad der Gefühle
heimgesucht worden. Der musikalische Teil war hervorragend, was
der zwischenzeitliche und vor allem der abschließende
frenetische Beifall des Publikums bewiesen haben und damit die
Künstler verdientermaßen würdigten.
Im krassen Gegensatz dazu war die Inszenierung bis auf einzelne
Bühnenbilder grottenschlecht. Die über der Bühne eingeblendeten
Übersetzungen waren nicht nur verfehlt, sondern enthielten auch
noch überflüssige Kraftausdrücke. Das Einbeziehen von Kindern
und deren Bilder als Projektionen sowie die von nackten Personen
trübten erheblich den Kunstgenuss.
Man wird den Verdacht nicht los, dass Intendanten offensichtlich
unter dem Zwang stehen, etwas Modernes bieten zu müssen und
vermutlich glauben, damit vor allem jüngeres Publikum erreichen
zu können.
Wie gern unterstützen wir die arg gebeutelte Kunstwelt, nicht
aber mit derart verschlechterter Qualität und das noch mit
Subventionen durch Steuergelder.
Seien Sie für heute herzlich gegrüßt
Ihr KW Hannover |
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Zitat
Die Liste der Stellenangebote der Bayreuther Festspiele für die
diesjährige Saison ist lang. Gesucht wird technisches Personal,
außerdem Mitarbeiter/innen in den Bereichen Kostüm, Maske oder
Requisite. Im Festspielhaus arbeiten bedingt durch die temporäre
Nutzung nicht nur Festangestellte, sondern auch zahlreiche
Saisonkräfte, sogenannte Freelancer.
Der lange Lockdown im vergangenen
Jahr hat zu einer schwierigen Personalsituation geführt. Freie
Stellen vor allem im technischen Bereich sind kaum zu besetzen,
weil frühere Theatermitarbeiter in andere Branchen abgewandert
sind.
„Auch wir unterliegen dem allseits auftretenden
Fachkräftemangel“ sagt Festspielsprecher Hubertus Hermann. Wir
suchen stets gutes und qualifiziertes Personal und freuen uns
über jede Bewerbung.
In diesem Jahr führen die Bayreuther Festspiele endlich die
ursprünglich für 2020 geplante Opern-Tetralogie ‘Der Ring des
Nibelungen‘ auf.
Stets ist es ein Medienereignis, wenn dieses Mammutwerk in einer
Neuinszenierung aufgeführt wird. Schließlich ist es mit rund 16
Stunden Gesamtlänge einer der längsten Opernzyklen der Welt. Das
Werk ist aufgeteilt in die vier Opern ‘Das Rheingold‘, ‘Die
Walküre‘, ‘Siegfried‘ und ‘Götterdämmerung‘. Ein solch
anspruchsvolles Programm erfordert entsprechendes Personal.
Neben Personalnot erschweren Unwägbarkeiten bei der Planung die
Vorbereitungen. Auf der Homepage der Festspiele steht, dass man
davon ausgeht, 2022 alle Plätze im Festspielhaus zum Kauf
anbieten zu können. Lassen behördliche Auflagen zum
Infektionsschutz dieses zu?
Der Ticketverkauf hat noch
nicht begonnen, eine Veröffentlichung des diesjährigen
Spielplans ist für Februar geplant.
Die Arbeiten an der Neuinszenierung des ‘Ring‘ sind angelaufen.
„Die technischen Tätigkeiten wurden 2020 aufgenommen, in die
szenische Arbeit sind wir 2021 eingestiegen. Möglich wurde ein
solches Vorgehen aufgrund einer sehr engmaschigen Teststrategie“
erläutert Hubertus Hermann.
Trotz anwährenden Platzmangels
konnte eine optimale räumliche Probebühnensituation hergestellt
werden, damit verbunden auch die Lagerung des Bühnenbildes.
Die aktuelle hohe Inflationsrate wirke sich auf viele Bereiche
aus, besonders jedoch auf die Energiekosten so Hubertus Hermann.
Im Rahmen der Wirtschaftsplanung würden solche Steigerungen
jedoch berücksichtigt.
Zitatende
Quelle: Bayreuther Sonntagzeitung – Ausgabe 15./16. Januar 2022
– Seite 1 |
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Zitat
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Screenshot NDR 1 Niedersachsen
Sprecherin:
Bühnenaufbau am Theater für Niedersachsen in Hildesheim mit
vollständiger Personenzahl bedeutet entspannteres arbeiten und
inzwischen eine Seltenheit denn schon seit mehreren Monaten sind
allein in der Bühnentechnik und Beleuchtung 6 Stellen unbesetzt.
Bewerbungen gibt es, sogar Gespräche bis hin zu mündlichen
Zusagen. Das Problem: ab dann hören sie hier nichts mehr von den
potenziellen Kandidaten, die tauchen einfach ab.
Daniek Kornatowski, Technischer Direktor:
Passierte schon dass man Vertrag zugeschickt hat und es kam
wochenlang überhaupt keine Rückmeldungen, auch nach mehrmaliger
Anfrage über E-Mail oder Telefon ist da nichts gekommen.
Sprecherin:
Das sogenannte Ghosten im Job ist nicht neu, hat aber seit
einigen Jahren extreme Züge angenommen einer der Hauptgründe die
Unverbindlichkeit der sogenannten Generation ‘Z‘ also die der
jungen Menschen, die um die Jahrtausendwende geboren wurden. Das
ist das Ergebnis von Studien zum Thema Azubi-Anwerbung.
Felicia Ullrich, Betriebswirtschaftlerin:
Wir wissen, dass diese Generation, das ist die unloyalste, die
wir je hatten, weil sie umgekehrt aus Medien auch keine
Loyalität von Arbeitgebern erleben, wenn großer Konzern vor
Weihnachten Tausende von Leuten entlässt, obwohl man
Milliardenumsätze schiebt, dann sag das den Jugendlichen
natürlich auch, nach dem Motto:“ Wir sind euch gegenüber nicht
loyal, warum sollten wir das sein.
Sprecherin:
Im Theater leiden Sie unter dieser Einstellung und nur weil die,
die hier sind mehr arbeiten als sie müssten fiel noch keine
Vorstellung aus.
Zitatende
Quelle:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Theater-leidet-unter-Job-Ghosting,ndrinfo27132.html |
Dreimal ‘Nozze di Figaro‘
Zum Vergleich:
1. HMTMH
2. Theater Regensburg
3. NDS Staatsoper Hannover
Hier hätte ein
Foto der Produktion ‘Figaros Hochzeit‘ an der Hochschule für
Musik, Theater und Medien Hannover gezeigt werden sollen, um
klar zumachen, mit wie wenig szenischer Ausstattung ein Stück
gespielt werden kann.
Leider war die HMTMH nicht in der Lage, der Bitte zu folgen,
entsprechendes Material zur Verfügung zu stellen.
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Zu 1. - HMTMH
Eine Produktion der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Die Bühneneinrichtung ist beschränkt auf fünf quadratische Tische; Größe
ca. 80 x 80 cm und zehn Stühle. Diese sind: Wohnungseinrichtung, Raum
der Gräfin, Zimmer am Hofe, Garten.
Das Spiel ergibt sich aus den Vorgaben der Autoren unter reger Nutzung
der paar Requisiten.
Dass große Oper auch mit spartanischer Ausstattung möglich ist, zeigt
die HMTMH:
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Zitat
Reduzierung auf das Wesentliche
Studierende spielen ‘Le Nozze di Figaro‘
von Michael Meyer Frerichs
Eigentlich war die Premiere für das Wintersemester 20/21
geplant. Im Herbst begannen die Probenarbeiten an der
Musikhochschule Hannover für Mozarts ‘Le Nozze di Figaro‘, die
aber wegen der Pandemielage unterbrochen werden mussten.
Erst im Herbst 2021 war eine Wiederaufnahme der Proben möglich.
Dadurch mussten 6 Rollen umbesetzt werden, weil die Sängerinnen
und Sänger zwischenzeitlich ihr Studium beendet hatten.
Leider blieb auch die Premiere am Sonnabend nicht von Corona
verschont. Nachdem es am Tag der Generalprobe einige positive
Tests im Chor gegeben hatte, wurde dieser für die Premiere
gestrichen.
Trotz der schwierigen Umstände wurde es ein beglückender Abend.
Die Qualität bewegte sich durchgehend auf höchstem Niveau.
Sicher arbeitet man auf einer kleineren Bühne wie der des
Richard-Jakoby-Saals mit eingeschränkten Mitteln was aber hier
zu einer sehr erquicklichen Reduzierung auf das Wesentliche
führte.
Mit wenigen Requisiten schaffte es Regisseurin Mascha Pörzgen
die recht unterschiedliche Handlung verständlich zu gestalten.
Die Solisten waren sowohl sängerisch als auch darstellerisch
sehr überzeugend.
[…]
Martin Brauß und das Studierendenorchester boten den Sängerinnen
und Sängern dabei beste Unterstützung. Phrasierungen waren fein
ausgearbeitet, kleine Tempomodifikationen und Ritardandi
funktioniert hervorragend und entwickeln sich immer organisch
aus der Musik.
Und was bei Mozart besonders wichtig ist: Die Musik klang immer
leicht und natürlich, obwohl sie an vielen Stellen unglaublich
schwer zu spielen ist.
Zitatende
Quelle: Hannoversche Allgemeine – 31. Januar 2022 – Seite 19 |
Zu 2. - Theater
Regensburg
Drehbühne, auf ihr ein Kubus, dessen Öffnungen mit Gardinen geschlossen
werden können.
Screenshot Theater
Regensburg
Zitat
„Dass in Regensburg sämtliche Partien
aus dem Ensemble besetzt werden können, ist außergewöhnlich. Sowohl die
Homogenität als auch das hohe Niveau überraschen und begeistern an
diesem kurzweiligen Mozart-Premierenabend voller Eleganz.“
Allegro/BR, 20.9.2021
Zitatende
Quelle: Bayerischer Rundfunk – Sendung ‘Allegro‘ – 20.09.21
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Zitat
MITTELBAYERISCHE
Regensburg
Stadt | Kultur | 20.09.2021 Seite 8
Die
feministische Mozart-Oper
Die neue
Theatersaison eröffnet mit der „Hochzeit des Figaro“ – modern,
mitreißend und mit voller Orchesterbesetzung.
von Daniel Pfeifer
Es war ein
seltsames Gefühl, als der Applaus aus vollen Rängen durch den
Theatersaal schallte - so laut, dass sich die Schauspieler auf
der Bühne ein glückliches Dauergrinsen nicht verkneifen konnten.
Nicht seltsam, weil sie es nicht verdient hätten für ihre
grandiose Vorstellung von Mozarts „Hochzeit des Figaro“.
Sondern, weil es gefühlt Jahre her ist, dass wieder das
komplette Ensemble und das komplette Orchester vor vollem
(maskierten) Publikum spielen durften.
Mit der „Nozze
di Figaro“ eröffnete das Theater Regensburg am Samstagabend die
neue Spielsaison. Die Oper, zu Mozarts Zeiten mäßig erfolgreich,
ist heute eines seiner beliebtesten Werke. Ihre Themen sind
teils tiefschürfend, teils ziemlich versaut und teils
progressiv: Wenn das Militär veräppelt und veraltete Traditionen
hinterfragt werden, die Männer als eifersüchtige Gockel dastehen
und die Frauen die eigentliche Hauptrolle spielen - auf diesen
feministischen Aspekt legte Dramaturgin Julia Anslik in der
Inszenierung durchaus Wert. Die sympathischsten Charaktere - die
viel umworbene Susanna, die sehnsüchtige Gräfin (großartig
gespielt von Theodora Varga), aber auch der dauerverliebte Page
Cherubino, werden von Frauen gespielt. Im Kontrast dazu stehen
die Verschwörer Bartolo, Basilio und Don Curzio, der liebende,
aber sehr eifersüchtige Figaro und der notgeile Graf.
