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'Blond allein
reicht nicht'
Weiß das der WOWI?
Wer war in der Findungskommission, der damals die Dame von der
Waterkant in die Hauptstadt als Intendantin der Deutschen Oper
Berlin holte?
Was war der Grund für die Entscheidung - war’s das blonde Haar, das
ihr liebliches Gesicht umflort. Die Hilflosigkeit, die sie an den
Tag legte - besonders deutlich zu erkennen in der Idomeneo-Krise -
Männer umschwärmten sie, um zur Seite zu stehen.
Jetzt aber scheinen sich einige abzuwenden, ist es doch die dritte
Produktion, unter ihrer Leitung, die vom Publikum abgelehnt wird,
die ja nicht allein nach BER kam, sondern auch gleich noch Alexander
von Pfeil als Chefregisseur mitbrachte.
Bedenkt man, dass jetzt im gesetzten Alter Konwitschny und mit
Erfahrung im Regiegeschäft Chefregisseur in Leipzig wird, stellt
sich die Frage, wieso kommt ein Mittdreißiger mit ‘Kaumerfahrung’ in
tiefster Provinz ’im Kielwasser’ als Chefregisseur an die DOB.
Hätte er sich da
still im Hintergrund gehalten und andere inszenieren lassen, bis er
das Haus, die Stadt, das Publikum kennt, wäre nichts gegen seine
Anwesenheit einzuwenden gewesen - da er aber sich erdreistete,
‘Arabella’ und ‘Freischütz’ inszenieren zu wollen und ihm dies nur
bestätigte, dass er es nicht kann, so ist der Ruf nach der
Intendantin notwendig, die diese Fehlleistungen hätte verhindern
müssen.
Sie tat es nicht, engagierte nun ‘Eine’ und ließ die sich am
‘Holländer’ vergreifen.
Diese nun wieder verschweigt schamvoll was Schande ihr schuf, Frau
Gürbaca - Regensburg mit ‘Cavalleria’ und ‘Bajazzo’ wird z.B. in der
Berliner Morgenpost-Beilage in dem Text der DOB nicht erwähnt - wie,
die blonde Kirsten weiß von der Regensburger Pleite nichts?
Wenn man eines dem Regensburger Theaterdirektor zugute gehalten
muss, war es die Entscheidung, Frau Gürbaca nach dem Sturm der
Entrüstung über ihre ‘Mascagni’- und ‘Leoncavallo’-Umsetzung nicht
mehr ans Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg zu engagieren.
Als erstes sollte man Frau Gürbaca ein Reclam-Heft übereignen, auf
dass sie sich mit dem Text und dem Willen des Autors Richard Wagner
auseinander setzen kann. Es ist sicherlich legitim, Überlegungen
anzustellen, jedoch ist es verwerflich, allein schon die Szenerie
gegen das Stück zu gestalten.
Es ist davon auszugehen, dass sich nicht jeder ein Programmheft
kaufte, um die dort niedergelegten wirren Gedanken nachzuvollziehen
- wie sagte einer nach der Vorstellung entrüstet, der das Wirken der
Dame schon zu kennen schien: “typischer Gürba-Quatsch“.
Die Aussagen in eben dieser Produktionsbeilage, herausgegeben von
Kirsten Harms als Intendantin, sind im Verbindung mit dem Holländer
von Richard Wagner Darlegungen von Unmaßgeblichem und Themafernem.
Gedanken zu allem Möglichen und Unmöglichem stammen in den meisten
Fällen aus Zeiten nach 1843 wie 'Die Revolution' (1849), Brief an
Uhlig (1850), 'Das Wesen der Religion' (1846), 'Die Gesänge des
Maldoror' (1869) etc.
Lediglich Grillparzers 'Tagebuch auf der Reise nach Frankreich und
England' und Gutzkow’s 'Wally, die Zweiflerin' liegen mit den
anderen wahllos zusammengeklaubten Texten mit 1836 und 1835 vor der
Entstehung des ‘Holländers’.
