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Man hatte wieder einen Blitzkrieg vorgesehen.
1939 war Polen in vier Wochen - vom 1. September bis zur
Kapitulation Warschaus am am 28. September 1939 - überrannt worden,
1940 folgte Frankreich in der Zeit vom 10. Mai bis zum
Waffenstillstand zwischen Deutschland und Frankreich am 22. Juni
1940.
So hatte man sich auch die Niederringung des Bolschewismus in der
Sowjetunion vom 22. Juni 1941 beginnend vorgestellt.
Hitler ging von vier Monaten Kriegsdauer, Goebbels von nur drei aus.
Man kam anfänglich wegen des Überraschungseffektes tatsächlich gut
voran.
Am 9.10.1941 erklärte der Reichspressechef Dr. Otto Dieterich vor
in- und ausländischen Pressevertretern in Berlin, dass mit der
Zerschlagung der Heeresgruppe Timotschenko die militärische
Entscheidung im Osten gefallen, Russland erledigt, der englische
Traum vom Zweifrontenkrieg endgültig ausgeträumt sei.
Hitler-Deutschland ging davon aus, dass Ende Oktober 1941 der
russische Widerstand zusammenbreche und alles gewonnen sei.
Käme es nicht dazu, würde man sich in der Heeresleitung schon etwas
einfallen lassen.
Dass aber der Sieg am Ende sicher sein werde, stehe außer Zweifel.
Wann und wie er errungen werde, liege in der Entscheidung des
'Führers'.
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Doch der Vormarsch geriet schon bald ins Stocken und der Krieg
gegen die Sowjetunion erfuhr eine entscheidende Verzögerung weil
die Kampfkraft der Russen von den Machthabern und den Militärs
völlig falsch eingeschätzt
wurde.
Der 'Führer' meinte, die Russen hätten nur 5.000 Panzer zur
Verfügung, während es in Wirklichkeit 20.000 waren und bei den
Flugzeugen stellte sich die Situation ähnlich dar. 10.000 hatte
man geschätzt, jedoch 20.000 hatten in Russland zur Verfügung
gestanden.
Bereits im August 1941 - also zwei Monate nach dem Überfall -
zeichnete sich somit ab, dass der Vormarsch sehr viel langsamer
vor sich gehen werde und man sich damit mit dem Winter
auseinandersetzten müsse.
Goebbels sprach deswegen - das Problem kommen sehend - schon im
Sommer 1941 mit der Generalität, man müsse eine Wollsammlung
einrichten, um den Soldaten winterfeste Kleidung zukommen zu
lassen. Jodl aber meinte, zu Weihnachten säße man in warmen
Zimmern in Leningrad oder Moskau.
Doch Ende November 1941 versanken die deutschen Truppen im
Schlamm der vom Regen und erstem Schnee aufgeweichten Böden, der
Vormach kam zum Erliegen, Tausende von deutschen Soldaten
erfroren danach in den Weiten Russlands als die Winterkälte über
das Land hereinbrach.
Erst am 21. Dezember 1940 begann eine Sammlung für das
Winterhilfswerk, um noch Soldaten und Betreuungspersonal zu
retten. Die Aktion lief bis in den Januar und tatsächlich kamen
hunderte von Kleidungsstücken zusammen, die dann an die Front
geschafft werden mussten, unter dem Aspekt, dass gleichzeitig
die Reichsbahn auch Transportmaterial für die Deportation von
Juden aus dem Reichsgebiet bereitzustellen hatte.
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Hitler ging zu dem Zeitpunkt davon aus, dass sich Japan in den
Krieg einbringen werde und von sich aus die Sowjetunion an deren
Ostseite angreife.
Tokio aber attackierte die USA, indem es den Stützpunkt Pearl
Harbor auf Hawai am 7. Dezember 1942 angriff.
Der 'Führer' meinte damit die Bindung Amerikas an den Pazifik
als gegeben ansehen zu können und erklärte seinerseits am 14. Dezember 1941 den USA
den Krieg, um die Transportwege der Amerikaner von den USA nach
England ungehindert abzuschneiden.
Stalin sah sich die Japaner im Pazifik engagieren, zog seine
Truppen aus dem östlichsten Teil Russlands ab und verlegte sie
an die deutsch-russische Front im Westen des Landes.
So kamen immer mehr frische, die Kälte des russischen Winters
gewohnte, Soldaten an die Westfront, so dass der Vormarsch der
Deutschen 30 km vor Moskau zum Erliegen kam.
Zum Jahreswechsel 1941 / 1942 war damit bereits klar, dass der
Krieg gegen Russland nicht mehr gewonnen werden konnte, zumal
auch noch die Folgen des Einmarschs der Italiener in
Abessinien, Kriegschauplätze in
Jugoslawien unf Griechenland mit
Kreta sowie
Nord-Afrika wie auch die
Besetzungen der Länder Norwegen, Dänemark, Holland, Belgien,
Luxemburg und Frankreich einkalkuliert werden mussten.
Und die Heimatfront musste mit Parolen aus dem
Reichspropagandaministerium - je nach Einschätzung des Dr.
Goebbels - beschwichtigt oder aufgestachelt werden.
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