
Zur Meinungsfreiheit westlicher
Gesellschaften
zählt
das Recht
zur missverständlichen Überzeichnung.
- 04.01.2010
- dradio.de -

Thema
des Tages |
Giacomo Puccini
Manon Lescaut
'Die Gregor-Horres-Manon-Story'
unter Benutzung der Komposition
des Herrn Puccini
und der Texte von Luigi Illica, Domenico Oliva, Marco
Praga, Ruggero Leoncavallo, Giuseppe Giacosa, Giacomo Puccini
und Giulio Ricordi
"Frau Lescaut geht mit ihrem Bruder
in einen Puff
und wird dort erschossen!"
Das Stück hätte kaum länger dauern dürfen,
denn sonst wäre Abbruch
mittendrin aktuell geworden.
Giacomo Puccini
Manon Lescaut
'Ach, dieser
kalte Reichtum
hier'
Repertoirevorstellung
12.10.2008
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Announcement
Theater
Regensburg
Lyrisches Drama in vier Akten
Text nach Abbé Prévost von Luigi Illica, Domenico Oliva, Marco Praga, Ruggero Leoncavallo,
Giuseppe Giacosa, Giacomo Puccini und Giulio Ricordi
Musik von Giacomo Puccini (1858-1924)
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Musikalische Leitung: Alexander Livenson
Inszenierung: Gregor Horres
Bühne und Kostüme: Frank Lichtenberg
Mit überraschender Skrupellosigkeit versteht es die junge Manon Lescaut, ihre Ziele durchzusetzen, aber das mindert ihren Reiz weder für ihre Liebhaber noch für den Komponisten. Leidenschaftliches Gefühl, starke Kontraste, ein ganz und gar unsentimentaler Blick auf Menschen aus Fleisch und Blut, auf ihre Schwächen, aber auch auf ihr Leiden an Willkür und sozialer Unterdrückung – in seiner Oper gelingt Puccini ein faszinierendes Spektrum an Farben und Stimmungen. Die junge hübsche Manon, die ihren Geliebten Des Grieux ohne zu zögern verlässt, um mit dem betuchten, wenngleich ungeliebten Geronte zu leben, verfügt über einen so ausgeprägten Hang zu luxuriöser Zerstreuung, dass sie ihrer Lust am Vergnügen ihr persönliches Glück, am Ende sogar ihr Leben opfert. Denn obwohl sie sich entschließt, zu Des Grieux zurückzukehren, will sie die beruhigende Sicherheit materiellen Wohlstands nicht missen. Hätte sie darauf verzichtet, ihren Schmuck zusammenzupacken, als die Polizei auf Veranlassung Gerontes vor ihrer Tür erschien, wäre sie der Verhaftung und anschließenden Deportierung möglicherweise entgangen. Doch so endet sie mit Des Grieux in einer endlosen Wüste Amerikas.
Puccini musste sich vor allem an Jules Massenets „Manon“ messen lassen und war bei der Arbeit mit seinen zahlreichen Librettisten bestrebt, möglichst keine Parallelen zu Massenet erkennbar werden zu lassen. Puccini selbst schrieb: „Massenets Musik wird eben französisch empfunden sein – Puderquaste und Menuett –, die meine italienisch – Leidenschaft und Verzweiflung.“ Leidenschaft und Verzweiflung, aber auch eine gehörige Portion Realismus haben aus dem Stoff die Geschichte einer eigenwilligen Frau von starker Anziehungskraft gemacht, keiner Heldin, aber eines „Mädchens mit Herz“.
Besetzung 12.10.2008 |
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Manon Lescaut |
Katharina E. Leitgeb |
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Lescaut, ihr Bruder |
Seymur Karimov |
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Chevalier Renato Des Grieux, Student |
Enrico Lee |
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Geronte de Ravoir |
Sung-Heon Ha |
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Edmond, Student |
Dae Young Kwon |
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Der Wirt / Kapitän (Detektiv) |
Martin-Jan Nijhof |
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Ein Musiker (Sängerin) |
Anna Peshes |
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Ein Ballettmeister (Barkeeper) |
Michael Berner |
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Tänzer |
Mirko Lodderstedt |
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Lampenanzünder (Freier) |
Michael Berner |
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Sergeant (Joe) |
Steffen Köllner |
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1. Akt
Was soll man
hier sagen, was
erwartet man bei
Ziffer 15?*
Bei Puccini
steht 'con
grazia' und
'piano'.
Der arme Des
Grieux, hält die
Stimme fest,
drückt auf die
Kehle, statt
frei strömen zu
lassen, damit
diese Stelle den
erforderlichen
Charme und
Schmelz bekommt,
so hört man
schon auf dem
hohen G die
langsame
Schaukel.
Er hat
zweifellos
schöne Anlagen,
hier aber sind
wieder die
Lehrer zu
kreuzigen, die
Falsches
beigebracht
haben, er rettet
sich in
mezzoforte bis
forte, damit
einheitlich und
langweilig.
Dabei ist
Puccini der
Komponist, der
am
differenziertesten
seine
Anweisungen in
Bezug auf
Dynamik und
Agogik notiert
hat. Nur Des
Grieux folgt
ihnen aufgrund
seiner
Gesangs-Technik
nicht.
Oper ist nicht
nur laut -
vielleicht sagt
ihm das mal
einer vom
Regensburger
Theater.
Hier ist
besonders der
musikalische
Oberleiter und
damit Vertreter
der Stadt nach
außen gefragt,
der nicht das
singen lässt,
was in der
Partitur
vorgegeben ist.
Besonders
auffallend ab
Nr. 34 - der
Komponist
schreibt eine
Steigerung vom
piano zum forte
über 14 Takte
vor - gesungen
wird durchgängig
ohne
Veränderungen.
Individualität
ist in Regenburg
nicht gefragt -
Hauptsache: es
findet statt und
es kann
gepinselt
werden.