Frau Harms lässt im Programmheft Sprüche kloppen und z.B. mitteilen,
der erste Aufzug beim ‘Fliegenden Holländer’ sei “[...] ein
Schauplatz des Welthandels inmitten turbulenter Kursentwicklungen.
[...]“
Was meint Frau Harms mit “[...]inmitten turbulenter
Kursentwicklungen.[...]“?
Inmitten wimmelnder Männer - wenn Männer mit Zetteln rumrennen und
umherwerfen, bedeutet das Kursentwicklung?
Laut Frau Harms regiere im ersten Aufzug die "Naturgewalt des
Kapitals".
Wie das?
Naturgewalt und Kapital? Seit wann ist das Kapital eine Naturgewalt,
Frau Harms?
Bei Daland liefen alle Informationen zusammen, lässt die Frau
Intendantin verkünden. Das ist nicht erkennbar, die zittrige
Anzeigetafel links soll die Dalands Informationsstand dokumentieren?
Ei, ei! Wie fein!
Kein Wunder, dass es da rauf und runter geht mit Dalands
Kenntnisstand.
Der Steuermann wolle “[...] gern zur Spitze aufschließen.[...]“
Zu welcher Spitze? Der zittrigen Fieberkurve auf der Anzeigetafel?
“[...] Um so wichtiger [...]“ sei es, dass er “[...] die
Nachtwache mit unermüdlicher Umsicht [...]“ versehe.
Hat Frau Harms nicht bemerkt, dass der Steuermann einschläft?
Nein, Frau Harms geht auch weiter davon aus, dass der Steuermann mit
von Richard Wagner getextetem und vertonten Lied:
“[...] Ach lieber Südwind blas
noch mehr [...]“
den Holländer herbeirufe.
Der Steuermann will heim zu seinem Mädel aber gemäß Kirsten Harms,
der Intendantin eines der größten Deutschen Opernhäuser rufe er mit
dem von Richard Wagner zu singenden Text:
Von des
Südens Gestad, aus weitem Land -
ich hab' an dich gedacht!
Durch Gewitter und Meer vom Mohrenstrand -
hab dir was mitgebracht.
Mein Mädel, preis den Südwind hoch,
ich bring dir ein gülden Band!
Ach, lieber Südwind, blase doch!
Mein Mädel hätt' gern den Tand.
den Holländer
herbei.
Seit wann reagiert der Holländer auf den Text, indem er herbeieilt?
Das ist doch wohl der GAQ - der größte-anzuprangernde-Quatsch.
Aber weiter geht es:
An diesem Ort solle er aufs neue “[...] nach Erlösung suchen
[...]“ -
Erlösung von wem, von was?
Nirgendwo in diesem von Frau Harms zu verantwortenden Pamphlet
Programmheft genannt- steht bis hierher irgendwas von einem Vergehen
oder einer Ordnungswidrigkeit, von einer Schuld, die der Holländer
auf sich geladen habe.
Meinen Frau Intendantin gar das, was Richard Wagner dem Holländer
aufbürdet, nämlich:
umsegeln wollt' er einst ein Kap;
er flucht' und schwur mit tollem Mut:
In Ewigkeit lass' ich nicht ab!
Hui! - Und Satan hört's! - Johohe!
Hui! - nahm ihm bei'm Wort! - Johohe!
Hui! - und verdammt zieht er nun
durch das Meer ohne Rast, ohne Ruh'!
Es kann doch
wohl nicht wahr sein, dass sich die Leitung der DOB nun plötzlich
auf den Autor besinnt.
Offensichtlich doch nicht, denn nun kommt etwas Unerwartetes:
Der Holländer suche, laut Frau Harms, nach einer Frau, “[...] die
mit ihm gemeinsam den Vernichtungsschlag gegen die Welt [...]“
ausführe.
Nur weil RW im Text fragt,
Wann dröhnt er, der Vernichtungs-Schlag,
mit dem die Welt zusammenkracht?
meint nun Frau
Harms, Senta beteilige sich an einem Weltuntergang?
Sie teile “[...] schon als Kind die apokalyptischen Träume des
Holländers und [...]“ erhoffe “[...] sich von ihm den Anbruch einer
neuen Zeit. [...]“
Wie kommt’s?
Dieses, auf der Bühne rumwuselnde ‘Kleinchen’ in den roten Schuhen,
die soll nach Meinung von Frau Harms nach einer neuen Zeit rufen?
Ach Gottchen!
Ist damit
Frau / Fräulein Lilian Dobbert als Senta-Double nicht
überfordert,
wenn RW sie sagen lässt, selbst wenn es dann Frau Merbeth tut:
Ich bin ein Kind und weiss nicht, was
ich singe.
die wohl mitten in der Pubertät steckt und mit der ‘Bravo’ unter dem
Arm einschläft oder eben dem Bild des Holländers - welches Bild
eines Heldenbaritons weckt nicht Wünsche eines sich mit
Hormonwallungen rumplagenden Mädchens?
Das Mädchen, das die die Welt zusammenkrachen lassen möchte - ja die
eigene vielleicht, endlich raus, weg die Füße von der Stelle unter
Vaters Tisch - alles sinnvolle Gedanken, eine neue Zeit für das
Kind.
Hätte man dieses ‘Kleinchen’ die Senta singen lassen, stimmte der
Ansatz, da aber die ausgewachsene Frau Merbeth diese Rolle übernahm,
ist gar nichts mehr in Ordnung.
So problematisch die Holländer-Inszenierung am Oberpfälzer
Metropol-Theater Regensburg auch gewesen ist, konsequent war, der
Senta ein Comic-Heft für die Rolle ‘in die Hand’ zu drücken und den
Holländer sich ihr als ‘Superman’ zeigen zu lassen, der ihren
Beistand braucht und für den sie sich opfert.
So wie Senta sich im Richard-Wagner-Original-Holländer den Mann
ihrer Träume herbeisehnt, geht es auch Elsa, die ‘in lichter
Waffenscheine, ein Ritter nahte da’ sich Lohengrin wünscht, der
selber aus der ihn einengenden Gralswelt heraus will.
Frau Harms führt in dem von ihr als Intendantin zu verantwortenden
Programmheft aus, Daland habe den Holländer “[...] anfangs
verächtlich zurückweisen [...]“ wollen.
Wie das?
Woher rührt dieser Sinn bei Richard Wagners Text, den Frau Harms
wohl nicht kennt?
Daland werde mit “[...]
dem Fremden handelseinig [...]“, Senta, seine Tochter solle ihm
gehören.
Von einer Übereinkunft oder gar wie Frau Harms meint,
‘Vertragsabschluss’ ist im ersten Akt doch keine Rede. Auch, dass
der Holländer über
kostbare Perlen, edelstes Gestein
verfügt, bleibt der Mannschaft bei Richard Wagner jedenfalls
verschlossen.
Frau Harms - verkündet dagegen “[...] Vertragsabschluss und
offensichtliche Liquidität des Holländers lösen allgemeine
Begeisterung aus: >>Südwind!<<
[...]“
Dass die Mannschaft nach Richard Wagner den Südwind begrüßt, hängt
ausschließlich mit den meteorologischen Bedingungen in der Bucht von
Sandwike zur Zeit der romantischen Oper 'Der fliegende Holländer'
von Richard Wagner zusammen.
Selbst in Kiel - von wo Frau Harms an die Spree reiste, die Leitung
der DOB zu übernehmen - heißt Südwind eben Südwind, wenn er denn aus
dieser Himmelsrichtung sich bemerkbar macht und hat nichts z.B. mit
dem Budget des Theaters Kiel zu tun.
