... am 19. April 1759 geboren
Er war ein Charakterspieler mit großer Ausstrahlung, sein Franz Moor in der
Uraufführung der 'Räuber' 1782 in Mannheim zeigte schlagartig, wie viel
darstellerisches Potential in ihm steckte.
In Hannover geboren, wechselte er
nach Gotha zu Ekhof - und, als das Theater dort aufgelöst wurde, konnte er
ein Engagement in Mannheim bei Dalberg finden.
Hier wurde er schnell zu einem der bedeutendsten Mitglieder dieser
renommierten Bühne.
Über Saarbrücken ging er 1796 nach Berlin.
1811 erfolgte die Ernennung zum Direktor der dortigen Schauspiele durch
den preußischen König, Friedrich Wilhelm III.
1814 starb Iffland in Berlin.
 |
In Mannheim bestätigte sich auch sein Talent, der Bühne mit eigenen Werken zum
Erfolg zu verhelfen.
Mit Schiller am gleich Haus - 1784 wurden dessen 'Kabale' und Ifflands
'Verbrechen aus Ehrsucht' fast zur gleichen Zeit uraufgeführt - zeigten
sich hier die Unterschiede in den Werken der beiden Dramatiker.
Iffland stellte den Geist des Gegensatz-Überbrückens in den Vordergrund
durch Mäßigung und Versöhnungsbereitschaft - was auch dem Wunsch der
Schauspieler entsprach, durch Anpassungsbestrebungen zur
Gesellschaft zu gehören, während Schiller tragische Klüfte aufzeigte,
denen damals weder die Darsteller, noch das Publikum ohne
Schwierigkeiten folgen konnten.
Zitat
Schiller gab in einem
seiner Briefe an Goethe ein sehr tiefes und
richtiges Urteil über Iffland ab: „In solchen
närrischen Originalen (gemeint ist der taube
Apotheker) ist es eigentlich, wo mich Iffland
immer entzückt hat, denn das Naturell tut hier
so viel, alles scheint augenblicklicher Einfall
und Genialität, daher ist es unbegreiflich, und
man wird zugleich erfreut und außer sich
gesetzt. Hingegen in edlen, ernsten und
empfindungsvollen Rollen bewundre ich mehr seine
Geschicklichkeit, seinen Verstand, seinen Kalkül
und Besonnenheit. Hier ist er mir immer
bedeutend, planvoll und beschäftigt und spannt
die Aufmerksamkeit und das Nachdenken, aber ich
kann nicht sagen, dass er mich in solchen Rollen
eigentlich entzückt oder hingerissen hätte, wie
von weit weniger vollkommenen Schauspielern
geschehen ist. Daher würde er mir für die
Tragödie kaum eine poetische Stimmung geben
können."
In der Tat, das Gebiet der Tragödie blieb ihm
fremd und unerreichbar. Obwohl Iffland diese
seine Unfähigkeit erkannte, ließ ihn sein
Ehrgeiz nicht die Grenzen einhalten. Er strebte,
in der tragischen Darstellung etwas Neues und
Ungewöhnliches zu schaffen. Unverhältnismäßig
langes Auseinanderziehen der Verse, zahlreiche
künstliche Pausen, raffinierte Nuancen, neue
Akzente, die den Sinn der Situation störten,
Übertreibungen jeder Art waren die Mittel, zu
denen Iffland bei der Interpretation tragischer
Rollen, wie Wallenstein, Franz Moor, Shylock,
Teil u. a. griff.
Um zu verstehen, wie Iffland tragische Rollen
spielte, genügt es, einen kleinen Ausschnitt aus
der l o b e n d e n Kritik seiner Darstellung
des Shylock zu hören.
Der Kritiker ruft aus: „Eine durchweg
vortreffliche und glänzende Darstellung! Nicht
allein wieder die höchste Trefflichkeit in
Ausführung aller Nuancen der Rolle, in Benutzung
jedes Momentes, wo nur irgend etwas Bedeutendes
angebracht werden konnte; eine Kunst, in der
Herr Iffland ein so unübertrefflicher Meister
ist; das Trippeln im Kreise, Herumdrehen, wenn
er innerlich beunruhigt war, das windschiefe
Kompliment, das Zerknittern der Mütze im vierten
Akt . . . In der Szene mit seinem
Glaubensgenossen Tubal war er ganz Jude. Der
Versbau des Originals war ganz gestört und in
Prosa aufgelöst(!), aber dieser Auflösung
verdanken wir so viele humoristische Scherze, so
viel echt jüdische Worte und Wendungen(!), dass
wir darüber keineswegs rechten mögen." Iffland
hatte somit den Shylock in einen alltäglichen
Juden verwandelt unter reichster Anwendung aller
Details einer Gattungscharakteristik.
In der Rolle des Franz Moor bemühte sich Iffland
'das jugendliche, hemmungslose Draufgängertum
und die Verwegenheit, mit der Schiller diese
Gestalt ausstattete, zu mildern, versah sie mit
kalter, satanischer Berechnung und zeigte feine,
psychologische Nuancen. Damit erreichte lffland
auch hier wieder eine größere Lebendigkeit der
Gestalt auf Kosten ihrer tragischen Kraft.
Ifflands Spiel war in allen Details sehr fein
durchdacht. Eduard Devrient führt folgendes
Urteil eines zeitgenössischen Kritikers über
Ifflands Spiel an: „Jede seiner Stellungen ist
malerisch, jede Miene, jede Bewegung überdacht
und wahr. Nie entwischt ihm ein falscher Akzent,
nie übersieht er eine Nuance seines Charakters.
Er ist immer mit ganzer Seele bei seinem Spiele,
verliert nie den Faden seiner Rolle, und sein
Ausdruck ist der vollkommenste Kommentar dessen,
was er spricht. Auch herrscht durchaus eine
gewisse Ruhe und Würde in seinem Spiele, die ihn
selbst in leidenschaftlichen Szenen nicht
verlässt, und mit dem Zerfetzen der
Leidenschaft, worein gewisse Schauspieler ihre
Stärke setzen, einen auffallenden Kontrast
macht. Nur - darf ich es sagen -
scheint mir Iffland mit mehr Kunst als
Empfindung zu spielen und erregt daher mehr
Bewunderung als hinreißende Sympathie."
Während Schröder seine Rollen zwanglos und oft
sogar unbeachtet zu spielen begann und sie erst
allmählich steigerte, bemühte sich Iffland schon
bei seinem ersten Erscheinen auf der Bühne, auf
das Publikum eine starke Wirkung auszuüben.
Eduard Devrient ist sogar der Ansicht, dass
Iffland auf der Bühne mit allen Kräften danach
strebte, die Aufmerksamkeit des Publikums auf
sich zu konzentrieren und durch sein stummes
Spiel von seinen Partnern abzulenken. Der
Äußerung des damaligen Kritikers Böttiger kann
man entnehmen, dass Iffland jedes Mittel recht
war, wenn es nur das Publikum verblüffte. „Oft
lässt Iffland eine Stelle fallen, wo man
Nachdruck erwartet hätte und überrascht durch
Hervorhebung einer andern, die man ohne den
Lichtstrahl, den der Künstler darauf zu leiten
versteht, kaum im Halbdunkel erblickt haben
würde." Diese Züge schreibt Devrient Ifflands
schauspielerischem Ehrgeiz zu und seiner
Absicht, das durch seine Gastspiele ständig
wechselnde Publikum in Erstaunen zu versetzen.
Devrient sieht in Iffland den Beginn des für die
deutsche Bühne so verhängnisvollen
„Virtuosentums".
Wir sind der Meinung, dass die angeführten Züge
in Ifflands Spiel nicht so sehr ein Produkt
seines persönlichen Ehrgeizes, als vielmehr
Ausdruck eines bestimmten Stils sind. Seine
lebhafte Pantomime wird durch das Bestreben
eines ununterbrochenen Spiels, eines „Lebens in
der Gestalt" und durch seine Tendenz der
Feinheit darstellerischer Zeichnung
hervorgerufen. Dasselbe gilt auch von seinen
„Überraschungen", die von einigen Kritikern
verzeichnet werden, denn ein glücklich
gefundenes szenisches Detail ist immer
überraschend.
Die Kunst Ifflands war eine Entartung des von
Schröder geschaffenen Stils. Während Schröder
eine große Lebenswahrheit erreichte und sich in
seiner Kunst das Typische mit dem Individuellen
harmonisch verband, zeigte Ifflands Kunst die
Tendenz eines Absinkens zum Naturalismus. Wenn
es dazu selbst auch nicht gekommen war, so nur
deshalb, weil diese Tendenz noch durch die
Ästhetik der
Aufklärung mit ihrem Bestreben der „Veredlung"
der Bühnengestalt aufgefangen wurde. So war
Ifflands Stil letzthin eklektisch und
affektiert.
Kein europäischer Schauspieler hat ein so
reichhaltiges Bildmaterial über seine Arbeit
hinterlassen wie Iffland. Die Brüder Henschel
stellten rund 500 Zeichnungen und Kupferstiche
her, die Iffland in den verschiedensten Rollen
festhalten und seinen künstlerischen Stil
wunderbar demonstrieren.
Trotz alledem ist Ifflands Bedeutung in der
Geschichte der deutschen Schauspielkunst
gewaltig. In seiner ganzen Tätigkeit gab er das
Vorbild für eine durchdachte, analytische
Rollenarbeit, für die Wichtigkeit szenischer
Details und das Herausarbeiten eines
realistischen Äußeren. Seiner Kunst fehlten
jedoch die breiten Verallgemeinerungen, und
seine Bühnengestalten waren in ihrer ideellen
Zeichnung eingeengt. Aber das ist nicht seine
Schuld, sondern die Schuld seiner Epoche, deren
Geistesrichtung Iffland so klar widerspiegelt.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand sich die
Schauspielkunst in Deutschland ausschließlich
unter dem Einfluss der Iffland-Schule. Schiller
gibt in seinem Brief an Körner folgende
Charakteristik der künstlerischen Linie des
Berliner Theaters: „Die Unzelmann spielt diese
Rolle (Maria Stuart) mit Zartheit und großem
Verstand, ihre Deklamation ist schön und
sinnvoll, aber man möchte ihr noch etwas mehr
Schwung und einen mehr tragischen Stil wünschen.
Das Vorurteil des beliebten Natürlichen
beherrscht sie noch zu sehr, ihr Vortrag nähert
sich dem Konversationston, und alles wurde mir
zu wirklich in ihrem Munde; das ist I f f
l a n d s Schule, und es mag in Berlin
allgemeiner Ton sein."
Zitatende
S. Troizkij -`'Die Anfänge der realistischen
Schauspielkunst - 1949 -
Verlag Bruno Henschel und Sohn Berlin
|
 |
Der so genannte Iffland-Ring ist ein Schmuckstück, das nach der
Überlieferung vom jeweiligen Träger testamentarisch dem jeweils größten
Schauspieler deutscher Sprache vermacht werden soll.
Der bisherige Träger - Bruno Ganz - soll verfügt haben, dass nach seinem
Tod, Gert Voss den Ring hätte erhalten sollen. Da Voss aber am 13. Juli
2014 starb, muss nun eine Änderung des Testamentes erfolgen und Bruno
Ganz eine neue Festlegung treffen.
Was er auch tat, indem er den Ring Jens Harzer vermacht hat.
|
|