Auffallend an
diesem
Nachmittag unter
der
musikalischen
Leitung von
Herrn Livenson,
wie aufmerksam
das Orchester
ist, auf der
Stuhlkante sitzt
und dem
Dirigenten
folgt.
Trimmt aber
einer alles nur
auf ‘peng’,
wird eine
’Gigli-Phrasierung’
so nicht möglich
sein.
Wie man dagegen
eine Phrase aus
dem piano zum
forte aufbaut,
zeigt der Chor -
das ist doch
wohl das
Spannende an der
Musik - um dem
Publikum nicht
nur Einheitsbrei
vorzusetzen.
Geradezu
erstaunlich sind
die stimmlichen
Qualitäten von
Geronte und
Lescaut - aber
warum auch im
parlando mit
voller Stimme
(‘Eine
Kleinigkeit muss
ich noch ordnen
im Haus’), durch
dieses
Nichtdifferenzieren,
nimmt sich der
Sänger die
Möglichkeit,
damit im arioso
wirklich zu
glänzen. Es ist
nicht sinnvoll,
immer und bei
jeder
Gelegenheit,
'das Stimme
zeigen’ zu
praktizieren.
Bei 57
leuchtend, rund
und stabil das
hohe ‘B’ bei
Manon und Des
Grieux, warum
aber merkt man
nichts von dem
aus dem piano
entstehenden
crescendo, das
ein neues Tempo
hineinführt.
Bei dieser Manon
kann man sich an
den hohen Tönen
wirklich
erfreuen, sie
differenziert,
legt die Phrasen
musikalisch gut
an - dagegen der
Tenor, er ist
wirklich nicht
unmusikalisch,
er gibt sich
viel Mühe, aber
es wird alles
monochrom,
dadurch wird es
für ihn
stimmlich und
für das Publikum
belastend, ihm
zu folgen.
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Szenisch - wir
sehen ja die
Oper 'Manon' von
Gregor Horres,
unter Benutzung
der Texte von
Luigi Illica,
Domenico Oliva,
Marco Praga,
Ruggero
Leoncavallo,
Giuseppe Giacosa,
Giacomo Puccini
und Giulio
Ricordi mit der
Musik von
Giacomo Puccini
- wird nicht
dargestellt,
dass Manon ihren
Charakter, unter
dem Aspekt Geld
zu haben, völlig
verändert hat,
das Personal -
hier eigentlich
den
Perückenmacher -
schikaniert - in
Regensburg sie
aber sich selbst
beschimpft, weil
für den
vorgegebenen
Text niemand da
ist.
Als Ausgleich
für den
szenischen Unfug
von Regisseur
Horres kann sich
der Hörer am
perfekten
Flötenkonzert,
2. Akt, Nr. 1
erfreuen.
Bei Nr. 4 klingt
der Lescaut mit
seiner
zweifellos sehr
reizvoll
timbrierten
Stimme, im
Stimmsitz noch
unentschlossen.
Den Körper nach
unten hin
mitklingen
lassen!
Das gäbe der
Stimme mehr
Süffigkeit - was
auch bei einem
schlankem Körper
sehr wohl
möglich ist,
erinnert sei an
Siepi. - Hierfür
gibt es Übungen!
Außerdem viel
Zeit zum tiefen
Atemholen nehmen
und den Tonstrom
in die Kuppel
fließen lassen -
das erfordert
aber das Ruhen
in sich, runter
mit dem Atem -
der Sänger wird
von Livenson
auch nicht
gedrängelt -
also kein
Anlass, sich
selber zu hetzen
und den Ton über
den langen Hals
‘zu rufen’.
In der
entspannten Lage
hört man das
außerordentlich
schöne Timbre.
Das nun in aller
Ruhe in die hohe
Lage mitnehmen.
Das wäre es
dann!
Ganz wunderbar -
alles das
ausgeführt, was
Puccini sich
wünschte - die
Nr. 6 - eine
kurze
Atemknappheit
nach dem hohen
‘B’ - da könnte
sich Manon etwas
mehr Zeit lassen
- aber sonst,
alles
gleichbleibende
Tonschönheit.
Eigentlich den
ganzen Abend,
elektrisierend
das
Livenson-Dirigat
- das Orchester
zeigt alle
Finessen
präzise.
Nr. 9 mit einem
schwingenden,
klingenden hohen
Manon-‘C’.
Lesaut scheint
sich stimmlich
hier jetzt
gefunden zu
haben. Der
Anschluss der
Manon, (ist’s
wahr, dass
dieses Kleid mir
so wundervoll
steht')
stimmlich saftig
ausgeprägt neben
Lescaut’s sonor
vorgetragenen
Komplimenten.
Nr. 11 Wohlklang
par excellence,
die Chordamen
mit der
‘Sängerin’ -
eine delikate
Episode - bei
der Qualität
bedauert man,
dass die Szene
so kurz ist -
man hört allen
gern zu und im
Falle der
Solistin kann
man verstehen,
dass sie sich
die
‘Wozzeck-Marie’
verkneifen wird.
Bei Nr. 14 - die
ganze Zartheit
eines niedlichen
Tenor-Buffos -
ein strahlendes,
rundes-schärfeloses
hohes Manon-‘H’
in Nr. 17 - die
Triller gehen
ihr leicht ‘von
der Hand’.
Aufblühend,
vollmundig Nr.
22 mit einem
üppigen hohen
Manon-‘C’.
Was will der
Komponist uns
nur mit dem
nachfolgenden
Unisono der
Streicher sagen?
Ein
wohl-klingendes
Manon-‘Ces’ in
Nr. 28, die
seitens Puccini
nicht unbedingt
zu den stärksten
Passagen gehört.
Die Nr. 29 - 36
- das
rauschhafte
Liebesduett
gestalten Manon
und Des Grieux
mit Kraft und
Verve - bis
hinauf auf ein
sieghaftes hohes
‘B’ für beide.
Warum nur
schiebt der
Tenor am Ende
des Duettes ein
crescendo nach,
während Puccini
drei- und
vierfaches
pianissiomo
diminuendo
vorgibt. Meint
er, man hörte
ihn nicht mehr.
