Theater Regensburg

  
 
       Premiere 19.12.2009
  'Eugen Onegin'

     'Von der Bahnsteigkante zurücktreten'
 

 

 
 

   
    Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften
     zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
                      04.01.2010 - dradio.de

 

 
 
 

Announcement Theater Regensburg

Eugen Onegin

Lyrische Szenen in drei Aufzügen

Dichtung von Konstantin S. Schilowskij
Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840-1893)

Musikalische Leitung: Alexander Livenson
Inszenierung: Jirí Nekvasil
Bühne und Kostüme: Daniel Dvorák
 


Tschaikowsky untertitelte seine 1877 begonnene und zwei Jahre später in Moskau uraufgeführte Oper „Eugen Onegin“ mit „Lyrische Szenen“. „Ich halte Ausschau nach einem intimen, aber kraftvollen Drama, das aufgebaut ist aus dem Konflikt von Umständen, den ich selbst erfahren und gesehen habe, einem Konflikt, der mich wirklich berührt“, schrieb Tschaikowsky in einem Brief. Die Anregung zu dem bekenntnishaften Stoff verdankte er dem gleichnamigen Verspoem von Puschkin.
Im Mittelpunkt der Oper steht die zurückhaltende Tatjana, die es, im Gegensatz zu ihrer lebenslustigen Schwester Olga, mit der Liebe nicht leicht nimmt. Als sie den weltgewandten Onegin kennenlernt, verliert sie sogleich ihr Herz, ist jedoch zu schüchtern, sich direkt zu offenbaren und bekennt in einem Brief an ihn ihre Gefühle. Großspurig erklärt ihr der Dandy Onegin, dass die Liebe an sich nur Phantasterei und die Ehe ein Irrtum, also ausgeschlossen sei.
Jahre später – Onegin reist seit langem unstet durch die Welt, nachdem er in einem Duell seinen besten Freund erschossen hatte – findet Onegin Tatjana wieder. Inzwischen hat sie den reichen Fürsten Gremin geheiratet, obwohl sie Onegin noch immer liebt.
Doch für Tatjana und Onegin ist es zu spät. Zwei in provinzieller Einöde gefangene Menschen, die eigentlich von Anfang an füreinander bestimmt schienen, finden nicht mehr zusammen. Sie hält fest an den Fesseln der bürgerlichen Gesellschaft, er wird zum Zyniker. Ihr Wiedersehen in der Metropole ist ein Desaster: Er erkennt endgültig, was er im Leben verpasst hat, sie will keinen Neuanfang mehr.
 

 

                            to top
 

 
Alexander Puschkin (1799 - 1837), der von den Russen als Nationaldichter so gesehen wird wie Goethe und Schiller für die Deutschen und Shakespeare für die Engländer, machte er sich nicht nur durch satirische Texte gegen Minister missliebig, paktierte er auch mit den Dekabristen - einer Gruppe Intellektueller - die am 26. Dezember 1825 dem neuen Zaren Nikolaus I. den Eid verweigerten. Die Auswirkungen der französischen Revolution waren auch während der Regierungszeit seines Vorgängers Alexander I. in Russland zu spüren, die Menschen wollten sich vom Joch des Absolutismus und den damit einhergehenden Restriktionen befreien. Der Staat war überall und Puschkin 1820 der Verbannung nach Sibirien nur durch die Intervention einflussreicher Freunde in Moskau und St. Petersburg entgangen. So war es nur das südliche Russland, in dem er zu der Zeit, statt in Petersburg oder Moskau, leben musste.
Er stand sein Leben lang 'unter Kontrolle' der Behörden wie auch später der unmittelbaren Zensur des Zaren Nikolaus I. selber.

Auch wenn Napoleon an Moskau gescheitert war und er die Ergebnisse der Französischen Revolution verspielte, so war der Kaiser der Franzosen für Puschkin immer noch die herausragende Persönlichkeit, die aus dem Dunkel der Vergangenheit den Weg zur Freiheit aufgezeigt hatte.

