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Nr.
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Zitat
"Die Stadt
wird niemals klein beigeben"
„Wir müssen auf Bildung setzen und den jungen Menschen
Begrifflichkeiten und Haltung vermitteln.
Wir müssen den Focus darauf richten, jungen Menschen zu
vermitteln, worin die Stärke des Grundgesetzes liegt, worin die
Stärke der Meinungsfreiheit, die Stärke der Demokratie.
Wenn das alles fehlt, hat das alles keine Bedeutung mehr, denn
dann sind wir nicht mehr
frei.“
Zitatende
Quelle:
‘Rapper Quax‘ anlässlich der Demo vor dem Nds.
Landtag in
HAZ 18.11.2024 - Seite 9 |
Im Rückblick:
Kommentare, Berichte, Presseschau
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Countertenöre:
Messerscharfe Spitzentöne
21. November 2024, 11:39 Uhr -
von
Helmut Mauró
Lange glänzten Kastraten auf
Europas Bühnen - heute hat man bei Werken aus
der Zeit ein Besetzungsproblem. Eine
Neueinspielung von Hasses Oratorium „Serpentes
ignei in deserto“ setzt wie inzwischen gewohnt
auf Countertenöre. Ist das wirklich die Lösung?
Vom ersten kastrierten Knaben war
es ein langer, man möchte sagen: ein
schmerzvoller Weg zu den heutigen Countertenören.
Denn mit dem Stimmklang eines Kastraten hat der
Gesang eines modernen Diskantisten nicht mehr
viel zu tun, und oft genug bereitet er dem Hörer
mehr Schmerz als Freude. Warum gibt es dieses
Stimmfach überhaupt heute noch?
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/serpentes-ignei-in-deserto-countertenor-johann-adolf-hasse-kastraten-lux.VjHP1vey2U3ELKBe51cP59 |
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Britisches Opernleben:
English National Opera zieht um
Von Gina Thomas - 22.11.2024,
15:39
Nach den Nötigungen des
britischen Kulturrates bereitet die English
National Opera ihren Umzug von London nach
Manchester vor. Die Zukunftspläne setzen auf
Jugend, Experiment, Teilhabe und Vielfalt. Nur
herkömmliche Oper ist kaum noch zu finden.
Nach einem „leicht verheerenden
ersten Date“, so Andy Burnham, Bürgermeister der
nordenglischen Stadtregion, haben sich die
English National Opera (ENO) und der Großraum
Manchester zusammengetan, um der Forderung nach
Vielfalt, Gleichheit, Innovation und Relevanz im
Opernwesen zu entsprechen.
Der Kulturrat hatte die Not leidende Oper vor
zwei Jahren vor die Alternative gestellt, ihren
Londoner Sitz aufzugeben oder seine gesamte
Subvention zu verlieren. Der Blick fiel rasch
auf Manchester, obwohl die in Leeds ansässige
Opera North die Stadt bislang mit Gastbesuchen
bedient hat.
Zitatende
Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/english-national-opera-zieht-nach-manchester-110128654.html |
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Sparpläne in Berlin:
Schaubühne vor dem Aus?
Ein Kommentar von
Simon Strauß - 21.11.2024, 12:19
Der legendären Berliner Schaubühne droht
nach eigenen Angaben die Insolvenz, wenn die Berliner
Sparpläne wie angekündigt beschlossen würden. Stimmt
das?
Ist das Alarmismus oder echter Alarm? Am späten
Dienstagabend sendet die Berliner Schaubühne eine
erschütternde Meldung in die Welt: Die publik gewordenen
Sparpläne des
Berliner Senats (F.A.Z. vom 20. November) könnten Ende
nächsten Jahres zu einer Insolvenz des berühmten
Theaters führen.
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Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/sparplaene-berlin-schaubuehne-vor-dem-aus-110124975.html
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Theater: Die Interdisziplinäre
15. November 2024, 14:41 Uhr
Die Architektin, Kuratorin und Dramaturgin Çağla Ilk
soll ab 2026 das Berliner Gorki-Theater leiten.
Von Peter Laudenbach
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Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/cagla-ilk-gorki-theater-lux.WXbgTscCQrcXDF2sS7Jsht
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Interview zum ÖRR:
Steigt Rundfunkbeitrag doch?
Hamburger Mediensenator Carsten Brosda
(SPD): Einigung zu Rundfunkbeitrag nötig
Von Helmut Hartung
19.11.2024, 11:20
Die Länderchefs sind sich über die Reform der
Öffentlich-Rechtlichen einig, nicht aber über den
Rundfunkbeitrag. Was nun? Fragen an den Hamburger
Mediensenator Carsten Brosda (SPD).
Von Helmut Hartung
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Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/hamburger-mediensenator-carsten-brosda-spd-einigung-zu-rundfunkbeitrag-noetig-110118417.html
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Oper Stuttgart:
Es bröckelt und bröselt
19. November 2024, 16:08 Uhr
Weil das Ausweichquartier für die Oper erst später als
gedacht fertig wird (hier der Entwurf von a+r
Architekten / NL Architects), startet auch die Sanierung
des in die Jahre gekommenen Hauptgebäudes später. Das
kostet viel Geld.
(Foto: Rendering: Arbeitsgemeinschaft a+r Architekten
GmbH, Stuttgart,
NL Architects, Amsterdam, Niederlande)
Von
Roland Muschel, Stuttgart
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/oper-stuttgart-sanierung-baukosten-lux.7Xxud1aufrnPb9DDR38JGW?reduced=true
Zitat
Teurer, später, nerviger
19. November 2024, 15:28 Uhr
Elfmal so teuer wie geplant, zehn Jahre
später fertig als berechnet: Heute ist die
Elbphilharmonie trotzdem ein geliebtes Wahrzeichen in
Hamburg. Aber gilt das auch für alle anderen Städte, in
denen die Sanierungen von Kulturbauten Stress auslösen?
Überall werden Theater und Opern saniert – und ein
Baukosten-Skandal folgt dem nächsten. Was bedeutet das
für die Liebe des Publikums zur Kunst? Nichts Gutes.
Michael Stallknecht
(Foto: Georg Wendt/dpa)
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Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/sanierung-baukosten-theater-oper-lux.7iqoqmmyt4uumfdGLcPqiq?reduced=true
"Eugen Onegin" in Nürnberg
Puschkin wird an Russland irre
17.11.2024 von Peter Junglut
Die "lyrischen Szenen" von Peter
Tschaikowsky erweisen sich am Staatstheater Nürnberg in
der Regie von Armin Petras als ungemein
anspielungsreiche, aber auch sehr kühle
Versuchsanordnung über die russische Kulturgeschichte.
Das verwirrte mehr als es berührte, auch wegen des
betont beiläufigen Dirigats fern jeder Melancholie.
Zitatende
Quelle:
https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/tschaikowsky-eugen-onegin-puschkin-wird-an-russland-irre-100.html
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Rundfunkfreiheit verletzt?
RBB legt gegen neuen Staatsvertrag
Verfassungsbeschwerde ein
RBB klagt in Karlsruhe gegen neuen
Staatsvertrag
17.11.2024, 14:57
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg meint,
der neue Staatsvertrag des Senders verstoße gegen die
Rundfunkfreiheit und das Grundgesetz. Deshalb reiche man
Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe ein.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat
eine Verfassungsbeschwerde gegen den Staatsvertrag der
Länder Brandenburg und Berlin angekündigt. Die
Beschwerde gegen den seit Dezember 2023 gültigen Vertrag
werde in der kommenden Woche eingereicht, sagte ein
Sprecher.
Zitatende
Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/rbb-legt-gegen-neuen-staatsvertrag-verfassungsbeschwerde-ein-110117045.html
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Im Februar 2024 berufen:
Geschäftsführer Ripberger verlässt Staatstheater Kassel
Die Freistellung des Geschäftsführers des
Staatstheaters Kassel hatte Wellen geschlagen. Jetzt
verständigen sich Dieter Ripberger und das Kunst- und
Kulturministerium auf ein Ende der Zusammenarbeit.
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Quelle:
https://www.fr.de/hessen/geschaeftsfuehrer-verlaesst-staatstheater-kassel-zr-93404737.html |
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Baden-Württemberg: Oper 21
10. November 2024, 10:11 Uhr - Von
Roland Muschel, Stuttgart
Das Opernhaus wurde 1912 im Auftrag des letzten Königs
von Württemberg errichtet.
Spätere Fertigstellung, höhere Kosten?
Für viele Stuttgarter klingt das vertraut.
Aber es geht gar nicht um ihren Bahnho.
Über einen Mangel an Schlagzeilen kann sich die
Stuttgarter
Oper in diesen Tagen nicht beschweren. Dass
Zuschauer bei
Aufführungen der provokant-blutigen Opernperformance
„Sancta“ über Übelkeit klagten und in drei Fällen
sogar ein Arzt dazugeholt wurde, beschäftigte nicht nur
deutsche Medien. Auch der Guardian
informierte seine Leserschaft über den
Gesundheitszustand des schwäbischen Publikums nach dem
Besuch der „Oper mit Live-Sex und Piercings“. Und nun
nimmt auch noch eine Debatte Fahrt auf, die eigentlich
als abgeschlossen galt: die Zukunft der
Opernspielstätte. Genauer: der Kosten- und Zeitplan für
Sanierung und Erweiterung des neoklassizistischen Baus
im Herzen Stuttgarts.
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/baden-wuerttemberg-oper-wuerttembergische-staatstheater-stuttgart-21-stuttgart-lux.GMus6RVS8yzdDsPwAG29bc |
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"Musik fällt aus.
Wer will noch Musik studieren?"
Im Rahmen seiner Mitgliederversammlung beschäftigte sich
der Landesmusikrat NRW am 24. August mit dem Rückgang
der Studierendenzahlen in den Musik Studienfächern.
Zum Rückgang der Studierendenzahlen in den
Musikstudienfächern" präsentierte Professor Dr. Anne
Niessen Ergebnisse der bundesweiten MULEM-EX-Studie zur
Lage des Bewerber_innenmangels im Lehramt Musik mit
Blick auf die NRW-Standorte, Prof. Dr. Hermann Wilske
umriss eine Studie des Landesmusikrates
Baden-Württemberg zur Situation des Faches Musik in der
Oberstufe und speziell zur Musik als Abiturfach und Dr.
Theresa Smalla Picavé zog die Bilanz einer Abfrage des
Landesverbands der Musikschulen NRW zum Nachwuchsproblem
in Musikschulen.
In der anschließenden Podiumsdiskussion versuchten die
Referentin sowie Dr. Daniela Neuhaus, Bergische
Universität Wuppertal und Professor Dr. Christiane
Siegert, Präsidentin des Landes Musikrats NRW, die
Ursachen für den Rückgang der Studierendenzahlen zu
ergründen und Maßnahmen zu benennen. Es moderierte
Barbara Overbeck.
Der WDR zeichnete die Podiumsdiskussion für ein Forum
WDR- 3 auf, das in der Mediathek für ein Jahr abrufbar
bleibt.
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/wdr3-forum/audio-musik-faellt-aus-100.html
Quelle: NMZ 10/24 - Seite 24 |
Zitat
Kraft schöpfen für harte Zeiten
Wenig Kontroversen und große Übereinstimmung beim sechsten
Bundeskongress Musikunterricht in Kassel
[…]
Ein
systematischer Aufbau musikalischer Kompetenzen sei angesichts
der ausgedünnten Stundentafeln kaum mehr möglich, bemerkte
Dr. Martin Weber, Vorsitzender des VDS Niedersachsen
Zitatende
Quelle: nmz – Musipädagogik, Hochschule - Novemer 2024 – mnz
11/24 – Seite 20
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Bemerkungen zu 'Salome'
an der Nds. Staatsoper Hannover
am 5. Oktober 2024
Leider neigen die Dirigenten dazu, sich im Rausch der zu
spielenden Töne zu ergehen, die Zügel bei der Führung
der Orchesterstimmen in Bezug auf Lautstärke schleifen
zu lassen bzw. im Bombast auch noch aufzutrumpfen, so
dass man schon in der ersten Reihe, erster Rang Seite
rechts von den Gesangsstimmen nichts mehr hörte. Und von
Textverständlichkeit schon gar keine Spur zu erkennen
war.
Da konnte Frau Jacquelyn Wagner als Salome sich noch so
sehr um Schöngesang bemühen, sie war streckenweise nicht
zu vernehmen. Noch mehr galt dies dem stimmlich
kernlosen Bariton des Jochanaan.
Das Publikum ließ alles Szenische außer Acht und gab
sich dem Orchester und seiner Leitung als
Sinfoniekonzert mit obligatem Gesang hin.
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Quelle:
https://www.telezeitung-online.de/
Thema_des_Tages_05._Oktober_2024_'Salome'_HAJ.htm |
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Schauspielhaus in Bochum:
Der Gescheiterte übernimmt
Ein Kommentar von
Simon Strauß
27.09.2024, 10:35
In Zürich lieferte Nicolas Stemann
moralpolitisches Mittelmaß, nun wird er Leiter des
Bochumer Schauspielhauses. Das verheißt nichts Gutes für
die Theatergemeinde der Stadt.
·
Es gab eine Zeit, lang ist sie noch gar
nicht her, da konnte man aus bestem Wissen und Gewissen
empfehlen: „Wenn man nur einen Abend hätte, um in diesem
Jahr ins Theater zu gehen, dann müsste man nach Bochum
fahren.“ Dass diese Zeit langsam vorbeigeht, war in den
letzten Monaten schon zu spüren.
Jetzt hat sie ein definitives Enddatum bekommen.
2027 darf der in Zürich als Intendant krachend
gescheiterte Nikolas Stemann die Leitung des Bochumer
Schauspielhauses übernehmen.
Das ist für die Stadt und die verbliebene
Theatergemeinde eine Hiobsbotschaft.
Zitatende
Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/schauspielhaus-bochum-was-nicolas-stemann-als-neuer-intendant-verheisst-110012414.html |
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Eklat an Wiener Staatsoper:
Vor lauter „Buhs“ winkt der Dirigent mit der weißen
Fahne
Von Holger Noltze - 28.09.2024, 21:10
Aufruhr in der Umkleidekammer: Kirill
Serebrennikow inszeniert und Philippe Jordan dirigiert
Verdis „Don Carlo“ an der Wiener Staatsoper. Bis das
Publikum interveniert.
·
Zwischendurch reichlich
Buh-Interventionen vom Rang gegen diesen Verdi im
Kostümlabor. Als es vor dem letzten Akt gar nicht
aufhören will, winkt der Dirigent mit der weißen Fahne.
In Wien ist die Oper noch eine ernste Sache. Ergo wahres
Gaudium.
Zitatende
Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/buhrufe-fuer-verdis-don-carlo-an-der-wiener-staatsoper-110013801.html |
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Vertragsende 2027
Leipziger Opernintendant geht nach nur einer Amtszeit
27. September 2024, 15:48 Uhr
Der Vertrag des Leipziger Opernintendanten Tobias Wolff
wird nicht über das Jahr 2027 hinaus verlängert. Laut
dem Theater konnten sich Wolff und die Stadt nicht auf
eine gemeinsame Vision für die Oper in Leipzig einigen.
Tobias Wolff hat das Amt 2022 übernommen und
Nachhaltigkeit als ein großes Ziel ausgegeben. Es hatte
aber auch mehrere Schwierigkeiten gegeben: schlecht
verkaufte Vorstellungen oder der laute Abgang des
Tanzchefs Mario Schröder.
von
Stefan Petraschewsky, MDR Kulturdesk
·
Intendant Tobias
Wolff wird sich von der Oper Leipzig trennen, auch
weil es verschiedene Vorstellung für die Zukunft der
Leipziger Oper gab.
·
Seit seinem Amtsantritt im Sommer 2022
haben sich die Auslastungszahlen nach der Corona-Krise
nur leicht erholen können.
·
Schon in den nächsten Wochen will die
Stadtverwaltung die Nachfolge suchen –
mit einem großen Fragenkatalog.
Zitatende
Quelle: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/leipzig/leipzig-leipzig-land/audio-oper-intendant-nicht-verlaengert-102.html |
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Berlin kürzt Kulturetat:
„Zu sagen, ich war sprachlos, wäre pures Understatement“
27. September 2024, 12:06 Uhr
„Jetzt unsolidarisch zu sein, wäre das
Dümmste, was wir machen könnten“, sagt Thomas
Ostermeier. Der frühere Intendant der Komischen Oper,
Barrie Kosky, appelliert an die Politik: „Redet mit
uns!“
Die geplanten Millionenkürzungen im
Berliner Kulturetat seien eine Kampfansage ans ganze
Publikum: Die Regisseure Barrie Kosky und Thomas
Ostermeier über ignorante Politik und die Zukunft der
Welthauptstadt der Kunst.
Interview von Peter Laudenbach
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/berlin-kultur-sparen-kuerzung-kosky-ostermeier-lux.GcgXHftepf6gi8A73n2FhX?reduced=true |
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Neue Studie
Warum die Arbeiterklasse zunehmend rechts wählt
Viele Arbeiterinnen und Arbeiter wählen mittlerweile AfD –
anstatt SPD oder Linke.
Der Grund:
Die Teile der Arbeiterklasse ohne starke Interessenvertretung
fühlen sich an den Rand gedrängt und von rechten Populisten
besser angesprochen.
Kühn, Kathrin | 25. September 2024, 08:38 Uhr
Zitatende
Quelle:
https://www.deutschlandfunk.de/neue-studie-wie-die-afd-die-arbeiterklasse-fuer-sich-besetzt-dlf-07eb8a93-100.html
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„Nabucco“ in Berlin:
Keine Prinzessin ohne Rivalin im Wartestand
von Clemens Haustein - 05.10.2024, 10:16
Das Mädchen aus dem goldenen Osten:
In Emma
Dantes Inszenierung von „Nabucco“ steht Anna Netrebko in jeder
erdenklichen Weise im Mittelpunkt.
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Foto: Berlin - Staatsoper unter den Linden
- Bernd Uhlig
Mal hören, ob ich auch Bass singen kann:
In Verdis „Nabucco“ zum Auftakt der Intendanz von
Elisabeth Sobotka an der Staatsoper Unter den Linden
herrscht Anna Netrebko uneingeschränkt. Christian
Thielemann lauscht in der Loge.
Kein Protest weit und breit. Auch ein Blick um die
Hausecke der Staatsoper Unter den Linden, Richtung
Bebelplatz offenbart gähnende Leere.
Ist das nun ein
Zeichen von Kriegs- und Protestmüdigkeit, oder hat man
einfach zur Kenntnis genommen, dass
Anna Netrebkos Schweigen zur russischen
Angelegenheit mittlerweile Züge einer stillen, aber doch
deutlichen Distanzierung zu den Vorgängen in ihrem
Heimatland angenommen hat?
Zitatende
Quelle:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/nabucco-singt-in-nabucco-an-der-staatsoper-unter-den-linden-110027059.html
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Wahlen:
Bei den Grünen findet seit Jahren
eine Entfremdung von sich selbst statt
2. Oktober 2024, 16:41 Uhr
Das Bild zur Krise: Die Vorsitzenden Ricarda Lang und
Omid Nouripour bei der Ankündigung ihres Rückzugs in der
vergangenen Woche.
Die Zeiten der Partei sind vorbei. Sie erlebt ihr blaues
Wunder. Wenn sie ihre eigene Jugend nicht mehr anziehen
und begeistern kann – wie soll sie die Wählerschaft
anziehen und begeistern?
Kolumne von
Heribert Prantl
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/meinung/die-gruenen-gruene-jugend-habeck-vollmer-stroebele-lux.3Y5qeXLC4vgcg2Yah4iG5N?reduced=true |
Thema des Tages
Theater vergeuden
öffentliche Gelder, wenn es
sich auch um Geld handelt,
das in einem Budget gebunden
ist, aber zweckentfremdet
durch interne Umschichtungen
ausgegeben wird.
Theater verfälschen durch
Überstülpen von
- meist auch noch
überdimensionierten -
Bühnenaufbauten und
stückfremden Kostümen die
Werke, so dass die
Produktionen dem Geist des
Autors nicht mehr
entsprechen.
Theater nutzen die
Unkenntnis des heutigen -
vor allem jüngeren -
Publikums, um durch
Regie-Mätzchen Lachsalven an
völlig falschen Stellen des
Textes hervorzurufen und
sich selber und damit der
Öffentlichkeit vorzugaukeln,
die Inszenierung habe
Erfolg.
Theater werden in
selbstzerstörerischer Form
der Verpflichtung zur
Vermittlung von Werten nicht
gerecht.
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Keine Lust
auf
Belehrung:
Das
Regietheater
in
Deutschland
mit seinen
Befindlichkeiten
und
Provokationen
ist seit den
70ern zum
Klischee
geworden.
Viele Leute
empfinden
die
Theaterszene
als arrogant
und
selbstbezüglich,
es sei eine
Branche, in
der
hochsubventionierte
Macher die
sie
bezahlenden
Bürger
erziehen
wollten, so
der
Eindruck.
Die
«Süddeutsche
Zeitung»
meinte
neulich,
offenbar
«haben immer
weniger
Zuschauer
Lust, sich
von der
Bühne herab
mit
kapitalismuskritischen
Banalitäten
und den
neuesten
Windungen
der
Identitätspolitik
belehren zu
lassen».
Die Pandemie
wirke hier
wie ein
Brandbeschleuniger.
«Sie
verstärkt
eine
Besucher-Krise,
die sich
schlecht
geführte
Theater
selbst
eingebrockt
haben.»
Zitatende
Quelle:
https://www.nmz.de/politik-betrieb/kulturpolitik/stirbt-die-kultur-warum-mancherorts-die-zuschauer-ausbleiben
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‘Der Rosenkavalier‘
Theater Kiel
Screenshot Landestheater
Kiel
Zweite Vorstellung einer Neuproduktion
der Richard Strauss-Oper (Premiere am 21.10.2024) im
Opernhaus Kiel
Einführungsvortrag 16.15 Uhr, Dauer 30 Minuten, von der
Dramaturgin Waltraud Anna Lech und dem GMD des Hauses
(u. Abenddirigenten) Gabriel Feitz.
Vorstellungsbeginn um 17.00 Uhr.
Während sich die Dramaturgin während des
Einführungsvortrages ausführlich mit dem I. Akt
beschäftigte, fügte der Dirigent lediglich Zahlen und
Fakten zur Entstehungsgeschichte der Oper bei.
Frau Lech erklärte, dass ein riesengroßes Bett (10m
breit, ca. 12m lang) zum Kopfende leicht erhöht) die
ganze Bühne fülle. Interessant war zu erfahren, dass der
französische König Ludwig XIV. den Brauch einführte,
dass an jedem Morgen 50 Bürger seines Landes ihm beim
Ankleiden zusehen durften und dabei die Gelegenheit
hatten, ihre Sorgen und Wünsche loszuwerden.
Als Vorhang der gesamten Oper diente ein straff
gespanntes schwarzes Tuch, auf das per Projektion eine
weiße Rose, verschlungen in die Worte „Der
Rosenkavalier“ diente, welches senkrecht hoch gezogen
und wieder abgesenkt wurde.
*I. Akt * Der Vorhang geht auf und zu sehen ist
das schon beschriebene Bett, in dem sich die Marschallin
und Oktavian genüsslich räkeln.
Die vorherrschenden Farben des Zimmers sind blau, weiß
und ein wenig golden. Das Bett hat am Fußende eine Höhe
von ca. 1m. Fuß- und Kopfende des Bettes sind reichlich
mit (an Rokoko erinnernden) Verzierungen versehen.
Bedeckt ist das Riesenbett mit einer größeren Zahl
wuchtiger Kissen, alle in weiß-blau. Der Raum wird
rechts und links begrenzt durch zwei ca. 8m lange und 5m
hohe Stellwände, in die jeweils drei verzierte
Durchgänge eingelassen sind. Hinten wird das Bild durch
einen dichten Seidenvorhang abgeschlossen, nach oben
erfolgt der Abschluss durch einen riesigen Plafond –
bemalt mit Wolken – in dessen Mitte ein üppiger (nicht
stilgerechter) Kronleuchter über dem Bett hängt. Hin und
wieder huschen ein paar Diener in Livree-Uniformen von
der rechten zur linken Bühnenseite, die stilisierte
Stühle schleppen.
Am szenischen Ablauf gibt es nichts zu bemängeln. Eher
komme ich auf die Kostüme zu sprechen. Gut gefallen
haben mir das elegante, weiße Nachtgewand der
Marschallin und die Bekleidung Oktavians –einschließlich
der „Verkleidung“ als Kammerzofe. Alle anderen Kostüme
sind reine Phantasiegebilde, kein Rokoko, kein Barock,
kein Biedermeier halt bunte Stoffe zu Bekleidungen
verarbeitet. Ausgesprochen missfallen hat mir die
Aufmachung des Ochs auf Lerchenau, Ks. Jörg Sabrowski.
Eine rothaarige Perücke, ein zu dünner Bauch und ein zu
unruhiges Gehabe verleihen dieser Figur nur
Primitivität. Seine Wortverständlichkeit war gut, seine
Stimme ohne Wucht, nicht „schwarz“ genug. (Es ist kaum
glaubhaft, dass sich Sophie in einen solchen Strolch
hätte verlieben können.)
Gesanglich war die Marschallin, Agnieszka Hauzer,
tadellos. Ihr schöner Sopran klang wohltuend, ihre Texte
waren gut zu verstehen.
Gleiches galt für Clara Frejacques, die den Oktavian
sicher und klingend beherrschte.
Die „zarte“ Erscheinung der Sophie, Xenia Cumento,
dagegen klang schrill und schlecht verständlich.
Großartig die beiden Gestalter der Intriganten Valzacchi,
Konrad Furian, und der Annina, Ks. Heike Wittlieb.
Eine positive Überraschung stellte der verpflichtete
„Sänger“, Mario Bahg, dar. Ein Tenor der Spitzenklasse,
der sein „di rigori armato il seno …...“ strahlend
gesungen hat.
Das gesamte Getue des I. Aktes spielte sich auf dem Bett
ab. Jeder, der diese Spielfläche betritt, musste sich
zuvor die Schuhe ausziehen.
Resultat: Bühnenbildner und Regisseur wollten wohl
kundtun, dass sie wissen, wo und wann dieses Stück
spielt. Wenn schon, dann hätten sie auch alle Kostüme
und Perücken dieser Zeit zuordnen müssen. So konnte man
in der Pause hoffen, dass es im II. Akt besser werden
würde.
*II. Akt * Alle Hoffnung auf Besserung war
innerhalb einer Sekunde verflogen. Sollte nicht der II.
Akt im Stadtpalais des neugeadelten Herrn Faninal
spielen? Statt Stadtpalais ein nach hinten stark
ansteigendes Heckenlabyrinth, im Vordergrund links ein
in den Boden eingelassenes Badebecken mit
Einstiegsleiter. Am Ende des Hecken-labyrinths eine in
den Farben des I. Aktes bemalte, ca. 4m hohe weiß-blaue
Stellwand, von der aus die Spielfläche von links und
rechts betreten werden konnte. Ebenfalls aus dem I. Akt
übernommen die rechten und linken Seitenversätze mit den
jeweils drei Bogendurchgängen und der obere
Bühnenabschluss, nämlich der Plafond, diesmal mit zwei
von unten dagegen gezogenen Wolkenattrappen (und ohne
den Kronleuchter). Also kein Rokokosaal, keine dem
entsprechenden Kostüme und Perücken, im Gegenteil,
Faninal erscheint in Badekleidung, eher also ein
italienischer Bademeister, aber kein Wiener
Gesellschafter.
Völlig überraschend und unter keinen Umständen zu
akzeptierender Regieeinfall ist die Platzierung der
Marschallin (noch immer in ihrem Nachtgewand) auf einer
über die ganze Bühnenbreite, das Bühnenbild
abschließende Empore, auf der sie – hinter einem
Paravent, auf einer Stuhl sitzend – über den ganzen Akt
hinweg ihre Morgentoilette durchführt. Alle zehn Minuten
blickt sie mal über die Schulter auf das
Geschehen im Heckenlabyrinth, sonst keine Reaktionen.
Ebenfalls störend ist, dass die beiden Intriganten als
„Geheimpolizisten“ in den Hecken versteckt, ihre
Abhörmikrofone vorsichtig in Richtung sich unterhaltener
Darsteller schieben.
Weiter befremdlich, finden doch die
Hochzeitsverhandlungen für Faninals Tochter Sophie im
Schwimmbecken statt. Die Herren ziehen dazu ihre Hosen
aus.
Die von vielen Kennern des Rosenkavalier mit Vorfreude
erwartete Szene, in der Baron Ochs auf Lerchenau mit
einem Degen am Arm verletzt und mit schmerz-verzerrtem
Gesicht auf einem Stuhl platziert wird, auf dem er unter
lautem Gezeter von den Umstehenden bedauert wird und
seine große Szene „Da liegt ich! Was einem Kavalier …“
zum Besten gibt. Auch das nicht, man legt ihn auf ein
Luftkissen auf der linken Bühnenseite und beachtet ihn
einfach eine Weile nicht.
Es ist einfach schade, wenn der so berühmte II. Akt
durch billige Sperenzchen und nicht dem Stück
entsprechende Dekorationen abgewertet wird.
*III. Akt * Im Opernführer steht: ….. in einer
billigen Vorstadtkneipe, im Programm-heft liest man …..
in einem billigen Hotel. Ich selbst sah mich eher in
einem düsteren Krankenhausflur, zu groß erschien mir die
ganze Dekoration dieses Aktes. Dieser Szene in einer
Vorstadtkneipe fehlt eine gewisse Intimität. Aber zurück
zum Anfang dieses Bildes.
Das sehr lange Vorspiel zum III. Akt wird (häufig)
gestrafft dadurch,
dass man nach wenigen Minuten den Vorhang öffnet und dem
Publikum etwas vorführt, was man im weitesten Sinne als
Aufbau der Dekoration des III. Aktes verstehen kann. So
werden z.B. die beiden seitlichen Wandteile (mit den
Bogendurchgängen) aus den beiden ersten Akten, die hier
– um 180° gedreht und hintereinander zusammengeschraubt
- zur Front eines Hotelflures mit insgesamt sechs
Türen). So auch hier: Man sieht deutlich die Reste des
II. Aktes (z.B. Teile des Heckenlabyrinths) die von
gleichgekleideten Bühnenhandwerkern entfernt, oder um
180° gedreht werden und dann beim Aufbau der
Vorstadtkneipe neue Bedeutung erlangen. Den Ab- und
Aufbau leiten die beiden Intriganten, die mit ruhigen
Schritten und knappen Anweisungen alles an den richtigen
Platz besorgen. Man wird auch Zeuge der Einrichtung
einiger der Schockapparaturen mit denen später der Baron
Ochs erschreckt werden soll. So weit, so gut.
Es werden also im Ablauf dieses ziemlich hektischen
Aktes eine Reihe von Dingen (z.B. komplette
Tischgedecke, Gläser, ganze Mahlzeiten,
zusätzliche Stühle u.v.a.m.) durch Statisten herein- und
wieder herausgetragen. Die gleichzeitig ablaufende
Opernhandlung war manchmal nur noch schwer zu erkennen.
Für alles entschädigt wird der Besucher am Schluss der
Oper, wenn die drei Hauptpersonen in vollendetem
Schöngesang das Stück seinem Ende zuführen. Die
Marschallin verzichtet auf „ihren“ Oktavian und Sophie
bekommt ihren Heißgeliebten und sie entfernen sich (wie
vorgesehen). Der kleine Mohr mit dem Taschentuch ist der
strengen Zensur zum Opfer gefallen.
Endbetrachtung: Das Philharmonische Staatsorchester Kiel
brachte eine gute Leistung. Die wenigen Stellen, die der
Herrenchor zu gestalten hat, waren tadellos. Über die
Leistung der Hauptdarsteller habe ich schon berichtet.
Alle weiteren Rollen waren entsprechend der Eignung der
Sänger bzw. nach der Verfügbarkeit eines Stadttheaters
besetzt.
Eine Aufführung wie „Der Rosenkavalier“ ist eine echte
Herausforderung.
Die Texte sind in einem Deutsch verfasst, dass dem im
18. Jahrhundert gesprochenen ähnelt. Hinzu kommt die
Verwendung des Wiener Dialektes.
Dies alles wird gefordert (so z.B. in der Kieler
Aufführung) von
Sängern, deren Muttersprache nicht deutsch ist. Da ist
natürlich die
Möglichkeit des Lesens der Übertitel zum Verstehen
hilfreich, um nicht
zu sagen notwendig. Ansonsten muss man die Leistung des
Kieler
Stadttheaters anerkennen.
Malente, 11.10.2024 - Quelle:
Heribert Bludau
Zitatende
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Bemerkungen zum
„VERDI REQUIEM“
an der Nds. Staatsoper Hannover
Screenshot Nds. Staatsoper Hannover
15.6.; Pr. 31.5.
Verdi dystop!
Ein geflügeltes Wort sagt, dass das „REQUIEM“
von
Giuseppe
Verdi
seine „schönste Oper“ sei. Vielleicht hat dieses Bonmot
die
Oper
Hannover
dazu inspiriert, eine szenische Umsetzung zu wagen. In
der Inszenierung von
Elisabeth
Stöppler
blickt man auf
Katja Haß‘
Bühne, die ein Eisstadion darstellt. Der große Chor
nimmt in Klamotten von
Gesine
Völlm
auf den Rängen Platz und sieht so aus, wie die Besucher
eines Eisstadions heutzutage so aussehen. Eine Handlung
im eigentlichen Sinne hat ein Requiem natürlich nicht;
so kann man nur versuchen, die Stimmung des Stücks in
szenischen Bildern darzubieten. So ganz erschließt sich
einem das Ganze nicht ohne weiteres: selbst wenn man die
recht umfangreichen Erklärungen im Programmheft gelesen
hat, bleibt das meiste rätselhaft. Der erste Teil mit
der überaus eindrucksvollen Wucht des „Dies irae…“
ist noch ganz gut verdaulich. Chor und Solisten führen
zwar so allerlei Kunststückchen auf, aber im Rahmen des
heute so üblichen Bühnengetümmels noch gerade im Rahmen.
