06.03.05


Action for 2010
 

 

Vorschau auf kultuRclub 2020 am 10.03.05

 

Offizielle Mitteilung des Büros 2010

"Regensburg.
Zwei der fünf Projektleiter in Sachen Regensburg 2010 Kulturhauptstadt Europas, Gabriele Lindinger und Karlheinz Schmid, werden am Donnerstag, 10. März 2005, 20 Uhr, im kultuRklub 2010, Tändlergasse 18, als Duo auftreten und ihre Strategien und Erfahrungen öffentlich machen. Titel der Veranstaltung: "(Zwischen-)Bilanz nach 109 Tagen".
"Dass wir für die Regensburger Bürgerinnen und Bürger möglichst viel Transparenz aufkommen lassen", erläutert Gabriele Lindinger, "ist ungeheuer wichtig, um letztlich die ganze Stadt einzubinden, wenn es um Europa geht." Und Karlheinz Schmid ergänzt: "Wir können unsere Aufgabe in diesem Bewerbungsverfahren nur erfüllen, wenn wir es schaffen, unsere Begeisterung auf Regensburg zu übertragen. Nach notwendigen überregionalen PR-Maßnahmen sind nun heimische Aktivitäten angesagt."
Dabei spiele es keine Rolle, wie die Kultusministerkonferenz in Berlin aufgrund der Jury-Empfehlung entscheide. Denn letztlich habe Regensburg in jedem Fall gewonnen. "Sensationell, wie intensiv hier in den vergangenen Monaten über Kultur diskutiert wurde", bilanziert das Regensburger Kunstvermittler-Paar."


 

 

In Verbindung mit der Einladung zum 10.03.05 geben wir die Aussagen vom

   

Bayerischen Fernsehen und Rundfunk

http://www.br-online.de/kultur-szene/thema/kulturhauptstadt-2010/regensburg.xml

zur Kenntnis.
 

Valentinstag: Regensburger Luftnummer

Am Donnerstag servierte Christoph Schlingensief "Kunst und Gemüse" nach Regensburger Art. Das schmeckte der Stadt nicht richtig. Deshalb gab es am Valentinstag deftige Regensburger Würstchen - 2010-fach per Hubschrauber über den neun Konkurrenten um den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2010 abgeworfen.

Die Luftbrücke versorgte punkt 12.00 Uhr die Städte Braunschweig, Bremen, Essen, Halle, Görlitz, Karlsruhe, Kassel, Lübeck und Potsdam mit Regensburgern, Senf und Brezen. Auch eine kleine Broschüre über Regensburg war eingetütet. "Das ist ein Überraschungsangriff aus liebenswürdiger Freudschaft", sagte Regensburgs Oberbürgermeister Hans Schaidinger.

Offensichtlich soll diese Wurst-Luftnummer möglichst schnell die Schlingensief-Luftnummer vom Donnerstag vergessen machen. Offiziell heißt es zwar nach wie vor: Die Gala in Berlin war ein voller Erfolg, da sie Regensburg ins Gespräch gebracht hat. Die meisten Besucher aus Regensburg hat sie aber doch vor den Kopf gestoßen.
Und jetzt wird's inoffiziell: Laut einem Zeitungsbericht haben Vertreter der Stadt nach der Generalprobe sogar überlegt, die Gala abzusagen.

Quelle: Bayern 1 - Treffpunkt Ostbayern

Offensichtlich soll diese Wurst-Luftnummer möglichst schnell die Schlingensief-Luftnummer vom Donnerstag vergessen machen. Offiziell heißt es zwar nach wie vor: Die Gala in Berlin war ein voller Erfolg, da sie Regensburg ins Gespräch gebracht hat. Die meisten Besucher aus Regensburg hat sie aber doch vor den Kopf gestoßen.
Und jetzt wird's inoffiziell: Laut einem Zeitungsbericht haben Vertreter der Stadt nach der Generalprobe sogar überlegt, die Gala abzusagen.

Quelle: Bayern 1 - Treffpunkt Ostbayern

 

Schlingensief - der Retter von Regensburg 2010

Schlecht verheilte Wunden erneut aufreißen, damit sie im zweiten Anlauf schnell und narbenlos zuwachsen. Falls Regensburg einen derartigen Heilungsprozess von Christoph Schlingensiefs "Keine Chance Regensburg" an der Berliner Volksbühne erwartet hat, war der Abend ein Volltreffer. "Die haben hier ein Begräbnis erster Klasse bestellt - und das haben sie bekommen", sagte ein Theaterbesucher in der Bayern2Radio kulturWelt.

"Keine Chance Regensburg" prangte in riesigen Lettern am Rosa-Luxemburg-Platz. Auf der Bühne hämmerte ein Bischof im goldenen Gewand auf grüne Plastikfrösche ein. Eine Anspielung auf den Regensburger Eklat um einen Laubfrosch am Kruzifix. Die Kirche hatte deshalb vorübergehend den Kulturhauptstadt-Job der Regensburger Domspatzen gekündigt. Oberbürgermeister Hans Schaidinger sagte: "Mir hat das missfallen." Denn eigentlich war der Streit schon unter den Teppich gekehrt worden.

In Berlin sangen nur Domspatzen-Doubles. Auch eine falsche Fürstin Gloria war zu sehen. In einer Video-Einspielung sprang ein Asylbewerber von einer Brücke in die Donau. Die Blaskapelle Menzel tanzte, Zwölfton-Musik spielend, um eine nackte Frau. Wie schon im Schlingensief-Stück "Kunst und Gemüse", auf dem die Regensburg-Gala basiert, verfolgt eine ALS-Patientin das Geschehen auf der Bühne. Die Botschaft: Regensburg sollte lieber 200.000 Euro an von der Nervenkrankheit Betroffene spenden, als sie in eine sinnlose Bewerbung zu investieren.

Zitat

"Wir haben gezeigt, dass wir unter den Bewerbern die Stadt sind, die sich etwas traut und die sich nicht nur lackiert präsentiert."
Hans Schaidinger, Oberbürgermeister von Regensburg

Und schon kommt ein Bergarbeiter-Chor auf die Bühne, der "Essen für alle" einfordert. Schlingensief - aus familiären Gründen nicht selbst anwesend - ließ eine Erklärung verlesen, wonach er als "Kind des Ruhrgebiets" die Bewerbung von Essen unterstütze. Eine Schauspielerin verlas eine angebliche Erklärung der Stadt Regensburg: Man ziehe die "dilettantische Bewerbung" zurück, alles sei bloß eine "Provinzposse". Das Ziel, überregional Schlagzeilen zu machen, ist erreicht. Und wieder einmal gilt das alte Werber-Motto: Auch schlechte PR ist gute PR.

Quelle: kulturWelt


Frosch-Kruzifix: Spatzen trällern wieder

Regensburg setzt alles daran, 2010 Europäische Kulturhauptstadt zu werden. Doch zwischen den Jahren schwammen die Felle davon. Der Streit um ein provokatives Frosch-Kruzifix hatte ungeahnte Folgen: Die Domspatzen waren plötzlich keine Kulturhauptstadt-Botschafter mehr. Doch jetzt singen die Spatzen wieder für Regensburg. Ein klärendes Gespräch zwischen Stadt und Kirche konnte die Wogen glätten.

Regensburgs 2010-Projektbegleiter Veit Loers wollte provozieren, als er auf der Veranstaltung "kultuRklub 2010" einen knallgrünen Plastik-Laubfrosch, der an ein Holz-Jesuskreuz genagelt ist, präsentierte. Eine Darstellung, die religiöse Gefühle verletzt - das sagte Generalvikar Wilhelm Gegenfurter im Bayerischen Rundfunk. Die katholische Kirche wollte die Bewerbung Regensburgs nicht mehr unterstützen, bevor Oberbürgermeister Hans Schaidinger sich eindeutig von der Kruzifix-Aktion distanziert. Schaidinger hat bereits einen versöhnlichen Brief an den Bischof geschrieben. Aber der ging der Kirche nicht weit genug.

 Die Konsequenz: Regensburg stand vorübergehend ohne seine wichtigsten Kulturhauptstadt-Botschafter da, die Regensburger Domspatzen. Bis zu einem Versöhnungsgespräch, bei dem Loers sich dafür entschuldigte, religiöse Gefühle verletzt zu haben. Schaidinger hat Generalvikar Gegenfurter, den evangelischen Regionalbischof Hans-Martin Weiss und Dekan Gottfried Schoenauer an einen Tisch gebeten. Bischof Gerhard Ludwig Müller war auf Pastoralreise. Der Frosch-Eklat ist vom Tisch - und die Domspatzen singen wieder für ihre Stadt.

Das Schlingensief-Problem

Offen ist allerdings noch die Rechnung mit Christoph Schlingensief. Regensburg hat versucht, ihn als Werbeträger einzuspannen. Die Stadt geht davon aus, dass er ein Stück über Regensburg zugesagt hat. Es soll einmalig an der Berliner Volksbühne zu sehen sein. Schlingensief sagte zu diesem Coup in Bayern2Radio: "Es gibt kein Theaterprojekt über Regensburg. Wie auch - ich kenne Regensburg überhaupt nicht." Wenig später ruderte er aber zurück: Der Theatermacher will sein Stück "Kunst und Gemüse" mit Regensburg-Bezügen spicken. Ein eigenes Theaterstück sei aber nicht drin, sagte er im DeutschlandRadio. Eigentlich sollte ein klärendes Gespräch in Berlin die Wogen glätten. Der Bayerische Rundfunk erfuhr am Dienstag jedoch vom Regensburger Kulturhauptstadt-Büro, dass Schlingensief den Termin kurzfristig abgesagt hat. Quelle: BR-Korrespondenten
 

   


Und die Nürnberger Nachrichten schrieben am 12.2.05 unter dem Titel 'Links unten'


"Ein wirklich inneres Bedürfnis ist es uns Oberpfälzern nicht, dass Regensburg 2010 Kulturhauptstadt Europas wird. Schon deshalb, weil wir nicht wissen, zu was das gut sein soll. was wir an unserer Bezirkshauptstadt mögen, das zählt sowieso nicht für diesen nebulösen Titel. wir lieben das Flair der uralten verwinkelten Stadt, die Regensburger in Gestalt von winzigen Würstln auf Sauerkraut in der Wurstkuchl und das eiskalte Kneitinger, das die Bedienungen in Drahtkörben durchs Wirtshaus schleppen.
Und die Kultur? Generationen von Schülern sind ins Stadt-Theater getrieben worden. Nicht ganz unwillig, weil wir uns nach dem ersten Akt durch die Hintertür in eben jenen Kneitinger schräg gegenüber verdrücken konnten.
Ein andres Regensburg, das der Frosch-Kreuziger, hat sich nun in Berlin vorgestellt - "und sich von Schlingensief verarschen lassen und dafür auch noch bezahlt", schreibt der NN-Korrespondent in Berlin, Harald Baumer. Das mache Regensburg sympatisch. Da ist er höflich, das meint er nicht im Ernst, unser Harry aus Neumarkt. Nicht nur bei uns macht man sich so nämlich zum Deppen." -heb -

 

 

DH