Theater Regensburg

  
  10.02.08

       Vorbereitung zu

     Vincenzo Bellini

    'Norma'

      'S'ist schon was dran, an Adalgisa!'

 

 

 
 


Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser - öffentlich machen ist Pflicht !
 

 
 
 
Original Announcement Theater Regensburg

Norma

Tragische Oper in zwei Aufzügen

Dichtung von Felice Romani
Musik von Vincenzo Bellini (1801-1835)

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung: Georgios Vranos
Inszenierung: Rupert Lummer
Bühne und Kostüme: Rainer Sellmaier

Selbst Richard Wagner, sonst kein Freund der italienischen Oper, machte aus seiner Bewunderung für Bellinis Seelendrama „Norma“ keinen Hehl. Die Handlung dieses Meisterwerkes spielt zur Zeit der römischen Besatzung Galliens etwa 50 vor Christus, doch geht es nur am Rande um den Freiheitskampf der Gallier gegen die Römer. Vielmehr steht eine tragische Dreiecksgeschichte in all ihren psychologischen Schattierungen im Mittelpunkt. Bellini hat das Schicksal der Priesterin Norma, die den römischen Besatzungsoffizier Pollione liebt und ihm heimlich zwei Kinder geboren hat, mit einer Musik bedacht, die seinem ästhetischen Credo voll entspricht: Oper müsse „durch ihren Gesang weinen, schaudern, sterben machen“. Pollione hat sich mittlerweile in ­Adalgisa verliebt. Norma steht vor den Trümmern einer geheimen Liebe, die sie dazu veranlasst hatte, ihr privates Interesse an Polliones Sicherheit über das Geschick ihres Volkes zu stellen.
Bellini scheute sich in „Norma“ nicht, mit Konventionen zu brechen. So sind die Koloraturen von Normas Gebet „Casta Diva“ keineswegs virtuoser Ziergesang, sondern als ausdruckstarke Melismen in die Melodie selbst eingewoben. Darüber hinaus schließt der erste Akt nicht mit dem damals sonst üblichen Chorfinale, sondern mit einem aufwühlenden Terzett zwischen Norma, Adalgisa und Pollione.
Felice Romani hat für Bellini, den Meister der elegischen Kantilene, ein intimes Libretto verfasst, das trotzdem all das enthält, was eine gute Oper ausmacht: Große Emotionen und Leidenschaften hier, eherne Schranken und Gesetze dort, an denen sich diese Leidenschaften brechen, denen gegenüber sie sich letztendlich aber als stärker erweisen – was auszudrücken einzig der Musik vorbehalten ist.

Besetzung
 
     
Pollione, römischer Prokonsul in Gallien Jung-Hwan Choi / Yoon-Jung Kook    
Oroveso, Haupt der Druidenpriester Sung-Heon Ha / Martin-Jan Nijhof    
Norma, dessen Tocher*, Oberpriesterin, eine Seherin Rena Granieri / Christina Lamberti    
Adalgisa, Priesterin Katerina Hebelkova / Anna Peshes    
Klothilde, Normas Freundin Mirna Ores / NN    
Flavius, Polliones Begleiter Kalle Koiso-Kanttila / Karsten Münster    

Stand: 13. Juni 2007
 
Besetzung
 
     
Pollione, römischer Prokonsul in Gallien Jung-Hwan Choi / Yoon-Jong Kook /
Alexandru Badea
   
Oroveso, Haupt der Druidenpriester Sung-Heon Ha / Martin-Jan Nijhof    
Norma, dessen Tocher*, Oberpriesterin, eine Seherin Rena Granieri / Christina Lamberti    
Adalgisa, Priesterin Katerina Hebelkova / Anna Peshes    
Klothilde, Normas Freundin Mirna Ores / NN    
Flavius, Polliones Begleiter Kalle Koiso-Kanttila / Karsten Münster

Stand:13. Juni 2007
Übernahme am 16.Dezember 2007
 
   

Besetzung
 
     
Pollione, römischer Prokonsul in Gallien Alexandru Badea / Jung-Hwan Choi /
Yoon-Jong Kook
   
Oroveso, Haupt der Druidenpriester Sung-Heon Ha / Martin-Jan Nijhof    
Norma, dessen Tocher*, Oberpriesterin, eine Seherin Rena Granieri / Christina Lamberti    
Adalgisa, Priesterin Anna Peshes    
Klothilde, Normas Freundin Mirna Ores / Teresa Sobotka-Anastasow    
Flavius, Polliones Begleiter Kalle Koiso-Kanttila / Karsten Münster  

Stand: 13, Juni 2007
Ü
bernahme am 16. Januar 2008

* Das Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg hat Norma durchgängig bis heute als 'Tocher' aufgeführt.

   

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Der musikalische Leiter der Produktion, Georgios Vranos, war am 10.02.2007 lieber zu Hause geblieben, statt den in großen Scharen herbeigeströmten Zuhörern etwas über 'Norma' aus musikalischer Sicht zu vermitteln - aber schließlich ist er gekündigt, da hat man schon seine Probleme und zieht eine Erkältung als Begründung für Nichterscheinen vor. Immerhin ließ er herzlich grüßen.

Die Oper 'Norma' beruhe "auf einer Textvorlage, viel mehr auf einem Libretto" von Felice Romani, einem zu seiner Zeit sehr erfolgreichem Librettisten, der allein für Bellini sieben Libretti geschrieben habe.

Basis sei eine fünfaktige Vorlage des Französischen Dichters Alexandre Soumet, die im April 1831 in Paris uraufgeführt wurde und bereits im Dezember des gleichen Jahres folgte die Oper von Bellini in Mailand an der Scala.

Wie Medea komme Norma im Laufe des Werkes in eine seelischen Ausnahmesituation, durch die Frage, was wird aus meinen Kindern, wenn der Vater dieser Kinder mit einer anderen Frau nach Rom zurückkehren wolle. Es sei wohl besser, sie töte die Kinder, als dass diese eventuell in Rom als Sklaven ihr Leben fristen müssten.

Desweiteren gäbe es einen Roman von Francois de Chateaubriand 'Le Martyre', der von der schönen, wilden Druiden-Priesterin Veleda handle, mit einem extremen Charakter, die in der Französischen Literatur ihren festen Platz habe.


Bereits 1820 schrieb Romani ein Libretto, das im gleichen Themenkreis spielt, mit dem Titel 'La sacerdotessa d'Irminsul'. Ein düsterer Gott, über den sich - trotz Ankündigung das Team anlässlich der Einführung - nicht ausließ.

Laut Frau Schmidt - der Dramaturgin - befände man sich ca. 50 vor Christus in Gallien, das von den Römern besetzt sei. Die Oberpriesterin Norma liebe einen Mann, der eigentlich der Feind sei, mit dem sie aber zwei Kinder habe. Norma gelänge es, diese Tatsachen vor der Welt geheim zu halten.
Sie wisse zu Anfang der Oper nicht, dass Pollione sie verlassen habe - zu Gunsten der Novizin Adalgisa. Erst im Finale 1. Akt erfahre Norma hiervon,

Adalgisa vertraue sich der Oberpriesterin an, dass sie einen Römer liebe, diese beruhige sie, bestätigt sie in der Liebe zu diesem Römer, da sie das Gelübde noch nicht endgültig abgelegt habe.

Da erscheine Pollione und die beiden Frauen müssten feststellen, dass sie beide den gleichen Mann liebten.

Pollione werde im heiligen Hain aufgegriffen und so sei dieser der Oberpriesterin ausgeliefert.
Norma gebe bekannt, dass eine Priesterin ihr Gelübde verraten habe und statt Adalgisa aus Rache der Tat zu bezichtigen, bekenne sie sich zu diesem Vergehen.

Die Frage des Regieteams an sich selber war: wo nun diese Norma in Regensburg stattfände, was der Kern dieser Geschichte sei.

Frau Dramaturgin Schmidt erklärte, sie fände in diesem Zusammenhang zwei Zitate interessant und erhellend, inwieweit man Geschichte wörtlich nehmen müsse oder inwieweit der Hintergrund des Werkes für ganz andere Themen stehe. Also inwieweit werde Geschichte gemacht.


Egon Friedel habe gesagt, Geschichte werde erfunden, täglich neu entdeckt, wiederbelebt, uminterpretiert, nach dem jeweiligen Bedürfnis der Weltkonstruktion und schon 1870 habe Jacob Burckhard gemeint, Gegenwart habe eine Zeitlang als Fortschritt gegolten, es habe sich daran der lächerliche Dünkel geknüpft, es ginge einer Vollendung des Geistes und gar der Sittlichkeit entgegen. Wenn schon in den alten Zeiten einer für andere das Leben hingegeben habe, sei man darüber nicht hinausgekommen.

Leider führte Frau Dramaturgin in pseudo-philosophischer Phraseologie nur Zitate der Geschichtsbetrachtung an. Gerne kann Sie in ihrem Büro Geschichte betrachten.

Nur darf nach Meinung des größten Teils des Publikums ein Bühnenwerk nicht so weit willkürlich verändert werden, dass die Grundsubstanz an den Rand gedrängt wird, so dass Kernprobleme nicht mehr erkennbar sind und von fehlerhaften Äußerlichkeiten überdeckt und verfremdet werden.

Es gibt natürlich die Möglichkeit - wenn es sich denn um bei der 'Norma' um eine große Frau handele - sie als Jowanka Tito zu kostümieren und das Ganze zur Zeit der Partisanen in Jugoslawien spielen lassen.
Was hat das aber bei unverändertem Text mit Rom oder mit Gallien zu tun?

Muss auch am hochgeschätzten Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg dem unsinnigsten Mainstream gefolgt, dieser mit anderen Worten nachgeäfft werden?

Den Zuschauer für so doof zu halten, dass er Theaterproduktionen nur mit heutigen Problemen behaftet ertragen kann, ist irrig. Es sei denn, es ist der Wunsch der Theaterleitung, das Publikum zu verprellen.

Warum hat denn Herr Theaterdirektor Weil sein Chefstück 'Collier' in teuren historischen Kostümen spielen lassen und nicht ins heutige Neapel zur Maffia verlegt?

Dann gäbe es an diesem Hause wenigstens in dieser Hinsicht eine konsequente Linie.

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Der Bühnen- und Kostümbildner, Herr Sellmaier, versuchte nun - nach eigenem Bekunden - die Gedanken zu erläutern, die das Team sich zu Beginn der Arbeit an 'Norma' gemacht habe.

Es sei nicht darum gegangen, ein Gallien auf die Bühne zu bringen, von dem niemand wisse, wie es ausgesehen habe.

Man sehe ein Volk, die Gallier, die Unterdrücker, nämlich die Römer, die angeblich so
schlimm die Gallier drangsalieren und über Jahre hinweg ausbluten lassen - die sehe er, Sellmaier, überhaupt nicht.
Die Reaktionen der Norma seien rein menschlich und hätten mit den Vorgaben des Librettisten in Bezug auf Gallien nichts zu tun.
Natürlich irrt Herr Sellmaier, denn die Fragen menschlicher Reaktionen sind anders zu bewerten, handelt es sich hier um ein Keuschheitsgelübde, das von einer Druiden-Priesterin nicht eingehalten wird.
Wo will er denn heute eine Priesterin mit einer derartigen Vorgabe hernehmen, die Angst hat, der Geliebte und Vater ihrer Kinder ginge aus Gallien, wo er ja als Prokonsul eingesetzt ist, nach Rom zurück.

(Dass eine behinderte Dame die Einführungsvorträge besucht, die nur mit technischen Hilfsmitteln überlebt die ihrerseits nun gelegentlich ein Pfeifen hören lassen, hat sich mit Hilfe der Dramaturgin Schmidt immer noch nicht herumgesprochen, so dass Herr Sellmaier die Gelegenheit nutzen konnte, zu sagen; "ich war es nicht!"
Sehr peinlich, aber sympthomatisch für den Stil am Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg.)


Im Übrigen gab er - nach seiner Aussage, es böten sich mit Bezug auf Unterdrücker und Unterdrückte aktuelle Bezüge an - sehr abrupt das Mikrophon weiter, zu seinem Bühnenbild und Kostümen hatte er den Teilnehmern an der Matinee nichts zu sagen.

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Rupert Lummer, der die Regensburger mit seinen Inszenierungen 'Loreley' und 'Otello' irritierte, meinte, man sehe von den Unterdrückern nur die Galleonsfiguren, in Person des Prokonsuls und seines Freundes.
Dies sei nur die eine Seite der Geschichte. So ein besetztes Land habe die Situation, hier die Besatzer und da die Besetzten, die da unterdrückt würden.
Die Unterdrückten seien aber keine Einheit, die sich kollektiv verhielten und zusammengeschweißt gegen diese verhasste Besetzungsmacht angingen, sondern auch innerhalb dieser Menschen, die unter der Besatzung lebten, gäbe es ganz verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen.
Dies sei der zentrale Konflikt, der sich auch bei 'Norma' widerspiegele.


