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'Immer schön Psychohygiene betreiben!'
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Zitat
Kaspar Häuser Meer
von Felicia
Zeller (*1970)
Theater am Haidplatz
Termin Details:
Fr, 06.05.2016 , 19.30 - 21.00
Preise H | freier Verkauf | Abo Q |
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Fotos: Alba Falchi
›Ich hab das
Kind schon lang nicht mehr im Ganzen gesehen.‹
Silvia
Die Damen und
Herren vom Jugendamt sollen das Schlimmste verhindern, wo es
eigentlich schon zu spät ist. Und nun übernehmen
die Sozialarbeiterinnen Barbara, Silvia und Anika auch noch die
104 lückenhaft dokumentierten Fälle ihres Kollegen Björn, der als
erster schlapp gemacht hat. 104 zusätzliche Kinder, die von ihren
Eltern vernachlässigt, misshandelt und missbraucht werden.
Das ständige Bemühen, der Zeit nachzujagen, prägt nicht nur ihre
berufliche Existenz. Jeder Tag wird zur
Zerreißprobe zwischen Aufopferungsbereitschaft und der Furcht
vor Fehlentscheidungen.
Felicia Zeller behandelt in ihrem Text ein sensibles Thema aus
einer ungewöhnlichen Perspektive: Nicht die Opfer kommen hier zu
Wort und nicht die Täter, sondern ihre Betreuer.
Barbara
Franziska Sörensen
Silvia Doris
Dubiel
Anika
Ulrike Requadt
Zitatende
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Kaspar Hauser und viele Häuser und ganz aktuell, das Meer - so oder so
ähnlich soll man das Schauspieö-Konstrukt angeblich verstehen sollen.
"Wann's schee macht."
Man kennt die Situation.
Sei es aus einem Bauamt - da liegen die Bauanträge 'zu Hauf' und müssen bearbeitet werden.
Ist die Dachneigung der Bebauungsvorschrift
gemäß für dieses Grundstück eingehalten, stimmt die vorgegebene Traufhöhe?
Das alles muss kontrolliert und damit der Bauantrag bearbeitet und zum Schluss
möglicherweise auch genehmigt werden.
Aber vorläufig liegt er da unter anderen Bauanträgen in einem Stapel von Akten.
Oder war man mal im Referat II/3 im LBA im lieblichen Braunschweig im ehemaligen
Zonenrandgebiet. Dort
stapelten sich die Akten bezüglich Erteilung einer Erlaubnis für Luftfahrer
oder Anträge auf Erteilung einer bzw. Verlängerung einer Muster- / IF-berechtigung.
Geht es da um kommerzielle Angelegenheiten und persönliches Fortkommen, so
liegen in den Jugendämtern schwierige menschliche Fälle, Tragödien, derer zum
Beispiel die 'Drei Damen vom Amt', Barbara, Silvia und Anika, Herr werden sollen.
Die Drei aber sind sehr mit sich, ihrem eigenen Leben und den Umständen im Amt
beschäftigt, so dass nur Zeit bleibt, die Akten von links nach rechts
verschieben zu können, während draußen Familien und vor allem Kinder im Elend,
im im Dreck, im Tod versinken.
Die 'Drei Damen vom Amt' plappern in Regensburg in ihrer Alltagssprache ihre Texte ohne Punkt
und Komma herunter.
Die Autorin schreibt selbst im Programmheft, sie lasse 'die Hälfte der
verwendeten Sätze ... weg' - so kommt hier eine Sprache zustande, die keine ist.
Die Wortfetzen hängen in der Luft, Zusammenhänge werden vorgegeben, tatsächlich
gibt es keine.
Der Regisseur lässt als Anfänger die 'Drei Damen vom Amt' gewähren, diese
sichern nur durch das pausenlose Geplapper den Fluss der Sprache. Käme da
ein unbewusster Break hinein, der die Worthülsen darstellte, entstünde bei zu
langem Zögern ein Loch, das fatale Folgen haben könnte, nämlich - Hänger.
So also, um das zu vermeiden, wird hintereinander weggeschnurrt.
Die Texte müssten also mit den Gedankenunterbrechungen gelernt werden.
Nun, man tat es nicht, der Jungregisseur wies es nicht an, wusste es vielleicht
nicht besser und so nahm das Publikum amüsiert Anteil am schwungvollen,
wortreichen Plaudern der 'Drei Damen vom Amt', mit dem sie ihr Leben vermitteln.
Jede der 'Drei' hat ihre eigenen Probleme und versucht sie ans Publikum
rüberzubringen, was sich aber durch das monotone Textgeschnurre als schwierig erweist.
Hat Silvia nun Alkoholprobleme?
Anika schlägt das eigene Kind und wird selbst bei Amt auffällig.
Und was macht Barbara im Schlafsack unterm Tisch?
So jedenfalls geht es in den Ämtern nur partiell zu - nicht wahr, Frl.
Priesemann, Frau Eschrich, Frau Ogden!?
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Silvia steht auf der Bühne ihres Lebens am Haidplatz, sie füllt perfekt den
Raum, im trockenen Prenzlauer Tonfall präsentiert sie den Text mit wenig Gehabe.
Die perfekte Bühnenumgebung für sie. 'Tödin' in Taboris 'Mein Kampf'. So hätte
sie auch als Emmy Sonnemann im Foyer am Bismarckplatz wirken können, das aber
ging dann am 17. Januar 2014 allein schon wegen Maske daneben.
Anika und Barbara, die beiden anderen Amtsdamen, die nicht sonderlich auffallen, sieht man von den
Inhalten der Rollen ab.
Das Publikum ist höchst amüsiert, denkt sich, so geht es also zu in Deutschlands
Amtstuben und so macht das Stück eben landab, landauf Furore.
In Regensburg ins szenische Gemache, hineingeplärrt das Händel'sche Halleluja vom Band.
Und der Regensburger Theaterdirektor übernimmt die Produktion in die Spielzeit
2016/2017. Seine Schauspieldirektorin hat ihm wohl dazu geraten.
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Ich verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt
nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.
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'Die Mutter' sollte in Moabit gegeben werden, die Weigel
in der Hauptrolle, neben ihr als Palagea Wlassowa -
Margarete Steffin.
Diese Margarete Steffin war eine der vielen amourösen
Seitenarabesken der Ehe Brecht / Weigel, unter der die
Weigel litt.
Aber es war nicht die einzige Frau, die seinem Charme
verfiel - obwohl Brecht wahrlich nicht schön war,
schüchtern und dazu noch ungepflegt wirkte. Irgendetwas
musste an ihm dran sein, dass es auch noch eine
Elisabeth Hauptmann, eine Ruth Berlau geben konnte, die
als 'Entourage' mit auf der Flucht vor den Nazis durch
Europa zogen.
Es ist zu bewundern wie Helene Weigel diese Kränkungen
über Jahre aushielt und zu Brecht stand, auf sich lud,
Kinder aufzuziehen, Häuser/Wohnungen einzurichten und
wieder weiterzuziehen über Land und Meer und auf der
Bühne zu stehen, um Bertolt Brecht zu propagieren und
letztlich durchzusetzen.
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