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Thema des Tages
5. März 1931
'Der Hauptmann von Köpenick'
Uraufführung in Berlin
'Der fröhliche Weinberg' lief ungeachtet der schlechten Kritiken -
Goebbels fand das Stück am 10. September 1926 'einfach saumäßig'. So was
kröne man in Deutschland mit dem Kleistpreis.
Auch die 'Katharina Knie' war schon auf den Spielplänen.
Zuckmayer dachte, beim nächsten Stück, das Thema 'Eulenspiegel'
aufzugreifen - aber es gelang ihm nicht, einen Bogen vom alten Volksbuch
zur Gegenwart zu schlagen.
Fritz Kortner kam mit der Idee, einen Film über das Ereignis des Jahres
1910 zu inszenieren, die Geschichte des Schusters Voigt, der sich in
einer alten Hauptmann-Uniform im Rathaus Köpenick einen Pass zu
erschleichen sucht.
Zuckmayer griff das Thema auf, erzählte Helene Thimig davon und
Reinhardt bat sogleich um das Textbuch. Da musste das Stück überhaupt
erst noch geschrieben werden.
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Für den Vortag der Uraufführung war eine öffentliche
Generalprobe angesetzt, zu der Werner Krauß in einem Zustand
einer fast vollendeten Volltrunkenheit von Heinz Hilpert aus
einer Weinkneipe in Köpenick geholt werden musste - der
Hauptdarsteller wollte noch 'Atmosphäre' studieren.
Bei dieser öffentlichen Probe wurde das Stück von den Anwesenden
mit Skepsis aufgenommen - Max Pallenberg, der mit seiner Frau
Fritzi Massary hinter Zuckmayer im Zuschauerraum saß,
kommentierte mit mitleidigem Lächeln: 'Seltsames Stück'
Die Premiere lief dann, dank der überragenden schauspielerischen
Fähigkeiten des Werner Krauß, mit ungeheurer Intensität ab.
Wie
Ihering es fand, spielte Krauß einen kleinen, unbedeutenden
Spintisier.
Danach übernahmen große Charakterdarsteller die Rolle des
Schusters Voigt:
Rudolf Platte, Erich Ponto, Carl Raddatz, Werner Hinz und Heinz
Rühmann.
Als Harald Juhnke als Schuster Voigt ausfiel, spielte die
Regisseurin der Produktion die Rolle des Köpenicker Hauptmanns:
Katharina Thalbach.
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Die Wirkung auf das große Publikum war 1931 besonders
nachhaltig, da hier - obwohl das reale Ereignis 20 Jahre
zurücklag - bereits die aufkommende militärische Kostümierung
der neuen Machthaber persifliert wurde.
Goebbels drohte, er - Zuckmayer - werde bald ein Zuchthaus von
innen sehen, auch wurde die Ausbürgerung in Aussicht gestellt -
zumindest aber auf den Henker verwiesen.
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Ein ähnlicher Vorfall wie seinerzeit in Köpenick ereignete sich
am 14. April 1945 in Bayreuth - der Stadt, in der heutzutage die
'so
genannten Wagner-Festspiele' abgewickelt werden
Karl Ruth war von den Nazis schon 1940 in Belgien, wohin er als
Kommunist 1933 emigriert war, inhaftiert worden, saß
zunächst in Berlin, dann - ab Januar 1945 - in Bayreuth im Gefängnis. Alle
270
Gefangenen sollten Anfang April noch von der SS erschossen werden.
Als die Amerikaner im Frühjahr 1945 auch Oberfranken erreichten,
gelang es Ruth, aus der Haft zu entkommen, sich zu den
heranrückenden Amerikanern durchzuschlagen und als unrechtmäßig einsitzender
belgischer Staatsbürger auszugeben.
Im Rahmen der daraufhin eilig eingeleiteten Entlassung erhielt
er von der US-Armee eine amerikanische Uniform, in der er mit
Begleitmannschaft in die Stadt gefahren wurde. In einer unrechtmäßigen Amtshandlung
- die Uniform tat ihre Wirkung - verlangte er von dem
Wachpersonal die sofortige Freilassung der Häftlinge.
Unter diesen befand sich auch der spätere Bundestagspräsident
Gerstenmaier.
Weiter konnte Ruth verhindern, dass die Stadt von den
Amerikanern beschossen und sonst wohl schwerer zerstört worden wäre.
Aber auch den Amerikanern fiel irgendwann das unberechtigte
Nutzen der Kostümierung auf, Ruth
wurde interniert und kehrte später dann nach Antwerpen, seinem
früheren Wohnsitz zurück.
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