Puschkins Begeisterungsfähigkeit für alles Heldischfreiheitliche, seine Offenheit, über alles zu sprechen, verhinderten zu seinem Glück, dass er in den inneren Zirkel der Filiki Eteria, einen Geheimbund, der für die Befreiung Griechenlands vom türkischen Joch und Umwandlung des Landes in eine Republik eintrat, aufgenommen wurde.

Dass seine Vorstellungen für Freiheit der Völker nicht unmittelbar umgesetzt wurden, wollte er nicht zur Kenntnis nehmen. Er randalierte öffentlich herum, trat einer Freimaurerloge bei und konnte wieder nur gerettet werden, weil schöngefärbte Berichte nach Petersburg gesendet wurden.

Diese Exzesse - auch Frauengeschichten, immerhin war der Urgroßvater ein Negersklave, der Peter dem Großen zum Geschenk gemacht, dieser sein Pate wurde, wird sicherlich in jeder Hinsicht exotisch gewirkt haben und seinen Mann bei Frauen auf besondere Weise hat stehen können - auch seine Spielleidenschaft, Basis für seine 'Pique Dame', führten immer wieder zu Duellforderungen, die nicht zur Ausführung kamen, aber ihn dann doch ein solch von ihm gesuchter Händel 1837 das Leben kostete. 
 


PAUL I. (1754 - 1801)
 

Vorgänger Amt Nachfolger
Katharina II. Zar von Russland
1796–1801
Alexander I

Alexander I. (1777 - 1825)
 

Vorgänger Amt Nachfolger
Paul I. Zar von Russland
1801–1825
Nikolaus I.

Nikolaus I. (1796 - 1855)
 
Vorgänger Amt Nachfolger
Alexander I. Zar von Russland
1825–1855
Alexander II.
 

Puschkin's Leben war geprägt durch die Herrschaft zweier Zaren, Alexander I. und Nikolaus I. - die Ermordung von Paul I. war ein Kindheitserlebnis.
Alexander I. - Kommentar von Napoleon: "Wenn er eine Frau wäre, hätte ich mich in ihn verliebt" - war in seinem Wirken geprägt vom Vorwurf zwar von der Abdankungsaufforderung, nicht aber von der geplanten Ermordung seines Vaters gewusst zu haben. Gegen die Verschwörer unter ihnen Fürst Platon Subow und Carl Magnus Freiherr von der Pahlen wurden vom Hof keine Strafen ausgesprochen.

Das Ende von Alexanders Vater wurde von Ernst Lubitsch 1928 mit Emil Jannings als Zar Paul I. verfilmt. Fünffach wurde 'Der Patriot' für einen Oscar nominiert, verliehen wurde er für das Drehbuch von Hans Kraly.

Entscheidend war die Erziehung von Alexander I. durch seine Großmutter Zarin Katharina II. Sie selber hielt engen Kontakt zu Voltaire - nach seinem Tod (1778)wurde sein gesamtes Werk von ihr aufgekauft und ist nun ein Teil der Nationalbibliothek in Petersburg.
Durch den Einfluss Rousseauscher Gedanken auf den jungen Zaren wurde - wie schon unter seiner Großmutter - die Bildung der Bevölkerung gefördert, Schulen gegründet - so auch 1810 das Lyzeum von Zardskoje Zelo, das Puschkin bis zum 9. Juni 1817 besuchte.
 

                              to top

 
In 1823 begann Puschkin mit der Niederschrift seines 'Eugen Onegin', an dem er bis 1830 arbeitete. 1825 hatte er bereits den 'Boris Godunow' beendet und die Tochter von General Rajewski - aus seinem damaligen Zufluchtsort Gursuf auf der Krim - als Vorbild für die Figur der Marina Mnischek, Tochter des Wojewoden von Sandomir genommen.

Puschkin, der es als Intellektueller der Moskauer und Petersburger Bevölkerung gewohnt war, französisch zu sprechen - erst nach 1812 besann man sich in diesen Kreisen Russlands auf die eigene Sprache - war der Wegbereiter der russischen Literatur und hat mit dem 'Onegin' Tore aufgestoßen, durch die dann auch später Dostojewski, Tolstoi, Gogol und Tschechow gingen.