Karimov in
der Rolle des Grafen
Letzterer,
dargestellt im knallroten offenen Aufreißer-Hemd, war mit dem
Schauspieler Seymur Karimov genial besetzt. Der gebürtige
Aserbaidschaner hatte schon an verschiedenen Theatern den Figaro
gespielt. Nun wechselte er in die Rolle des Grafen, der seine
Frau nicht mehr liebt und deshalb der jungen Susanna, der
Verlobten des Figaro, nachgeiert.
Zum Schluss
erhält dann natürlich selbst der Graf, der Antagonist der Oper,
sein Happy End mit allen anderen. Vier Paare finden im Finale
zusammen: Die jüngsten, Cherubino und Barbarina, verlieben sich
ganz frisch. Die Liebenden Figaro und Susanna heiraten. Das alte
Paar Marcellina und Bartolo findet wieder zu sich, nachdem es
herausfindet, dass Figaro der lange verschollene Sohn ist. Und
schließlich entfacht sich auch die totgeglaubte Liebe zwischen
Graf und Gräfin wieder, eingerahmt in eines von Mozarts wohl
schönsten Liebesliedern „Contessa Perdono“. Oder, wie die Szene
im oscarprämiert verfilmten Stück „Amadeus“ beschrieben wird:
„Wie kann man einen Augenblick wirklicher erfassen? Und wie
überhaupt, wenn nicht durch vollkommene Künstlichkeit? Der
opernhafte Schein war wie für Mozart geschaffen. Die Versöhnung
am Ende verschwamm mir vor den Augen.“
Die
Emotionen, die die „Hochzeit des Figaro“ weckt, haben seit
seiner Entstehung kaum an Kraft eingebüßt. Dass sie auch in der
Inszenierung von Regisseurin Arila Siegert noch so modern und
mächtig sind, lag auch daran, weil diese nie zu verkopft oder zu
vollgepackt war. Weder das Spiel der Darsteller, noch die simple
Bühne, noch die pragmatischen Kostüme, standen je der
großartigen Musik Mozarts im Weg oder übertönten sie.
Inszenierung für alle
„Wir hätten
sagen können: Wir lassen den Figaro auf dem Mond spielen oder in
einer Tankstelle. Aber das mache ich nicht,“ kommentiert
Regisseurin Siegert. Die Inszenierung können Opernliebhaber, wie
auch Neulinge genießen, denn sie ist weder abgehoben, noch zu
verkünstelt. Sie versucht nicht, alle Räder neu zu erfinden.
Denn das ist auch mit diesem genialen Werk Mozarts absolut nicht
notwendig.
In Szene
gesetzt wurde all das durch das grandiose Bühnenbild: Ein
zurückhaltendes, realistisches weißes Haus, das im Laufe des
Stücks zur Bauruine wird.
Die Kostüme
waren gezielt zeitlos, irgendwo aus den Jahrhunderten zwischen
1780 und Heute.
Zudem
profitierte die Premiere vom großartigen Opernchor - von dem
jeweils ein Drittel mit Masken auf der Bühne stand - der
mitreißenden musikalischen Qualität des Orchesters unter
Chin-Chao Lin, das abgesehen von einem zweiten Trompeter in
Originalbesetzung war, und den Neuzugängen am Theaterensemble:
unter ihnen Anna Pisareva als Susanna und Frederic Mörth als
Figaro.
Zitatende
Quelle: Mittelbayerische Zeitung – Ausgabe 20.092021 – Seite 8 |
Zu 3 - Nds Staatsoper Hannover
Screenshot: Nds. Staatsoper Hannover GmbH
Übertriebene Opulenz
Wie schon bei der Produktion ‘Die Jüdin‘ - durch dieselbe Regisseurin –
hier wieder eine US-Amerianische Broadway Show.
Seitlich
fahrbare Bühnennaufbauten.
Das Spiel der Figuren in den Originalrollen wird durch zusätzliches
Personal aufgemotzt.
Kostüme wurden für diese Produktion angefertigt:
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Zitat:
„Wir
werden von der Substanz leben“
In in
Lydia Steiers Inszenierung der Oper ‘Die Hochzeit des Figaro‘,
die gerade Premiere hatte, stehen die etwa 50 Mitwirkenden in
Barockkostümen auf der Bühne. Ihre Schuhe mussten in den
hauseigenen Schuhmacherwerkstätten hergestellt werden.
Zitatende
Quelle: Hannoversche Allgemene Zeitung – 29.1.22. – Seite 25 |
Anlässlich der Premiere hatte die Hannoversche Allgemeine am 22. Januar
2022 am Ende des Artikels auf Seite 25 geschrieben:
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Zitat
‘Der Report der Magd‘
Drei Akte lang funktionierte
der immer wieder überraschende Blick in die Abgründe der Komödie
gut.
Dann aber fällt die Konstruktion in sich zusammen:
Die verschiedenen Erzähllinien die Steir geknüpft hat, verbinden
sich in dem im vierten Akt nicht mehr recht mit der Handlung der
Oper. Das Verwirrspiel im nächtlichen Garten, bei dem jede jeden
täuscht, ist so kaum noch zu verstehen. Wer tut hier was warum?
Die zunächst so wilde mutige und prachtvolle Inszenierung
scheint ausgerechnet im Finale alle Kraft zu klaren Antworten
verloren zu haben.
Der Applaus am Ende ist bei der Mehrheit im Publikum lang und
begeistert, während andere auffallend schnell den Saal
verlassen.
Fast wäre es eine große Produktion gewesen.
Zitatende
Quelle: Hannoversche allgemeine Zeitung – 22. Januar 2022 –
Seite 25 |
Spitzentheater wie es laut Verwaltungsdirektor Braasch
gefordert werde, hängt aber nicht von der Opulenz der Inszenierungen ab,
vor allem dann nicht, wenn diese mit dem Stück nichts zu tun haben, wie
beim ‘Holländer‘, bei der ‘Tosca‘ und eben auch nicht bei der erwähnten
‘Jüdin‘.
Das es anders geht, zeigen die oben angeführten Beispiele HMTMH und
Theater Regensburg.
Jetzt anstehende Tariferhöhungen müssen nicht vom Land aufgefangen
werden, wenn denn die Nds. Staatstheater Hannover GmbH den Spielplan am
Publikum vorbei gestalten.
Dieser weist für die Oper für den Februar 2022 lediglich drei klassische
Opern auf, als da sind ‘Turn of the Screw‘ (4x), ‘Die Hochzeit des
Figaro‘ (5x), ‘Otello‘ (1x), ‘Rigoletto‘ (1x) – also insgesamt 11
Vorstellungen im Großen Haus.
Alle anderen Tage werden mit ‘Füllmaterial‘ belegt, wenn das Haus nicht
leer steht und nicht für Vorstellungen vor Publikum genutz wird.
Schlussbemerkung
Warum?
Wenn eine Gaunerei, ein
Unrecht, ein Verbrechen geschieht, fragt man seit alter Zeit:
“Cui bono?“
“Wem ist es gut?“ ‚
“Wem nützt es?“
Kriege werden geführt aus Machtgier,
Betrug geschieht aus Geldgier,
Mord geschieht aus Hass,
Vergewaltigungen werden verübt aus Sexgier.
Rund um die Welt haben Kommunen gegen
Verbrechen Gesetze entwickelt, um ihre Mitmenschen zu schützen.
Über die Einhaltung der Gesetze wachen Häuptlinge, Matriarchinnen,
Gerichte und Exekutivorgane.
Pervertiert wird das Rechtssystem durch Diktatoren, die durch
verbrecherische List und Gewalt die Macht an sich gerissen haben. Ein
dichtes Netz von Profiteuren sichert sie ab, die Reichtümer und die
perfekte Organisation zwingt die Rechtsstaaten mit ihnen zu kooperieren.
In einem erfolgreichen Unternehmen arbeiten Firmenleitung,
kaufmännischer Bereich und alle übrigen Abteilungen zum Wohle aller und
der Firma zusammen, erwirtschaften Gewinne und die Arbeitsplätze sind
sicher.
Vor langer Zeit gab es zum Beispiel unter der Leitung von Max Reinhardt
sogar Theater, die wegen ihrer wunderbaren Vorstellungen so viel
Publikum anlockten, dass alle Beteiligten gut davon leben konnten.
Kunstsinnige Städte ließen es sich zur Ehre gereichen, ein eigenes
Opernhaus zu haben und so entstand die von aller Welt bewunderte
deutsche Theaterlandschaft.
Gerade nach dem entsetzlichen Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs war
der Hunger des Publikums nach dem Zauber der Oper so stark, dass in
Behelfsräumen gespielt wurde.
Hannover spielte im Schloss Herrenhausen und ich erhielt meine ersten
Operneindrücke in der Aula der Universität Köln.
Unvergessen ist mir der Eindruck eines unverschämt attraktiven
Heldenbariton, den Walter Gondolf als Mephisto in strahlendes Weiß
kleidete.
Später traf ich ‘Gondi‘ in Hannover wieder und die Zusammenarbeit war
eine reine Freude, denn in der Kostümabteilung wurden wir umsorgt und
waren schön, schöner, die Allerschönsten.
Wem nützt es, dass es in heutigen Inszenierungen nur schmuddelige
Klamotten gibt?
Wem nützt es, wenn die Handlung des Werkes ins Gegenteil verdreht wird?
Sind da nur noch kranke Hirne am Werk, die das “Wahre, Gute, Schöne“
nicht ertragen können?
Es gäbe einen Aufschrei wenn Bagger und Planierraupen alle Blumenbeete
in städtischen Parkanlagen vernichten würden, wenn alle Blumengeschäfte
zerstört würden.
Aber dieser weltweit festgefügte Kreis von Intendanten, Regisseuren,
Dramaturgen der gleichen Lebensart darf ungestört seine Vernichtungen
durchführen und wird mit Millionen des Steuerzahlers finanziert.
Ohne einer Verschwörungstheorie das Wort zu reden, ist die Frage “Cui
bono“ damit wohl beantwortet.
Nicht aber die Frage „warum?“
ML Gilles
Impressum
…. erscheint als nichtkommerzielles Rundschreiben zu
-
ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg
kulturjournal – Büro 93047 Regensburg – Wahlenstraße 17 –
info@kulturjournal-regensburg.de
Verteilung:
Direktversand an ausgewählte Leserschaft u.a.
Mitglieder der
Bürgerinitiative-Opernintendanz -
http://bi-opernintendanz.de/
Niedersächsischer Landesrechnungshof,
Niedersächsische Landesregierung,
Aufsichtsrat der Nds. Staatstheater Hannover GmbH,
Politische Parteien im Nds. Landtag,
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Bund der Steuerzahler,
Öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten,
Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen
RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
RA Markus von Hohenhau, Fachanwalt für IT-Recht, Regensburg
RA Prof. Dr. Ernst Fricke, Fachanwalt für Bühnenrecht, München/Landshut
Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte
auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach
Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.
Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen vom
Regionalfernsehen Regensburg, telezeitung-online.de und aus dem Internet
u.a. den Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der
Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich
gemacht.
Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen. Beiträge aus der Rubrik
‘Musiktheater‘ wurden als Zitate aus dem Hermes Handlexikon übernommen.
Leserbriefe stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar.
Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf
Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle
Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und
beinhaltet keine Wertung.
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