Er hat doch
vorher das piano
- warum sollte
es dann später
nicht
funktionieren.?
Nr. 40 -
Untadelig der
Geronte, ein
gesunder, sauber
geführter, gut
sitzender Bass -
auch die hohen
Töne in Gänze
rund und im
Timbre.
Nr. 43 Die Des
Grieux Klage -
eine Phrase 'con
intensa passione'
- ein bisher
unterdrückter,
nun
ausgesprochener
heftiger
Vorwurf. Geld
und Schmuck sind
Manon wichtiger
als seine Liebe.
Die Gedanken
‘sag was soll
werden aus mir’
- müssten mit
drei 'ppp' 'con
profondo
abbattimento' -
eben verhauchend
gesungen werden.
Seine Angst,
diese
mitzufühlen
fällt dem
Publikum schwer.
Dann wieder sein
hohes ‘H’ - alle
Stentortöne hat
er.
Das Finale 2.
Akt.
Die
Livenson’sche
Orchesterleitung
- faszinierend,
mitreißend.
Dieses Orchester
hier mit einer
bestechenden
Attacke, den
Applaus
herausfordernd.
Das
Zwischenspiel
wird sicher bei
mehr Routine
auch noch
abgestufter
zwischen piani
und forte
klingen.
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3. Akt, Nr. 9
vom Orchester
hingezaubert.
In Nr. 22
problemlos das
Manon-’C’
während ihres
Klagegesanges.
In Nr. 27 wie
auch im 4. Akt
kann Des Grieux
wieder alles
zeigen wie ein
Koreaner sich
die Oper
vorstellt - vor
allem die
italienische -
hoch und laut -
hier allerdings
auch als forte
vorgegeben.
Die hohen Töne,
spät am Ende der
Oper, sind eine
Herausforderung
und sie wird
gemeistert.
Dass dem
Regensburger
Publikum eine so
respektable
Leistung als
Repertoirevorstellung
geboten wird,
ist dem
Orchester, dem
Dirigenten, den
Solisten und dem
Chor zu danken.
Das Publikum
schließe die
Augen
bestmöglich,
schaue nicht auf
die Bühne und
nicht auf die
eingeblendeten
Texte. Da
optisch nichts
Stückgerechtes
geboten wird,
verlange es die
Hälfte des
Eintrittsgeldes
zurück.
Nach den
Internet-Vorgaben
des Theaters
Regensburg:
'Doch
so endet sie mit
Des Grieux in
einer endlosen
Wüste Amerikas'.
und auch gemäß
dem Text ((‘vor
Durst muss ich
vergehen, gib
mir zu trinken’)
..... (‘kein
Tropfen,
garnichts - nur
dürre Flächen,
nirgendwo ist
Wasser’)), endet
das Stück in der
Wüste, die dann
allerdings in
Regensburg
realiter ein
Puff ist, wo
jedoch
massenhaft
Flüssigkeit in
Flaschen
herumsteht, die
aber für Des
Grieux nicht
erreichbar ist,
da ihm Regisseur
Horres unter
Zustimmung des
Regensburger
Theaterdirektors
wohl die
Kreditkarte
nicht mitgab und
Des Grieux sich
nun nicht traut,
einfach so die
Manon zu laben -
nicht einmal mit
einem ‘Noagerl’.
Wieder einmal
ein typischer
Fehleinsatz der
Göhring’schen
Übertitelungsanlage.
Aber die
Musik-Dramaturgie
bringt ja nicht
einmal eine
Übereinstimmung
zwischen
Übertitel und
Bühnengeschehen
zustande.
Da dies nicht
zum ersten Mal
geschieht, muss
unterstellt
werden, man geht
bei diesem
städtischen
Betrieb davon
aus, für die
doofen
Regensburger
reicht’s doch!
Wie meinte ein
Stadtrat diese
Woche:
’Das Haus wird
dilettantisch
geführt!'
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*Klavierauszug
Ricordi |
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Thema des Tages:
01. Januar
'Der
fliegende Holländer'
... am 02. Januar 1843 uraufgeführt
'Rienzi' war gerade im Herbst 1842 zu einen
sensationellen Erfolg für den aus Frankreich nach
Dresden zurückgekehrten Richard Wagner geworden. Die
sächsische Hofoper wollte auch den 'Holländer' für sich
haben und ihn nicht Berlin überlassen - er kam nach
Dresden - und
viel durch.
Nur vier Aufführungen gab es, dann verschwand das Werk
zunächst einmal von der Bühne in Dresden.
Das Publikum war überfordert - hatte es sich beim 'Rienzi'
der ganzen Opulenz eine quasi Meyerbeer-Oper mit realem
Hintergrund der Story hingeben können, war nun alles
reduziert auf ein paar Figuren, die nicht einmal
'greifbar' waren.
Heine hatte die Vorlage geliefert, die sturmumtoste Schiffsreise
der Wagners aus
Riga nach London tat das Ihrige.
Es war eine der Schauergeschichten, die man sich damals
so in der Gartenlaube erzählte - Richard Wagner machte
daraus - im Stile der Zeit - eine romantischen Oper.
War er beim 'Rienzi' noch dem Schema verhaftet,
lyrischer Sopran plus Hosenrolle, so begann beim
'Holländer' das Weib der Zukunft zu wirken, die Frau,
die zur Erlösung des Mannes auf die Welt gekommen war,
die durch oder für die Leiden des Mannes starb und diese
Aufgabe auch zu erfüllen hatte.
Der Senta, die hier den 'Holländer' zu erlösen hatte,
folgten die 'Tannhäuser Elisabeth', die Sieglinde, die
Brünnhilde, die Isolde und die Kundry.
Die erste Senta sang die vom Meister so verehrte
Wilhelmine Schröder-Devrient, die auch als Adriano im 'Rienzi'
auf der Bühne stand, die Venus im 'Tannhäuser' folgte -
zur Ortrud kam es nicht mehr, da der 'Lohengrin' in
Dresden wegen der Beteiligung Richard Wagners an den
revolutionären Aufständen von 1849 nicht mehr an der
sächsischen Hofoper zur Uraufführung kam.
Produktionen vom 'Holländer' geraten in der heutigen
Zeit mehr und mehr zu Persiflagen und reduzieren das
Frühwerk zum Sandkastenspiel für Unreife zu Lasten der
Steuerzahler - meist auch noch gefördert durch Zuspruch
der RW-Vereine.
Hier besonders durch die Ehrenvorsitzende des RW-Vereins
Hannover.
Nach eigener Aussage liebt sie ja 'modische
Inszenierungen'.
Zu diesen dürfte ja auch ganz aktuell
'Der Freischütz' an der
Nds. Staatsoper gehören.
Thema_des_Tages_02._Januar_1843_-_2012
Kritik_'Der_fliegende_Hollaender''_DO_Berlin.htm
Kritik_'Der_fliegende_Hollaender'_-_oder_'Mary_und_das_Putzgeschwader'_Theater_Regensburg.htm
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Essen_-_
oder_'Die_Irre_von_Sandwike'.htm
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'.htm
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Freiburg_-_oder_'Senta_oder_ein_Puppenheim'.htm
Bemerkungen zu
'Der_fliegende_Hollaender'_auf_der_'Buehne_fuer_Oberfranken'


Thema
des Tages |
02.
Januar'Der
fliegende Holländer'
Produktionen vom 'Holländer' geraten in der heutigen
Zeit mehr und mehr zu Persiflagen und reduzieren das
Frühwerk zum Sandkastenspiel für Unreife zu Lasten der
Steuerzahler - meist auch noch gefördert durch Zuspruch
der Richard Wagner-Vereine.
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Thema des Tages:
01. Januar
Wilhelm Canaris
Unmittelbar vor
den Toren Regensburgs - im Lager Flossenbürg - starb er vier Wochen vor
Ende des Krieges,
hingerichtet von Nazi-Schergen.
Er wurde am 01. Januar 1887 in Aplerbeck bei Dortmund geboren,
trat 1904 in die Reichsmarine ein, nahm 1914 am Falklandkrieg teil, floh
aus dem chilenischen Internierungslager und war ab 1916
für den deutschen Geheimdienst in Spanien tätig.
Die Verträge von Versailles, die Weimarer Republik, den Kommunismus
lehnt er ab und wurde damit für die Nazis interessant.
1935 wurde er Chef der Abwehr, stand aber seit der Sudetenkrise Hitler
ablehnend gegenüber und suchte Kontakte zur Opposition um Ludwig Beck
und Franz Halder.
Die zeitweise freundschaftliche Beziehung zu Heydrich bewahrte ihn und
seine Mitarbeiter solange vor Kontrollen durch die Gestapo,
bis einige seiner Agenten zu den Briten überliefen.
Im Februar 1944 musste er daher sein Amt aufgeben. Mit seinem engsten
Mitarbeiter Hans Oster, der wiederum mit Dohnányi im Widerstand tätig
war, wurde er im Sommer 1944 inhaftiert.
Canaris, Oster und Bonhoeffer wurden am 8. April 1945 in einem
Standgerichtsverfahren zum Tode verurteilt und am 9. April 1944 in
Flossenbürg gehängt.
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Thema des Tages
Jahreswechsel 1944
/ 1945
Das Jahr, in dem der Zweite Weltkrieg zu Ende
ging.
Die Alliierten hatten sich nach dem 8. Mai 1945 die Mühe gemacht,
die Nazi-Verbrechen durch ein Tribunal aufzuarbeiten.
Damit wolle man auch vermeiden, es könnte der Eindruck entstehen, es
werde irgendetwas unter den Teppich gekehrt.
Die Hauptverbrecher waren schon im Herbst des Jahres zum Tode verurteilt
und hingerichtet worden.
Der Sprecher von Dr. Goebbels, Hans Fritsche,
erhielt eine Strafe von 10 Jahren Arbeitslager.
Der Leibfotograf von Adolf Hitler, Heinrich Hoffmann,
wurde mit der gleichen Strafe belegt.

Thema des Tages:
Mahnung zur Einhaltung der Reparationsverpflichtungen
.... am 30. Dezember 1923.
Das Komitee zur Überwachung der vorgegebenen Reparationen aus dem
verlorenen Ersten Weltkrieg stellte fest, dass Rückstände bei Holz- und
Kohlelieferungen zu verzeichnen waren. Daraufhin setzten französische
und belgische Truppen über den Rhein ins Ruhrgebiet.
Damit wollte der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré die
deutsche Westgrenze nach Osten verschieben, was einen Sturm der
Entrüstung auslöste.
Die Bewohner - ob Nationalisten oder Kommunisten - begingen gemeinsam
Anschläge auf Einrichtungen und Personen der Besatzung.
Die Reichsregierung forderte die deutsche Bevölkerung zum passivem
Widerstand auf, was dazu führte, dass die Besatzungsmacht über 100.000
Bürger in das nicht besetzte deutsche Gebiet nach Osten abschob.
Auf seinen Reisen durch das Rheinland im Rahmen seiner Unterstützung der
pro nationalistischen Bewegung geriet Goebbels in den ersten 1920ger
Jahren immer wieder in Zugriffe der fremden Truppen. Die Bevölkerung sei
durch die Besatzung politisch stumpfsinnig geworden, mit ihr sei nicht
mehr viel Rares anzufangen.
Ereignisse wie die mit einem belgischen Polizeimeister, der mit zwei
Frauenzimmern in einem guten Hotel in Mönchen-Gladbach eine 'große
Rechnung' machte und nicht bezahlen wollte, wurde von einem Gast
ermahnt, der belgische Polizeimeister schlug dem Mann eine Reitpeitsche
ins Gesicht, kurz darauf wurde der Mann wegen 'Beleidigung der
Besatzungstruppen' verhaftet, schürten den Hass, der mühsam unter einem
Deckel gehalten werden musste und letztlich zur Entwicklung von
Strömungen führte, die im von Nazideutschland angezettelten Zweiten
Weltkrieg endeten.