Gerade der 'Onegin' begeisterte die in Petersburg zurückgebliebenen Freunde und führte sie zum Vergleich mit Lord Byron, der ähnliche Motive aufgriff.
 

                                   to top

 
Während Puschkin seine russische Gesellschaft - also die um 1820 mit ihren 'abnormen' Regeln - Napoleon hatte gerade vor weniger als zehn Jahren seinen  Russlandfeldzug verloren - in den Vordergrund seines Gedichts stellte und die Einzelpersonen sich bewegen so lässt, ohne dass diese die rechten Wege zum Ziel finden, stellen Tschaikowski durch die Straffung der Vorlage besonders die Einzelschicksale in den Vordergrund.

Der hochnäsige, des Lebens überdrüssige, "dieser kühle Dandy" Onegin "mein Herz liegt mit sich selbst im Streit", der in der Stadt alles hatte, mit dem er Tage und Nächte verbringen konnte, langweilt sich angewidert am Land bei den Lenski sehr schnell. "Es fehlt hier doch, so scheint es mir gänzlich an Zerstreuung?". Onegin, der durch seine Launen das Leben der Larina'schen Gutsbewohner stört, die Verbindung Olga / Lenski mutwillig hintertreibt, einen Menschen - zudem noch seinen Freund - in ein Duell verwickelt und ihn tötet, ein junges Mädchen, das in Liebe zu ihm entbrennt, er es aber vor den Kopf stößt mit seiner arroganten Ablehnung - kommt erst nach 26 Jahren - "gelebet ziellos immerdar" - zur Einsicht.

Tatjana wird zur verträumten - "ein ernstes, nachdenkliches Wesen war eigen mir von Kindheit an" - spieltragenden Figur, das Sein der Männer, das Patriarchat gefangen in Konventionen - "ganz nach der Herrn Belieben" - , - "sie können ungestraft mich kränken, ich beug' mich wehrlos ihrer Macht" - unterstrichen durch das Duell, läuft neben ihr, die ganz in sich gefangene Lyrische in einem Leben auf dem Lande in der Brief- ,  in der Garten-, in der Ballszene - "Tod durch ihn ist süß und licht" - und in dem, ehe sie seinem Werben, erliegt - sich selbst abgerungenen - "Leb' wohl auf ewig!" - Abschied von Onegin gezeigt wird.

Orientierten sich Tschaikowski und Schilowski grundsätzlich an der Vorlage Puschkins, so änderten sie - neben den Straffungen der Handlung - den Schluss des Werkes in der Fassung 1878 (Klavierauszug) und 1881 (Partitur), was in Petersburg bei der Uraufführung Irritationen hervorrief.
Tschaikowski ließ Eugen Onegin Tatjana umarmen und in dem Moment Gremin auftreten. Er dann weist Onegin zurück und nimmt Tatjana mit - in der geänderten Version von 1881 verharrt Onegin nach seinem Liebesgeständnis in Verzweiflung mit: 'Verschmäht, verstoßen, o welch hartes Los.' Puschkin hatte wie Tschaikowski hier einen Selbstmord Onegins vorgesehen.

Tschaikowski - immer wieder zog es ihn zur Oper, obwohl ihm viel zum Theater-Dramatiker fehlte -  Schumann, Schubert und auch Beethoven ging es ebenso. Es fiel ihnen leichter Instrumentalmusik zu schreiben. So gestaltete er 1878 Text wie auch Musik des 'Onegin' in Form von 'lyrischen Szenen' - sein Zeitgenossen Richard Wager, den Tschaikowski, gerade in Bezug auf den 'Ring' für einen großen Symphoniker hielt - und den er 1876 in Bayreuth als Korrespondent der Moskauer Nachrichten erlebte - behagte ihm nicht.  Das hatte sich mit der Zeit auch nicht geändert.
Am 26. November 1877 schrieb er seiner Gönnerin, Nadeshda von Meck:

 


"[...] Und dann habe ich auch nie begreifen können weshalb man den Ring des Nibelungen als literarisches Meisterwerk betrachtet. Als Volksepos ist er das vielleicht, aber niemals als Libretto.

