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... 22. Oktober
1811 geboren.
Er konnte sich nicht wehren - die Rechte waren abgelaufen, so war auch
den Nazis der Zugriff auf das Werk von Franz Liszt möglich.
Ab dem 22. Juni 1941 verwendete der Großdeutsche Rundfunk für
Informationen des Oberkommandos der Wehrmacht an die Bevölkerung einen
Teil der Schlusspassage der symphonischen Dichtung 'Les Préludes' für
die Sondermeldungen, die den Menschen bis 1945 suggerieren sollten, wie
ungeheuer erfolgreich die deutsche Wehrmacht den Krieg gegen Russland
gestaltete, der dann kläglich mit der Kapitulation am 8. Mai 1945
endete.
Nicht nur beim Rundfunk - der ja über den von Goebbels initiierten
'Volksempfänger' in allen Haushalten zu hören war, wurden 'Les Préludes'
dem Vorspann der deutschen Wochenschauen als zweites musikalisches Thema
unterlegt.
http://youtu.be/YhaExnS3O4U
Franz Liszt war schon durch sein Eintreten für Richard Wagner den Nazis
ein willkommener Träger von heroisierenden Einlassungen.
Immerhin war er es, der den 'Tannhäuser' in seiner Zeit als
musikalischer Leiter in Weimar aufführte, und brachte er doch am 28.
August, dem Tag an dem Goethe 1849 in Frankfurt am Main geboren wurde,
Richard Wagners 'Lohengrin' zur Uraufführung.
Die Berliner Hofoper hätte gerne Wagners Werke in den Spielplan genommen
- der 'Holländer' war eigentlich für dort vorgesehen, aber nach dem
Erfolg des 'Rienzi' 1842 in Dresden wollte die sächsische Hofoper 'den
ewigen Seefahrer' lieber erst bei sich sehen - aber der
Dichter-Komponist verlangte Franz Liszt als Dirigenten, worauf Botho von
Hülsen sich als Intendant nicht einlassen konnte. So dauerte es einige
Zeit, ehe Wagner in Berlin gespielt wurde.
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Wichtig ist der Schriftverkehr zwischen Wagner und Liszt.
Häufig werden Texte aus diesem, aus dem Zusammenhang gerissen,
wie es auch in Bezug auf das vielfach verwendete Zitat:
'Kinder, macht Neues'
geschieht.
So bezieht sich Wagner am 8. September 1852 im Schreiben an
Liszt ganz eindeutig auf Hector Berlioz, der jahrelang an seinem
’Benvenuto Cellini’ herumkorrigierte.
Es soll also heißen: ’Kinder, schafft neue Stücke!’
Dass Richard Wagner diese Aussage auf die Produktivität von
Librettisten und Komponisten bezieht und nicht auf das
Inszenesetzen von Stücken, zeigt auch sein Brief nur drei Monate
später an Ferdinand Heine, dass seine Stücke nur so zu geben
seien wie er sie sich gedacht habe.
Wer das nicht könne oder wolle, solle es bleiben lassen.
Er hätte sich diesen Hinweis vom Dezember 1852 an Heine mit
Sicherheit erspart, wäre er schon im Brief an Liszt vom
September 1852 anderer Meinung gewesen.
Benutzte man diese Passage losgelöst vom sonstigen Inhalt,
stellte man sich auf die gleiche Stufe mit heutigen 'Verfälschern',
die Texte nach Gutdünken in wechselnde Zusammenhänge bringen.
„Kinder, macht Neues! Neues! und abermals Neues! – hängt Ihr Euch an’s
Alte, so hat euch der Teufel der Inproduktivität, und Ihr seid die
traurigsten Künstler!“
Kein Satz Richard Wagners (er entstammt einem Brief vom 8. September
1852 an Franz Liszt in Weimar und richtet sich gegen Berlioz’ und Raffs
Praxis der Neubearbeitungen eigener Werke) wurde in den letzten
Jahrzehnten so sehr missbraucht wie dieser. So beispielsweise auch, um
immer irrwitzigere Wege der Opernregie zu legitimieren oder auch die
seit Wagners Tod zweifelhafte, mitunter politische Beschäftigung mit
seinem Denken und Schaffen.
http://schneider-musikbuch.de/pages/bakery/wagner-richard-bdquokinder-macht-neuesldquo-490.php
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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