Oscar Messter machte sie zum Star der Zeit vor dem Tonfilm, er selber
experimentierte mit einer Verbindung von Filmvorführung
und Schallplatte mit dem Originaltext, der auch lippensynchron
gezeigt werden konnte.
Henny Porten war seit 1907 in mehreren solcher 'Messter-Tonbildern'
aufgetreten und dann in ihren großen Filmen auf den Typ der
'verfolgten Unschuld' festgelegt.
Mit ihrer Schwester schrieb sie das Drehbuch für 'Das
Liebesglück einer Blinden', das Messter dann 1910 mit ihr in der
Hauptrolle verfilmte.
Aufgrund des außergewöhnlichen Erfolges dieses Films erhielt
Henny Porten einen Vertrag, pro Jahr mindestens zehn Filme bei
Messter's Projection GmbH in Berlin zu drehen.
Filme wie 'Des
Pfarrers Töchterlein', 'Adressatin verstorben', 'Gefangene
Seelen' machten sie zum Star der Zeit, dabei hatte sie den
Vorteil, mit großen Darstellern wie Emil Jannings z.B. in dem
Film 'Die Ehe der Louise Rohrbach' arbeiten zu können.
Bei dem 1920 gedrehten Film 'Anna Boleyn' kam es zu einem
Zwischenfall, als Friedrich Ebert an den Drehort kam, forderten
- laut Curt Riess in seinem Buch 'Das gab's nur einmal' - die
Komparsen, die beim Hochzeitszug von Heinrich VIII. auftraten,
lautstark nach Arbeit.
Die Porten, völlig verschreckt von der plötzlichen Unruhe, wurde
von den Demonstranten beruhigt:
'Nu hab' ma keene Bange, Henny,
dir tun wa nüscht, du bist doch ne nette kleene Jöre!'
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Der Film 'Skandal um Eva' von 1931 zeigte dann - groß auf
Plakaten angekündigt 'Henny Porten spricht zum ersten Male' -
dass die im Tonfilm zum Bild exakt mitlaufende Sprache manchen
Star der Stummfilmzeit in Verlegenheit brachte, da der Stimmklang nicht mit dem
Schauspieler-Typ im Bild übereinstimmte.
Auch 'Kohlhiesels Töchter' - ein Remake aus einem Film von 1920
- wie auch '24 Stunden aus dem Leben einer Frau' von 1931 waren
nicht mehr so erfolgreich, wie die Schauspielerin es aus ihren
Stummfilmzeiten gewöhnt war.
Hitler bewunderte sie und setzte ihr - nach Goebbels Tagebuch
vom 25. Januar 1944 - eine monatliche Apanage von 1.000 Mark
aus, obwohl sie sich standhaft weigerte, sich von ihrem
halbjüdischen zweiten Ehemann, Wilhelm von Kaufmann, scheiden zu
lassen, den Goebbels 'mit einer wahren Wollust' verfolgte.
Nach dem Krieg arbeitete sie für die DEFA, der Filmgesellschaft
in der damals sowjetisch besetzen Zone Deutschlands.
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An der Produktion der
Henny-Porten-Filme in 1931 wirkte die Nero-Film,
eine Gesellschaft an der Heinrich Nebenzahl beteiligt war,
der bis zum Ersten Weltkrieg mit Eiern gehandelt hatte,
mit.
Sein Sohn Seymour Nebenzahl stieg in das Geschäft ein und übernahm die
Aufgaben des Vaters.
Er produzierte die bedeutendsten Filme der Weimarer Zeit, wie
'Die Büchse der Pandora', 'Westfront 1918', 'Die
Dreigroschenoper', 'M - Eine Stadt sucht einen Mörder',
'Kameradschaft', 'Die Herrin von Atlantis' und 'Das Testament
des Dr. Mabuse'.
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