All diese Wotane und Brünnhilden, Friggas usw. sind so unmöglich, so gar nicht menschlich,
dass es einem schwerfällt, ihr Schicksal voll lebendiger Teilnahme zu verfolgen. Und wie farblos und leblos wirken einige Szenen! Wotan hält der ungehorsamen Brünnhilde eine Strafpredigt von einer Dreiviertelstunde. Wie langweilig! Und dennoch gibt es unzählige erstaunliche starke und schöne Teile rein sinfonischen Charakters [...]
Wagner ist der große Vertreter einer Epoche des Verfalls. [...]"

'Teuere Freundin' - Briefe an Nadeshda von Meck
List Verlag - Leipzig - 1966
 

 

                                   to top

 
Bei der Textgestaltung zum 'Onegin' gibt es die unterschiedlichsten Informationen:

Nach 'Kloiber' wird nur Schilowskij als Librettist erwähnt, 'Döhring' zeigt Tschaikowski und Schilowski auf - wie auch 'Pahlen'.
Der 'Rahter'-Klavierauszug erwähnt weder Tschaikowskij noch Schilowskij.

Die Brüder Konstantin (1849-1893) und Vladimir (1852-1893) Stepanowitsch Schilowsky (Graf Vl. St. Wasiljew-Schilowsky) waren begabte junge Russen - strebten aber, von Haus auch verwöhnt und reich, nicht nach 'professionellem Künstlertum'. Der zweite,  jüngere als Komponist (Schüler Tschaikowskys und mit dem Komponisten befreundet), der erstere als Künstler, Dichter, Musiker und Schauspieler (letzteres 1888-1893 am 'Kleinen Theater', dem Moskauer Schauspielhaus). Man kann nichts Monographisches über die Schilowskys finden, aber doch nicht wenige Hinweise in der Tschaikowsky-Literatur, sei es in den Kommentaren und biographischen Hinweisen der Register in den Briefbänden der Tschaikowski-Gesamtausgabe, sei es in der Sekundärliteratur (z.B. Brown, Pozanansky).
 

Es kamen die ersten großen Urauführungen und dann die Scham, weil das Werk doch als ungenügend erkannt ward, ganz gleich, ob es dem Publikum, der Presse gefiel oder nicht -,
und nach den qualvollen Premieren: der Fluch ins Ausland (irgendwo anders sein, nur nicht hier).
Diese gehetzten und melancholischen Ausflüge konnte Peter Iljitsch sich nun schon gestatten:
die Werke brachten ihm etwas Geld. Er reiste selten allein, sondern in der Begleitung eines Kameraden, etwas mit dem Verleger-Freund Jurgenson oder mit einem jungen Menschen,
einem Schüler - oft war er mit dem jungen Konstantin Schilowsky unterwegs gewesen:
es gab kurze Stunden, da man beinahe glücklich war; oder, als die Verhältnisse es erlaubten -
aber doch noch nicht ganz erlaubten - mit einem jungen Diener.

'Symphonie Pathétique' - Ein Tschaikowsky-Roman
Klaus Mann
rororo Verlag - Reinbek - 1979
 

Interessant die Aussage von Lucinde Lauer im 'Döhring', die eine Mitarbeit von Schilowski ganz eindeutig einschränkt, in dem sie ausführt:

"Unter Mithilfe seines Freunds Schilowski, dessen Anteil sich eindeutig nur auf Triquets Couplets nachweisen lässt, machte er sich sofort an die Ausarbeitung des Librettos."

Die zitierte Passage entspricht dem allgemein akzeptierten Kenntnisstand in der Tschaikowskij-Literatur: von Konstantin Schilowsky stammen die französischen Verse der Couplets des Monsieur Triquet.
Konstantin Schilowski distanzierte sich von dem Libretto Tschaikowskijs und wollte nicht als Co-Autor desselben genannt sein. Böse Kritik am Libretto übte auch die Literaturwissenschaft - denn jede Bearbeitung von Puschkins Versroman oder gar die Umgestaltung von Passagen und ihrer einzelnen Verse musste damals fast als Sakrileg gelten. Der Liebe der Russen (und nicht nur ihrer Liebe) zu Tschaikowskijs 'Lyrischen Szenen' hat dies im übrigen nie Abbruch getan.

