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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages

Lagebericht


 ... vom 07. Februar 1943

Bekannt ist der Forschung bisher nichts im Detail, was Hitler den Reichs- und Gauleitern in der Wolfschanze an jenem Februartag offiziell mitteilte. Lediglich ein kurzes Kommuniqué erschien in der Presse.

Den Verlautbarungen aus engstem Kreis entsprechend, habe Hitler aber mit erstaunlich großer Offenzeit die Lage im Fall Stalingrad charakterisiert.
Erläutert habe er in allen Einzelheiten wie die Katastrophe an der Ostfront entstanden sei, nämlich durch das völlige Versagen der Verbündeten wie Ungarn, Rumänen und Italiener was letztendlich zu einem Verlust von 100.000 Soldaten geführt habe.

Er wolle nicht, dass der Jahrgang 1925 mit 600.000 Mann einfach nur verheizt werde, es müssten die jungen Leute erst richtig ausgebildet werden, um sie als operative Reserve zu halten, ehe sie an die Front geschickt würden.

Das Reich habe einen ernsten Rückschlag erlitten, von einer lebensbedrohenden Situation könne keine Rede sein.
Man müsse sich vor Augen halten, dass es nicht sein könne, das die höchste Rasse Europas der Technik eines Halbaffenvolkes zum Opfer fiele.
 

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Er, Hitler, werde sich von seinem Glauben an den Sieg auch durch dieses Ereignis in Stalingrad nicht abbringen lassen.
Die soeben durchlebte militärische Krise sei nicht zu vergleichen mit den wesentlich größeren Problemen, die die Partei in der Vergangenheit gehabt habe.

Gleiche Methoden, mit denen man die Parteikrisen überwunden habe, müsse man jetzt wieder anwenden.

Je länger der Krieg dauere, desto deutlicher werde es:
man dürfe nicht schlapp machen, es dürfe kein Wort von Nachgiebigkeit fallen, das Wort Kapitulation gebe es für ihn nicht. Das letzte Bataillon und die letzte Viertelstunde würden alles entscheiden.

Die Frage, ob es sich überhaupt lohne, zu leben - könne er nur mit der Feststellung beantworten, dass allen nach dem Krieg die große Erinnerung bleibe.

Diese Erinnerung würde für das spätere Leben des deutschen Volkes den kostbarsten Schatz darstellen.

 

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Ein Erinnern, aber in anderer Form, greift Zuckmayer mit seinem 'Des Teufels General' von 1946 auf.

Auch Thomas Bernhard beschäftigt das Thema der Kriegs- und Tötungslüsternheit der Nazis in seiner 'Jagdgesellschaft' von 1974.
Hier sieht 'der General' in Stalingrad ein für ihn furchtbares Erlebnis. Er meint, für das negative Ergebnis der Schlacht mit verantwortlich zu sein.

Mit 'dem Paulus' hat er einen Mann vor sich, der noch einen Tag vor der Niederlage und Kapitulation von Hitler zum Generalfeldmarschall befördert wurde, in der Annahme, der würde Selbstmord begehen, der aber zog das Leben, das erst 1957 endete, der seitens des NS-Regimes so bezeichneten 'Unsterblichkeit' vor.
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing