Vorbei die Zeit,
dass sich kulturinteressierte Regensburger im ehemaligen
Hugendubel-Haus in der Altstadt trafen.
Zwar soll nach Meinung des Oberbürgermeisters der Stadt Regensburg
am 17.3.2005 dargetan, in Form einer 'Bürgerinitiative' der
kultuRklub weitergeführt werden, eben nicht als eine städtische
Institution mit hierfür zur Verfügung gestellten
Personal-Planstellen.
Er hoffe nicht nur auf das Interesse, sondern auch auf die Präsenz
der Bevölkerung für den und im kultuRklub. Auch in der Zukunft und
die Lust derer, die sich nun für die Fortführung dieser Einrichtung
einsetzen "über Kultur zu diskutieren".
Der kultuRklub könne in Zukunft auch ohne ein Projektteam wie mit
Lindinger + Schmid existieren.
"Wir haben in unserer Stadt kreative Köpfe und ich halte nichts
davon, mit allen kreativen Köpfen, sozusagen auf Vorrat,
Beraterverträge abzuschließen, ich halte mehr davon, so wie wir's
hier auch gemacht haben: es gibt ein Projekt, und da müssen sich die
zusammentun, mit Leidenschaft und Herzblut und Kreativität,
Einfallsreichtum und auch mit der Bereitschaft, das in die
Waagschale zu werfen, sich mit einem solchen Projekt identifizieren.
Und wenn man laufend Beraterverträge auf Vorrat hat, dann wird man
träge.
Das Gegenteil von träge ist engagiert und engagiert ist man nur,
wenn man sagt: also da haben wir jetzt was vor uns und das machen
wir gemeinsam. Das kann einmal gut geh'n, das kann einmal schief
geh'n. Und so kann ich mir zum Beispiel vorstellen, dass wir
natürlich mit Frau Lindinger und Herr Schmid bei einem anderen
Projekt einmal wieder zusammenarbeiten, da gibt's mehrere - ich kann
mir schon was vorstellen." [...]
"Wir haben auch andere kreative Köpfe in der Stadt und wir sollten
uns für jedes Projekt, für jede Idee, wo wir auch mit jemand
zusammenarbeiten wollen, auch Hilfe brauchen, auch Unterstützung
brauchen, auch Kapazitäten brauchen, die wir allein nicht haben - es
hat ja keinen Sinn, eine Verwaltung so aufzublähen, dass man alles
selber machen kann, es macht Sinn, sich für solche Dinge auch immer
den richtigen Partner zu suchen und dafür kommen mehrere in Frage,
dafür kommen Lindiger und Schmid in Frage und immer dann, wenn'
soweit ist, so haben wir JA das im Oktober auch gemacht, immer wenn
es soweit ist, dann setzen wir uns zusammen und sagen: wir haben ein
Ziel, wollen wir das gemeinsam ansteuern, dann sagt man mal o.k. wir
machen das gemeinsam und anders mal sagt man, nee, da kommen wir
jetzt nicht auf eine Ebene und nicht zusammen. Also so stell' ich
mir das vor, nicht jetzt ums Verrecken einen Beratervertrag
zusammenbasteln, ohne dass dahinter eine konkrete Idee steckt."
SPD-Fraktionsvorsitzender Wolbergs - hier in Auszügen dargestellt
-hielt dem entgegen.
Er habe sich ausgesprochen darüber gefreut, "dass vor wenigen
Monaten mit Lindinger und Schmid Leute engagiert worden sind, die
das Thema weiter bearbeitet haben, im Zusammenhang mit noch anderen,
die beteiligt waren, um so ärgerlicher finde ich es, wie mit einem
Vorschlag umgegangen wird, den ich gemacht habe - es ist ja immer
so, bei einem solchen Verfahren, solange man auf der Linie des
Oberbürgermeisters ist, ist alles in Ordnung, wenn man eine etwas
andere Vorstellung hat in der Sache, soll man die am Besten gar
nicht äußern, ich weiß dass ich mich mit der Vorstellung in diesem
Kreis auch nicht beliebt mache, ich will sie trotzdem nennen:
Weil so einfach ist es ja nicht, man muss sich ja mal überlegen,
warum dieser Kulturklub interessant war. Es geht nicht um die Frage,
ob es morgen noch einen Kulturklub gibt, den kann man überall
machen, das ist nicht die spannende Frage. Die spannende Frage ist,
was passiert dann? Der Kulturklub war doch deshalb interessant, weil
da Leute aufgetreten sind, die - insbesondere auch von außen - die
mal einen anderen Blickwinkel eröffnet haben, so habe ich es
zumindest erfahren. Ich behaupte, das hätten Regensburger nicht so
gut gekonnt. Deshalb stellt sich für mich die Frage - das ist die
allerletzte Frage für mich - ob und an welchem Ort es den Kulturklub
weiter gibt?
Das ist nicht die spannende Frage und warum ich den Vorschlag eines
Beratervertrages gemacht habe, hat einen ganz einfachen Grund - im
übrigen macht die Stadt es in vielen Bereichen - ich darf daran
erinnern, es gibt in Bereich 'Gestaltung', 'Städtebauliche
Struktur', 'Architektur' einen Beraterkreis, das ist der
Gestaltungsbeirat, den gibt es, der kostet uns auch was. Wir haben
für Fragen, wo wir auch auf Rat von außen angewiesen sind, auch mit
Leuten Beraterverträge - bei dem Stadthallen-Thema haben wir das
auch gemacht - wir mussten uns bei manchen Dingen Sachverstand
einkaufen.
So und jetzt muss man sich ja überlegen, was steht an. Jetzt kann
man vorgehen wie der Oberbürgermeister - das unterstütze ich auch,
ist überhaupt keine Frage - die Frage ist nur, ob's reicht, mir
reicht es nicht. Man kann sagen, man macht den Kulturklub weiter -
o.k. [...]
Aber drei Dinge sind mir aufgefallen, man muss ja auch so'n bisschen
über Defizite nachdenken. Hat die Stadt vielleicht irgendwo
kulturpolitisch Defizite, die man angreifen muss.
Drei sind mir aufgefallen: der eine ist mir im Wesentliche dadurch
aufgefallen, weil Leute dieses Thema von außen bearbeitet haben und
er ist mir aufgefallen durch das Verhalten der Jury. Das Thema
Soziokultur spielt eine viel zu untergeordnete Rolle - ich glaube in
der ganzen Bundesrepublik, aber bei uns auch - das ist ein Thema -
das war auch in der Fernsehdiskussion im Übrigen spannend, was die
Burgi Geißler dazu gesagt hat - also das Thema: wie bringe ich die
soziale Frage und die kulturellen Fragen zusammen, das ist ein
Thema, dem muss man sich annehmen. Das hat jetzt überhaupt nichts
mit der Frage zu tun; gibt's ein Projekt oder nicht - darum geht's
nicht. Das muss man bearbeiten. Erster Punkt.
Zweiter Punkt ist die Frage: wir
haben in Regensburg ein Defizit im Bereich der zeitgenössischen
Kunst und Kultur - das werden einige nicht gerne hören - aber wir
haben ein Defizit. Und da brauchen wir Rat von außen, dass andere
uns ein Stück weit da auf die Sprünge helfen. Das sag ich als jemand
der selber eine Einrichtung betreibt - wir selber haben da noch ein
Defizit und brauchen Leute von außen, die uns dabei helfen.
Was wir in Regensburg viel zu wenig haben ist der dritte Punkt: sind
Diskussionen über die Frage von Qualität. die mag man manchmal nicht
mögen, das ist mir schon klar. Es ist viel angenehmer, wenn man
untereinander über alles redet und jedes Projekt hat Berechtigung
und jedes wird gefördert - es ist alles in Ordnung. Und weil ich
glaube, dass man diese drei Themen nicht bearbeiten kann, in dem
Regensburger alleine es organisieren, auch nicht Regensburger
Kulturgruppen oder Künstler alleine organisieren, da sagt nämlich
jeder im Zweifelsfall, da ist mir mein Projekt näher als des des
anderen. Also weil ich das nicht glaube und weil man Rat von außen
braucht und weil man auch mal Leute braucht, die einem selber sagen:
na ja, in dem Punkt seit ihr vielleicht nicht der Nabel der Welt, da
solltet ist euch dies oder jenes mal anschauen.
Ich weiß, so was sollte man als
Politiker eigentlich nicht sagen, aber ich meine es ernst und
deshalb bin ich der Meinung muss man einen Weg finden, sich Rat von
außen zu holen und zwar dauerhaft, weil das kann keine Verwaltung
leisten - da einer zu mit gesagt, das sei ein Hiebe gegen den Unger.
Ich hab am Mittwoch ein Gespräch mit dem Unger gehabt, ha's ihm
genauso gesagt, darum geht's überhaupt nicht. Das kann keine
städtische Verwaltung leisten, weil die ist in dem selben Dilemma
wie wir Politiker, aber es können die Künstler auch nicht. Und wenn
man sich diese Maßstäbe setzen will, im Bereich Soziokultur was zu
bewegen, Defizite im Bereich der zeitgenössischen Kunst und Kultur
aufzuheben und über Qualitätsstandards zu reden, dann finde ich
schadet auch nicht, wenn man sich in dem Bereich an Berater bindet -
wie man es in anderen Bereichen auch tut
Und eine letzte Bewerkung zu der Frage: Kulturklub. Ich würde mir
wünschen, dass es den gibt, ich sage aber ganz deutlich, wenn es
eine Reglung gibt, dass Regensburger Künstler oder Kulturgruppen den
organisieren, dann gibt es den ein halbes Jahr und dann gibt es den
nicht mehr.
Das ist meine feste Überzeugung, das darf ich so ehrlich sagen, dann
gibt es ihn nicht mehr und man sollten wir nicht so tun - das ist
jetzt nicht Feigenblattdiskussion - jetzt fokussieren wir alles auf
die Frage: gibt es diesen Kulturklub noch oder nicht. Da muss man ja
auch mal ehrlich sein, das habe ich zu Lindigner und Schmid auch
gesagt, da braucht man ja nicht so tun, als ob jede dieser
Kulturklub-Veranstaltungen der Bringer war, da waren auch welche
dabei, die waren der völlige Blödsinn und total langweilig, also die
waren jetzt nicht so wahnsinnig spannend. Und des muss man auch
sagen und die Leute sind trotzdem gekommen, weil sie mal von außen
was hören wollten. Weil des interessant war."
Nun, es wird sich herausstellen, wer Recht behalten wird. Ist
nach sechs Monaten der kultuRklub am Ende, weil er von Regensburgern
weitergeführt wird und die Regensburger die Lust verlieren oder
kommen Kapazitäten von außen, die frischen Wind in die Regensburger
Kulturszene wehen lassen und damit den kultuRklub am Leben halten.
Nicht zu vergessen sei, dass Regensburg einen richtigen Kulturklub
als erste Adresse hat - nämlich sein Theater.
Auftrieb wird das natürlich erst richtig bekommen, wenn Herr
Schlingensief Kulturreferent der Stadt Regensburg wird. Am 17.3.05 machte der Herr Schaidinger überdeutlich klar, er würde Schlingensief wieder
engagieren:
Warum denn lange warten, bis Herr Unger den Platz freigemacht hat -
immerhin hatten bei dessen Wahl schon Stadträte/Innen sich für den
Christoph vom Prenzlauer Berg als Kulturamtschef Regensburgs ausgesprochen -
möge ihm doch der Vorsitzende des Verwaltungsrates Theater Regensburg
zum Beispiel die 'Arabella' zu inszenieren geben. Dann braucht
diese Produktion der Regensburger Theaterdirektor Ernö Weil nicht zu übernehmen und
kann sich mehr um sein Weiterkommen kümmern. Regensburg dürfte doch
nicht alles gewesen sein.
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