Nach dem „Amen“ geht’s dann aber los: Ein Wesen X, im
Programmheft mit SPRECHER.IN
Heinrich Horwitz
angegeben, hält einen schier endlosen Monolog, dessen
Bedeutung, Sinn und Bezug zum Requiem sich einem nicht
erschließt „.beleuchtet von plötzlichen Blitzen aus
Dopamin, Serotonin, Endorphin mein Auge bricht in
tausend Farben…“
Aber das ist leider noch nicht alles. Praktisch nach
jedem Teil lässt nun ein/e weitere/r „Sprecher.in“
weitere nervtötende Verbal-Ergüsse ab. Einer gewissen
Logik folgend, spricht T (TENOR)
José Simerilla Romero,
nachdem er mit warmem, geschmeidigen Tenor gesungen hat,
nun einen längeren Text ohne Bezug zum Stück in seiner
Muttersprache Spanisch „…Wo ist das Meer, wenn man es
braucht?...“ , gefolgt von A (ALT)
Monika Walerowicz,
eine der bewährtesten Sängerinnen des Hause auf Polnisch
„…Seit 42 Jahren, 5 Monaten…spreche ich so zu dir,
Schwester, und weiß doch nicht…“
Dann war S (SOPRAN)
Barno Ismatullaeva,
die uns mit sehr machtvoller Stimme bislang erfreut hat,
dran mit einem langweiligen Text auf Usbekisch „…und
jeden Tag ein bisschen geheiratet…“ und zum
(endlich) schrecklichen Abschluss dieser Tiraden der
bedauernswerte B (BASS)
Shavleg Armasi,
der mit machtvollem Bass geglänzt hat, in georgischer
Sprache u.a. folgenden Unsinn vortragen durfte „…Ein
irres Tier, das einknickt auf der Flucht…“
Den ganzen nervtötenden Blödsinn, der sich etwa (netto)
eine gute halbe Stunde hinzog und den Ablauf des
Requiems und die damit verbundene Andacht völlig
zerstörte, hat mal wieder der notorische
Martin Mutschler
verbrochen, der in Hannover fast jede Aufführung mit
seinen überflüssigen Ego-Trips „bereichert“, sprich:
verschandelt und verballhornt.
Das Publikum stimmt in Hannover mit den Füßen ab: Das
Haus war so etwa nur zu 25% besetzt - wer mag sich schon
sowas antun?
Im Gegensatz zu dieser vernichtenden Kritik stehen die
Glanzleistungen des wunderbaren Chores unter
Lorenzo da Rio,
der ja im Grunde der „Hauptdarsteller“ des Requiems ist,
und des fabelhaften Orchesters mit
James Hendry
am Pult, der die Wucht des Jüngsten Gerichts einem im
Ohre noch lange nach der Vorstellung nachhallen ließ.
Solisten, Chor und Orchester wurden mit starkem Applaus
verabschiedet.
Rüdiger Ehlert
Bemerkungen zu
„DER BAJAZZO“
an der Nds. Staatsoper Hannover
Screenshot Nds. Staatsoper Hannover
1.11., Pr.: 25.10. Ridi,
Pagliaccio!
Ist es uns nicht auch manchmal zum Weinen
zumute? Aber wir müssen uns – wegen der Arbeit, wegen
der Kinder, wegen…der Zwänge, denen wir tatsächlich oder
vermeintlich unterliegen – zum Frohsinn zwingen. Wer
kennt diese Situation nicht?
Und nun verstehen wir auch die Botschaft der Oper, wie
es Tonio im Prolog so treffend zum Ausdruck bringt: „Der
Autor wollte nicht weniger als ein Stück echten Lebens
darbieten.“
Und das ist wahrhaft großartig gelungen
mit dieser wunderbaren Oper von Ruggero Leoncavallo „DER
BAJAZZO“ (I PAGLIACCI – für die Puristen unter uns) an
der
Staatsoper
Hannover.
Das Libretto stammt übrigens auch vom Komponisten
selbst. Und heute mal keine Cavalleria rusticana als
Zugabe – wohl Sparzwänge, vermute ich mal.
Eine Theatertruppe unter ihrem Chef Canio,
der mit Nedda liiert ist, will heute Abend eine
Aufführung geben. Nedda allerdings ist in Silvio
verliebt, aber nicht in Tonio, den sie brüsk
zurückweist. Tonio belauscht das Liebespaar heimlich und
berichtet dies brühwarm Canio, der rasend vor Eifersucht
nun das abendliche Theaterstück in bester Laune („Ridi,
Pagliacci“ singt er so mitleiderregend) aufführen soll.
Das Stück handelt von einer Dame, die mit
dem Pagliaccio liiert ist. Dieser ertappt nun das
Liebespaar, aber der Liebhaber kann unerkannt entkommen.
Und nun
wird das Theaterstück in meisterhaftester Dramaturgie
von Leoncavallo immer mehr zur Realität vor den Augen
des fassungslosen Publikums, bis der rasende Bajazzo
Nedda und Silvio wirklich tötet (natürlich nicht in echt
auf der Bühne in Hannover).
Was für eine Dramatik! Der Zuschauer verbleibt
schockiert und atemlos.
Die Inszenierung von
Dirk Schmeding
im Bühnenbild von
Ralf Käselau
macht Sinn: In ganz passablen Klamotten (so wie man sie
wohl auch jetzt in Hannover tragen könnte) von
Pascal Selbicke
guckt das „Publikum“ auf ein etwas heruntergekommenes
Theater im Theater. Manche Deko ist schon
zusammengekracht, und auf dem Boden klafft ein großes
Loch. Immerhin: Der Kassenwagen verkauft noch Popcorn.
Ganz witzig: Das „Publikum“ kommt aus dem Publikum,
ebenso Silvio – und der muss sich ganz schön durch die
Sitzreihe drängeln.
Unnötig waren Monologe von Canio, die per Video auf
einen Ballon aus vielen Ballons projiziert wurden – half
der Oper nicht weiter!
Wie üblich mit so extra Zugaben, die eigentlich nicht
vorgesehen waren und wohl in erster Linie der Eitelkeit
und Selbstdarstellung der Ausführenden Tribut zollen.
Heute anscheinend mal nicht vom hannöverschen
Opernkobold Martin Mutschler, der sonst rumnervt.
Und musikalisch sind wir vollkommen befriedigt: Bestens
aufgelegt das
Niedersächsische Staatsorchester
unter
Mario Hartmuth.
Auch sängerisch gibt’s nichts zu meckern, allen voran
eine mit (fast zu) gewaltiger Stimme aufsingende
Barno Ismatullaeva
als Nedda (Colombina).
Viktor Antipenko
reüssierte als gehörnter Ehemann mit schöner Stimme und
dramatischem Spiel in der Partie des Canio (Pagliaccio).
Besonders gefallen hat mir schon zum Prolog die
angenehme und ausdrucksstarke Stimme von
Daniel Scofield
als Tonio (Taddeo).
Pawel Brozek
glänzte in der kleineren Partie des Peppe (Arlecchino).
Und
Lluis Calvet i Pey
bekommt nun zum Schluss noch sein verdientes Lob als
Silvio. Begeistertes Publikum (das Echte in Hannover).
Rüdiger Ehlert
Nachbemerkung zum ‘Bajazzo‘ in Hannover
Screenshot Nds. Staatoper Hannover
Canio – eine tragische Figur – ein alternder
Jahrmarkts-Clown, der unter dem Schwinden seiner
Kräfte und damit besonders unter der heimlichen
Liebschaft seiner Frau Nedda mit dem jungen
Silvio leidet und schließlich rabiat wird.
Beispielhaft in Bezug auf die Rollengestaltung
und Gesangstechnik der betagte Leo Slezak, der
1934 – also mit 61 Jahren – die Rolle mit ihm
als Ensemblemitglied, richtig besetzt, an der
Wiener Staatsoper sang.
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https://www.youtube.com/watch?v=3xOUgmQMo_Q
In Hannover ein niedlicher Canio mit seiner
jungen Stimme und seinem agilen Spiel, zu
‘schnellfüßig‘ im Verhältnis zur Nedda,
die, nach Butterfly und Elisabetta in Roberto
Devereux,
zu ‘erwachsen‘ - wie sie auch kaum noch eine
Tatjana im Verhältnis zum hiesigen Onegin und
Lenski - ist.
Hat der GMD beim Engagement der Sänger und bei
der Besetzung der Rollen etwas zu sagen oder
läuft das alles nach dem mehrfach vorgetragenen
Motto der Frau Geschäftsführerin der Nds.
Staatsoper Hannover GmbH:
„Als Amerikanerin, ich liebe Unterhaltung
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Zitat
Staatstheater Wiesbaden:
Neustart?
Neustart!
1. Oktober 2024, 15:46 Uhr - Von
Egbert Tholl
Ein faszinierender Alptraum: "Double Serpent" von Sam
Max mit Felix Strüven, Lasse Boje Haye Weber, Jonas
Grundner-Culemann, Timur Yann Frey
Aufregender kann eine neue Intendanz kaum loslegen, als
am Staatstheater Wiesbaden: Da inszeniert jetzt Pınar
Karabulut die Oper „Grand Macabre“ von György Ligeti,
Ersan Mondtag „Double Serpent“ von Sam Max und am Ende
zieht die Stadt blank.
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/staatstheater-wiesbaden-grand-macabre-double-serpent-ersan-mondtag-p-nar-karabulut-lux.HHfsMhUn2DF5yRUPqZGb6k?reduced=true |
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Vor achtzig Jahren
Das Attentat vom 20. Juli 1944 war für Hitler noch
glimpflich verlaufen. Schon am Nachmittag empfing er
am Bahnhof Rastenburg den Duce, der auf dem Weg in
die Wolfsschanze war.
Ihm zeigte er Zerstörungen im Führerhauptquartier.
Man merkte ihm ansonsten kaum etwas an, einen
solchen Sprengstoffanschlag überstanden zu haben.
Lediglich den rechten Arm trug er in einer Schlinge,
so dass er dem Duce die linke Hand zur Begrüßung und
zum Abschied gab.
Allerdings zeigten sich Krankheitssymptome Tage
später: aus dem rechten Ohr tropfte Blut, so dass
der Begleitarzt Karl Brandt aus dem nahegelegenen
Reservelazarett Karlshof bei Rastenburg den
Spezialisten Dr. Erwin Giesing, der später am
Ostwall in Krefeld eine Klinik aufmachte und dort
z.B. Mandeloperationen vornahm, zu Rate zog, zumal
Hitler klagte, er höre auf beiden Ohren kaum noch
etwas, habe Schwindelanfälle und
Gleichgewichtsstörungen. Giesing konstatierte:
Starke Schädigung des rechten Innenohres.
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Foto: Bundesarchiv
Gesundheitliche Auswirkungen zeigten sich aber auch aus den
Aufregungen der Begleitumstände aus der allgemeinen
Kriegsführung an den inzwischen drei Fronten, die immer näher
auf das Reichsgebiet vorrückten, als Hitler mit Magen- und
Darmkrämpfen bettlägerig wurde. Sein Leibarzt, Dr. Morell,
versuchte ihm mit Rizinus- und Kamilleneinläufen Erleichterung
zu verschaffen, während Dr. Giesing feststellte, dass Hitler
verschiedene Pillen in ungeklärter Menge zu sich nahm, die – wie
er feststellte – Strychnin enthielten.
Er informierte Kollegen, wie den chirurgischen Begleitarzt, Karl
Brandt, die zu der Erkenntnis kamen, Dr. Morell wolle Hitler mit
Strychnin vergiften. Die Vorwürfe wurden dem ‘Führer‘
vorgetragen, der sich vor Morell stellte und Brandt den
„ehrgeizigen Jüngling“ - wie ihn Goebbels bezeichnete - aus
seiner unmittelbaren Umgebung entfernte.
Es ging zu Ende mit dem Deutschen Reich und so auch mit seinem
Führer. Zu den alliierten Bodentruppen, die deutsche Lande
eroberten, kamen die verstärkten Luftangriffe – vornehmlich
durch Briten und Amerikaner.
Doch Hitler wollte den drohenden Niedergang nicht erkennen. So
rüstete er zu einem Angriff im Westen, wie er ihn seinerzeit
1940 durchgeführt hatte und Frankreich erobern konnte.
Er wollte durch die Ardennen nach Westen vorstoßen, den Atlantik
erreichen und Antwerpen als den wichtigsten Nachschubhafen der
westlichen Alliierten zurückerobern. Der Vormarsch kam
tatsächlich voran, solange sich die Wetterlage für Deutschland
günstig zeigte. Als jedoch der Himmel aufriss, die Sichtlage
sich verbesserte, konnten auch die alliierten Flieger wieder mit
Bodensicht ihre Angriffe fliegen, vornehmlich die Panzer der
Deutschen angreifen und diese zum Stehen bringen.
Zitat
Auch unzureichende Treibstoffversorgung beeinträchtigte
einen erfolgreichen Verlauf der Operationen. Die
Panzerverbände waren mit geringen Reserven an Treibstoff
zum Angriff angetreten. Hitler hatte leichtsinnigerweise
damit gerechnet, dass die Panzerverbände auch sich aus
eroberten Beständen der Amerikaner später selbst
versorgen könnten. Als die Offensive stecken zu bleiben
drohte, half ich Model, indem ich telefonisch aus den
Benzolwerken des nahen Ruhrgebietes improvisiert
Tankzüge zusammenstellen und an die Front schaffen ließ.
Der Nachschub brach zusammen, als nach einigen Tagen das
schlechte Wetter umschlug und der wolkenlose Himmel sich
mit zahllosen Jagd- und Bombenflugzeugen des Gegners
füllte. Selbst für einen schnellen Personenwagen wurde
eine Fahrt bei Tag zu einem Problem. Oft waren wir froh,
wenn ein kleines Waldstück uns in Schutz nahm.
Der Nachschub musste sich von nun an in den Nachtstunden
fast ohne Sicht von Baum zu Baum vorwärts tasten.
Am 23. Dezember dem Tag vor Heiligabend erklärte mir
Model, dass die Offensive endgültig gescheitert und doch
habe Hitler befohlen sie fortzusetzen.
Zitatende
Quelle: Albert Speer – Erinnerungen – Propyläen-Verlag
Berlin – Seite 425 |
Die Verlegung neuer amerikanischer Truppen in die Ardennen und
mangelnder deutscher Nachschub ließen die deutsche Offensive
nach nur wenigen Tagen scheitern. Am 27. Dezember 1944 musste
die Wehrmacht an allen Frontabschnitten zur Verteidigung
übergehen.
Goebbels war dann doch klar geworden, dass man das deutsche Volk
nicht mehr mit Sprüchen und Reden im Rundfunk begeistert konnte,
zumal sich Hitler wegen andauernder Heiserkeit den Mikrofonen
für Rundfunkreden entzog.
Aber Goebbels blieb noch der Film, mit dem man die Menschen
erreichte, denn die Theater und die vielen Kleinkunstbühnen
waren geschlossen.
Die Feuerzangenbowle
Große Freiheit Nr. 7
Opfergang
Die Frau meiner Träume
Der Engel mit dem Saitenspiel
Träumerei
Junge Adler
Es lebe die Liebe
Familie Buchholz
Neigungsehe
Die Degenhardts
Das Hochzeitshotel
Eine Frau für drei Tage
Schrammeln
Nora
Um neun kommt Harald
Der Mann, dem man den Namen stahl
Die Zaubergeige
Ich brauche dich
Philharmoniker
Orientexpress
21 Filme, die allein 1944 uraufgeführt wurden und in denen
Personal beschäftigt wurde, das eine Mitgliedschaft in der
Reichskulturkammer besaß. Ohne diese war eine Tätigkeit bei Film
und auf Bühnen unmöglich.
Alles lief zusätzlich ab nach dem Lichtspielgesetz vom 16.
Februar 1934, das die Ausführung vom 12. Mai 1920 und deren
Durchführungsverordnungen ersetzte. Diese war bereits der
Vorläufer der später rigoros durchgesetzten Zensur durch das
Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.
Zitat
Filmzensur bedeutete im günstigsten Fall, dass
Drehbuch und Besetzung einige Male geändert und der
fertige Film etliche Male
umgeschnitten werden musste. Im ungünstigsten Falle
wurde ein Film nur für die Vorführung im (besetzten)
Ausland oder auch überhaupt nicht zur Vorführung
zugelassen. Eine Durchführungsverordnung vom 3. Juli
1935 legte fest, dass auch alle Filme, die vor dem 30.
Januar 1933 hergestellt oder importiert worden waren,
erneut zensiert werden mussten. Verboten wurden auf
diesem Wege politisch unerwünschte Filme wie
Die Dreigroschenoper (1931) oder
Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt? (1932),
aber auch Werke, die unter Mitwirkung jüdischer bzw.
emigrierter Regisseure und Darsteller produziert worden
waren.
Zitatende
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Filmpr%C3%BCfstelle
|
Neben der Erteilung der Arbeitserlaubnis für Künstler machte es
sich die Reichskulturkammer zur Aufgabe, die Arbeitsbedingungen
in den ihr unterstellten Gewerbe- und Industriezweigen
festzulegen, über Eröffnung und Schließung von Unternehmen zu
entscheiden und inhaltliche Richtlinien für die Gestaltung
künstlerischer Werke vorzugeben.
Künstler, die diesen Anforderungen nicht entsprachen, wurden zur
Aufgabe ihres künstlerischen Schaffens und in die Emigration
getrieben oder, wenn sie zu spät aufbrachen, in den
Konzentrationslagern umkamen.
Zitat
Um zu verstehen, muss man die Zeit in Rechnung stellen.
Es war Krieg. Die Menschen waren von Not und Tod
bedroht. Wer ihnen unter diesen Umständen eine einfache
zu Herzen gehende Geschichte zeigte, war ihr Freund.