Bei der zentralen Arie 'Casta diva' - die den Herrn Regisseur nach eigenem Bekunden irritiert habe, handele es sich um eine politische Ansprache, sich nicht mit den gleichen Mitteln zur Wehr zu setzen, wie es die Besatzer machten, ebenso aber die Arie eine gebetsartige, intime Aussage mit großer Friedens-Sehnsucht, nach Natur, nach Unbeschwertheit beinhalte.
Das persönliche Problem der Norma habe hier im großen Rahmen der Öffentlichkeit nichts zu suchen.

Man
habe immer diesen Blickwinkel einschlagen wollen, den Norma auf dieses Geschehen habe, einerseits die Situation des Volkes, das sich nicht einmal bewegen könne in diesem Ghetto und daneben ein Zimmer, kein realer Raum, in dem jede Art zu sehen, zu denken sich mitteilen werde, was sich aber dem Zuschauer nicht unbedingt und unmittelbar erschließe.

Frau Schmidt wollte wissen, warum denn die Wut der Gallier nicht früher losbreche.

Norma als starke Frau, als politische Frau, wolle, dass sich dieses potenzierte Morden nicht fortsetze.
Laut Lummer gäbe für das Regieteam ganz klar nicht (wörtlich "nein, nein") den persönlichen Grund der Norma, mit dem Verhindern des gallischen Aufstandes, die Rettung Polliones, sicherzustellen.
Entscheidend sei für Norma die Verhinderung eines Kampfes zwischen den Galliern un den Römern, es müsse für sie eine andere Lösung als Gewalt geben.

So warteten die Gallier, als die von ihren Gottheiten und ihrer Oberpriesterin Norma Abhängigen - immer noch auf 'das grüne Licht' und das Ertönen des Gongs als Zeichen für den Aufstand.

Nach Meinung des Regieteams seien in dieser Hinsicht die Römer die Aufgeklärten in Bezug auf Religion mit einem sozusagen dekadenten Glauben, während die Gallier sehr an ihren Riten hingen. Die Situation zeige auch wie archaische Glaubensrichtungen wieder hochkommen könnten, die man eigentlich schon im Orkus der Geschichte vermuten müsste.
Pollione versuche mit Lockungen und religösen Argumenten, die zweifelnde und sich ihren Göttern verplichtet sehende Adalgisa zum Mitgehen nach Rom zu überreden:

"Einen reineren Himmel und bessere Götter
biete ich dir in Rom, wohin ich mich begebe ..."

In Rom blühe also der Humanismus, während es bei den Galliern so barbarisch zugehe.

 

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Norma sei in dem Sinne keine Priesterin - sie sei die starke Frau und wirke daher göttlich, werde sich optisch kaum von ihrem Volk unterscheiden.
Ihre persönlichen Konflikte seien ein Spiegel der Gesellschaft.

Ein Feind, mit dem sie zwei geheim gehaltene illegitimen Kinder muss zu einem Eklat führen, Norma stelle sich der Realität. Das Leben mit Pollione wie sie es bisher lebte, könne sie nicht weiterführen.

Damit stelle sich der und ihrer Realität, das Regeteam wolle über das Ende von Norma aus der gesamten Extremsituation heraus nicht definitiv entscheiden.

Die Frage, warum Norma in diese private problematische Situation durch ihre Liebe zu Pollione gerät, konnte der Regisseur bis auf den Hinweis des Reizes des Exotischen - Römer mit Druidenpriesterin - nicht beantworten.
Es sei jedoch zu erkennen, dass nach den langen Zeit in Gallien, Pollione nicht länger daran denke in dem öden Landstrich zu bleiben, sondern lieber mit der ungebundenen Adalgisa nach Rom zurückkehren wolle.

 


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'Norma' - ein besonderer Höhepunkt - meint der Herr Theaterdirektor.

So wie es sich heute darstellt, wird es etwas Besonderes:
die Generalprobe ist gesperrt.
FRita Kapfhammer
vom Gärtnerplatztheater wird die Adalgisa am 16.02.2008 singen.
Anna Peshes - die für die Rolle vorgesehene Interpretin - hat sich krank gemeldet.

Das ist schon bezeichnend für die Lage des Hauses.
 
 

Als Premieren-Abonnent Theater Regensburg und Abnehmer von Karten aus dem freien Verkauf
veröffentliche ich auf dieser privaten Homepage meine Meinung.
Ich
verstehe die Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu Geglücktem oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthalten die Texte auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing

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