Für den zweiten
Aufzug meint Frau Harms im Programmheft auszuführen lassen zu
müssen, dass Senta von den ihre Männer erwartenden Frauen verlange,
sie sollten “[...] ihrer Vision des Holländers genüge [...]“
tun.
Merkwürdig, bevor Senta anhebt, die Ballade zu singen, steht bei
Richard Wagner kein Wort von einer Forderung der Senta, die Mädchen
sollten “[...] ihrer Vision des Holländers [...]“ folgen.
Senta singt nun - auch von Frau Harms richtig beobachtet - die
Ballade selber.
“[...] Die Frauen halten in ihrer Tätigkeit inne und [...]“
gehen nach der Frau Intendantin der DOB “[...] zur Rebellion über
[...].“
Ach was !
Rebellion gegen die Regisseurin, gegen den Holländer, gegen Senta -
oder wie oder was. Da versiegt der Intendantin Rede Zauberfluss.
Wes Art von Rebellion?
Auch interessant, dass nach Frau Harms, Senta Macht über die Frauen
bekomme.
Wovon will Senta den Holländer eigentlich erlösen.
War vorher davon die Rede, Senta wolle sich an der vom Holländer
geplanten Apokalypse beteiligen, ist nun plötzlich personenbezogene
Erlösung auch bei in dem von Frau Kirsten Harms zu vertretenden Text
im Programmheft die Rede.
Und zwar “[...] ernennt Senta sich selbst zu der Frau, die den
Holländer erlösen wird. [...]“
Sie ernennt sich - hm, toll - welch ein 'wording!'
Keine Aufklärung von was - alles bleibt nebulös.
Doll, was in dem Programm-Heft’l so alles verkündet wird.
Aber dann “[...] die Frauen beseitigen die Spuren eines
selbstvergessenen Augenblicks. [...]“
Frau Harms hat recht, die Damen des Chores schieben die
Frisiertische nach hinten von der Bühne - das ganze Spinnerinnenlied
mitsamt der Senta-Ballade als ‘selbstvergessenen Augenblick’
zu bezeichnen, ist schon mehr als interessant.
Selbstvergessen heißt doch wohl, dass geradezu gedankenlos,
somnambul Dinge durchgeführt werden.
Es zeigt sich aber, dass alle Chordamen sehr bei der Sache sind und
auch sein müssen, denn die Szene ist lang und musikalisch knifflig -
also kann auch in der szenischen Darstellung keine Rede von
‘selbstvergessen’ sein, zumal ja hier auch Senta Macht über die
Frauen bekommen haben soll - so jedenfalls Frau Harms. Und das in
einem “[...] selbstvergessenen Augenblick [...)“, der Spuren
hinterlassen hat.
Wären Männer da gewesen, hätten ‘Spuren’ auf dem Bühnenboden
zurückbleiben können - so aber können keine Spuren ausgemacht
werden, außer Papier-Tüchern. Das sind natürlich auch Spuren in
gewissen Herren-Etablissements.
Spuren gibt es dann andere, als der Holländer und Senta die Hüllen
fallen lassen, “[...] sie zelebrieren [...] ihre Begegnung.[...]“
und nun müsse “[...] endgültig sichergestellt werden, dass
wirklich sie beide füreinander bestimmt und einander gewachsen sind.
[...]“
Wer stellt bitte was wie wo sicher - kommt da einer vom TÜV oder der
DEKRA und schaut der Senta unter den Rock und dem Holländer in die
Hose?
“[...] Gewachsen sind [...]“- was soll das Gegakel?
Harsträubender Quatsch das alles und so stellt sich die
allumfassende Frage:
Weiß das der WOWI?
Er ist doch für Kultur zuständig in der Hauptstadt.
Aber weiter im Text der Beschreibung der Handlung im Programmheft:
Nach Frau Harms (Kirsten Harms ist Intendantin der Deutschen Oper
Berlin und verantwortlich für Veröffentlichungen des Hauses) hätten
Männer und Frauen Feierabend - von was, des Tages Müh?
Richard Wagner gibt etwas anderes vor – z.B. bei Reclam nachzulesen.
Weiter verkündet
Frau Harms:
“[...] Mit angespannter Mühe versucht man den Steuermann und sich
selbst zur Ausgelassenheit zu überreden. [...]“
Wie, Frau Harms, soll denn das bitte gehen?
Wie überreden zum Beispiel Sie sich bitte selbst zur Ausgelassenheit, zu der Sie
ja allen Grund nach dem Abstinken der 'Arabella'-, der 'Freischütz'-
und
dieser 'Holländer'-Produktion haben.
Dass Sie das Mühe
kostet, ist allen klar - sie müssen sich unter diesem Aspekt schon
stark animieren, um sich “[...] zur Ausgelassenheit zu überreden
[...]“.
Vielleicht meinen Sie ‘geraten’ und Ihnen ist nur das Wort nicht
eingefallen.
Was aber sagt Richard Wagner an dieser Stelle?
Texthefte, Frau Harms, gibt es in fast jedem Buchladen. Vielleicht
hat Ihre Dramaturgie ein Exemplar zur Verfügung.
Geradezu Pulitzer-Preis-verdächtig ist Ihre Formulierung:
“[...] Erste Risse in der Feierabendgeschäftigkeit machen ein
furchtbares Schweigen hörbar, die Nachtseite sichtbar. [...]“
Darf ich Sie, Frau Harms, bitten, sich, wie es im Rheinland heißt:
keinen Doi anzutun.
“[...] Risse in der Feierabendgeschäftigkeit [...]“ - meinen
sie ein Stocken in den Abläufen einer Betätigung?
Risse in einer Geschäftigkeit? -
Es gibt Risse in der Straßendecke oder im Eis, aber natürlich auch
Hirnrisse.
Und seit wann machen diese Risse “[...] ein furchtbares Schweigen
hörbar [...]“
Ja, du lieber Himmel, meinen Sie doch das komponierte Schweigen beim
Anrufen der Besatzung des Holländers mit dem Text Richard Wagners?
Wieso aber “[...] Risse in der Feierabendgeschäftigkeit [...]"
ein furchtbares Schweigen hörbar [...] die Nachtseite sichtbar
[...]“ machen, ist nicht nachzuvollziehen oder gibt es da bei
Feuerbach oder bei Nietzsche oder bei Schopenhauer Ansätze zu
finden?
Und wenn die Mädchen schon bei der Ballade sagen “[...] hört
Mädchen zu [...]“ - wieso dann “Im Bann des Unheimlichen
eskaliert die Gewalt. [...]"
Richard Wagner sagt dazu nichts.
Der Holländer fühlt sich verraten - dacors - die absolute Treue, die
Senta geschworen habe, sei dahin - ebenfalls dacors - aber was soll
Ihre Aussage sie habe “[...] mit ihm die große, furchtbare
Aufgabe [...]“ bewältigen wollen.
Und weiter, zwei Zeilen darunter “[...] wenn sie die Verbindung
mit dem Holländer retten und der gemeinsamen Aufgabe dienen will
[...]“
Die einzige Aufgabe der Senta ist nach Richard Wagner, ihn zu
erlösen von der Hybris von der Anmaßung mit Schiff und Mannschaft
ein Kap umschiffen gewollt und beides aufs Spiel gesetzt zu haben.
Das Umsegeln eines Kaps kann man so und so auslegen, nur verlegt man
die Story in einen Frisiersalon oder auf das Börsenparkett, stimmen
die Vorgaben nicht mehr.
Frau Harms meint dann: “[...] die Frauen folgen ihr nach. [...]“.
Ist da etwas übersehen worden?
Senta bleibt doch auf der Bühne, tötet Erik und sich und der
Holländer geht fast in der Menge unter und lacht sich schief - er
bleibt übrig.
Wieso folgen ihr die Frauen nach?
“[...] Die Männer, jetzt Wiedergänger ihrer selbst, nehmen die
Arbeit wieder auf. [...]“
Welche Arbeit und welche Männer, die ‘bestäubten’?
Frau Harms hat letztlich recht, der Holländer wird übrig bleiben -
der Untergang der DOB unter ihrer Leitung findet bald statt.
Soll doch Frau Harms ihre eigenen Stücke schreiben oder schreiben
lassen.
Es geht ihr doch nur um Randale, die Leute neugierig machen, damit
die Politiker sagen, was will die Bevölkerung denn, das Haus ist
doch voll.
Weder war dieser Holländer eine psychologische fundierte
Interpretation - noch wurde eine dekonstruktivistische zweite Ebene
sichtbar, sondern alles war nur ungekonnt und unsinnig.
Spannend wird, wie sich das Publikum bei den Premieren in der
nächsten Spielzeit verhält und was die Leute zum Tannhäuser in der
Inszenierung der Frau Harms am 30.11.2008 sagen werden.
Bei Durchsicht des Spielzeitheftes für die kommende Saison stellt
der kritische Beobachter fest, die meisten der gezeigten
Produktionen stammen aus ‘Jötze’s-Zeiten’ - bis zur Boleslaw Barlogs
‘Tosca’ aus dem Jahr 1969 geht die Reihe zurück.
Da war noch ‘Kalter Krieg’ und Walter Ulbricht baute das
sozialistische Bollwerk gegen den westlichen Imperialismus auf
deutschem Boden.
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Vorhang.
Eine schwarze Wand. Ein blondes rotbeschuhtes, rotberocktes,
vorpubertierendes ‘Kleinchen’ schiebt ein Guckloch in die Wand. Das
Publikum sieht dann einen Saal, wohl den einer Börse - Männer rennen mit
Zetteln hin- und her, gestikulieren und formen gesungen die
vorgegebenen Worte “Durch Gewitter und Sturm“.
‘Kleinchen’ wuselt über die Szene - es dräut Müdigkeit - die Herren
Bänker legen sich in Reih’ und Glied an der Rampe auf den nackten
Bühnenboden ‘zur üpp’gen Ruh’.
Der Steuermann schläft und aus einem mitten auf der Bühne
befindlichen ‘Kotrollturm’ quetscht sich in Hut und Wachbär-Mantel
ein Wesen - da dies nun anhebt und verkündet, dass die Frist um sei,
erkennt auch der weniger Bedarfte: es handelt sich um den Holländer,
der darum bittet, ewige Vernichtung möge ihn aufnehmen.
Niemand hat’s gehört - alles stille - Daland der Seefahrer erscheint
und stellt fest: ‘mich dünkt ich seh’ den Kapitän’ - selbst in Kiel
haben Kapitäne ein äußeres Zeichen z.B. vier Streifen am Ärmel, wie
nun Daland erkennen soll, dass der einsam links in seinem
Waschbärfell mit dem Rücken zu ihm Sitzende, ein Kapitän sein soll -
ist außerhalb nicht feststellbar.
Es entspinnt sich das von Richard Wagner vorgegebene Gespräch, der
Holländer zeigt in Berlin an der Deutschen Oper Daland aus seinem
Rucksäcklein mitgebrachte Wertgegenstände und welcher Mensch wird
beim Anblick dieser nicht schwach. Angesichts der zu Tage kommenden
Geldscheine greift die offenbar unterbezahlte Mannschaft Dalands
nach dem Zaster.
Man tanzt - ‘Kleinchen’ hatte Striche an die Scheibe des
Kotrollturms gemacht – ‚Kinderhände bemalen Tisch und Wände’ -
schwoft nun mit einem Herrn links um den Kontrollturm herum und
plötzlich taucht rechts - ebenfalls das Tanzbein schwingend eine
Dame mittleren Alters, fester Figur, ungünstig gewandet - auf. Dies
soll nun wohl die die Rolle zu singen habende Senta sein.
Noch schweigt sie still und stellt sich den Überlegungen des
Publikums.
War ‘Kleinchen’ ein Double, wollte man die Sängerin mit dem Klim-Bim
der Introduktion auf der Bühne, die einen Saustall darstellt, da
einfach alles an Info-Zetteln auf den Boden geworfen wurde,
verschonen?
Vorhang
Ein Frisiersalon, die Chordamen lassen sich schönen ('die Frisur
sitzt') und spinnen sich ein, in den Gedanken der Rückkehr ihrer
Männer vom Büro, von der Börse, von der Dienstreise, von der
Geliebten oder dem Geliebten - jedenfalls nicht von großer Seefahrt.
In der Umgebung dieser Wellnessfarm fragt Senta textgerecht “Traft
ihr das Schiff im Meere an“?
What kind of ship?
Meint sie ein DAX-Unternehmen, dass eine Gewinnwarnung herausgegeben
hat, dass die Insolvenz verschleppte, dass von 26-jährigen Analysten
heruntergestuft wurde - keine Erklärung (alles gesehen unter dem
Aspekt, man hat kein Programmheft mit Handlungsbeschreibung - später
stellt sich heraus, dass der Quatsch auf der Bühne durch das
Programmheft noch quätscher wurde.)
Die Spinnerei geht zu Ende, die Damen schieben eiligst die
Frisiertische etwa 30 Stück beidseitig aneinandergeschraubt in den
Bühnenhintergrund, so dass nur noch die Stühle wahllos im Raum sind
und teilweise, wenn nicht umfielen, Sitzgelegenheiten für das sich
nun entspinnende Gespräch Holländer, Senta, Daland bieten.
Erik, ein junger, schlanker Rocker erhebt Ansprüche auf Senta, die
aber will von ihm nichts wissen, da auch der Holländer mit Sentas
Vater, Daland, erscheinen.
Um die Annäherung zur Tochter des Hauses zu beschleunigen, zieht der
Holländer sich schon mal aus, legt den Mantel ab, zieht das Hemd aus
und ebenfalls die Schuhe. Da er sich nicht in Konkurrenz zu gewissen
Journalen setzen will, lässt er die Hosen an, im Gegensatz zum Osmin,
der an der KO nackert duschen muss und nicht viel zu zeigen hat.
Senta folgt des Holländers Vorbild und entledigt sich der Stiefel,
des Kleides und steht im Unterrock da. Einer im Publikum ruft:
“weitermachen“, da legt Vater Daland seiner Tochter schnell ein
Jäckchen um, zieht sich aber, wie vorgegeben und tatsächlich auch
inszeniert zurück - ‘am besten lass ich sie allein’.
Senta beschließt, dem Holländer ‘treu bis in den Tod’ zu sein.
Vorhang
Die Mannschaften feiern, manche suchen Händel und es wird gerauft.
Alle liegen am Ende am Boden - völlig ’excaustet’ - sind es nun die
Holländer oder die Norweger, wer ist wer, niemand weiß es. Manche
werden mit Staub bedeckt - tot denn alles?
Erik der Rocker versucht nochmals ein Glück, er küsst Senta, der
Holländer sieht das, ist befremdet und gibt bekannt, dass er nun
nicht mehr mitspielen wolle - Senta schneidet dem völlig schuldlosen
Erik die Kehle durch, dann sich selbst - der Holländer lacht zu
allem und beginnt im Feinripp-Unterhemd hinter dem sich zu einem
Ausschnitt verengenden Bühnenraum an einer Scheibe einen neuen Flirt
mit ‘Kleinchen’.
Die Erlösung durch Liebe, das Kernthema Richard Wagners, findet
nicht satt - Thema völlig verfehlt - Setzen: 6 - Frau Gürbaca nicht
mehr und nirgendwo mehr engagieren.
Vorhang
Berechtigter Jubel für den Chor und die Solisten, Beifall für
Orchester und Dirigent - also weiß das Publikum sehr wohl, zu
differenzieren.
Dann erscheinen die Schwarzen und es erhebt sich ein einhelliges
Buh-Protestgeschrei - die Damen und Herren der Regiemannschaft gehen
verschreckt ab, der Chor tritt noch einmal vor - Vorhang, der
Applaus ist schlagartig zu Ende.
Man will die Leute um die Regisseurin nicht mehr sehen, nachdem man
sich Luft gemacht hat.
‘Blondchen aus Kiel’ sollte wohl eins ausgewischt werden, der Weg
dorthin führte an diesem Abend über Frau Gürbaca.
Am Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg - damals noch
Stadttheater, denn den Namen Metropoltheater konnte das Haus erst
nach dem 17.3.2005 erhalten als der Oberbürgermeister der Stadt die
Parole ausgab, “wir wollen mehr sein als die Metropole der
Oberpfalz“ - als einer nach einer Premiere schon ‘amol oaner’
rief
:
“Weg mit der Intendantin!“
Erschallt dieser Ruf auch in Berlin?
Die musikalischen Leistungen dieser Holländer-Produktion allesamt
anerkennenswert.
Chor und Orchester in guter Form, das Dirigat von Jacques Lacombe -
Herr Palumbo ist ja nicht mehr GMD und Herr von Pfeil nicht mehr
Chefregisseur - schwungvoll und doch an den richtigen Stellen Zeit
zum Atmen und zur Besinnung lassend.
Von den Solisten an erster Stelle zu nennen, der Holländer von
Johan
Reuter. Ein echter Heldenbariton, mit großer, weit tragender Stimme
mit hervorragender Textverständlichkeit - er weiß was singt und wie er
es zu tun hat.
Reinhard Hagen, der Daland - eine mit Recht bejubelte Leistung.
Der Steuermann von Paul Kaufmann - typ- und fachrecht besetz –
natürlich könnte stimmlich da mehr kommen.
Für Matthias Klink ist der Erik eine Grenzpartie, wenn er denn sonst Belmonte und Fenton ist - will er wohl nun ins heldische Fach. Da
liegt die Gefahr des Übereifers und der falschen Selbsteinschätzung.
Sein schmaler Körper bietet nicht genügend Resonanzräume, um
großvolumige Töne zu produzieren. Sein Vorteil ist der gute Sitz der
Stimme, er fokussiert und meistert so die schwierige Rolle.
Frau Mary von Liane Keegan zeigte satten Altklang aus
’wohlgepolstertem’ Körper.
Ricarda Merbeth schöpft als Senta aus dem Vollen, alle Töne bleiben
im Timbre, die Spitzentöne werden getroffen. Ihre großen
stimmlichen Möglichkeiten verleiteten sie schon in der Vergangenheit zur
Überforderung, so dass Materialermüdung unüberhörbar ist.
Wer Masochist ist und über das Nichteingreifen von Wagnerverbänden
stutzt, sieht sich schnell noch den ‘Holländer’ an der DOB an - denn
es kann ja sein, dass der wie die ‘Arabella’ ganz einfach und
schnell abgesetzt wird.
Fazit:
Fachliche schwach Qualifizierte in maßgebliche Positionen – aus
welchen Gründen auch immer - zu bringen, nährt das Vorurteil in
Bezug auf Frauen:
Sie könnten es eben nicht und das hindert die fähigen Frauen, die
ihnen gebührenden Spitzenpositionen zu erlangen.
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Als Premieren-Abonnent von Theater
Regensburg und Abnehmer voll bezahlter Karten aus dem freien Verkauf
dieses und anderer Theater gebe ich hier meine subjektive Meinung
zu Gehörtem und Gesehenen
zur Kenntnis.
Ich
verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf nach meiner
Auffassung zu Geglücktem oder Misslungenem. Neben Sachaussagen
enthält diese private Homepage auch Überspitztes und Satire. Für
diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in
Anspruch. In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um
Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing
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