Was den 'Onegin' betrifft, ist Konstantin Schilowskys Mitarbeit also tatsächlich nur peripher.

Ergo:
Christina Schmidt, die aus Steuergeldern bezahlte Musik-Dramaturgin vom Oberpf. Metropol-Theater Regensburg, macht es sich einfach, indem sie den 'Kloiber' abschreibt - 'Konold' hat nicht korrigiert - und damit die Falschaussage, Schilowski sei der Textdichter des 'Onegin', so übernimmt und das Regensburger Theaterpublikum wieder einmal belügt und somit in die Irre führt.
Was sagt denn 'signore gelato verde' hierzu?
 


                                         to top
 

 
Ebenfalls daneben gegangen ist die offensichtlich nicht stattgefundene Beratung der Herren 'aus Böhmens Hain und Flur' - wenn die nicht wissen, Tschaikowski mit dem Aufbau des Eisenbahnsystems in Russland durch Otto von Meck in Verbindung zu bringen, so ist es die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der Dramaturgin, hier einzugreifen.

Wenn also schon in der Inszenierung ein Bezug zur Zeit des Tschaikowskischen 'Onegin' hergestellt werden soll, dann ist dies eben durch die Einbindung des Eisenbahnwesens möglich - von U-Bahn war selbst in Moskau erst Anfang des 20. Jahrhunderts die Rede.

Dass U-Bahnen, wenn man denn die Idee des Regieteams aufgreift, auf einem Gleis immer in eine Richtung fahren, ist den Regensburger Statisten nicht bekannt, die schauen nämlich mal nach links mal nach rechts in Erwartung eines Zuges. Hier im Donautal ist man nur mit der geplanten Transrapidstrecke von der Wurstkuchl zum Arnulfsplatz vertraut, die natürlich zweigleisig ausgebaut wird.

Die Bühne mit den Pfeilern und Bögen für die Lastaufnahme der imaginären darüberliegenden Geschosse vermittelt - gerade in der schummrigen Beleuchtung der 'Briefszene' in diesem eingeschränkten Bühnenraum - eher den Eindruck des Elefantenhauses in Hagenbecks Tierpark.

Dass Tatjana eine SMS schreibt, dann aber doch Filipjewna bittet, 'den Brief' an Onegin zu vermitteln - stimmt alles nicht, hängt mit dem krampfhaften 'Verheutigen' der Stoffe zusammen.

Der Regensburger Theaterdirektor soll zu diesem Produktionsschema mal gesagt haben:
'Das ist modern - Bayreuth macht das auch so.'
 

                                       to top
 

 
Ein absolutes Ärgernis dieser 'Onegin'-Produktion ist die Textverständlichkeit - vornehmlich bei Bianca Koch. Bei der Darbietung der Tatjana ist außer 'Und wär's mein Untergang' nichts zu verstehen. Sie produziert eine Aneinandereihung von schönen Tönen, was selbst dann, in Bezug auf Artikulation, dem sprechenden Hund von Loriot sehr ähnlich klingt.
So sehr eine Übertitelung störend ist, hier hätte die Göhring'sche Anlage sinnvollerweise zum Einsatz kommen sollen. Wenn man bei einer Sängerin, deren Muttersprache doch wohl das Deutsche ist, nichts vom Text versteht, stimmt dies bedenklich.
Aber wen interessiert es.
Der Regensburger Theaterdirektor weilt schon - nur die Gattin saß auf ihrem angestammten Platz im Parkett - bei seiner nächsten auswärtigen Inszenierung - 'Lulu' in Münster, Premiere 31.1.2010 - gerade war er von einer Gastregie der 'Cosi' zurückgekommen - und war es nicht so, war er nicht bei einer 'Onegin'-Probe vor Erschöpfung eingenickt?

Kaum hatte die Öffentlichkeit die Botschaft zur Kenntnis genommen, in Wuppertal werde man das Schauspielhaus nicht mehr sanieren und so nicht mehr bespielen können, die Oper hatte gerade eine Renovierung hinter sich gebracht, als neue Meldungen sehr detailliert die Betroffenen erschreckte.
Hagen, Oberhausen - das schon vor Jahren sein Musiktheater verlor - und auch Mönchengladbach stünden zur Disposition.

In Wuppertal soll finanziell so sehr reduziert werden, dass ein regelrechtes Ensemble- und Repertoiretheatertheater kaum noch möglich ist. Die Einwohnerzahlen der Stadt gehen zurück.

Selbst Stuttgart soll sparen in Düsseldorf mit seinem Doppelhaus mit Duisburg gibt es Zuzug und Geld für Kultur ist auch vorhanden.
Und Köln baut ein neues Schauspielhaus, statt das alte zu renovieren.

Sonst aber geht quer bzw. längs durch die Republik die Angst vor Theaterschließungen um.
Im Norden sind Hildesheim, Göttingen, Celle, Osnabrück, Wilhelmshaven und Lüneburg bedroht, da die zugesagten Fördergelder der Landesregierung nicht gezahlt werden sollen, weil Spendengelder - wie vereinbart - nicht in der den Fördergelder entsprechenden Höhe von der Öffentlichkeit - sprich den Bürgern, Firmen, Mäzenen, Sponsoren - geleistet wurden.

Die Theater leiden an der Akzeptanz durch das Publikum, sind es aber selber schuld, auch weil aktuelle Problemstücke präsentiert werden, für die kaum jemand Interesse zeigt, da diese Themen täglich in elektronischen Medien, in Film und Fernsehen abgehandelt werden.
Hinzu kommen Angebote auf DVD und im Internet.

Wer geht da schon noch ins Theater, wenn dann auch noch Klassiker von den Regieteams 'verheutigt' werden und ein totaler Schmarrn dem Publikum geboten wird.
Mehr oder minder deutliche Kritiken zeigen dann der Bevölkerung - hingehen lohnt sich nicht.

Dieser Warnung folgen dann auch die Vertreter der Bürger in den Stadträten.

Die Theater entfernen sich mehr und mehr von den Ausschüssen - welcher Stadtrat geht in eine Vorstellung, applaudiert und stellt tags drauf durch das Lesen von Berichten fest, dass dies alles, was er sah und hörte,  nichts taugte und er an der falschen Stelle oder überhaupt Beifall spendete.

Da die meisten Stadträte keine Ahnung haben, die Stücke, die Handlung, den Text nicht kennen, der Gefahr eines Applauses lieber entgehen wollen, reißt der Faden zwischen Stadtrat und Theater - wenn er denn überhaupt je bestanden hat.

Wer sah im Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg jemals den 2. oder 3. Bürgermeister oder sonst ein Mitglied des Stadtrates in einer Repertoirevorstellung?

War die Premiere des Regensburger 'Onegin' am 19.12.2009 schlecht besucht - der Kulturreferent wurde im Publikum nicht entdeckt.

Und der Oberbürgermeister - "schweig mir von dem!"
 

                                  to top
 

 
 

Am 19. Dezember 2009 spielten und sangen im Theater Regensburg

 

 

Larina, Gutsbesitzerin

Silvia Fichtl

Tatjana

Bianca Koch

Olga

Jasmin Etezadzadeh

Filipjewna, Amme

Anna Fischer

Eugen Onegin

Seymur Karimov

Lenski

Jung-Hwan Choi

Fürst Gremin

Sung-Heon Ha

Ein Hauptmann

Mikhail Kuldyaev

Saretzki

Matthias Degen

Triquet

Berthold Gronwald

 
Opernchor und Extrachor des Theaters Regensburg
Statisterie und Kleindarsteller

Begleitet wurde das Ensemble vom Philharmonischen Orchester Regensburg unter der Leitung von Alexander Livenson.
 

 

FDieter Hansing

Kritik_'Eugen_Onegin'__Theater_Regensburg__Repertoirevorstellung_18.02.2010.htm
 

 


                          to top

 

 

 

 


 


 


 

Zur Startseite...