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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages

Gustav Brecher


   ... am 05. Februar 1879 geboren

Dem Druck konnte er nicht mehr standhalten, er fühlte die Nazis ihn verfolgen und ging mit seiner Frau in den Tod.

Angefangen hatte er nach der Übersiedlung aus Eichwald - heute Dubí in Tschechien, in der Nähe von Teplitz-Schönau, gleich südlich der deutsch-tschechischen Grenze zu Sachsen - als Schüler von Salomon Jadassohn, einem renommierten Musiker in Leipzig.

Das Talent war offenkundig, immerhin beschäftigte sich Richard Strauss mit dem jungen Komponisten und führte 1896 Brecher's sinfonische Dichtung 'Rosmersholm' nach Ibsens Schauspiel, eines seiner Frühwerke und 1897 die sinfonische Phantasie 'Aus unserer Zeit' in München und Berlin, auf.

Strauss vermittelte ihn nach Wien als Mitarbeiter von Gustav Mahler für die Zeit vom 1.6.1901 bis 31.5.1902. Der schrieb an Strauss, Brecher sei 'ein famoser und lieber Kerl', der aber zu wenig 'Routine und Handwerksgeschicklichkeit' mitbrächte. Er werde versuchen, Brecher an 'irgendein Stadttheater zu beurlauben.'

Ab 1903 war Brecher als Dirigent in Hamburg tätig, wo er eine reiche Strausspflege entfaltete. Am 6. November 1907 dirigierte er die Hamburger Erstaufführung der 'Salome' und am 21. Februar 1909 die dortige Erstaufführung der 'Elektra.''

 

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Seine Beschäftigung - ab 1923 als Operndirektor in Leipzig - mit zeitgenössischen Komponisten wie Ernst Krenek und Kurt Weill brachte ihm Anerkennung, aber auch Kritik ein, da er eben diese Musiker mit ihren nicht 'artreinen' Kompositionen zur Schau stellte.

Die Uraufführungen von Kreneks 'Jonny spielt auf' (1927), 'Leben des Orest' (1930) und Weills 'Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny' (1930) in Leipzig waren zwar Publikumserfolge, aber von den aufkommenden Nationalsozialisten nicht gewünscht.

Eine von ihm am 4. März 1933 in Leipzig dirigierte Aufführung von Weills 'Der Silbersee' musste er verlassen, da eine Nazimeute die Vorstellung permanent störte.

Seine Versuche, wegen des Berufsverbots in Deutschland, im Ausland wieder Beschäftigung zu finden, verliefen, durch seine Sorge von der Gestapo irgendwo verhaftet zu werden, wenig erfolgreich.

Das Angebot, in Leningrad als Leiter des dortigen Orchester tätig zu werden, lehnte er ab, da von ihm kein Erfolg mehr zu erwarten gewesen wäre.

Das 1940 von der Reichsleitung der NSDAP herausgegebene Lexikon der Juden in der Musik hetzte in besonderem Maße gegen ihn, so dass er - nun öffentlich diffamiert - im gleichen Jahr in Belgien Selbstmord beging.
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
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Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing