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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages


Gustav Brecher
 

... am 05. Februar 1879 geboren
 
Dem Druck konnte er nicht mehr standhalten, er fühlte die Nazis ihn verfolgen und ging mit seiner Frau in den Tod.
 
Angefangen hatte er nach der Übersiedlung aus Eichwald - heute Dubí in Tschechien, in der Nähe von Teplitz-Schönau, gleich südlich der deutsch-tschechischen Grenze zu Sachsen - als Schüler von Salomon Jadassohn, einem renommierten Musiker in Leipzig.
 
Das Talent war offenkundig, immerhin beschäftigte sich Richard Strauss mit dem jungen Komponisten und führte eines seiner Frühwerke auf.
 
1897 ging er als Dirigent nach Hamburg und Wien, 1914 wurde der Operndirektor in Leipzig.

 

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Seine Beschäftigung mit zeitgenössischen Komponisten wie Ernst Krenek und Kurt Weill brachte ihm Anerkennung, aber auch Kritik ein, da er eben diese Musiker mit ihren nicht 'artreinen' Kompositionen zur Schau stellte.
 
Die Uraufführungen von 'Jonny spielt auf' (1927), 'Leben des Orest' (1930)und 'Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny' (1930) in Leipzig waren zwar Publikumserfolge, aber die Stücke von den aufkommenden Nationalsozialisten nicht gewünscht.
 
Eine von ihm am 4. März 1933 in Leipzig dirigierte Aufführung von Weills 'Der Silbersee' musste er verlassen, da eine Nazimeute die Vorstellung permanent störte.
 
Seine Versuche, im Ausland wieder Beschäftigung zu finden, verliefen wenig positiv, da er durch seine Sorge von der Gestapo irgendwo verhaftet zu werden, sich selber behinderte.
Das Angebot in Leningrad als Leiter des dortigen Orchester tätig zu werden, lehnte er ab, da von ihm kein Erfolg mehr zu erwarten sei.
 
Das 1940 von der Reichsleitung der NSDAP herausgegebene Lexikon der Juden in der Musik hetzte in besonderem Maße gegen ihn, so dass er - nun öffentlich diffamiert - im gleichen Jahr in Belgien Selbstmord beging.

 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing