Da saßen sie wie die
Orgelpfeifen und pfiffen sich ein Lied:
Der Oberbürgermeister von Regensburg - Hans Schaidinger -
die Vertreter des Projektteams 2010 - Gabriele Lindinger - und ihr
Gefährte - Karlheinz Schmid.
Laut und deutlich versuchten sie mit dem Geräusch ihrer Stimmen,
sich Mut zu machen.
Die von den Kulturbeauftragten initiierte Aktion 'Keine Chance
Regensburg' an der Volksbühne Berlin hatte die Menschen der Republik
zum Lauschen gebracht.
Allerdings war das Ergebnis in den Medien nicht so, wie man es in
Regensburg erhofft hatte.
Ob Print- ob elektronische Medien, alle schütteten Spott und Hohn -
versteckt oder offen - über Regensburg, die Stadt, die Bevölkerung
und die Verantwortlichen.
Nun musste man selber heftig rauschen, um das Rauschen z.B. im
Zeitungsblätterwald zu übertönen.
Nein, was war das da in Berlin für eine gelungene Aktion und eine
fabelhafte Dramaturgie.
Schlingensief, den würde man ja wieder engagieren und der wär' doch
auch 2017 der richtige Kulturreferent für die Stadt an der Donau.
Was nun aber für 2010 vorbereitet und der Jury präsentiert werden
soll - keine Ahnung, keine Hinweise.
Aber nach Meinung Schmid ist Kunst und Kultur nicht nur das Schöne,
das Geschönte - auch das Hässliche ist Kunst. Alles ist Kunst - mach
ich den Deckel meiner Mülltonne auf, was sehe ich: alles Kunst.
Und zur Zeit der Pressekonferenz schwebten über den anderen
2010-Bewerber-Städten Hubschrauber über exponierten Plätzen nieder,
Kästen wurden herabgeseilt, aus denen wurden Tüten mit Liebesgaben
zum Valentinstag an die herumstehende Bevölkerung verteilt.
Ach, wie reizend die kleine Brezel - trocken, weil uralt - ein
Gutschein für ein Bier, in Regensburg einzulösen, a Packerl Senf -
wie sinnig, natürlich von Händlmaier - dazu die passende Knacker mit
der Aufschrift 'Regensburger - haltbar bis 2010' in Wirklichkeit
nach dem 6.3.05 bereits abgelaufen, dafür aber gefüllt mit so guten
Sachen wie Nitritpökelsalz und Geschmacksverstärker von einer Firma
Schmid aus Regensburg. Doch nicht etwa von 'dem Schmid'?
Was wird sich die Jury freuen, wenn sie von diesen Aktionen erfährt
und vor allem wie die Bewerberin um 2010 in der großen
Öffentlichkeit nach derartig kindischen Firlefanz-Produktionen -
ohne jeglichen Inhalt - nun da steht.
Und das wird der Jury ja die Arbeit erleichtern, zu sagen:
'Regensburg du Schöne' kommst ganz oben auf die Liste der deutschen
Bewerber, damit die in Brüssel wissen, die oder keine.
Was da in der Süddeutschen steht oder wie das Bayerische Fernsehen
kommentiert - das ist uns doch ganz Wurscht.
Wir wissen alles besser und das ist die Prämisse:
Nur keine Spur von Selbstzweifel zeigen.
Dass Regensburger Bürger sich nach diesen Kommentaren überall in der
Welt schämen, zuzugeben, in dieser Stadt zu wohnen, das ficht doch
Frau Lindinger oder Herr Schmid oder Herrn Schaidinger nicht an.
Mir san mir.
Und jetzt machen wir und uns gegenseitig Mut, pfeifen laut im Wald,
damit keiner merkt, wie voll unsere Hose ist, wenn es für Regensburg
mit 2010 in die Hose geht.
Schiebt die Jury nach diesen Ohne-Substanz-Mätzchen, Regensburg in
eine gute Position für Brüssel, dann: "Armes Deutschland".
Nebenbei noch: Wenn die Regensburger glauben, die Stadthalle am
Donaumarkt wäre endgültig ad acta gelegt, dann irren die sich.
Ein Schaidinger gibt doch nicht auf, sich ein Denkmal zu setzen.
Auch wenn noch ein paar BIs dagegen sind.
Der find schon wen, der eine Gegen-BI anzettelt, dass plötzlich so
viele Stimmen für eine Halle am Donaumarkt einzusammeln sind. |