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Thema des Tages:
Käthe Dorsch
.... am 29. Dezember 1890
geboren.
Das liebliche Örtchen
Neumarkt in der Oberpfalz - 20 Eisenbahn-Minuten von Nürnberg und 40
Minuten von Regensburg, dort wo auch der Hitler-Vertraute Dietrich
Eckart zur Welt kam - war der Geburtsort der großen Schauspielerin.
Sie war die Tochter eines Lebkuchenbäckerehepaares, das von Neumarkt
nach Nürnberg umzog und so den Weg der Tochter in den Extrachor der
dortigen Städtischen Bühnen ermöglichte.
Als Operettensoubrette wurde sie 1909 nach Mainz und 1913 nach Berlin
engagiert, doch bereits 1919 wechselte sie ins Schauspiel und hatte als
'Görings Leutnantsliebe' eine Affäre mit dem späteren
'Reichsjägermeister'.
Sie entzückte mit Lachkoloraturen, wie auch mit dem Ausdruck tiefsten
Schmerzes in Volksstücken das Publikum. Alfred Kerr schrieb über sie
keine Kritiken, sondern Liebesbriefe.
Sie machte sich an der Volksbühne, dem Deutschen Theater, dem
Staatstheater Berlin und dem Burgtheater einen Namen mit Gretchen, 1922;
A. Schnitzlers Christine, 1922; Nora, 1923; Rose Bernd, 1928; Maria
Stuart, 1933; Candida, 1936), mit Madame Sans-Gêne (1922) und der
Kameliendame (1937), sang die Friederike (1928) und die Fanny Elßler
(1934),
Sie war Shakespeares Kätchen (1933), die Iphigenie (1935), Gräfin Orsina
(1937), F. Brückners Elisabeth (1953), Ch. Frys Gräfin Ostenburg (1955)
und auch in den Mütterrollen Frau John, 1932; Helene Alving, 1942;
Mutter Wolffen.
Als Straßendirne hatte sie 1920 in 'Die Flamme' einen Sensationserfolg,
Alfred Kerr bezeichnete sie als Volksgestalt, die von der Tiefe komme,
keine Furcht vor Rohheit habe.
Zuckmayer sagte, dass von ihr alles ausgehe, war ihm für seine
Menschengestalten auf einer Bühne vorschwebte.
Anfang der 1930-Jahre lud sie prominente Juden zu sich zu einer
'wichtigen Besprechung'. Sie warnte, es könne ganz schnell gehen, dass
die Nazis an die Macht kämen. Man solle sich schnell ins Ausland
absetzen, denn Schlimmes stünde den Juden bevor.
Goebbels schrieb in sein Tagebuch, der Film 'Mutterliebe'
mit Käthe
Dorsch sei ein ganz großer Wurf.
Sie pflegte Kontakte zu Nazigrößen und nutze - wie Emmy Sonnemann -
diese, Juden zu helfen, erhielt 1936 von Jugendfreund Göring den Titel
'Staatsschauspielerin' und stand auf der Gottbegnadetenliste.
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Damals in Regensburg
28.12.2004
Der Bischof von Regensburg zu 2010
Der Bischof von Regensburg teilt mit .....
'Primitive und beleidigende
Darstellung des christlichen Glaubens'
Regensburg 28.12.2004 (pdr)
Gegen die öffentliche Beleidigung
des Glaubens im Zusammenhang mit der Bewerbung der Stadt Regensburg
als Kulturhauptstadt 2010 hat sich Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller
in einem Schreiben an Oberbürgermeister Hans Schaidinger gewandt.
Der von der Stadt engagierte Projektbegleiter Dr. Veit Loers hatte
im Regensburger kultuRklub gefordert, man solle "mehr
Risikobereitschaft und Mut zur Provokation" zeigen.
Als Beispiel
nannte er unter anderem die Darstellung eines grünen Frosches am
Kreuz.
"Gegen diese primitive und beleidigende Darstellung des christlichen
Glaubens protestiere ich aufs Schärfste", so Generalvikar Dr.
Wilhelm Gegenfurtner in einer ersten Reaktion.
"Zu recht hat der
Oberbürgermeister letzte Woche mit den 'Regensburger Domspatzen' als
'Botschafter' für die Bewerbung bei Bundespräsident Horst Köhler
geworben und auf die 1000-jährige Tradition und christliche
Verwurzelung der Stadt hingewiesen?
Es könne daher nicht sein, dass
eine solche Entgleisung zugelassen werde.
"Sollte die Stadt Regensburg solche Beleidigungen der großen
christlichen Mehrheit der Regensburger Bevölkerung gestatten und
Darstellungen wie ein grüner Frosch am Kreuz zu einem offiziellen
Werbeattribut werden, kann die katholischen Kirche von Regensburg
die Bewerbung als Kulturhauptstadt nicht weiter unterstützen", so
Generalvikar Dr. Gegenfurtner.
"Wir erwarten eine deutliche
Distanzierung der Verantwortlichen zu einem solchen beschämenden
Vorgehen."
Pressestelle BO Regensburg
Dienstag, 28. Dezember 2004, 08:35
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Damals in Regensburg
28.12.2004
'Schlingensief und 2010'
Ausgerechnet er, den Regensburgern
seit seiner 'Wagner-Tour' auf Neupfarrplatz, in Gesandtenstraße und
Leerem Beutel in unerfreulicher Erinnerung, soll nun die maßgebliche
2010-Präsentation Regensburgs in Berlin in die Hand nehmen.
Er schreibt ein Stück, das Regensburg und 'Mythos Bayern' auf die
Bühne, mit Filmmaterial angereichert, am 10.2.05 in Berlin auf Frank
Castorf's 'Volksbühne' in Bevölkerung und Medien tragen soll.
Er habe ja nun in Bayreuth 'Parsifal' inszeniert und sei dadurch
wohl prädestiniert, für Regensburgs 2010-Bewerbung einzutreten.
Furoregarantie ?
Wie wird darauf Regensburg reagieren, das gerade an der
'Entgleisung' von Dr. Loers zu kauen hat, er, der Kippenbergers
'Frosch am Kreuz', der gerade in München für negative Schlagzeilen
und das Einschreiten des OB von München sorgte, als notwendige
Kunst-Provokation vorstellte.
Die Reaktionen des Bischofs von Regensburg und des evangelischen
Dekanats sind überdeutlich, dass man unter dem Aspekt einer
Beleidigung der Christen in der Regensburger Bevölkerung überlege,
sich am Projekt 2010 nicht mehr zu beteiligen.
Jetzt können sich OB Schaidinger und 2010-Fünferrat nur noch auf
Schlingensief stützen.
Regensburg ahnt das Ende mit Schrecken.
DH
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Damals in Regensburg
28.12.2004
'Ausgerechnet Schlingensief'
Pressekonferenz der Stadt Regensburg
(Auszüge)
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28.12.04 |
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Die Stadt hatte geladen, um den Medien
und damit der Öffentlichkeit mitzuteilen, was die
Kulturhauptstadtprotagonisten der Stadt Regensburg in der nächsten
Zeit - für die verbleibenden 1 1/2 Monate - geplant haben. Gezielt
werde in Richtung Berlin, weil dort die Musik spiele, aber auch die
Regensburger sollen nicht leer ausgehen. Für Februar sei hier Etwas
geplant, über das man noch nicht reden könne.
Damit liegen sämtliche Beteuerungen der Stadt, es gäbe in Zukunft
gegenüber der Bevölkerung keine Geheimniskrämerei mehr schon wieder
ad acta.
Es könne dafür aber heute vorgestellt werden, was für die
abschließende Präsentation am 10.02.05 in Berlin vorgesehen sei.
Nach den Präsentationen in der Bayerischen Vertretung und dem
Konzert der Regensburger Domspatzen in der St.Hedwigs-Kathedrale in
Berlin solle noch über eine andere 'location' Regensburg mit seiner
Bewerbung 2010 in die Welt getragen werden.
Ausersehen sei hierfür Frank Castorf's 'Volkbühne' am
Rosa-Luxemburg-Platz, die nach Meinung von OB Schaidinger einen
gewissen Kultstatus habe und kein geringerer als Christoph
Schlingensief solle ein Stück über Regensburg schreiben, für die
Besetzung sorgen und selber inszenieren. Schlingensief sei gewählt
worden, da es - der nach Meinung Schaidingers - ein guter Name sei
und aufhorchen machen wird.
Man sei auf diese Lösung gekommen, da - nach Meinung des
'Fünferrates' bisheriges in der Vergangenheit - so auch das Konzert
der Domspatzen, obwohl sie auch Musik des 20. Jahrhunderts gesungen
haben - andocke und man jetzt einen starken Sprung machen müsse,
eine Brücke zu schlagen zur Gegenwart. Und Christoph Schlingensief,
ein Mann des Film, des Theaters und der Bildenden Kunst - erscheine
dem 'Fünferrat' als eine ideale Figur,
um die Gegenwart in Regensburg zu verankern.
Karlheinz Schmid:
Schlingensief wird nicht ein Stück projizieren, sondern er will ein
Stück entwickeln aus Regensburg, aus der bayerischen Geschichte
heraus, d.h. es ist eine Auseinandersetzung mit dem Mythos Bayern,
ganz bewusst der Versuch, sich auf ein Land einzulassen, das nun
auch voller Klischees steckt, wie wir wissen, auch auf eine Region,
auf eine Stadt sich einzulassen, die er kennt, er war also
wiederholt in Regensburg, die ihm aber natürlich als Außenstehenden
nicht so vertraut ist, wie uns, die wir hier leben. Schlingensief
will versuchen - zum Teil auch mit Filmmaterial, das in den nächsten
Wochen in Regensburg noch hergestellt wird - eine Inszenierung zu
machen, die zu einer hohen Dichte, zu einer hohen Bilderdichte
führen wird d. h. also das Schauspiel auf der Bühne wird noch einmal
überlagert von Filmen, von Filmmaterial, ebenfalls in Regensburg
produziert, so dass wir also ein Werk erhalten werden, das natürlich
sich nicht annähernd mit dem vergleichen lässt, was in Bayreuth von
ihm inszeniert wurde, ich sage Stichwort 'Parsifal', sondern es geht
nur um die Technik, die sich in gewisser Weise auch bei unserem
Stück Regensburg zeigen wird. Es gibt einen Arbeitstitel, der heißt
typisch Schlingensief: 'Mir san mir', also er gibt damit natürlich
durchaus ein ...
Einwurf
OB Schaidinger:
.. das kann auch missverstanden werden könnte, sollte es aber nicht.
Karlheinz Schmid:
... er gibt damit natürlich eine Denkrichtung vor, also ich denke
das passt ganz gut zusammen, der selbstbewusste Schlingensief auf
der einen Seite, andererseits eine Stadt wie Regensburg, die ja
nun auch in den Wettbewerb recht mutig hinein gegangen ist und die
auch zunehmend in den letzten Wochen - haben wir es ja gemerkt -
guten Grund hatte, sich stolz darzustellen, denn wir haben ja auch
viele Reaktionen in der Projektleitung erhalten und haben erfahren,
dass es die richtige Entscheidung war, diese Aufgabe anzunehmen und
wir alle wissen natürlich - sowohl Herr Schlingensief, als auch wir
in der Projektleitung gegen das Zeitproblem ankämpfen, denn die Jury
taucht im Februar bereits in Regensburg auf - wie Sie wissen - und
insofern haben wir natürlich alle jetzt ein großes Problem zu
meistern.
Schlingensief - wie gesagt, ich würde Ihnen schon gerne mehr
verraten - ist aber - hat sich aber im Moment zurück gezogen, ist im
Moment intensiv damit beschäftigt, das Stück zu schreiben d.h. es
gibt keinen Text dafür - kann Ihnen leider nichts zukommen lassen -
es wird aber eine Auseinandersetzung eben mit Regensburg sein, es
wird nicht nur affimativer Art sein, das ist auch klar, wir haben
ihn ja nicht mit diesem Auftragswerk versorgt, indem wir gesagt
haben, wir hätten jetzt gerne eine möglichst polierte Darstellung
von Regensburg, da werden sicherlich auch ein paar kritische
Seitenhiebe sein, da wird auch das ein oder andere Augenzwinkern von
Schlingensief wohl eingesetzt werden, denke ich, aber ich glaube,
eine Stadt, die Kulturhauptstadt Europas sein will, die muss das
ertragen, die muss das aushalten, die muss damit umgehen können, das
ist ja eben auch diese Portion Humor, die der Veit Loers besonders
immer wieder einfordert, die heute in der Kultur mehr denn je
erforderlich ist bei all dieser Ernsthaftigkeit, die wir da finden.
Ich denke dass der Schlingensief auch deshalb, der richtige ist,
weil er sofort instinktiv verstanden hat, was wir meinen, als Gabi
Lindinger und ich auf ihn zukamen. Er hat nämlich gesagt, wir setzen
das auf einer Drehbühne um. Das kam ganz spontan und ganz schnell,
er sagte nämlich, nachdem wir gesagt haben, Regensburg verstehen wir
als Drehscheibe in Richtung Mittel- und Osteuropa, kam von ihm sehr
schnell der Nachklatsch, das setzen wir auf einer Drehbühne um.
Das finde ich eigentlich sehr schön, als direkte Bildübersetzung,
hat natürlich eben auch dazu geführt, der Oberbürgermeister sagte es
ja wohl bereits, dass wir eben nicht in die bayerische Vertretung
gehen konnten, denn dort die Drehbühne aufzubauen, was man ja
durchaus machen kann aus technischen Gründen wärs ja keine
Schwierigkeit, würde aber bedeuten, wir würden die ganze Bayerische
Botschaft mit der Drehbühne bereits füllen und hätten keinen Platz
für Zuschauer. Insofern war es natürlich naheliegend zu sagen, wir
müssen ein Theater in Berlin nehmen und möglichst eben auch eins zu
nehmen, das bereits über diese Drehbühne verfügt.
Schlingensief ist seit 1996
Hausregisseur in der Volksbühne, d.h. er kennt da jeden Scheinwerfer
und das ist natürlich ein großer Vorteil, den wir jetzt nutzen
müssen. Gerade hat Frau Lindinger tagelang in Berlin
herumtelefoniert, alle Theater durchtelefoniert, weil wir versucht
haben einen anderen Ort zu finden, das bisschen mit Herrn Moosburger
auch zu tun, der nun auch ein Projekt in Vorbereitung hat, das dann
auch Anfang Februar in Berlin vorgestellt werden soll und wir
wollten gerne andocken, wollten das an einem Tag haben, aber das
ließ sich so nicht realisieren, eben weil am 3. Februar - das war
der zunächst geplante Termin - eben die Volkbühne frei war das ist
bereits bereits eine andere Premiere an dem Tag und insofern kamen
wir auf den 10. Februar.
Gut. Im Moment - wie gesagt - kann man zum Inhalt noch nicht viel
sagen Schlingensief, als dass wir sagen können, Schlingensief setzt
sich also mit dem Mythos Bayern auseinander, wird stark auf
Regensburg reagieren, wird ein Stück schreiben, das mit unserer
Stadtgeschichte zu tun hat, das eben auch bis in unmittelbare
Gegenwart hineingehen soll und es soll auch, soviel kann man auch
sagen, nicht frei sein jetzt von persönlichen Beobachtungen.
Schlingensief möchte sich selber einbringen, wie er es ja nun ganz
oft bei seinen Filmen und auch seinen Theaterstücken macht - es soll
schon auch das unmittelbar von ihm selbst Erlebte oder Empfundene
sein, das sich in dem Stück dann äußert, also es ist keine pure
Umsetzung von Stadtgeschichte oder von Persönlichkeiten, die wir
hier in dieser Stadt finden, gleichwohl hat er den Oberbürgermeister
eingeladen, in seinem Stück als Schauspieler aufzutreten. Also Hans
Schaidinger wird uns in diesem Stück - wenn alles gut geht - auf der
Bühne begegnen.
Einwurf OB Schaidinger:
Ich hab' aber die Rolle noch nicht gesehen.
(Allgemein schallendes Gelächter - vornehmlich von Gabriele Lindinger)
DH - nach Stenogramm
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Thema des Tages:
Aufhebung der Karlsbader Beschlüsse
.... am 28. Dezember 1831.
Restriktionen waren im Rahmen der Karlsbader
Beschlüsse
vom 6. bis 31. August 1819 nach dem Mord am Dichter August
von Kotzebue am 23. März 1819 umgesetzt worden, Basis hierfür waren die
Bestrebungen, die alten Strukturen vor den Veränderungen durch Napoleon
wieder einzuführen und diese nicht durch liberale Umtriebe in Frage zu
stellen..
Dazu gehörte die Zensur, so dass Meinungsäußerungen in Print-Medien
kontrolliert wurden. Dazu gehörten auch literarische Werke, die auf den
Bühnen gezeigt werden sollten.
Das Großherzogtum Baden hob die Beschlüsse des Treffens von Karlsbad
auf, so dass Verhinderungen von liberalen Entwicklungen innerhalb des
Deutschen Bundes nicht mehr uneingeschränkt durchgesetzt werden konnten.
Allerdings musste Baden die Regelungen auf Druck Österreichs und
Preußens wieder einführen, nachdem die Auswirkungen des Hambacher Festes
vom Mai 1932 deutlich wurden.

Thema des Tages:
Marlene Dietrich
.... am 27. Dezember 1901 geboren.
Es war 'Der Blaue Engel', der ihren
Weltruhm begründete.
Goebbels hätte sie gerne aus den USA zurückgeholt - sie aber hielt an
der neuen Heimat fest - bekam 1939 einen amerikanischen Pass und
machte während des Krieges Truppenbetreuung für die US-Soldaten.
Ihr Besuch in der Bundesrepublik war 1960 überschattet von Vorwürfen,
sie habe ihr Heimatland durch das Fernbleiben im Dritten Reich verraten.
Sie wurde von einem Ei, das ein Zuschauer auf sie warf, getroffen,
darauf meinte
sie, vor einem Deutschen habe sie keine Angst, eher davor, die Flecke
aus ihrem Abendmantel nicht mehr herauszubekommen.
Thea Dorn - 'Marleni'
Zwei Männer - zwei
Diven
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Gisela Uhlen und Gisela Mai, zwei große
Damen des deutschen Theaters und Films schmachten,
schmeicheln, schnurren auf CD Marlene Dietrich und Leni
Riefenstahl.
Und im Regensburger Turmtheater?
Sie gurren kaum, sie schnurren kaum, sie murren kaum,
sondern Christian Hettkamp und Jens Schnarre schmettern
lauthals in einer szenischen Fassung Thea Dorns Text ins
Publikum.
Hat die beiden talentierten niemand kontrolliert und
gebremst?
Voller Saft und Kraft, ohne das, was zwischen den Zeilen
steht, rezitieren die beiden an den gemeinten zwei
Neunzigjährigen vorbei.
Zu zügig wird der Text absolviert.
Ganz selten gelingen leise, atemlose Töne.
Warum haben die beiden nicht mehr in die eingespielten
Tondokumente hineingehört, oder wollte man unbedingt
Männer in den Rollen der beiden Legenden heraushängen
lassen?

Sollte es auf keinen Fall
Travestie werden?
Eine alte Frau nur über die Modulation der Stimme
darzustellen, ist doch schon eine lmprovisationsübung
bei der Aufnahmeprüfung an einer Hochschule.
Hettkamp gelingen noch am ehesten die zickigen,
hysterischen Töne der Riefenstahl.
Schnarre ist zwar von der Tongebung eher die Dietrich,
aber es fehlt das von der alten Diva bekannte Geraune.
Wollte man nicht imitieren?
Ein Konzept ist nicht erkennbar.
(Dieter Hansing)
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Thema des Tages:
Tod eines Oberpfälzer
... am 26. Dezember 1923.
Hatte sich Dietrich Eckart zu viel vorgenommen, immerhin war er als der
in Neumarkt in der Oberpfalz geborene Advokatensohn seit Dezember 1918
Herausgeber der Zeitschrift 'Auf gut deutsch' in der die Vertreter des
Völkischen ihren Judenhass und die dererseits als notwendig erachtete
Verhinderung des jüdischen Weltbeherrschungsstrebens auf die Menschheit
losließen.
Als Mittler trat er auch beim Kauf des 'Völkischen Beobachters' für die
NSDAP auf, die Gelder hierfür erhielt er von der Reichswehr.
In diesem Blatt hatte er die Ermordung von Mathias Erzberger - dem
Unterzeichner des Waffenstillstandsabkommens mit Frankreich nach dem
ersten Weltkrieg - begrüßt, was zum Verbot des Nationalsozialistischen
Organs führte, was wiederum von der Bayerischen Staatsregierung als
'Einmischung in die innerbayerischen Angelegenheiten' zurückgewiesen
wurde.
Hitler widmete ihm die heutige Waldbühne als 'Dietrich-Eckart-Bühne'
anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin.

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Thema des Tages:
Alfred Kerr
... am 25. Dezember 1876
geboren.
Er war der schärfste Kritiker des Berliner Tagblatts, er entschied, wer,
mit was, in welcher Rolle, in welchem Stück, mit welcher Darstellung
Möglichkeiten hatte und befand sich oft in einer gegensätzlichen
Position zu Herbert Ihring.
Über Zuckmayers Theaterdebut schrieb er, der werde 'niemals einen auf
der Bühne sprechbaren Satz hervorbringen'.
Zuckmayer selber bezeichnete Kerr als einen Scharfschützen, der über Tod
und Leben eines Dramatikers entscheide.
Er nannte Brecht ein 'zusammenhangloses Kleintalent'.
Kerrs Ablehnung gegenüber Brecht ging dann soweit, dass er eine
Plagiatsdiskussion auslöste.
Der Text der 'Dreigroschenoper' beinhalte Originaltexte von François
Villon. Der Übersetzer werde aber nicht genannt.
Brecht konterte, er habe tatsächlich 25 Texte der insgesamt 625 Verse
des Stückes verwendet - er habe aber vergessen, den Übersetzer Karl
Anton Klammer anzugeben und im Übrigen erkläre er das mit seiner
grundsätzlichen Laxheit in Fragen geistigen Eigentums.
Als Brecht allerdings 1942 feststellen musste, dass eine gemeinsam mit
Elisabeth Bergner entwickelte Story hinter seinem Rücken an ein
Filmstudio für 35.000 Dollar verkauft worden war, fand er das
ehrenrührig.
Max Brod führte aus, in seinen Kritiken fälle Kerr ebenso viele
Fehlurteile wie Karl Kraus.
Die Flucht ging als Jude bereits am 15. Februar 1933, also unmittelbar
nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933, über Prag, Wien, Zürich
nach Paris.
Ab 1935 lebte er in London und war für die BBC tätig, agitierte per
Radio gegen Nazi-Deutschland.
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Um 'Missverständnisse' zu
vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer
voll bezahlter Eintrittskarten aus dem freien Verkauf
verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner
Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte
auch Überspitztes und Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt
nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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