Die Umstände, unter denen Menschen Filme sehen und Radio
hören, Rezitationen oder Theaterstücke aufnehmen, sind
entscheidend für Tiefenschärfe und nachhaltige
Eindruckskraft des Aufgenommenen.
Zitatende
Quelle: Will Quadflieg – ‘Wir spielen immer‘ – S.
Fischer Verlag – 1976 - Seite
113
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Kommentar
Zitat
Passend zum Start in die närrische
Karnevalssaison berichte ich über einige Zumutungen der letzten
Tage, wobei ich allerdings die Verhältnisse in Washington und
Berlin außer Betracht lasse.
Am 25.10. besuchten wir die Premiere des FLIEGENDEN HOLLÄNDER in
Gera. GMD Ruben Gazarian peitschte in zwei Stunden durch die
Partitur, wobei er vielleicht auch durch die Regie von Achim
Freyer animiert wurde: Dieser ließ schon während der Ouvertüre
Mary (Eva-Maria Wurlitzer, mit einer Peitsche) am hinteren
Bühnenrand hin und herlaufen und dabei eine Peitsche knallen.
Dies störte die Musik genauso wie Eric, der auf einem Balkon
stehend ständig eine Tür zuknallen musste. Das ganze Geschehen
blieb im schwarz-weißen Dunkel und löste in Gera nicht
nachvollziehbare Jubelstürme aus. Eric stürzte sich nach seiner
ersten Arie (auch diese musste er mit ständigem Türknallen
„garnieren“) vom Balkon in den Tod und trat nachfolgend immer
mit einem Double auf. Beide, also Eric und sein zweites Ich,
erschießen sich gegenseitig, nachdem Senta von den Klippen
gesprungen ist.
Musikalisch hat sich der Ausflug nach Gera nicht gelohnt. Allein
Issak Lee als Eric hat eine makellose Leistung abgeliefert.
Alejandro Lárraga Schleske in der Titelpartie ließ in seiner
Auftrittsarie noch aufhorchen, aber danach hatte er schon sein
ganzes Pulver verschossen, erschien atemlos mit Problemen in der
Höhe, obwohl er einer der wenigen war, der sich nicht tanzend
auf der Bühne bewegen musste, sondern im Gegenteil immer auf
einem Schemel hinter einem schwarzen Paravent herausschaute.
Anne Preuß als Senta musste sogar einige Buhrufe einstecken. Der
Intendant nahm sie noch auf der Bühne in Schutz und verwies
darauf, dass sie gerade eine Erkältung überstanden habe. Aber
Luftnot war nicht ihr Problem, denn die Stimme ist kraftvoll,
aber in der konkreten Tonwahl war sie kreativ, was sich nicht
immer in die Harmonie einfügte.
Welch ein Kontrast ergab sich am 30.10.2024 in München beim
LIEBESTRANK (Donizetti). Wir kannten die quirlige Inszenierung
mit zuweilen übertrieben aggressiven Darstellungen von Belcore
und seiner Truppe schon, denn das Stück hält sich schon seit
2009 auf dem Spielplan.
Und diese Tatsache spricht schon für sich.
Von Anfang an dabei ist Ambrogio Maestri in
seiner Paraderolle des Dulcamara. Klug teilte er sich die Kraft
ein, so dass er in den entscheidenden Momenten immer präsent war
und überzeugte. Mit Manè Galoyan als Adina und Liparit Avetisyan
als Nemorino waren zwei junge armenische Sänger zu erleben, die
sicher eine glänzende Karriere vor sich haben. Mit Spielfreude,
klarer, kräftiger Stimme und vor allem tonsicher in der Höhe
wurden sie zurecht bejubelt. Andrzej Filonczyk als Belcore sang
an diesem Abend in einer anderen Liga. Seonwoo Lee als Giannetta
ist Mitglied des Opernstudios und hat quasi noch Welpenschutz.
Tags darauf sahen wir die erste Vorstellung von RHEINGOLD nach
der (so war es der Presse zu entnehmen) umjubelten Münchener
Premiere. Wir geloben feierlich: Wir werden nie wieder eine
Vorstellung besuchen, bei der Tobias Kratzer Regie führt und wir
werden auch auf keine Veranstaltung mehr hinweisen, die er
betreut! Ohne Klamauk geht bei ihm nichts mehr.
Hier nur ein paar Beispiele: In der Szene Alberich mit den
Rheintöchtern laufen eine Ziege und ein etwa 7-jähriges Mädchen
über die Bühne. Zu „Wotan, Gemahl, erwache“ muss Fricka mit
einer Baulampe ein Baugerüst in einer gotischen Kirche
hinaufsteigen. Alberích sitzt in einer Werkstatt vor vielen
Bildschirmen wie in einer Videokonferenz. Dort zeigt er den
Ring, damit die anderen alle schön fleißig sein sollen. Mime
spielt derweil mit seinem (lebendigen) Hund.
Zur Verwandlung in eine Schlange geht ein Garagenrolltor
herunter. Davor stehen Wotan, Loge und Mime, ohne Hund, und
langweilen sich, derweil hinter dem Tor eine Schlange wütet.
Wenn sich die Musik beruhigt, öffnet sich das Tor wieder und man
sieht das ganze Büro verwüstet und Blut verschmiert. Es ist das
Blut des Hundes, der von der Schlange zerfetzt wurde. Nach
seiner Gefangennahme wird er gedemütigt und muss alle seine
Kleider ablegen.
(Dies wurde von einigen Rezensenten gelobt, dabei ist es
geklaut: Schon in Brüssel 2023 hat das Romeo Castellucci so
dargestellt). Obwohl Fasolt in Freia verliebt ist, wird sie
aufgehängt, um das Gold zu erhalten. Das Gold wird also nicht
vor sie, sondern unter sie gestapelt, was dann natürlich mit dem
Text „Noch blitzt ihr Blick zu mir her; des Auges Stern strahlt
mich noch an“ nicht zusammengeht. Wir wollen uns nicht damit
anfreunden, dass der Text nicht mehr wichtig sein soll. Dafür
gab es das, was eigentlich zur Profession des Regisseurs gehört,
nämlich Personenführung, gar nicht. Fast durchgängig wurde vorn
an der Rampe gesungen.
Für die Sänger ist das natürlich fanstatisch, weil sie nicht
gegen das Orchester ansingen müssen. Mussten sie hier sowieso
nicht, weil Vladimir Jurowski das Orchester oft während der rund
zweieinhalb Stunden dauernden Aufführung zurücknahm. Musikalisch
war es gut, wenn man Kammermusik mag, denn Jurowski fügte
mehrfach Pausen ein, wo es in der Partitur keine gibt, und
unterbrach dadurch den Klangfluss. Dadurch ging dem Stück die
Spannung verloren, die es aber auf der Bühne ohnehin nicht gab.
So ergänzten sich Dirigent und Regisseur quasi als
Stückezerstörer. Das war schade, denn die Sänger waren teilweise
außerordentlich gut.
Allen voran sind Nicholas Brownlee als Wotan, Sean Panikkar als
Loge und Wiebke Lehmkuhl als Erda zu nennen. Ekaterina Gubanova
als Fricka schien etwas müde (lustlos?) und Markus Brück als
Alberich hatte an diesem Abend nicht seinen besten Tag. Dies
wurde von Anfang an deutlich, als er sprechend begann und auf
eine Luxusbesetzung der Rheintöchter traf.
Schon nach einer halben Stunde verließen die ersten Zuschauer
das Nationaltheater
Es war aber nicht so schlimm wie in Stuttgart, wo anlässlich der
Premiere der Opernperformance „Sancta“ von Florentina Holzinger
18 Besucher kollabierten und ärztlich versorgt werden mussten.
Aber das Verrückteste kommt erst noch:
Als Folge der Berichterstattung über diese skandalträchtige
Aufführung gab es einen Run auf die Theaterkasse und nun sind
alle Folgevorstellungen ausverkauft!
Noch einmal Liebestrank: Gerade ist auf DVD ein Mitschnitt aus
dem ROH London erschienen, der nur bedingt zu empfehlen ist.
Sängerisch und spielerisch mit Abstand am besten ist Liparit
Avetisyan als Nemorino, der auch in München überzeugte (s.o.).
Nadine Sierra als Adina hat eine kleine Stimme. Die größte
Enttäuschung ist Bryn Terfel: Es erinnert nichts mehr daran,
dass er einmal eine große und schöne Stimme hatte.
Immer wieder betone ich: Kritiken sind subjektiv.
Matthias Ries-Wolff, Richard-Wagner-Verband
Ortsverband Chemnitz e. V.
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'Kalenderblätter‘
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Erstmals: 'Pfeffermühle'
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am 01. Januar 1931
'Die Giehse' war dabei und Erika und Klaus Mann
und als Musiker Magnus Henning - die Premiere
fand in der Bonbonnière statt, einem Lokal in
der Nähe des Hofbräuhauses in München.
Man hatte sich dem Kampf gegen Hitler
verschrieben, der 29 Tage später die Macht an
sich riss.
Noch am 31. Januar 1931 stand Therese Giehse auf
der Bühne der Münchener Kammerspiele in dem
Lustspiel 'Das schwedische Zündholz' von Ludwig
Hirschfeld. Am 13. März 1933 dann verließ sie
Deutschland und traf sich mit der Familie von
Thomas Mann in Arosa.
Die Arbeit des literarischen Kabaretts setzen
Erika Mann und Therese Giehse in der Schweiz
fort.
Am 30. September 1933 wurde im 'Hirschen' in
Zürich das Programm der 'Pfeffermühle' gezeigt.
Am 1. Januar 1934 folgte das zweite Programm, am
30. September 1934 das dritte in Basel.
Es war höchst politisch, man wagte sich an das
Aufzeigen des faschistischen Terrors, von
Dummheit, Heuchelei und Betrug, von Vertreibung,
Mord, Folter, Totschlag. Zwar nannte man keine
Namen, aber die Figuren zeigten doch den
direkten Bezug.
Die Deutlichkeit rief auch in der Schweiz die
Behörden auf den Plan, nicht überall durfte
gespielt werden. Die Nazis ringsum waren sehr
hellhörig, hatten ihre Spitzel fast überall, so
dass sie über die Programme und deren Wortlaut
sehr genau informiert waren.
1935 ging man auf Tournee in die Tschechei und
nach Holland, Belgien, Luxemburg - dann wurde
Erika Mann aus Deutschland ausgebürgert.
Die Aufführungsserie mit 1034 Vorstellungen
hätte in den USA fortgesetzt werden sollen, aber
ein Erfolg war dem Kabarett 'The Peppermill'
schon am 5. Januar 1937 in New York nicht
beschieden.
Die Inhalte kamen bei den Amerikanern zu der
Zeit nicht an, was sollte den US-Bürgern auch
nahegebracht werden, man verstand die beiden
nicht, zumal die Texte schlecht übersetzt waren
- es fehlte der Witz, der durch die Sprache und
das Verständnis für die Situation vermittelt
wird.
Am 13. Februar 1937 war die Giehse wieder in
Zürich und spielte dort wieder Theater.
Damit war 'Die Pfeffermühle' an ihrem Ende
angelangt. |
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'Der fliegende Holländer'
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... am 02. Januar 1843 uraufgeführt
'Rienzi' war gerade im Herbst 1842 zu einen
sensationellen Erfolg für den aus Frankreich nach
Dresden zurückgekehrten Richard Wagner geworden. Die
sächsische Hofoper wollte auch den 'Holländer' für sich
haben und ihn nicht Berlin überlassen - er kam nach
Dresden - und fiel durch.
Nur vier Aufführungen gab es, dann verschwand das Werk
zunächst einmal von der Bühne in Dresden.
Das Publikum war überfordert - hatte es sich beim 'Rienzi'
der ganzen Opulenz einer quasi Meyerbeer-Oper mit realem
Hintergrund der Story hingeben können, war nun alles
reduziert auf ein paar Figuren, die nicht einmal
'greifbar' waren.
Heine hatte die Vorlage geliefert, die sturmumtoste
Schiffsreise der Wagners aus Riga nach London tat das
ihrige.
Es war eine der Schauergeschichten, die man sich damals
so in der Gartenlaube erzählte - Richard Wagner machte
daraus - im Stile der Zeit - eine romantische Oper.
War er beim 'Rienzi' noch dem Schema verhaftet,
lyrischer Sopran plus Hosenrolle, so begann beim
'Holländer' das Weib der Zukunft zu wirken, die Frau,
die zur Erlösung des Mannes auf die Welt gekommen war,
die durch oder für die Leiden des Mannes starb und diese
Aufgabe auch zu erfüllen hatte.
Der Senta, die hier den 'Holländer' zu erlösen hatte,
folgten die 'Tannhäuser-Elisabeth', die Sieglinde, die
Brünnhilde, die Isolde und die Kundry.
Die erste Senta sang die vom Meister so verehrte
Wilhelmine Schröder-Devrient, die auch als Adriano im 'Rienzi'
auf der Bühne stand, die Venus im 'Tannhäuser' folgte -
zur Ortrud kam es nicht mehr, da der 'Lohengrin' in
Dresden wegen der Beteiligung Richard Wagners an den
revolutionären Aufständen von 1849 nicht mehr an der
sächsischen Hofoper zur Uraufführung kam.
Produktionen vom 'Holländer' geraten in der heutigen
Zeit mehr und mehr zu Persiflagen und reduzieren das
Frühwerk zum Sandkastenspiel für Unreife zu Lasten der
Steuerzahler - meist auch noch gefördert durch Zuspruch
der RW-Vereine.
Hier besonders durch die Ehrenvorsitzende des RW-Vereins
Hannover.
Nach eigener Aussage liebt sie ja 'modische
Inszenierungen'.
Zu diesen dürfte ja auch damals
'Der Freischütz' an der Nds. Staatsoper Hannover
gehören.
Thema_des_Tages_02._Januar_1843_-_2012
Kritik_'Der_fliegende_Hollaender''_DO_Berlin.htm
Kritik_'Der_fliegende_Hollaender'_-_oder_'Mary_und_das_Putzgeschwader'_Theater_Regensburg.htm
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Essen_-_
oder_'Die_Irre_von_Sandwike'.htm
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'.htm
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Freiburg_-_oder_'Senta_oder_ein_Puppenheim'.htm
Bemerkungen zu 'Der_fliegende_Hollaender'_auf_der_'Buehne_fuer_Oberfranken'
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Henny Porten
am 7. Januar 1890 in Magdeburg geboren
Oscar Messter machte sie zum Star der Zeit vor dem Tonfilm, er
selber experimentierte mit einer Verbindung von Filmvorführung
und Schallplatte mit dem Originaltext, der auch lippensynchron
gezeigt werden konnte.
Henny Porten war seit 1907 in mehreren solcher 'Messter-Tonbildern'
aufgetreten und dann in ihren großen Filmen auf den Typ der
'verfolgten Unschuld' festgelegt.
Mit ihrer Schwester schrieb sie das Drehbuch für 'Das
Liebesglück einer Blinden', das Messter dann 1910 mit ihr in der
Hauptrolle verfilmte.
Aufgrund des außergewöhnlichen Erfolges dieses Films erhielt
Henny Porten einen Vertrag, pro Jahr mindestens zehn Filme bei
Messter's Projection GmbH in Berlin zu drehen.
Filme wie 'Des Pfarrers Töchterlein', 'Adressatin verstorben',
'Gefangene Seelen' machten sie zum Star der Zeit, dabei hatte
sie den Vorteil, mit großen Darstellern wie Emil Jannings z.B.
in dem Film 'Die Ehe der Louise Rohrbach' arbeiten zu können.
Foto: Wikipedia
Bei dem 1920 gedrehten Film 'Anna Boleyn' kam es zu einem
Zwischenfall, als Friedrich Ebert an den Drehort kam, forderten
- laut Curt Riess in seinem Buch 'Das gab's nur einmal' - die
Komparsen, die beim Hochzeitszug von Heinrich VIII. auftraten,
lautstark nach Arbeit.
Die Porten völlig verschreckt von der plötzlichen Unruhe wurde
von den Demonstranten beruhigt:
'Nu hab' ma keene Bange, Henny, dir tun wa nüscht, du bist
doch ne nette kleene Jöre!'
Der Film 'Skandal um Eva' von 1931 zeigte dann - groß auf
Plakaten angekündigt 'Henny Porten spricht zum ersten Male' -
dass die im Tonfilm zum Bild exakt mitlaufende Sprache manchen
Star der Stummfilmzeit in Verlegenheit brachte, da der
Stimmklang nicht mit dem Schauspieler-Typ im Bild
übereinstimmte.
Auch 'Kohlhiesels Töchter' - ein Remake aus einem Film von 1920
- wie auch '24 Stunden aus dem Leben einer Frau' von 1931 waren
nicht mehr so erfolgreich, wie die Schauspielerin es aus ihren
Stummfilmzeiten gewöhnt war.
Hitler bewunderte sie und setzte ihr - nach Goebbels Tagebuch
vom 25. Januar 1944 - eine monatliche Apanage von 1.000 Mark
aus, obwohl sie sich standhaft weigerte, sich von ihrem
halbjüdischen zweiten Ehemann, Wilhelm von Kaufmann, scheiden zu
lassen, den Goebbels 'mit einer wahren Wollust' verfolgte.
Nach dem Krieg arbeitete sie für die DEFA, der Filmgesellschaft
in der damals sowjetisch besetzen Zone Deutschlands.
An der Produktion der Henny-Porten-Filme in 1931 wirkte die
Nero-Film, eine Gesellschaft an der Heinrich Nebenzahl beteiligt
war, der bis zum Ersten Weltkrieg mit Eiern gehandelt hatte,
mit.
Sein Sohn Seymour Nebenzahl stieg in das Geschäft ein und
übernahm die Aufgaben des Vaters.
Er produzierte die bedeutendsten Filme der Weimarer Zeit, wie
'Die Büchse der Pandora', 'Westfront 1918', 'Die
Dreigroschenoper', 'M - Eine Stadt sucht einen Mörder',
'Kameradschaft', 'Die Herrin von Atlantis' und 'Das Testament
des Dr. Mabuse'. |
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Hans von Bülow
... am 08. Januar 1830 geboren
Schon 1850 schloss sich Bülow dem damals im Exil
lebenden Richard Wagner an, eine freundschaftliche
Verbindung, die bis in die 1860-er Jahre dauerte, bis
die langsame Ablösung seiner Frau Cosima einsetzte.
Ab 28. November 1863 war Bülow ein auf die Liste der
zumindest mental Betrogenen gesetzter Ehemann als Wagner
und Cosima von Bülow während einer Spazierfahrt durch
Berlin es zu jenem
'Unter Tränen und Schluchzen besiegelten wir das
Bekenntnis, uns einzig gegenseitig anzugehören'
kommen ließen.
Ob hier in der Kutsche schon 'das Äußerste' vollzogen
wurde, ist nicht bekannt.
Doch war damit der Bann gebrochen und Cosima, die Bülow
1857 geheiratet hatte, folgte Wagner nach München und
Tribschen.
Tochter Isolde reklamierte später eine Wagner zu sein,
hatte aber inzwischen das Erbe des 1894 verstorbenen
Hans von Bülow angetreten, war damit nur mit
Rechtsmitteln von der Wagner'schen Erbfolge
auszuschließen, da Cosima auch angab, zur jener Zeit
keinen 'Verkehr' mit RW gehabt zu haben, und das Gericht
folgte ihr, Isolde somit nicht die Tochter Wagners sein
konnte.
Viele profitierten von ihm, einer der ersten war Richard
Strauss, der in Meiningen - Bülow war dort von 1880 bis
1885 Hofkapellmeister - quasi als dessen Assistent sehr
gefördert wurde.
Strauss dankte ihm dies in einer lebenslangen
Freundschaft, auch dadurch, dass er die Einschätzung
Bülows bestätigte, dass Strauss ein talentierter
Dirigent war und auf dem besten Wege Karriere zu machen.
Strauss trat nicht aus Eitelkeit ans Pult, sondern immer
als Diener des Werkes. |
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Karl Burian
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Foto: Wikipedia
am 12. Januar 1870
in Rousínov bei Rakovník - etwa 70 Km westlich von Prag geboren
Ein Studium der Rechte an der Prager Universität brach er ab und
widmete sich seiner Gesangsausbildung, die ihn nach Abschluss in
die Opernzentren der Welt führte.
Angefangen hat er - wie sein drei Jahre jüngerer Tenor-Kollege
Leo Slezak - in Brünn, wo er 1891 als Hans in 'Die verkaufte
Braut' debutierte, Slezak folgte 1892 mit dem Lohengrin als
Antrittsrolle, ging an die Lindenoper und dann nach Breslau,
worauf unmittelbar die
Wiener Hof-Oper
folgte.
Karl Burian tingelte durch die Provinz, ging 1894 nach Köln,
1897 nach Hannover, wo er die schweren Helden singen wollte,
nachdem er inzwischen als Dalibor, Manrico und Turridu
aufgetreten war. Lohengrin kam hinzu.
Auf folgenden Aufnahme singt er die Titelrolle in 'Fra Diavolo'.
'Seht dort auf Bergeshöh'n'
http://www.youtube.com/watch?v=OfmNOEfeTfs
Es ging weiter in Bremen und Hamburg mit Stolzing, nach Budapest
und an die Hofoper nach Dresden. 1905 war er dort in der
Uraufführung der 'Salome' der Herodes, auch 1907 an der Met und
1908 an der Pariser Oper.
Burian war in einem umfangreichen Repertoire, von Lenski über
die italienischen Partien bis zu den Wagner-Helden international
beschäftigt, für die er auch später engagiert wurde.
Tannhäuser - 1. Aufzug
'Dir töne Lob'
http://www.youtube.com/watch?v=vGlLOMV6jDI
In New York stand er in Konkurrenz zu Heinrich Knote, Erik
Schmedes und eben zu seinem Landsmann Leo Slezak, der allerdings
'Tristan' und 'Siegfried' - wie Burian - nicht sang.
In Bayreuth war er als Parsifal engagiert.
Es gibt aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts einige
Schallplattenaufnahmen mit Burian als Siegmund, als Tristan und
als Lohengrin.
'Die Walküre' - 1. Aufzug
'Winterstürme wichen dem Wonnemond'
http://www.youtube.com/watch?v=Juszd32ax00
Ein Eifersuchtsdrama machte 1922 seiner Karriere ein Ende.
Zwei Jahre später starb er mit nur 54 Jahren.
http://karelburian.cz/deutsch/index.php |
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'Die Ratten'
...am 13. Januar 1911 im Lessing-Theater in Berlin
uraufgeführt
Prangerten schon 1892 'Die Weber' die Zustände in Deutschland
aufgrund der Industrialisierung in der Mitte des 19.
Jahrhunderts an, so stellte diese 'Berliner Tragikomödie' ein
weiteres Glied in der Kette sozialkritischer Werke dar.
Hauptmann sah hier eine Fortführung dessen, was Lessing mit
seiner 'Sarah Sampson', mit 'Emilia Galotti', was Schiller mit
'Kabale' einhundert Jahre vor ihm begonnen und Hebbel 1846 mit
seiner 'Maria Magdalena' fortgeführt hatten.
Hauptmann wollte - wie diese berühmten Vorgänger - den nach wie
vor bestehenden Ständestaat, die Probleme der Mittelschicht -
und hier nun auf die des Proletariats erweitert - dem Publikum
vor Augen führen, auch wenn noch aus dem 18. Jahrhundert
weitgehend die Regel bestand, tragische Verwicklungen nur mit
Personen von Stand auf der Bühne zeigen zu dürfen.
In der Mischung von Theaterdirektor Hassenreuthers Fundus auf
dem Dachboden und dem realen Leben im Haus, zeigt hier eine
Scheinwelt gegenüber der Realität, in der Ratten aus ihren
Nestern in den abgelegten Theaterkostümen heraus das Haus
unterminieren und für alle Beteiligten als Wohnung unerträglich
machen.
Ratten als wimmelndes Ungeziefer wie im Neuenfels'schen
'Lohengrin' in BT.
Gerhart Hauptmann war seit 1905 Mitglied der
Gesellschaft, die sich für die Förderung der
Rassenhygiene einsetzte und damit Vorschub leistete für
die späteren Rassegesetze der Nazis.
Er stand dem System Hitlers nicht kritisch gegenüber,
gab Loyalitätsbekundungen für die Reichsregierung ab,
stellte 1933 den Antrag auf Aufnahme in die NSDAP und
schwieg, wenn Freunde unter dem System zu leiden hatten.
Noch spät gratulierte er Goebbels in einem Telegramm zu
einer Rede, die der Propagandaminister am 1. November
1944 gehalten hatte, sie sei ein Meisterwerk in Form,
Inhalt und Vortrag gewesen.
Hauptmann genoss Vorteile durch sein Verhalten, die
Nazis hofierten ihn, ließen ihm Versorgungsvorteile
zukommen.
Auch die mit der Front von Osten hereinbrechenden Russen
gingen pfleglich mit ihm um, kannten doch viele die
Werke des Nobelpreisträgers, die von Problemen der
'Kleinen Leute' sprachen. |
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Tosca
... Uraufführung am 14. Januar 1900.
Landauf, landab - in allen Theatern der Welt wird Puccinis
Meisterwerk gespielt. In Hannover ab 23.02.2025 wieder im
Spielplan.
Heute, die Bühne in den meisten Fällen ohne jeglichen Bezug zu
der Zeit, in der das Stück spielt.
Damals kämpften Franzosen und Österreicher am Beginn des 19.
Jahrhunderts um die Vorherrschaft in Italien.
Republikaner unter Konsul Angelotti standen auf der Seite der
Franzosen - Klerus und Konservative sympathisierten mit
Österreich.
Vitellio Scarpia - geboren in Sizilien - wurde 1799 Machthaber
in Rom. Als eine der ersten Amtshandlungen war die Verhaftung
von Angelotti.
Am 14. Juni 1800 gewannen die Österreicher in der Schlacht bei
Marengo anfänglich Vorteile über Frankreich.
Während der Folterszene im zweiten Akt wird textlich gezeigt,
wie sich die Situation binnen Stunden änderte, als Frankreich
die Österreicher doch endgültig überwinden konnte.
Eine spektakuläre Aufführung fand 1992 statt, als das Fernsehen
von den Originalschauplätzen zu den Original-Tageszeiten das
Werk in alle Welt übertrug.
Catherina Malfitano sang die Titelrolle, Placido Domingo war
Cavaradossi und Ruggiero Raimondi der Polizeipräsident von Rom,
Vitellio Scarpia.
Auch das Theater Regensburg spielte immer wieder das Stück.
Die letzte Produktion zeigte man 2009.
Bemerkungen_zu_'Tosca'_-_Theater_Regensburg
Und in
Hannover zeigte man kürzlich - in der Inszenierung von einer
Frau - das Stück am Text vorbei.
Ende 2019 kam in Hannover wieder eine
'Tosca' heraus, man sah eine Verfälschung.
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Tschechows 'Kirschgarten'
... am 17. Januar 1904
im Moskauer Künstlertheater uraufgeführt
Sein letztes Werk war ein großer Erfolg - trotzdem gefiel dem
Dichter die Aufführung nicht, er hatte mehr Atmosphäre erwartet.
Dabei war ihm Regisseur Stanislawski schon entgegengekommen -
nein, er hatte sich Bühnenbilder mit Zauber vorgestellt und
meinte, sein Stück sei durch die 'Entzauberung' ruiniert worden
Trotz dieser Meinung des Dichters war das Werk schnell auf den
Bühnen der Welt.
Oktober 1916 die deutschsprachige Erstaufführung in Wien, 1917
Münchner Kammerspiele in der Regie von Lion Feuchtwanger, 1919
Volksbühne Berlin, 1925 London, erst 1945 folgte Zürich.
Peter Stein hielt sich in seiner Inszenierung von 1989 an die
Regieanweisungen Tschechows und übernahm sogar Personenführung
aus dem Regiebuch Stanislawskis.
Olga Tschechowa - ihre Tante Olga Knipper war mit
Tschechow verheiratet - studierte bei Stanislawski Schauspiel
und heiratete 1914 den Schauspieler Michael Tschechow.
Aus dieser Ehe stammte die Tochter Ada Tschechowa, die bei einem
Flugzeugunglück bei Bremen ums Leben kam.
Aus ihrer Ehe mit Vadim Glowna, dessen Vater Navigator bei
Lufthansa war, stammte die Schauspielerin Vera Tschechowa.
Kritik_'Drei_Schwestern'_-_Opf._Metropol-Theater_Regensburg.htm
Nachtrag_zu_'Drei_Schwestern'_-_Opf._Metropol-Theater_
Regensburg.htm |
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'Der Meteor'
von Friedrich Dürrenmatt - am 20. Januar 1966 uraufgeführt
Zitat
Friedrich
Dürrenmatt zählt mit seinen nahezu 30 Stücken zu den
bedeutendsten Schweizer Dramatikern des 20. Jahrhunderts. Vor
allem in den 50er und 60er Jahren feierte er mit Stücken wie
Der Besuch der alten Dame oder Die Physiker Triumphe.
Daneben entstanden zahlreiche theatertheoretische Schriften und
ein beachtliches erzählerisches, häufig in Justiz- und
Kriminalmilieu angesiedeltes, Werk.
Den Meteor bezeichnete Dürrenmatt auch als seine
Auseinandersetzung mit der Welt seines Vaters, der Pfarrer war.
Das Werk ist eine einfache, aber auch teuflische Fabel über
einen Menschen, der nicht glaubt, aber ständig aus dem Tod
erweckt wird. Einer, der das Wunder der Auferstehung am eigenen
Leib erlebt, ohne dass er in der Lage wäre, es zu bemerken. Ihm
fehlt der Glaube.
Zitatende
Quelle:
https://www.felix-bloch-erben.de/
Die Titelrolle
spielte in Zürich Leonard Steckel, in München Paul Verhoeven, in
Hamburg O.E. Hasse, die tragende Frauenrolle war hier mit
Heidemarie Hatheyer besetzt. |
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Wilhelm Furtwängler
…
... am 22. Januar 1941
Er hatte noch den Zwist mit Goebbels im Gedächtnis.
Damals - 1934 - gab es eine Kontroverse zwischen Rosenberg und
Goebbels, den ewigen Kontrahenten.
In der von Rosenbergs Kulturgemeinde herausgegebenen Zeitschrift
'Die Musik' wurde Hindemith als 'kulturpolitisch nicht tragbar'
und als 'Bannerträger des Verfalls' dargestellt.
Goebbels hingegen sah Hindemith im Rundschreiben der
Reichssendeleitung als 'eine der stärksten Begabungen der
jüngeren deutschen Komponisten-Generation'.
Furtwängler gab am 25. November 1934 in der Deutschen
Allgemeinen Zeitung dem Lesepublikum zur Kenntnis, dass man auf
Hindemith angesichts der 'Armut an wahrhaft produktiven
Musikern' so einfach nicht verzichten könne und dessen Leben in
jüdischem Umfeld - was Rosenberg Hindemith vorwarf - keinen
Einfluss auf seine Fähigkeiten als Komponist habe.
Und er meinte, wo man denn hinkäme, wenn politisches
Denunziantentum Einfluss auf die Kunst nähme.
Furtwängler, wegen seiner Kritik am Reichsleiter Rosenberg, in
Absprache mit Hitler, in die Enge gedrängt, legte alle Posten
nieder und wollte in die USA emigrieren, was Toscanini
verhinderte.
Daraufhin bearbeitete Goebbels den Dirigenten, dass der - auch
weil ohne Aussicht auf eigene Karriere außerhalb Deutschlands -
blieb.
Nun hatte ihn Goebbels in der Hand und als Furtwängler sich am
22. Januar 1936 an Goebbels wandte, er solle freie Kritik in den
Zeitungen über die Arbeit von Künstlern zulassen, widersprach
ihm der Reichspropagandaminister.
Später im Jahr, am 26. November 1936, gab Goebbels als Präsident
der Reichskulturkammer seinen Erlass bekannt. Danach wurde
wertende Kunstkritik in Abstimmung mit Hitler verboten, es
durfte nur Beschreibungen geben.
Goebbels vermerkte, Hitler habe das Verbot der Kritik fast
unverändert angenommen. Nur Furtwängler sei noch unzufrieden.
Aber das nütze dem nun nichts mehr. |
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‘Elektra‘
am 25. Januar 1909 im
Königlichen Opernhaus Dresden uraufgeführt
Am 7. März 1906 fragte Hofmannsthal bei Strauss an, ob er noch
hoffen dürfe, dass die 'Elektra' vielleicht doch noch realisiert
werden könne.
Die Sorge, Strauss könne ablehnen, bezog sich auf eine frühere
Anfrage, die der Komponist dahingehend beantwortete, dass er es
nicht für klug halte, nach der 'Salome' einen ähnlichen Stoff zu
verarbeiten.
Schon zehn Tage später antwortete Strauss, dass er 'die größte
Lust auf 'Elektra' habe und er sich das Stück deshalb schon
einstrich, aber immer noch zögere. Ob es denn nicht doch besser
sei, die 'Elektra' einige Jahre zurückzustellen.
Ob Hofmannsthal nicht etwas anderes zur Verfügung habe, wie es
z.B. mit 'Semiramis' sei.
Oder mit einem wilden 'Cesare Borgia' oder 'Savonarola' - beides
sei das Ziel seiner Sehnsucht.
Am 5. Juni 1906 teilt Strauss mit, dass er doch gerne mit der
'Elektra' anfangen möchte, es aber Schwierigkeiten mit S.
Fischer gebe, der die Rechte an dem Text halte.
Hofmannsthal konferierte mit dem Verlag und erreichte, dass
Strauss mit der Komposition beginnen konnte - die
Tantiemenregelungen vom 16. Juni 1906 ermöglichten, dass dann
keine Rücksichten mehr genommen werden müssten.
Fulminant zu sehen und zu hören Birgit Nilsson in der
Titelrolle.
Anders, die Polaski als 'singende' Königstochter - zum ersten
Mal 1984 in Darmstadt neben der Studer als Chrysothemis.
Und herausragend Ursula Schröder-Feinen in München 1977 - danach
aber Krise. Die Isolde in Frankfurt musste sie absagen.
Auch Regensburg nahm sich des Werkes an, 1998 mit Susan
Salms-Moss in der Titelrolle.
Oberpf. Metropol-Theater Regensburg
Gedanken zu 'Elektra'
von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss
'Ich habe ihm das Beil nicht geben können'
Wie schwer es sei, ein gutes Opernlibretto zu schreiben,
bestätigte Richard Strauss im Juli 1908, als er Hofmannthals 'Elektra'-Dichtung
lobte.
Dies sei schwieriger als ein gutes Theaterstück zu schreiben.
Richard Wagner hatte dies schon seinen Anfängen erkannt und
schrieb folglich seine Texte selber, die leider als solche in
ihrer dramaturgischen Wirkung kaum wahrgenommen werden, da wie
bei der Strauss'schen Elektra von Musik 'überfrachtet'.
Hinzu kommt, dass bei den hohen Lagen speziell der
Frauenpartien, eine Textverständlichkeit nicht ausdrücklich
eingefordert werden kann.
Kaum jemand weiß, dass es eine glanzvolle Life-Aufzeichnung der
Texte des 'Ring' durch die Kammerspiele in München – die
Produktion beweist wie stark Sunny Melles als Brünnhilde mit dem
Text allein umgehen kann - eine Studioaufnahme des 'Lohengrin'
durch die Hochschule für Musik und Theater Hannover gibt und
eine KI-bearbeitete ‘Salome‘-Produktion durch das Tonstudio
Tessmar in Hannover mit dem Kulturjournal Regensburg gibt.
1999 spielte die Berliner Schaubühne das Werk mit Edith Clever
als Klytämnestra.
2000 fand sich im Archiv des SWR eine Aufnahme von Hofmannsthals
'Elektra' mit Maria Wimmer und Maria Becker.
Wie auch Wilde's 'Salome' liegen die Texte auf Eis und werden
dem Publikum vorenthalten. Altmeister Krämer inszenierte das
Sprechstück 'Salome' am Frankfurter Schauspiel.
Mit der 'Elektra' gab Hofmannsthal sein Debüt als Bühnenautor.
1903 war er 39 Jahre alt, als Max Reinhardt seinen Erstling am
Kleinen Theater in Berlin spielte, in dem ein rachevoller
Gegenpol zu Goethes 'verteufelt humanen' Iphigenie positioniert
werden sollte.
Hofmannsthals Erfolg gründete auch auf der Ausformung der
Titelrolle durch Gertrud Eysoldt, die in der Ausstattung von
Lowis Corinth, Gesang und Bewegungsabläufe bis zum Tanz in der
Schlussszene in die Darstellung der Rolle einbezog.
Glück für Hofmannsthal, dass die Uraufführung 1903 in Berlin
stattfand und die beiden Österreicher Hofmannsthal und Reinhardt
nicht Wien wählten, denn dort waren sie nicht wohl gelitten und
Hofmannsthal fand im November 1908, dass eine Produktion in Wien
nicht unter direktem Übelwollen, aber doch unter mangelnder
Liebe zum Werk zu leiden hätte. Immerhin seien die Wiener gegen
alles Neue und hätte auch nicht gezögert, den 'Fidelio' und
Mozarts 'Giovanni' durchfallen zu lassen. Somit käme Wien für
die Uraufführung der gemeinsamen 'Elektra' nicht in Frage.
Strauss hatte die Reinhard'sche Schauspielproduktion 1905 in
Berlin gesehen und sofort erkannt, hier stehe ein glänzender
Operntext zur Verfügung. Er bat Hofmannsthal, ihm in jedem Fall
bei allem Komponierbaren, das er schreibe, die Vorrechte
einzuräumen, da beide den gleich Stil verträten und so alles gut
zusammen passe.
Am 14. Mai 1998 fand die Premiere in Regensburg einer hier
herausgekommenen 'Elektra' statt.
Die Bühne war zugestellt mit einem überdimensionierten
mannshohen Kubus, der eine Spielfläche auf der oberen Seite
hatte, im Grunde aber einem freien Spiel im Wege war, da er nur
umrundet werden konnte.
Dr. Gerhard Heldt ließ im Programmheft unter anderen auch 'Frau
Brigitte' zu Wort kommen. Udo Bermbach war durch einen gekürzten
Artikel ' Mythos und Zeitbezug' vertreten, Richard Wagner legte
seinen Beitrag 'Griechische Tragödie und Mythos' aus SSD Band
IV, Seiten 33 und 54ff vor und bei der Genealogie wurde Ingrid
Zellner zitiert, deren 'Inzucht, Mord und Totschlag' schon im
Programm Heft der Bay. Staatsoper abgedruckt war.
Die große Popularität, von der Strauss als Komponist
hauptsächlich seit der 'Salome' getragen wurde, ließ auch die
Nazis nicht unbeeindruckt, zumal die Familie eindeutig dem
Schema der Menschen im großdeutschen Reich nach der
Gobineau'schen Lehre vom arischen Herrenmenschen entsprach.
Bereits am 15. November 1933 ernannten sie ihn zum Präsidenten
der Reichs-Musik-Kammer (RMK), einer Unterabteilung der
Reichs-Kultur-Kammer (nicht zu verwechseln mit RKK, was
sinnigerweise auch als Abkürzung für das seit Jahrzehnten
geplante Regensburger Kultur- und Kongresszentrum verwendet
wurde).
Am 13. Februar 1934 bedankte sich Richard Strauss in einer Rede
zu Beginn der ersten Kammertagung bei Hitler und Goebbels für
die Schaffung des Reichskulturkammergesetzes, nicht bedenkend,
dass über diese gesetzliche Regelung missliebige und
nichtarische Künstler den Verfolgungen der Nazis ausgesetzt
waren.
Aus Anlass der Hochzeit von Emmy Sonnemann und Hermann Göring
10. April 1934 überreichte er dem 'Reichsjägermeister' die
Handschrift seiner 'Arabella' als Geschenk.
Am 19. August 1934 unterzeichnete er den Aufruf der
Kulturschaffenden zur Vereinigung des Reichskanzler - und
Reichspräsidentenamtes in der Person Hitlers, denn man glaube an
diesen Führer, der den heißen Wunsch nach Eintracht erfüllt
habe.
Bis Juli 1935 blieb Strauss Kammerpräsident, sein 'Rücktritt'
wurde bekannt gegeben - er bekam Probleme wegen seines
Librettisten Stefan Zweig, dem er einen Brief schrieb, mit dem
für die, das Schreiben abfangenden, Kontrolleure klar wurde, das
den völkischen Gedanken beim politisch völlig uninteressierten
und damit geradezu tapsigen Bayern vermissen ließ.
In seinen privaten Aufzeichnungen notierte der, dass es eine
traurige Zeit sei, wenn ein Künstler seines Ranges ein Bübchen
von Minister fragen müsse, was er komponieren und aufführen
lassen dürfe - dies bezog sich aber auf 'Die schweigsame Frau',
der sich das Regime entgegensetzte, weil der Textdichter, Stefan
Zweig, ein Jude war.
In dem Brief an Zweig vom 17. Juni 1935 hatte er Bruno Walter
als 'schmierigen Lausejungen' bezeichnet, in BT sei er für den
'Nichtarier' Toscanini eingesprungen, was mit Politik nichts zu
tun habe und dass er 'den Präsidenten der Reichskulturkammer
mime' sei Pflichterfüllung und er tue es, um 'größeres Unglück
zu verhüten', dass er 'dieses ärgerreiche Ehrenamt angenommen'
habe.
Als 1936 die Sommerspiele in Berlin eröffnet wurden, meinte
Goebbels beim Anhören der Strauss'schen Musik zur Olympia-Hymne,
'Komponieren kann der Junge'.
1938 dirigierte Strauss in Düsseldorf seine 'Arabella', während
parallel die Ausstellung 'Entartete Musik' gezeigt wurde.
Im November 1943 widmete er ein selbst getextetes Lied Hans
Frank dem Generalgouverneur von Polen:
'Wer tritt herein so fesch und schlank /
Es ist der Freund, Minister Frank /
Wie Lohengrin von Gott gesandt /
Hat Unheil er von uns gewandt ....'
Der Sohn von Richard Strauss, Franz, lebte mit der 'Volljüdin'
Alice von Grab-Hermannwört in einer 'privilegierten Mischehe',
so konnte Vater Richard im Mai 1945 zu Klaus Mann sagen, dass er
bis auf ein paar 'dumme Zwischenfälle' nicht zu klagen gehabt
hätte. |
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Wilhelmine Schröder-Devrient
... am 26. Januar 1860 gestorben
Coburg war die letzte Station ihres Wanderlebens. In Hamburg
geboren, zog sie nach Wien und Dresden über Land und schuf in
der Zeit ihres künstlerischen Lebens eine Frauenfigur, die -
abseits des damals üblichen biedermeierlichen 'Heimchens am
Herd' - Situationen des Lebens aufgriff und anpackte.
Aus einer damals üblichen mehr lyrischen 'Fidelio-Leonore'
entwickelte sie ein dramatisches Wesen auf der Bühne, dem man
die Aktion gegen Pizarro auch abnehmen konnte.
Wagner sah sie in dieser Rolle in Leipzig und war hingerissen
von der Art der Darstellung.
Eine weitere Begegnung mit ihm ergab sich aus einem Gastspiel
der Schröder in Leipzig als Romeo in 'Capuleti' - hier
begeisterte sie durch ihre Art die Figur aus Bellinis
Melodienbögen heraus in einen Shakespeare-Romeo zu führen.
Rellstab schrieb, dass sie Bellinis Musik geradezu vernichtete,
um sie mit Inhalten zu versehen, die aus den Noten nicht
herauszulesen seien.
Wagner formte nach ihr seine Figuren, seine Heldinnen.
Sie war Adriano im 1842 in Dresden uraufgeführten 'Rienzi', sie
war die erste Senta im 'Holländer' von 1843 und die erste Venus
im 'Tannhäuser' von 1845. Zur für sie vorgesehenen Ortrud kam es
nicht mehr, da Wagner 1849 nach Zürich flüchten musste, der
'Lohengrin' in Dresden abgesagt wurde, da man dort nicht das
Stück eines Revolutionärs spielen wollte. Liszt dirigierte dann
diese romantische Oper 1850 in Weimar zum ersten Mal.
1839 gastierte sie in Berlin und besuchte auch ihren Schwager
Eduard Devrient, Bruder des Carl Devrient, mit dem sie seit 1823
verheiratet war.
Sie sei bis 1/2 9 Uhr geblieben - sehr wohl aussehend, aber es
sei in ihr eine schöne Natur verhunzt.
Am 16. Mai 1842 war sie wieder vorbeigekommen und habe bei
Devrients einen 'Kreis innigsten Verständnisses' gestört - die
Unterhaltung habe bei ihrem Auftreten sofort gestockt, der
Umgangston sei fremder geworden, sie habe mit Gemeinplätzen die
Konversation ausgefüllt und Theatergeschichten erzählt.
Am 23. Mai 1842 unterhielt sich Eduard Devrient mit seinem
Intendanten hinter der Bühne, als die Schröder hinzutrat,
Küstner über den Mund fuhr, ihn verhöhnte und er sich dies von
der Primadonna gefallen ließ.
Am 28. April 1843 sang sie in Berlin Schubert-Lieder, der
Vortrag sei zu gewaltsam gewesen, manieriert. Sie pflege in
Unterhaltungen einen Theaterton mit 'zynischen Redensarten', die
höchstens ein Mann von sich geben dürfe.
Für die Kunst sei sie aber voll redlichen Eifers, 'eine
tüchtige, großartig geschnittene, aber eine nicht unbedingt
wohltuende Natur'.
Allerdings wurde ab 1844 beobachtet, dass sie in eine
pathetische Manier verfallen sei, die sie in jeder Rolle zur
Anwendung bringe, den ganzen Abend mit ausgebreiteten, viel über
den Kopf erhobenen, Armen.
Ab November 1844 zeigte es sich deutlich, dass die Stimme der
Schröder über die Jahre des engagierten Einsatzes gelitten
hatte.
Die 'Vestalin' läge ihr zu hoch, die Rolle könne sie nicht mehr
singen und in der Gestaltung der Figur habe sie keine
Steigerungen, da sie von vornherein alle Trümpfe ausspiele.
Ähnliches auch am 6. November 1845 als Fidelio-Leonore, die
Schröder sei in einer allgemein toten, geistlosen Vorstellung
komödiantisch zu allgemein gewesen und habe nicht gut gesungen.
16. Februar 1846 - die Schröder in vielerlei Hinsicht
vortrefflich, aber ansonsten unsicher, die Rolle in 'Alceste'
nicht gut genug studiert. Sie habe Tempi verschleppt, da ihre
Stimme nicht frisch anschlage.
27. März 1846 die Schröder als 'Lucrezia Borgia' - das große
Talent sei kalt geworden, sie stehe außerhalb ihrer
Darstellungen, zeige einige Akzente, die sie in ihrer guten Zeit
erfunden habe und nun von ihr beifallswürdig wie früher immer
eingesetzt würden. Dennoch aber seien die Momente der äußersten
Leidenschaft immer noch durch ihre Energie erschütternd.
Am 24. Februar 1847 Glucks 'Iphigenie', die Schröder sei erst im
letzten Akt neben der jungen Johanna Wagner in voller Größe
hervorgetreten.
Ihr Privatleben machte ihr zu schaffen, nach der Scheidung von
Carl Devrient musste sie auf die vier Kinder verzichten, geriet
in gierige Männerhände, die nur nach ihrem Geld trachteten.
Das Vermögen schmolz dahin, von ihren Begleitern durch
Betrügereien verschwendet - Geld überließ sie anderen - und so
stand sie am Ende, als sie nicht mehr singen konnte, ohne
ausreichende finanzielle Mittel da. |
Der Blick hinter die Kulissen
“O brich nicht Steg, du zitterst sehr!“
Abstützungen
in der Tiefgarage der HMTMH
Eindringendes Oberflächenwasser dringt in die Beton-Ummantelung
der Pfeiler ein, die Armierung rostet und sprengt die sie
umgebende Beton-Ummantelung ab. Die Statik des ganzen Gebäudes
ist gefährdet.
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Zitat
"Machtwort an der Musikhochschule"
Gegen das Verfahren des Abbruchs des
Bewerbungsverfahrens zog der Bewerber vor Gericht und
erhielt Recht. Umsetzen sollte die Wiederaufnahme des
Besetzungsverfahrens ein Staatskommissar.
Der aber tat dieses nicht, da laut Ministerium eine
tragfähige Wahl zum Wohle der Hochschule nicht mehr
sichergestellt werden könne.
Ein Neuverfahren biete die Möglichkeit einen Neustart zu
schaffen und die inneren Polarisierungen zu überwinden.
Zitatende
Quelle: HAZ 26.10.2024 - Seite 25 |
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Zitat
"HMTMH-Präsidentschaft -
Ein Jahr nach dem Abbruch:
Abbruch"
Im Oktober letzten Jahres ist an der Hochschule von
Musik Theater und Medien Hannover (HMTMH) das
Findungsverfahren für die Hochschulpräsidentschaft
abgebrochen worden. angefangen hatte es mit einem
Protest von Teilen des HMTMH, weil der hauseigene
Kandidat nicht gewählt worden war.
[…]
Dabei stellt sich die Frage, inwieweit ein Scheitern der
lange geplanten Versuche einer rechtskonformen
Wiederaufnahme für den Abbruch verantwortlich gemacht
werden kann, wenn die Umsetzung der Versuche letztlich
durch eben jenen Abbruch verhindert wurden. Eine Antwort
auf die Frage bleibt das Ministerium der NMZ schuldig
mit dem Hinweis, dass die Sache aktuell Gegenstand eines
neuen gerichtlichen Verfahrens vor dem
Verwaltungsgericht Hannover sei.
Also alles zurück auf Anfang?
Was war der Anfang noch gleich?
Zitatende
Quelle: NMZ 12.24 - Seite 23
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Zitat
Salzburger Festspiele:
Marina Davydovas Vertrag ist aufgelöst
28. November 2024, 18:13 Uhr -
Von
Christiane Lutz
Die
Salzburger Festspiele trennen sich von ihrer
Schauspieldirektorin. Der Grund: Verstoß gegen
„Dienstpflichten“.
Die russische Theaterkritikerin Marina Davydova ist nicht mehr
länger Schauspieldirektorin der
Salzburger Festspiele. In einer sehr knappen
Pressemitteilung verkündeten die Festspiele am Donnerstag, das
Dienstverhältnis mit Davydova mit sofortiger Wirkung aufzulösen,
„infolge von Verstößen gegen vertragliche Dienstpflichten,
insbesondere durch die weder angezeigte noch genehmigte
Tätigkeit Marina Davydovas bei einem Berliner Theaterfestival“.
Man „bedaure“ das außerordentlich.
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/marina-davydova-salzburger-festspiele-hinterhaeuser-entlassen-lux.QQUEf4G3VG4qyqCkvLqzQE |
Kommentare
‘Boheme‘
Oper Chemnitz
[…] Die vergangene Premiere von „La Boheme“ an der Oper Chemnitz
war musikalisch ein großer Genuss, aber die Bilder dazu waren
eine Katstrophe: Am linken Bühnenrand steht ein Zweimannzelt,
aus dem nacheinander Rudolfo, Marcello, Schaunard, Colline und
– Überraschung! – auch Mimi herauskommen und später auch wieder
hineingehen inklusive Treppensturz und dickem Schlüsselbund.
Nach dem Motto „weißt Du noch“ spielten Mimi und Rudolfo dann
die Szene nach, wie sie sich vor zwanzig Jahren kennengelernt
hatten. Sogar unser elfjähriger Begleiter sagte in der Pause:
„Das macht doch keinen Sinn“ und wir mussten ihm leider recht
geben.
Danach ging der Blödsinn weiter: Musetta brachte in einem
schicken Cabrio die schwer kranke Mimi inklusive einer
verdreckten Matratze zum Zelt und ging dann zu Fuß mit Marcello
fort, um Medizin zu kaufen. Und das Häubchen, von dem immer
gesungen wird, entpuppte sich als Perücke. Personenführung gab
es keine: Immer, wenn Rudolfo und/oder Mimi sangen und zwar
immer rechts vorne am Bühnenrand, tanzten Irisa van Niekerk und
Alexander Gore im klassischen Ballettoutfit allein oder zu zweit
auf der Bühne. Auch das sonst ausgelassene Treiben der vier
alten (!) Männer zu Beginn des vierten Aktes war eine
langweilige, abgehackte Aneinanderreihung von Bewegungen mit
Requisiten.
Als die Regisseurin vor den Vorhang kam, trat augenblicklich
Schweigen im Parkett ein, während nur ihre mitgebrachten Freunde
aus dem 1. Rang jubelten und sich mit mutigen Buhrufern
abwechselten.
Der Intendant ist gut beraten, den Ticketverkauf dadurch zu
steigern, dass er das Stück künftig nur noch konzertant
aufführen lässt. Empfehlen kann man es sonst nicht. […]
Matthias Ries-Wolff, Richard-Wagner-Verband Ortsverband Chemnitz
e. V.
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‘Die Hochzeit des Figaro‘
Komische Oper Berlin
Vorstellung am 30 November 2024
Foto: Monika Rittershaus
Der Name des Regisseurs, Kirill Serebrennikov, sollte eigentlich
etwas
ganz besonderes erwarten lassen.
Das aber war überhaupt nicht der Fall.
So musste man zu dem Schluss kommen, dass es sich hier mal
wieder um eine Regie-Theater-Aufführung handelt, da die Absicht
des Komponisten Mozart und des Librettisten da Ponte, eine
komische Oper, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
auf einem spanischen Schloss nahe Valencia spielt, mit allerlei
modernem Schnick-Schnack in unsere Gegenwart gezerrt wird.
Das Stück wird mit zusätzlichen Problemen der Gegenwart
belastet, es verliert seine ursprüngliche Leichtigkeit und
Fröhlichkeit.
Alles spielt auf zwei Stockwerken, oben (im EG.) residieren die
Reichen, die Fürsten, im UG., also im Keller, das
Dienstpersonal. So wird man gleich von Anfang an „eingestimmt“,
oben Licht, Glanz und Gloria, unten viel Dunkelheit, Gerümpel,
Waschmaschinen, eine niedrige Decke, Umkleidespinde usw.
Es beginnt dann auch mit der mittlerweile üblichen Entziehung
der
Einstimmung, indem die Ouvertüre bei offenem Vorhang gespielt
wird. Unten - in der Waschküche - hantiert (schon ab
Einlass-Beginn) eine Haushaltskraft an den Waschmaschinen herum,
hängt Hemden auf Wäscheleinen auf, plättet auf einem wackeligen
Bügelbrett und läuft die ganze Zeit hin und her.
Oben, im Salon der Reichen brennt viel Licht, damit das Publikum
sieht,
wie Wohlstand aussieht.
Das erste Bild beginnt damit, dass sich Figaro und Susanne
umziehen, um
mit dem Arbeitsalltag zu beginnen. Grundsätzlich tragen sie
schwarze
Hosen (oder Röcke) und schwarze T-Shirt. Das gilt für das
gesamte
Dienstpersonal im Untergeschoss. Das Vermessen des Raumes
entfällt,
dafür räkeln sich die beiden auf einer schmutzigen
Doppelmatratze. Ein
Stockwerk höher: Licht, Spiegel, elegante Kleider und Anzüge
usw.
Die ganze Komödie entlang wird dieses Gesetz aufrechterhalten:
Oben Hui, unten pfui, oben Besitzansprüche, unten Leidenschaft,
oben Liebeskummer, unten Liebeskampf, oben Gefahr unten
Gelächter, oben Verwirrung, unten List.
Durch die einheitliche dunkle Kleidung des Dienstpersonals ist
die Zuordnung der Personen in verschiedenen Szenen schwierig,
zumal alle mit ständigem Hin- und Her Gerenne beschäftigt sind.
Zusätzlich erschwerend wirkt sich auch das Singen in der
Originalsprache italienisch aus. So hangelt sich die Handlung
dem Schluss zu, der durch die streng geregelte Applaus-Ordnung
die Zugehörigkeiten wieder etwas geraderückt.
Zur musikalischen Qualität der Vorstellung:
Eine Ansagerin entschuldigte die erkrankte Darstellerin der
Susanna und kündigte als Ersatz die Sopranistin Sarah Brady an,
die vorne links an der Rampe stehend eine großartige Leistung
ablieferte und dafür später einen Sonderapplaus erhielt. Ohnehin
wird die Susanna – so steht es im Programm - von einer Statistin
dargestellt.
Ein Großteil der Solisten hat als Muttersprache weder Deutsch
noch italienisch. Um hier dem Publikum in der Textwidergabe kein
Kauderwelsch zu präsentieren, wurde italienisch gesungen, was
leider dem Prinzip der KO widerspricht, denn früher war das
Beherrschen der deutsche Sprache Grundlage für einen
Vertragsabschluss galt.
Die musikalische Qualität der Vorstellung überzeugte insgesamt –
schließt also das Orchester der Komischen Oper ein.
Der Schluss-Applaus für die Künstler war anhaltend, da aber der
Regisseur nicht anwesend war, konnte man die wahre Haltung des
Publikums zu Bühnenbild und Regie nicht genau testen.
Musikalisch entsprach die Aufführung dem Niveau der KO, szenisch
zerrt sie an den Nerven.
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‘Die Meistersinger von Nürnberg‘
Staatsoper unter den Linden Berlin
Vorstellung am 1.12.2024
Foto:
Screenshot – Lindenoper BER
Es ist doch grundsätzlich der ausdrückliche Wunsch einer großen
Mehrheit der Opernbesucher, die Werke der großen
Opernkomponisten (Richard Strauss, Giuseppe Verdi, Giacomo
Puccini, W.A. Mozart oder Richard Wagner u.v.a.m. so aufzuführen
wie sie uns von diesen überliefert wurden. Im Falle Wagners
sogar mit genauen Anweisungen zu den Aufführungen und dem
verbrieften Wunsch des
Komponisten, seine „Stücke so aufzuführen wie er sie geschaffen
habe.
Wer dies nicht könne oder wolle, sollte die Finger davon
lassen“!
Die großen Aufführungen der Werke dieser Komponisten im 19. und
20. Jahrhundert, haben ihre Werke bis heute erhalten. Das
nachlassende Interesse daran basiert auf dem immer weiter
fortschreitenden „Verunstalten“ dieser Gesamtkunstwerke (wie
schon zuvor bei Figaros Hochzeit geschildert). Dagegen zu wirken
muss unser unbeugsame Wille sein. Wenn die Handlung nicht mehr
erkennbar ist oder durch neue Aktionen ersetzt wird, „hört der
Spaß auf“.
Es ist kein Geheimnis, dass uns die Stücke unserer großen
Opernkomponisten – mittlerweile fast alle - in einer unserer
Zeit entsprechenden Form präsentiert werden. Diese Art der
Inszenierung und Bühnenbildgestaltung nennen man „zeitgerecht“.
Wir müssen Kompromisse schließen, wir wissen, dass wir die
großen Opern nicht mehr wie in den Jahren von 1930 bis ca. 1990
verlangen können. Wir wissen aber auch, dass wir von unseren
Regisseuren eine umfassende Werkkenntnis, Berufserfahrung und
Toleranzbereitschaft erwarten müssen, wenn die Werke in der
heutigen Zeit noch „werkgerecht“ inszeniert werden sollen.
Über eine solche Inszenierung berichte ich heute, wenn ich meine
Ansicht zu der Meistersinger-Aufführung in der Berliner
Staatsoper äußere. Es handelt sich um die 10. Vorstellung dieser
Inszenierung, die ihre Premiere noch im Schillertheater am 3./4.
Oktober 2015 feierte, aber erst die zweite der Wiederaufnahme in
der Staatsoper.
Auch hier ist beim Besucher-Einlass der Vorhang offen. Auf der
Bühne aufgebaut ist ein trapezförmiger, in Hellholz gehaltener,
dreiwandiger Raum, in dessen Innenteil Sitzbänke in zwei Reihen
aufgestellt sind. Fünf Minuten vor Beginn der Vorstellung füllt
sich dieser Bühnenraum mit ca. 50 Personen, die sich
offensichtlich kennen und begrüßen. In den beiden Vorderbänken
nehmen links die Darsteller der Meister Platz, auf der rechten
Seite zu sehen sind die Sängerinnen der Eva und der Magdalena.
Alle Personen auf der Bühne _verharren in den nächsten 13
Minuten völlig regungslos_, außer
Eva und Magdalena, die stets miteinander tuscheln. Das Licht im
Zuschauerraum erlischt und das Vorspiel beginnt.
Großartig die Leistung des Orchesters, besonders der
Blechbläser, eine selten gehörte Qualität. Leider war das Tempo,
das der Dirigent anschlug, sehr schnell, was sich jedoch nach
dem Vorspiel änderte.
Eine halbe Minute vor Ende des Vorspiels erhoben sich alle
Darsteller gleichzeitig von ihren Plätzen, und drehten sich um
180° der Bühne zu. Mit den letzten Takten des Vorspiels senkte
sich vor der hinteren Raumwand ein großes Kreuz herab. Damit war
das Bühnenbild für den I. Aufzug fertig. Keine schlechte Lösung.
Schiefertafel, Singstuhl und Bänke wurden von den Lehrbuben
hereingebracht.
Der II. Aufzug ist allerdings etwas krasser. Kein Sachs-Haus,
kein Flieder-Baum, kein Pogner-Haus, keine Gasse ins höher
gelegene Nürnberg, sondern die Rückansicht der beiden Gebäude
(oberhalb der Dachkante) rechts mit Werbeschriften „Pogner“
(Goldschmiedemeister) und links mit dem (nur rückseitig)
sichtbaren Schriftzug „Sachs“. Im Hintergrund ist noch eine (nur
von der Rückseite sichtbare) Leuchtschrift mit dem Wort
Nürenberger sichtbar. Hans Sachs hat sich einen Dachgarten
zugelegt, in dem ein grünender Strauch den Flieder symbolisiert.
Selbstverständlich steht dort auch eine Bank, auf der sich seine
Besucher niederlassen können. David bringt die Werkbank des
Schusters und sein Werkzeug über die Zugangstreppe nach oben.
Den Fliedermonolog singt Sachs (neben dem grünenden Strauch).
Ansonsten ist der Ablauf dieser Szenen unverändert, besonders
auch die Szenen mit Beckmesser.
Überleitung zur Prügelszene: Die Lehrbuben entfernen den
Arbeitsplatz des Schusters und die Sitzgelegenheiten. Die
Leuchtreklamen erlöschen. Durch weitere Lichtveränderungen wird
eine Gasse und ein freier Platz sichtbar, auf dem sich nun die
ganze Prügelei und die Konversation der einzelnen Personen und
Gruppen abspielt. Die streitenden Gruppen sind einmal die Fans
von Hertha BSC und die von Union Berlin. (War das schon ein
versteckter Hinweis darauf, dass das Stück in Berlin spielt).
Des weiteren werden politische Demonstranten sichtbar, die sich
(mit Bundesflaggen und mit preußischen Fahnen) in die Wolle
kriegen. Beim nochmaligen Erscheinen des Nachtwächters wird
dieser nach dem Absingen seiner Mitteilung zusammengeschlagen
und bleibt verletzt liegen, während der Vorhang fällt.
III: Aufzug, 1. Bild: Die Schusterstube: Schuhmachermeister
Sachs ist als Vorsitzender der Handwerker-Innung ein bekannter
Mann. Seine mindestens ebenso großen Verdienste sind die als
Dichter. Daher hat der Bühnenbildner für ihn auch eine recht
stattliche Lese- und Schreibstube konstruiert. Die große
Rückwand (wieder aus Hellholz) ziert ein gewaltiges Bücherregal
– raumhoch, breit, mit einer Leiter, um die oberen Bretter zu
erreichen. Davor stehen im Abstand von drei Metern drei
Lesepulte, zahlreich mit dicken Büchern belegt. Zwischen den
Pulten wechselt er hin und her. An einem dieser Pulte stehend,
singt Sachs (gut dargestellt mit viel innerer Rührung) den
Wahn-Monolog. Die rechte, gleichartige Seitenwand ziert ein
Bild, darunter eine lange Sitzbank, die linke Wandseite des
Raumes bleibt dunkel.
Sachsens Gespräche mit Eva, David, Beckmesser und Walther von
Stolzing führt Sachs souverän und wohlwollend. Wunderschön das
Quintett! Vorhang.
III. Aufzug, 2. Bild: Die Festwiese: Die Spannung war groß, als
sich der Vorhang hebt, was erwartet uns jetzt? Sichtbar wird
zunächst eine leere Bühne. Der Blick nach hinten ist verdeckt
durch einen schwarzen, bühnenbreiten Hänger. Die Lehrbuben
tragen Bänke auf die Bühne. Kaum stehen diese, strömen erste,
bunt und festlich gekleidete Menschen auf die Szene. Fahnen
werden geschwenkt und dann zieht man den schwarzen Rückhänger
hoch und sichtbar wird – das Berliner Stadtschloss (heute
Humboldt-Forum). Zwischen dem Schloss und der Spielfläche fließt
(gedanklich) die Spree. Kurz darauf treffen Festgäste auf Booten
ein und klettern – Fahnen schwenkend - an Land. Das wiederholt
sich noch dreimal. Endlich sind alle Gäste da, das Fest beginnt.
Es herrscht eine ausgelassene Fröhlichkeit. Ein helles, farbiges
Bild mit sehr viel Bewegung und einem großen Chor. Objektiv
empfunden muss ich sagen, selten habe ich eine so großartige
Festwiese erlebt.
Chor und das Orchester: herausragend.
Die Besetzung der Solopartien: hochklassig, allen voran der
Darsteller des Sachs, Christopher Maltman, der diese schwere
Partie mit großer Erfahrung und einer schönen und
ausdrucksstarken Stimme meistert. Seine ruhigen Bewegungen
suggerieren: „Ich bin der erfahrene Innungsvorstand und Poet,
der wohlwollend die Geschicke lenkt.“
Gut besetzt die Rolle des Veit Pogner durch Christof Fischesser.
Spielstark und stimmsicher der Bariton Martin Gantner als
Beckmesser. Er spielt diesen „Giftzwerg“ hervorragend.
Hanna-Elisabeth Müller als Eva hat eine klangvolle Stimme,
leider ist ihre Artikulation unsauber.
Katharina Kammerlohers Stimme ist für die Partie der Magdalena
etwas zu schwach. Großartig die Stimme von Siyabonga Maqungo als
David. Schade, dass dieser afrikanische Sänger von gewaltiger
Statur in der Rolle unbeholfen wirkt.
Hochkarätig besetzt sind die Rollen der Meister, so z.B.
Siegfried Jerusalem als Balthasar Zorn und Olaf Bär als Hans
Foltz.
Alle überragend – und davon war ich angenehm überrascht – Klaus
Florian Vogt als Walther von Stolzing. Gesanglich in Form, als
Darsteller äußerst präzise, locker und sicher und in den
Solostellen überzeugend.
Solisten, Chor (mit Extrachor) und Orchester präsentierten
jedenfalls das Finale packend, überzeugend, einfach einzigartig.
Über meine Ansicht zur Lage des derzeitigen Inszenierungsstils
in der soeben geschilderten Art, lässt sich streiten. Welche
Alternativen bieten sich bei der derzeitigen finanziellen Lage,
in der die Theater stecken. Was können Länder, Städte und
Kommunen tun, um bessere Entscheidungen in Sachen Qualität der
Intendanten, Regisseure und Bühnenbildner zu erreichen?
Einen großen Schritt in Richtung „zeitgerechte Inszenierung“
machte die Entscheidung, das Stück in Alltagskleidung der
1930/40 und 50er Jahre spielen zu lassen. Gut war auch, dass der
Sachs in den Szenen als Schuster wieder die Lederschürze trug,
was ihn wieder mitten ins Stück zurückbrachte. Es gibt
Anmerkungen, es bleiben Fragen:
Der II. Aufzug fällt irgendwie aus dem Rahmen, weil man sich
Alt-Nürnberg spart.
Die Personenregie, recht überzeugend.
Die Schusterstube ist viel zu groß, sie entbehrt jeder
mittelalterlichen
Gemütlichkeit.
Warum verzichtet man auf den Flieder-Baum?
Ist es tragbar, die Festwiese in Berlin anzusiedeln?
Die Katharinenkirche im I. Aufzug ist allzu spärlich
Es waren keinerlei Abwandlungen festzustellen
Müssen wir diese Sparvorstellungen in Zukunft dulden und unter
„zeitnah“ und „werkgerecht“ einsortieren?
Bei der an die Vorstellung anschließenden Hausbesichtigung
erhielten die 16 Teilnehmer einen relativ umfassenden Einblick
in die höchst moderne Technik der Beleuchtung und der Bühne
(incl. der Versenkungen und Drehscheiben.)
Bewundernswert die Lagertechnik und die zur Aufbewahrung der
Kulissen zur Verfügung stehenden Flächen. Gezeigt wurden uns
auch die Räume der Solisten des Chores sowie einige Werkstätten
incl. Maskenbildnerei gezeigt. Auch die Geschichte des Baues
(angefangen bei der Beauftragung durch Friedrich den Großen)
wurde uns nähergebracht.
