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... 23. Mai 1887
Bismarck sah den Börsenkrach von 1873 vor sich, der den bis dahin
deutlichen Aufschwung der Wirtschaft plötzlich unterbrach.
Aktienkurse verfielen, Firmen gingen in Konkurs.
Der Glaube an das freie Spiel der Kräfte war deutlich erschüttert.
Hinzu kam das Aufflammen einer neuen Form des Antisemitismus, gebunden
an die Spekulationen der Juden an den Börsen.
Hier meinte Bismarck den einen Feind im Land zu erkennen, dem er die
Katholiken als zweite Gefahr hinzugesellte. Beides Minderheiten in einem
protestantischen Preußen.
Die Ressentiments gegen Juden und deren Aktivitäten hinderten Bismarck
nicht, Gerson Bleichröder mit der Verwaltung seines Vermögens betraut zu
halten.
Die Situation ähnelte der in Bayreuth von 1882 als Wager, der den Juden
grundsätzlich kritisch gegenüber stand, dann aber doch Hermann Levi, dem
Sohn eines Rabbiners, die Leitung der Uraufführung des 'Parsifal'
übertrug.
Die vor der Reichsgründung ins Leben gerufene Zentrumspartei war als
katholisch geprägter Agitationszirkel für Bismarck insofern gefährlich,
als Mitglieder und Wähler aus allen Schichten der Bevölkerung stammten.
Es standen sich hier also wieder einmal Katholiken und Protestanten
gegenüber.
Die katholisch geprägten Länder Polen, Österreich und Frankreich sowie
die bayerischen Partikularisten waren nach seiner Meinung 'Reichsfeinde'
des preußisch-protestantischen Kaisertums, die nach Meinung des
Reichskanzlers eine Bekämpfung der nationalen Einheit zum Ziel hatten.
Rudolph Virchow benutzte den Begriff 'Kulturkampf' anlässlich einer Rede
im Abgeordnetenhaus, er meinte damit die Schikanen, von Bismarck in die
Wege geleitet, das Vordringen der Katholiken im Regierungsapparat und
Institutionen des Staates und der Gesellschaft zu beschränken und zu
verhindern.
Zog sich diese Auseinandersetzung auch über lange Zeit hin und führte zu
Einschränkungen deren Möglichkeiten, so musste die katholische Kirche,
vertreten durch Papst Leo XIII., die Bismarckschen Vorgaben bestätigen,
dass der Staat für das Schließen von Ehen zuständig ist, dass Priester
sich in politischen Angelegenheiten neutral zu verhalten haben und dass
die Schulaufsicht nicht der Kirche zukommt.
Die später langsam aufgehobenen antikatholischen Gesetze brachten doch
keine Verbesserung des Klimas, die Stimmung zwischen Katholiken und
preußischem Staat blieb noch lange belastet.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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