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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Jahreswechsel 1941 / 1942

Scheitern

 
Man hatte wieder einen Blitzkrieg vorgesehen.
1939 war Polen in vier Wochen - vom 1. September bis zur Kapitulation Warschaus am am 28. September 1939 - überrannt worden, 1940 folgte Frankreich in der Zeit vom 10. Mai bis zum Waffenstillstand zwischen Deutschland und Frankreich am 22. Juni 1940.

So hatte man sich auch die Niederringung des Bolschewismus in der Sowjetunion vom 22. Juni 1941 beginnend vorgestellt.
Hitler ging von vier Monaten Kriegsdauer, Goebbels von nur drei aus.

Man kam anfänglich wegen des Überraschungseffektes tatsächlich gut voran.

Am 9.10.1941 erklärte der Reichspressechef Dr. Otto Dieterich vor in- und ausländischen Pressevertretern in Berlin, dass mit der Zerschlagung der Heeresgruppe Timoschenko die militärische Entscheidung im Osten gefallen, Russland erledigt, der englische Traum vom Zweifrontenkrieg endgültig ausgeträumt sei.

Hitler-Deutschland ging davon aus, dass Ende Oktober 1941 der russische Widerstand zusammenbreche und alles gewonnen sei.
Käme es nicht dazu, würde man sich in der Heeresleitung schon etwas einfallen lassen.
Dass aber der Sieg am Ende sicher sein werde, stehe außer Zweifel. Wann und wie er errungen werde, liege in der Entscheidung des 'Führers'.

 

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Doch der Vormarsch geriet schon bald ins Stocken und der Krieg gegen die Sowjetunion erfuhr eine entscheidende Verzögerung weil die Kampfkraft der Russen von den Machthabern und den Militärs völlig falsch eingeschätzt wurde.

Der 'Führer' meinte, die Russen hätten nur 5.000 Panzer zur Verfügung, während es in Wirklichkeit 20.000 waren und bei den Flugzeugen stellte sich die Situation ähnlich dar. 10.000 hatte man geschätzt, jedoch 20.000 hatten in Russland zur Verfügung gestanden.

Bereits im August 1941 - also zwei Monate nach dem Überfall - zeichnete sich somit ab, dass der Vormarsch sehr viel langsamer vor sich gehen werde und man sich damit mit dem Winter auseinandersetzten müsse.

Goebbels sprach deswegen - das Problem kommen sehend - schon im Sommer 1941 mit der Generalität, man müsse eine Wollsammlung einrichten, um den Soldaten winterfeste Kleidung zukommen zu lassen. Jodl aber meinte, zu Weihnachten säße man in warmen Zimmern in Leningrad oder Moskau.

Doch Ende November 1941 versanken die deutschen Truppen im Schlamm der vom Regen und erstem Schnee aufgeweichten Böden, der Vormach kam zum Erliegen, Tausende von deutschen Soldaten erfroren danach in den Weiten Russlands als die Winterkälte über das Land hereinbrach.

Erst am 21. Dezember 1940 begann eine Sammlung für das Winterhilfswerk, um noch Soldaten und Betreuungspersonal zu retten. Die Aktion lief bis in den Januar und tatsächlich kamen hunderte von Kleidungsstücken zusammen, die dann an die Front geschafft werden mussten, unter dem Aspekt, dass gleichzeitig die Reichsbahn auch Transportmaterial für die Deportation von Juden aus dem Reichsgebiet bereitzustellen hatte.

 

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Hitler ging zu dem Zeitpunkt davon aus, dass sich Japan in den Krieg einbringen werde und von sich aus die Sowjetunion an deren Ostseite angreife. 
Tokio aber attackierte die USA, indem es den Stützpunkt Pearl Harbor auf Hawai am 7. Dezember 1942 angriff.

Der 'Führer' meinte damit die Bindung Amerikas an den Pazifik als gegeben ansehen zu können und erklärte seinerseits am 14. Dezember 1941 den USA den Krieg, um die Transportwege der Amerikaner von den USA nach England ungehindert abzuschneiden.

Stalin sah sich die Japaner im Pazifik engagieren, zog seine Truppen aus dem östlichsten Teil Russlands ab und verlegte sie an die deutsch-russische Front im Westen des Landes.

So kamen immer mehr frische, die Kälte des russischen Winters gewohnte, Soldaten an die Westfront, so dass der Vormarsch der Deutschen 30 km vor Moskau zum Erliegen kam.

Zum Jahreswechsel 1941 / 1942 war damit bereits klar, dass der Krieg gegen Russland nicht mehr gewonnen werden konnte, zumal auch noch die Folgen des Einmarschs der Italiener in Abessinien, Kriegschauplätze in Jugoslawien unf Griechenland mit Kreta sowie Nord-Afrika wie auch die Besetzungen der Länder Norwegen, Dänemark, Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich einkalkuliert werden mussten.

Und die Heimatfront musste mit Parolen aus dem Reichspropagandaministerium - je nach Einschätzung des Dr. Goebbels - beschwichtigt oder aufgestachelt werden.

 

 

 

 

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Dieter Hansing