Und über die Berliner Kulturfinanzen wurde auch gesprochen. Die
vorgesehenen Kürzungen reißen ein gewaltiges Loch in die
Theaterbudgets. Was die Einsparungen im Bereich des Schauspiels
angeht, hat sich am 3. Dez. 2024 der Schauspieler Lars Eidinger
(ein gebürtiger Berliner) und seit Jahren Schauspieler beim
Berliner Ensemble, sehr mutig in der Sendung Kulturzeit im
Sender 3sat ausgelassen.
Aber auch im Bereich der drei Berliner Opernhäuser wird alles
auf den Prüfstand gestellt. Das neu erstellte Probengebäude der
Staatsoper verspricht Entlastung im Probenbetrieb. Die
durchschnittlich hohen Kosten für die Neuinszenierungen von 1,1
Mill. Euro zwangen schon vor einiger Zeit die Zahl der
Neuinszenierungen auf sechs/Jahr zu verringern. Opernhäuser zu
betreiben, wird immer schwieriger.
Hinter vorgehaltener Hand wird schon spekuliert, ob das Gebäude
der Komischen Oper weiter saniert wird oder aber nie wieder
öffnet.
Ein Berliner Alptraum!
Malente, 5.12.2024 - Heribert A. Bludau
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Der besondere Leserbrief
Zitat
„Aber Heidschi Bumbeidschi“
Ein („Weihnachts“-) Lied mit historischer Dimension
von
Dr. Ullrich Westerhagen
Mit dem Beginn der Advents- und Weihnachtszeit hält die wohl
schönste Zeit des Brauchtums in den deutschen Regionen Einzug.
Eine besondere Bedeutung kommt hierbei dem deutschen Liedgut mit
seinen mannigfaltigen Weihnachtsliedern zu. Ein Kulturschatz, um
den wir im Ausland beneidet werden und der von den Ausländern
auch anerkennend mit dem anheimeligen Begriff „deutsche
Gemütlichkeit“ belegt ist.
Zwar sind im Ausland und bei den Touristen auch das weltweit
größte „Oktoberfest“ mit der „Wiesn“ in München und das größte
„Schützenfest“ auf unserem Globus in Hannover (weniger bekannt
ist das größte Drehorgelfest in Berlin) bekannt, doch diese
Großereignisse deutschen Brauchtums sind nicht vergleichbar mit
dem Weihnachtsfest als Synonym für ein Friedens- und
insbesondere Familienfest.
Die Betrachtung der großen weihnachtlichen Liedpalette fällt
natürlich zunächst auf das beliebteste und zugleich weltweit
verbreiteste Weihnachtslied „Stille Nacht“, dessen Geburtsstunde
das Jahr 1818 war. Es gehört heute zum immateriellen
Weltkulturerbe. Von dem Hilfspfarrer Joseph Mohr getextet und
dem Lehrer und Organisten Franz Xaver Gruber komponiert, wurde
es im Lungautal bei Salzburg in Mariapfarr in der
Mitternachtsmette des 24. Dezember uraufgeführt. Danach begann
der weltweite Siegeszug dieses Liedes, das sich in Herz und
Seele der Zuhörer einschmeichelte. Es ist zwar im Nukleus das
Fest der Geburt des christlichen Erlösers Jesus Christus doch
gleichzeitig auch Lied der Sehnsucht nach Frieden und der
Besinnung. Mittlerweile ist es in über 300 Sprachen und Dialekte
übersetzt.
Doch es gibt ein Lied, das sich im Laufe der Jahrhunderte den
Zugang in das Repertoire der Weihnachtslieder durch „Fügungen
der Geschichte“ – quasi ungewollt – eingeschlichen hat: „Aber
Heidschi Bumbeidschi“. Über Jahrzehnte hinweg haben Musiker und
Musikproduzenten dieses einfühlsame Lied für sich und ihre
musikalischen Auftritte „zurechtgebogen“ sowie für ganz
besondere Musikveranstaltungen – mehr oder weniger
wahrscheinlich oder auch ungewollt missbraucht.“ Die etwas
ältere Generation von uns kennt dieses Lied noch als Ballade aus
dem TV-Stadl als volkstümlichen Schmuseschlager von den vier
Flippers oder von dem holländischen Jungstar Heintje, der es mit
diesem umgetexteten Lied wochenlang auf Platz eins in die
Schlagerparade geschafft hatte. So glaubte man schließlich, es
handele sich um ein Weihnachts- oder Adventslied. Der Titel
dieses Liedes hat im Laufe seiner Entstehung die verschiedensten
Veränderungen sowohl in der Schrift als auch in der Aussprache
im deutschsprachigen Raum durchlaufen.
Doch dieses Schlummer- oder Wiegenlied beinhaltet eine
historische Dimension die weithin unbekannt und auch rätselhaft
war. Denn der Forschung und der Musikwissenschaft ist es erst in
den letzten Jahren gelungen, die Herkunft dieses Liedes vom
Inhalt her genau einzugrenzen und zu entschlüsseln. Beschäftigt
man sich mit dem Text und deutet ihn, dann stellt sich die
Frage: Träumt das Kind nur vom Himmel – oder ist dieses Lied in
Wahrheit eine Totenklage? Eine Theorie hatte sich in der
Vergangenheit die These zu Eigen gemacht, es handele sich um ein
Totenlied. Wobei der Text Bezug nehme auf die hohe
Säuglingssterblichkeit. Doch diese war vor ca. 500 Jahren bis in
das 20. Jahrhundert Alltag, wie im Übrigen auch die hohe
Sterblichkeitsrate der Mütter im Kindsbett. Eine solche These
erscheint wenig stichhaltig und auch nicht plausibel.
Der „Türöffner“ für die Lösung der Herkunft dieses Liedes liegt
bereits in der Überschrift des Liedes mit den beiden
ursprünglichen Begriffen „Hadschi“ und „Bombaschi“, die im Laufe
der Jahrhunderte und Jahrzehnte verändert worden sind z. B. zu
„Hatschi Bumbeidschi“ oder „Heidschi bubeitschi“. Sei es
aufgrund von phonetischer Veränderung vom türkischen in die
deutsche Sprache oder österreichischen Dialekt; oftmals auch als
eine Vocalypse (Klang bzw. Lautverschiebung) bezeichnet. Auch
die mittelalterliche Aussprache trägt nicht unwesentlich dazu
bei. Die Bezeichnung „Bombaschi“ stellt letztlich eine
Bezeichnung, einen Titel für einen wichtigen, hochgestellten
Anführer dar. In diesem Falle den Anführer der osmanischen
Truppen auf dem Balkan. Hierin liegt die Bezugnahme zum
osmanischen Reich, das nach der Eroberung von Byzanz im Jahre
1453 und dem weiteren Feldzug nach Mitteleuropa, wo die
osmanischen Truppen im sogenannten 1. und 2. Türkenkrieg 1529
und 1683 vor Wien standen. Eine besondere Rolle spielte hierbei
die Truppe der Janitscharen. Diese waren im osmanischen Reich (i
A Yebiceri Ocagi, zu Deutsch „Janitscharenkorps“ = wörtlich:
Feuerstelle der neuen Truppe“) im osmanischen Reich die
Elitetruppe der Armee. Sie stellten die Leibwache des Sultans
und erreichten höchste Positionen im osmanischen Staatswesen.
Die Truppen hatten ihren Ursprung im 14. Jahrhundert.
Der Kammerherr von Sultan Murad IV.
im Kreise seiner Janitscharen.
Ab 1438 wurden systematisch Knaben unterworfener christlicher
Völker zwangsrekrutiert (die sogenannte Knabenlese), wobei
hauptsächlich vom Balkan – vor allem aus Serbien, Bosnien,
Bulgarien und Albanien – stammende Jungen im Alter von 6-10
Jahren ausgewählt und zur Zwangsislamisierung sowie Erziehung in
das osmanische Reich ihren Familien entrissen und verschleppt
worden sind. Hierbei war die sogenannte Knabenlese im heutigen
Sinn eine Bestenauslese. Sie mussten über eine gute Gesundheit,
belastbaren Körperbau und gute Auffassungsgabe verfügen.
Sie durften jedoch nicht zu jung und gleichfalls auch nicht zu
alt sein. Denn sie wurden in einem osmanischen Zentrum bei
Istanbul im Geiste des Islam mit Brachialgewalt erzogen und
einer harten militärischen Ausbildung, einem kaum vorstellbaren
Drill, unterworfen. Das setzte zunächst eine – wie wir heute
sagen würden – Gehirnwäsche voraus, wobei die familiäre und
kulturelle Identität sowie Wesensart gebrochen, ausgelöscht
wurden. So entstand eine zwar berühmte aber äußerst grausam
handelnde und deshalb gefürchtete Elitetruppe.
Zu solchen Merkmalen gehört natürlich auch ein affiner Anführer,
den der Bombaschi in jeder Beziehung verkörperte. Denn sein im
Namen vorangestellter muslimischer Titel Hadschi weist seine
herausragende Stellung aus. Denn den ehrfurchtsvollen Titel
Hadschi darf im Islam nur der Gläubige tragen, der als Pilger an
der Kaaba in Mekka (Saudi-Arabien), einem heiligen Ort der
Muslime, an einem Hadsch teilgenommen hat. Einmal im Leben
soll(te) jeder Muslim nach Mekka gepilgert sein und daran
teilgenommen haben. Den Grundstein für dieses Heiligtum, so
glauben es die Muslime, hat Abraham gelegt, der Stammvater der
drei Religionen Judentum, Christentum und Islam. Wobei die
Diskussion, ob es sich bei dem Islam um weit mehr handelt als
nur um eine Religion, sondern vielmehr um eine Ideologie,
dahingestellt bleiben mag.
Das Bild zeigt die Kaaba in Mekka während eines Hadsch.
In der damaligen Zeit war es nur sehr hochgestellten
muslimischen Persönlichkeiten vorbehalten, an solch einem Hadsch
teilzunehmen, allein schon aus finanziellen Gründen und wegen
der langen Anreisewege, Unterbringung in Mekka und der
sichernden militärischen Begleitung. Und wer ein Hadschi war,
war schon fast zwangsläufig religiös verblendet, oftmals auch
ein religiöser Fanatiker.
Wirft man nun einen genaueren Blick auf den Text des Liedes und
dabei insbesondere auf die 4. Strophe, so wird deutlich, dass es
sich um kein Weihnachts- sondern um ein Klagelied handelt. Denn
da beweint eine Mutter diesen Sachverhalt mit „Aber Heidschi
Bumbeidschi ist kommen und hat mir mein Büblein mitgenommen. Er
hat mir‘s genommen und hat‘s nicht mehr gebracht, drum wünsch‘
ich mein Büblein eine recht gute Nacht!“ So der hochdeutsche
Text.
„Im österreichischen Dialekt wird das noch deutlicher; dieser
lautet:
Da Heidschi Bumbeidschi is kummen, und er hat mir mein Büaberl
mitg’nummen,
er hat mir’s mitg’nummen und hat’s neamma bracht…“
Für die Deutung „Kindstod“ oder „Totengebet“ bleibt da kein
Raum. Es ist ein Sachverhalt in etwa vergleichbar zum 2.
Weltkrieg, wo ein an der Front kämpfender Ehemann nicht mehr aus
dem Feld nach Hause zurückgekehrt war, und die Ehefrau keine
Nachricht über den Verbleib erhalten hatte. Es handelt sich
insoweit um den Sachverhalt eines Vermissten, der oftmals
größere Wunden bei den Angehörigen hinterließ, als die
Nachricht: „Im Kampf fürs Vaterland gefallen!“
Diese geschichtlichen Zusammenhänge bilden die Grundlage zur
Beurteilung des „heutigen“ Weihnachtsliedes „Aber Heidschi
Bumbeidschi.“ Doch diese historische Dimension ändert letztlich
nichts an der Schönheit des musikalischen Klanges. Vielleicht
ist es gerade die volkstümliche Schlichtheit, die in unsere
Seele anheimelig eindringt und unser Herz bewegt. Wie stellte
Ludwig van Beethoven doch so treffend fest?: „Musik muss zum
Herzen sprechen, nicht zum Kopf.“
Musikalischer Nachklang
Der Begriff der „Janitscharen“ und die Eroberung von Byzanz
sowie die beiden Türkenkriege, als die Türken 1529 und 1683 vor
Wien standen, hat die Geschichte Mitteleuropas geprägt. Nicht
verwunderlich, dass die Janitscharen noch bis heute in
Deutschland präsent sind. Erinnert sei an 13 Bergleute und
Waldarbeiter, die 1847 in der Gastwirtschaft „Zur Grünen Tanne“
in Altenau/Harz die Musikkapelle der „Janitscharen“ gegründet
haben, die noch bis heute besteht.
Wie kam es zu dieser Gründung?
Der Name "Janitscharen-Kapelle" geht nach mündlicher
Überlieferung zurück auf einen ehemaligen Forstmeister der
Bergstadt Altenau. Dieser hatte Gelegenheit, auf einer Reise
durch die Türkei eine "echte" Janitscharenkapelle zu bewundern.
Dabei fiel ihm ganz besonders das Schlagzeug auf, das aus einer
großen Trommel und zwei Becken bestand; ein Instrument, das
Mitte des 19. Jahrhunderts in unseren Breiten bei den
Blaskapellen noch unbekannt war. Zurückgekehrt in seine Heimat,
fand er in der zwischenzeitlich gegründeten Waldarbeiter-Kapelle
ein Instrument vor, das er vorher im Harz noch nie sah: Es war
das Schlagzeug, das ihm in der fernen Türkei so gut gefallen
hatte. Und weil das Orchester noch keinen Namen hatte, schlug er
vor, es "Janitscharen-Kapelle" zu taufen. Die damaligen Musiker
nahmen diesen Namen an, der bis heute beibehalten wurde.
Natürlich wusste man weder zurzeit der Türkenkriege noch im 20.
Jahrhundert etwas über die Gegebenheiten einer DNA mit
Genanalysen oder gar der Feststellung jeweiliger Haplogruppen.
Mit letzteren kann man sehr gut nachweisen, welche Ethnien in
der Vergangenheit Kreuzungen miteinander eingegangen sind. Diese
Untersuchungen ergeben auch, dass viele hellhäutige Türken
mitteleuropäische Haplogruppen in sich tragen, die oft von den
Janitscharen in diese Ethnien eingebracht worden sind.
Zitatene
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Schlussbemerkung
Die Diktatur der Regisseure
In einer funktionierenden Demokratie unterteilt sich die Bevölkerung in
Gruppen:
Kommunisten, Sozialisten, Liberale, Konservative.
Diese errichten Parteistrukturen, deren Vertreter in offenen Wahlen
bestimmt werden.
Nach Interessenlage arbeiten sie in den unterschiedlichen Sparten:
Sicherheit, Bildung, Kultur, Verkehr, Gesundheit, Bauwesen etc. So
sollte es jedenfalls sein.
Wenn aber in den Ministerien Leute sitzen, die von dem Fach, das sie
vertreten sollen, nichts verstehen, dann wird es schlimm.
Da die Kultur aber auch noch etwas Ungreifbares, Geistiges ist, können
sich dort Schwätzer besonders zahlreich breitmachen.
Steht zum Beispiel die Neubesetzung eines Intendantenpostens an, der
nicht nur einen Millionenbetrag für sein Institut sinnvoll einzusetzen,
sondern auch das kulturelle Gesicht einer Stadt, einer Region zu prägen
hat, ist es schwer, für einen langen Zeitraum die richtige Wahl zu
treffen.
Politische, historische Zwänge oder sexuelle Vorlieben, die heute oft
entscheidend sind, wirken sich auf die gesunde Vielfalt des Theaters
meist verheerend aus.
Das Programm bevorzugt beispielweise platte Bearbeitungen am Stück
vorbei, wie wir sie bei der letzten Intendantin:
‘Allls Ammerrrikanerrrinn, isch llliebe Unnnterrrhallltung‘
erlebt haben.
Das Publikum verweigerte sich, mit Recht.
Die gute Mischung aus ernsthafter Theaterkunst und ästhetischer
Sinnenfreude wünscht sich das Publikum. Aber nicht selbstverliebte
Regisseure, die ihre privaten Vorlieben an Gewalt und sexuellen
Ungewöhnlichkeiten zur Schau stellen.
Respekt vor dem Werk der Dichter und Komponisten muss wieder gefordert
sein. Ebenso Respekt vor der Leistung der Darsteller und
Darstellerinnen, die viel zu oft zu sinnlosen und kränkenden Aktionen
von diktatorischen Regisseuren gezwungen sind.
Diese Berufsgruppe muss wieder in die Schranken des Dienens am Werk
gewiesen werden. Das ist die Aufgabe eines verantwortungsbewussten
Intendanten.
ML Gilles
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erscheint
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Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
Deutscher Bühnenverein,
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RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
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RA Prof. Dr. Ernst Fricke, Fachanwalt für Bühnenrecht, München/Landshut
Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte
auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach
Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.
Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen vom
Regionalfernsehen Regensburg, telezeitung-online.de und aus dem Internet
u.a. den Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der
Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Diese Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich
gemacht.
Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen. Beiträge aus der Rubrik
‘Musiktheater‘ wurden als Zitate aus dem Hermes Handlexikon übernommen.
Leserbriefe stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar.
Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten
wir auf Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung.
Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung
grundsätzlich für alle Geschlechter.
Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und beinhaltet keine
Wertung.
ML Gilles
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Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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